Verfassungsgerichtsbarkeit, Verfassungsprozessrecht und Pluralismus
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Verfassungsgerichtsbarkeit, Verfassungsprozessrecht und Pluralismus
Zugleich ein Beitrag zu Peter Häberles Theorie der Verfassungsgerichtsbarkeit als gesellschaftliche Funktion und des Verfassungsprozessrechts als Pluralismus- und Partizipationsrecht
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1331
(2016)
Additional Information
Book Details
Pricing
About The Author
Jorge Luis Vásquez Léon, 1998–2003 Studium der Rechtswissenschaften und politischen Wissenschaften an der staatlichen höheren Universität von San Marcos, 2005 Erlangung des beruflichen Titels als Rechtsanwalt, seit 2005: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am peruanischen Verfassungsgericht, 2005–2006 Magisterstudium an der katholischen Universität von Peru, 2016 Promotion an der Universität Hamburg.Abstract
»Constitutional Adjudication, Constitutional Procedural Law and Pluralism«The German Constitutional Court is, primarily, a social-related tribunal. It is a tribunal for the citizen provided it works to establish and maintain the fundamental consensus of civil society. In that sense, one can say that the Court is increasingly less a state court and has become gradually a factor of social integration. In this, the constitutional procedural law, given as a right of participation and pluralism, plays a decisive role.Das BVerfG ist ein gesellschaftliches bzw. bürgerliches Verfassungsgericht. Denn es wirkt nicht nur auf den Staat, sondern zunehmend auf die Zivilgesellschaft. Damit stiftet bzw. erhält das BVerfG den gesellschaftlichen Grundkonsens. Es pluralisiert das verfassungsrechtliche System sowohl in staatsrechtlicher als auch gesellschaftlicher Hinsicht. Dabei spielt das Verfassungsprozessrecht eine entscheidende Rolle. Ein formalistisches Verfassungsprozessrecht wäre weder in der Lage, die Verfassung der Öffentlichkeit zu erklären, noch könnte es die gesellschaftliche Funktion des BVerfG zur Entfaltung bringen; dieses Ziel wird nur durch ein Verfassungsprozessrecht als Pluralismus- und Partizipationsrecht erreicht.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
A. Einleitung | 19 | ||
I. Peter Häberle – ein lebender Klassiker der deutschen Verfassungs- und Staatsrechtslehre | 19 | ||
II. Ziel und Gang der Untersuchung | 21 | ||
B. Die Wurzeln von Häberles Verfassungstheorie | 23 | ||
I. Das Frühwerk Häberles | 23 | ||
1. Institutionelles Verständnis der Grundrechte | 23 | ||
2. Öffentliches Interesse als juristisches Problem | 25 | ||
3. Verfassungsrechtsprechung als Gemeinwohljudikatur | 26 | ||
4. Verfassung des Pluralismus – Verfassung als öffentlicher Prozess | 28 | ||
5. Verfassungslehre als Kulturwissenschaft – Verfassung als Kultur | 29 | ||
II. Zwischenergebnis | 32 | ||
C. Der gemischte Verfassungsbegriff | 33 | ||
I. Verfassung des Pluralismus | 33 | ||
1. Kultur | 33 | ||
2. Pluralismus (Offenheit) | 34 | ||
II. Dimensionen der Verfassung des Pluralismus | 35 | ||
1. Verfassung des Pluralismus als rechtliche Grundordnung von Staat und Gesellschaft | 35 | ||
2. Verfassung des Pluralismus als offene und öffentliche Grundordnung | 37 | ||
3. Verfassung des Pluralismus als „lebende“ rechtliche Grundordnung | 37 | ||
4. Verfassung des Pluralismus als „Raum“ für Konsens und Dissens | 38 | ||
5. Verfassung des Pluralismus als Vertrag | 39 | ||
III. Kritiken an der Verfassung des Pluralismus | 41 | ||
1. Verliert die Verfassung ihren normativen Charakter? | 41 | ||
2. Die Verfassung als „bloßes Echo“ des gesellschaftlichen Wandels? | 42 | ||
3. Totalitäre Demokratie? | 43 | ||
IV. Zwischenergebnis | 44 | ||
D. Verfassungsgerichtsbarkeit im Kern des Rechts und der Politik | 45 | ||
I. Verfassungsgerichtsbarkeit und Politik | 45 | ||
1. Recht und Politik | 45 | ||
a) Dichotomie von Recht und Politik | 46 | ||
b) Institutionelle Trennung von Recht und Politik | 49 | ||
c) Primat des Rechts über die Politik | 50 | ||
d) Primat der Politik über das Recht | 50 | ||
e) Innerer Widerspruch zwischen Recht und Politik | 51 | ||
2. Häberles These – Recht und Politik als Teilfunktionen des ganzen res publica | 52 | ||
a) Politikbegriff | 52 | ||
b) Recht und Politik nach Häberle | 56 | ||
II. Verfassungsrecht als politisches Recht | 58 | ||
1. Der staatsrechtliche Positivismus | 58 | ||
2. G. Jellineks Theorie | 60 | ||
3. Staatsrechtslehre und Politik | 61 | ||
4. Auffassung Häberles: Verfassungsrecht „führt eine politische Existenz“ | 65 | ||
III. Zum Begriff der Verfassungsgerichtsbarkeit | 69 | ||
1. Staats- und Verfassungsgerichtsbarkeit | 69 | ||
2. Formelle und materielle Verfassungsgerichtsbarkeit | 71 | ||
a) Formelle und materielle Deutung der Rechtsprechung | 71 | ||
b) Verfassungsgerichtsbarkeit in formellem und materiellem Sinn | 74 | ||
IV. Verfassungsstreitigkeiten als politische Konflikte | 76 | ||
1. These der rein juristischen Natur der Verfassungsstreitigkeit | 77 | ||
2. These der politisch-juristischen Natur der Verfassungsstreitigkeit | 79 | ||
3. Politische Fragen und Verfassungsstreitigkeiten | 80 | ||
4. Häberle'sche Ansicht der Verfassungsstreitigkeiten | 83 | ||
a) Begriff der Verfassungsstreitigkeiten | 83 | ||
b) Political-question-Doktrin und self-restraint | 83 | ||
V. Zwischenergebnis | 85 | ||
E. Verfassungsgerichtsbarkeit im Spannungsfeld des Staats und der Gesellschaft | 86 | ||
I. Staat und Gesellschaft | 86 | ||
1. Allgemeines | 86 | ||
2. Verhältnis zwischen Staat und Gesellschaft | 87 | ||
a) These des Dualismus | 87 | ||
b) These der Unterscheidung | 89 | ||
c) Die politische Gemeinwesenslehre | 90 | ||
3. Staat und Gesellschaft in Häberles Denken | 91 | ||
a) Die Kritik an der Identitäts-, Dualismus- und Unterscheidungstheorie | 92 | ||
b) Republikanische Bereichtrias als Häberle'sche Alternative der Antinomie Staat – Gesellschaft | 93 | ||
II. Funktionen der Verfassungsgerichtsbarkeit im Rahmen des Pluralismus | 97 | ||
1. Verfassungsgerichtsbarkeit und Zivilgesellschaft | 97 | ||
a) Verfassungsgerichtsbarkeit als „gesellschaftliches Gericht“ | 97 | ||
b) Verfassungsgerichtsbarkeit als „Beteiligte am Gesellschaftsvertrag“ | 99 | ||
c) Verfassungsgerichtsbarkeit und Verfassung als Generationsvertrag | 101 | ||
2. Verfassungsgerichtsbarkeit und Gemeinwohl | 101 | ||
a) Das Gemeinwohl nach der Theorie Häberles | 101 | ||
aa) Republikanische Idee des Gemeinwohls | 102 | ||
bb) Gemeinwohl und staatliche Funktionen | 103 | ||
(1) Gemeinwohlfunktion der Gesetzgebung | 103 | ||
(2) Gemeinwohlfunktion der Exekutive | 104 | ||
(3) Gemeinwohlfunktion der Rechtsprechung | 104 | ||
b) Das BVerfG als Gemeinwohljudikatur | 105 | ||
aa) Gemeinwohljudikatur und ihr Häberle'scher Sinn | 105 | ||
bb) Deutung und Konkretisierung des Gemeinwohls | 106 | ||
(1) Gemeinwohl als Interpretationsgegenstand | 107 | ||
(2) Gemeinwohl als Auslegungshilfe | 107 | ||
c) Gemeinwohl und prätorisches Verhalten des BVerfG | 108 | ||
III. Verfassungsgerichtsbarkeit und Gewaltenteilungsprinzip | 109 | ||
1. Gewaltenteilungsprinzip im Verfassungsstaat | 109 | ||
2. Theorien des Verhältnisses Verfassungsgerichtsbarkeit – Gewaltenteilungsgrundsatz | 109 | ||
a) Verfassungsgerichtsbarkeit als Durchbrechung des Gewaltenteilungsprinzips | 109 | ||
b) Verfassungsgerichtsbarkeit als Auflösung des Gewaltenteilungsprinzips | 110 | ||
c) Gewaltenteilungsprinzip als Wurzel der Verfassungsgerichtsbarkeit | 111 | ||
d) Gewaltenteilungsgrundsatz als Grenze der Verfassungsgerichtsbarkeit | 112 | ||
3. Gewaltenteilung und Verfassungsgerichtsbarkeit in Häberles Denken | 113 | ||
a) Begriff und Erscheinungsformen | 113 | ||
b) Verfassungsgerichtsbarkeit: Teil und Garant der Gewaltenteilung | 114 | ||
IV. BVerfG, politischer Prozess, Verfassungspolitik und Kulturpolitik | 116 | ||
1. BVerfG als politische Kraft | 116 | ||
a) Begriff politischer Prozess | 116 | ||
b) Das BVerfG und der politische Prozess | 118 | ||
c) Grenzen der Partizipation des BVerfG im politischen Handeln | 119 | ||
2. BVerfG und Verfassungspolitik | 121 | ||
a) Häberle'scher Begriff der Verfassungspolitik | 121 | ||
b) Verfassungsrecht und -lehre als Verfassungspolitik | 122 | ||
c) BVerfG als Verfassungspolitikjudikatur | 123 | ||
V. Zwischenergebnis | 125 | ||
F. Verfassungstheorie als verfassungsrechtliche Hermeneutik | 127 | ||
I. Fundamente der Häberle'schen Verfassungsauslegungslehre | 127 | ||
1. Allgemeines | 127 | ||
2. Verfassung als law in public action | 128 | ||
3. Die Lehre des Möglichkeitsdenkens | 129 | ||
4. Zeitfaktor und Verfassungsauslegung | 130 | ||
5. Demokratisierung der Verfassungsinterpretation | 132 | ||
6. Kritischer Rationalismus | 134 | ||
II. Grundfragen der Verfassungsinterpretation | 137 | ||
1. Materielle Verfassungstheorie als eigentliche verfassungsrechtliche Hermeneutik | 137 | ||
2. Begriff der Verfassungsinterpretation | 141 | ||
a) Verfassungsauslegung im engeren Sinne | 141 | ||
b) Verfassungsinterpretation im weiteren Sinne | 141 | ||
c) Interpretation der Verfassung als öffentlicher Prozess | 143 | ||
3. Ziel der Verfassungsinterpretation | 145 | ||
a) Herkömmliches Ziel der Verfassungsauslegung: Verfassung oder Verfassungsgeber? | 145 | ||
b) Pluralistische Ziele der Verfassungsauslegung | 147 | ||
4. Aufgabe der Verfassungsinterpretation | 148 | ||
a) Herkömmliche Aufgaben der Verfassungsauslegung | 148 | ||
b) Pluralistische Aufgaben der Verfassungsauslegung | 148 | ||
5. Methoden der Interpretation der Verfassung | 149 | ||
a) Die begrenzte Rolle der herkömmlichen Interpretationsmethoden | 149 | ||
b) Pluralistische Auffassung der herkömmlichen Methoden – die Offenheit des Interpretationskanons | 153 | ||
aa) Offener Katalog der Interpretationsmethoden | 153 | ||
bb) Offenes Zusammenspiel klassischer Interpretationsmethoden | 155 | ||
cc) Vor- und Nachverständnis im Verfassungsinterpretationsvorgang | 157 | ||
c) Häberle und das topische Denken | 159 | ||
6. Prinzipien der Verfassungsinterpretation | 161 | ||
a) Unterschied zwischen Prinzipien und Methoden | 161 | ||
b) Offener Kanon der Prinzipien der Verfassungsinterpretation | 162 | ||
c) Das Problem der Grenzen der Verfassungsinterpretation | 163 | ||
7. Verfassungsauslegung und Verfassungsgebung | 165 | ||
III. Beteiligte am Verfassungsinterpretationsvorgang | 167 | ||
1. Der geschlossene Kreis der Verfassungsinterpreten | 167 | ||
2. Häberle und die offene Gesellschaft der Verfassungsinterpreten | 170 | ||
a) Ausgangsthese | 170 | ||
b) Verfassungswirklichkeit und Verfassungsauslegung | 171 | ||
c) Relativierung und Personalisierung der Verfassungsinterpretation | 173 | ||
d) Stellung der Verfassungsinterpreten | 174 | ||
aa) Das BVerfG – kein interpretatorisches Monopol, kein letztes Wort | 175 | ||
bb) Die anderen staatlichen Funktionen | 176 | ||
cc) Verfahrensbeteiligte an den Entscheidungen staatlicher Funktionen und demokratisch-pluralistische Öffentlichkeit | 177 | ||
dd) Die Verfassungsrechtswissenschaft | 178 | ||
e) Legitimation der Interpreten der Verfassung | 178 | ||
f) Folgen der Häberle'schen Theorie für die Verfassungsauslegung | 181 | ||
g) Europäische offene Gesellschaft der Verfassungsinterpreten | 183 | ||
IV. Zwischenergebnis | 184 | ||
G. Grundlagen des Verfassungsprozessrechts als Pluralismus- und Partizipationsrecht | 185 | ||
I. Stellung des Verfassungsprozessrechts in der Rechtswissenschaft | 185 | ||
1. Juristische Natur des Verfassungsprozessrechts – Theorien | 185 | ||
a) Verfassungsprozessrecht als Bestandteil der allgemeinen Prozessrechtslehre | 186 | ||
b) These der Eigenart des Verfassungsprozessrechts | 187 | ||
c) Häberles These des Verfassungsprozessrechts | 187 | ||
aa) Verfassungsprozessrecht als konkretisiertes Verfassungsrecht | 187 | ||
bb) Verfassungsprozessrecht als Pluralismus- und Partizipationsrecht | 189 | ||
II. Begriff des Verfassungsprozessrechts | 190 | ||
1. Allgemeines | 190 | ||
2. Verfassungsprozessrecht im weiteren Sinne | 191 | ||
3. Verfassungsprozessrecht im engeren Sinne | 192 | ||
III. Aufgaben des Verfassungsprozessrechts | 192 | ||
1. Allgemeines | 192 | ||
2. Traditionelle Aufgaben | 193 | ||
3. Pluralistische Aufgaben des Verfassungsprozessrechts | 194 | ||
a) Verfassungsrechtliche Aufgabe | 194 | ||
b) Gesellschaftliche Aufgabe | 195 | ||
c) Politische Aufgabe | 195 | ||
IV. Grundsätze des Verfassungsprozessrechts | 196 | ||
1. Allgemeines | 196 | ||
2. Konstitutionelle Prinzipien | 197 | ||
a) Grundsatz der Öffentlichkeit | 197 | ||
b) Grundsatz des Pluralismus | 198 | ||
c) Grundsatz des Minderheitsschutzes | 199 | ||
d) Grundsatz der „partizipativen“ Gewaltenteilung | 200 | ||
3. Prozessuale Prinzipien | 201 | ||
a) Das Prinzip des Verbots der ex-officio-Prüfung | 201 | ||
b) Das Prinzip des non-liquet-Verbots | 202 | ||
c) Der Grundsatz der Unabhängigkeit der Verfassungsgerichte | 203 | ||
d) Das Prinzip der Verfahrensgerechtigkeit | 205 | ||
e) Das Prinzip der Verfahrensautonomie | 206 | ||
V. Interpretation des Verfassungsprozessrechts | 208 | ||
1. Das Verfassungsprozessrecht: bloßes „technisches“ Recht? | 208 | ||
2. Häberle und die Interpretation des Verfassungsprozessrechts | 209 | ||
VI. Offener Beteiligtenkreis im Verfassungsprozessrecht – „Beteiligte“ statt „Parteien“ | 211 | ||
1. Verfassungsgerichtlicher Prozess ohne prozessuale Parteien | 211 | ||
2. „Beteiligte“ als angemessene Kategorie des Verfassungsprozessrechts | 213 | ||
VII. Rechtsquellen des Verfassungsprozessrechts – Pluralität und Offenheit | 214 | ||
1. Allgemeines | 214 | ||
2. Etatistische Theorie der Rechtsquellen | 215 | ||
3. Pluralismus und Öffnung der Rechtsquellen | 216 | ||
VIII. Zwischenergebnis | 217 | ||
H. Schlussbemerkungen | 219 | ||
Literaturverzeichnis | 224 | ||
Sachwortverzeichnis | 266 |