Reformverlierer 1000–1800
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Reformverlierer 1000–1800
Zum Umgang mit Niederlagen in der europäischen Vormoderne
Editors: Bihrer, Andreas | Schiersner, Dietmar
Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte, Vol. 53
(2016)
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About The Author
Andreas Bihrer ist Professor für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Er wurde mit einer Arbeit über den Konstanzer Bischofshof im Spätmittelalter promoviert und habilitierte sich über die Beziehungen zwischen England und dem ostfränkisch-deutschen Reich im Frühmittelalter. Nach Vertretungsprofessuren in Greifswald und Heidelberg leitet er an der Universität Kiel das Promotionskolleg »Intersektionalität interdisziplinär« und ein DFG-Projekt zur früh- und hochmittelalterlichen Hagiographik. Seine Forschungsinteressen sind die Kulturtransferforschung, die Kommunikationsgeschichte der Vormoderne und die Erforschung der religiösen und höfischen Kultur des Mittelalters.Dietmar Schiersner ist Professor für Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit und deren Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten. Thema seiner Augsburger Dissertation ist die katholische Konfessionalisierung in Vorderösterreich, seine Habilitationsschrift ist der Kulturgeschichte adliger Damenstifte und Stiftsdamen in der Frühen Neuzeit gewidmet. Er veröffentlichte unter anderem zu den Themenkreisen Geschichtstheorie und -methodik, habsburgische Vorlande, Reichsstadt und Reformation, Barock und (katholische) Aufklärung, Adel im deutschen Südwesten und konfessionelle Kulturen. Gegenwärtige Forschungsschwerpunkte sind Zeitkonzepte im Wandel sowie konfessionelle Geschichtsbilder.Abstract
Die europäische Vormoderne kennt zahlreiche Reformen im politischen, religiösen, gesellschaftlichen, militärischen oder wirtschaftlichen Bereich. Bisher hat sich die Forschung meist nur auf die Träger dieser Reformen konzentriert und zudem oftmals kritiklos deren Deutung der Veränderungen als Verbesserungen übernommen. Vorliegender Band lenkt demgegenüber gezielt den Blick auf die Reformverlierer und -verliererinnen und versucht - aus historischer, psychologischer und theologischer Fachperspektive -, deren Situation unvoreingenommen wahrzunehmen.Wie gingen Reformverlierer mit der Erfahrung der Marginalisierung um? Wie veränderten sich ihre Selbst-, Welt- und Geschichtsbilder? Ein Verhalten vom passiven Erleiden bis zum aktiven Widerstand war möglich: Reformverlierer konnten sich in die innere Emigration zurückziehen, sich der Wirklichkeit verweigern, die Ungerechtigkeit beklagen und mit ihrem Schicksal hadern oder in die Offensive gehen. Immer aber fanden sie sich in einem grundlegend veränderten Sprach- und Handlungssystem wieder, dessen Normen, Praktiken und Semantiken nicht mehr die ihren waren.European pre-modernity knows many reforms. So far, research has mostly been focused on the role of a reform's supporters and in doing so, researchers have often adopted the proponents' interpretation of change as an improvement. In contrast, the present volume focuses specifically on the losers of reforms and aims at analysing the situation of these actors marginalised by new norms, practices and semantics impartially from a historical, psychological and theological perspective.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Methodische und begriffliche Grundlagen | 9 | ||
Andreas Bihrer / Dietmar Schiersner: Reformen – Verlierer: Forschungsfragen zu einem besonderen Verhältnis | 11 | ||
I. Forschungsstand und Definitionen | 12 | ||
II. Leitgedanken | 15 | ||
1. Verlierer in Reformprozessen | 15 | ||
2. Reform als grundlegende Veränderung des Sprach- und Handlungssystems | 16 | ||
3. Folgen und Umgang | 16 | ||
4. Medien | 17 | ||
5. Typologie der Reaktions- und Deutungsmuster | 18 | ||
6. Bewertungen durch die Reformverlierer, die Umwelt und die Nachwelt | 19 | ||
7. Historizität der Reaktions- und Deutungsmuster | 19 | ||
III. Aktualität der Fragestellung | 20 | ||
IV. Sektionen und Beiträge | 22 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 28 | ||
Olaf Morgenroth: Losses loom larger than gains. Wie nützlich sind psychologische Theorien für historische Analysen zum Umgang mit Niederlagen? | 37 | ||
I. Einleitung | 37 | ||
II. Möglichkeiten und Grenzen der Anwendung psychologischer Theorien im Kontext historischer Erkenntnisbildung | 38 | ||
III. Ausgewählte psychologische Aspekte des Umgangs mit Niederlagen | 41 | ||
1. Die Wahrnehmung von Niederlagen | 41 | ||
2. Reaktionen auf Niederlagen | 43 | ||
a) Scheitern als individuelles Ereignis | 44 | ||
b) Scheitern als Mitglied einer sozialen Gruppe | 47 | ||
IV. Fazit | 49 | ||
Summary | 51 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 51 | ||
Herrschaft und Verfassung | 55 | ||
Klara Hübner: Mord und Rufmord. Politische Propaganda und die Anfänge der Schwarzen Legende König Wenzels IV. | 57 | ||
Summary | 89 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 89 | ||
Jörg Schwarz: Zwei Reformverlierer am kaiserlichen Hof um 1500. Andreas Jamometić († 1482) und Johann Waldner († 1502) | 97 | ||
I. Fragestellungen und die beiden Protagonisten | 97 | ||
1. Andreas Jamometić (†1484) | 98 | ||
2. Johann Waldner (†1502) | 104 | ||
II. Jamometić und Waldner als Reformverlierer am spätmittelalterlichen Kaiserhof | 105 | ||
III. Die Eigentümlichkeiten ihrer Charakterisierung als Reformverlierer | 106 | ||
IV. Reformverlierer in der Erinnerung | 113 | ||
V. Bilanz | 120 | ||
Summary | 122 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 123 | ||
Oliver Auge: ‚Kleine‘ Fürsten als Verlierer der spätmittelalterlichen Reichsreform? | 133 | ||
Summary | 150 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 150 | ||
Olivier Richard: Die verlorene Ehre der Patrizier. Reformen in oberrheinischen Städten im 15. Jahrhundert | 159 | ||
I. Realer Machtverlust vs. gefühlte Deklassierung | 162 | ||
1. Was verloren die Straßburger Constofler wirklich bei den Reformen? | 162 | ||
2. Verletzte Ehre | 163 | ||
II. Gesten und non-verbale Kommunikation der Straßburger Ausgezogenen | 165 | ||
1. Politik des leeren Stuhls | 165 | ||
2. Trotz | 166 | ||
3. Gewalt | 167 | ||
III. Ehre gegen Eidesleistung | 169 | ||
1. (Il-)Legitimität der Obrigkeit | 169 | ||
2. Anciennität | 170 | ||
3. Den Eid leisten: sich in die Rechtsordnung einfügen | 172 | ||
IV. Schlussbetrachtung | 173 | ||
Summary | 174 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 174 | ||
Edith Seidl: Der Augsburger Arzt Joseph von Ahorner (1764–1839): Strategien eines Traditionalisten in der Umbruchzeit um 1800 | 179 | ||
I. Herkunft und Ausbildung | 180 | ||
II. Etablierung als Arzt in Augsburg | 182 | ||
III. Die Wendepunkte: Säkularisation und Mediatisierung | 184 | ||
IV. Erste Reaktionen des Reformverlierers | 189 | ||
V. Offener Protest: Das Herz des letzten Augsburger Fürstbischofs | 190 | ||
VI. Ahorners Erinnerungen‚ Mein Schicksal am Kurtrierschen Hofe zu Augsburg‘ | 195 | ||
VII. Praktischer Arzt in einer bayerischen Provinzstadt | 196 | ||
VIII. Neue Betätigungsfelder | 198 | ||
IX. Späte Anerkennung und Aussöhnung mit den Verhältnissen | 201 | ||
Summary | 206 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 206 | ||
Militär | 215 | ||
Martin Rink: Das Ende vom Partisanen als Militärunternehmer. Taktik, Ökonomie und Semantik am Beispiel des Kleinen Krieges | 217 | ||
I. Staat, Krieg und Reform | 217 | ||
II. Die Taktik: vom Geschäftsfeld für Gewinner zum regulierten Kleinen Krieg | 221 | ||
III. Der Verlierer 1748: Von Trencks Exzess zu Trencks Prozess | 225 | ||
IV. Ökonomie und Semantik: vom Söldner zum Soldaten | 227 | ||
V. Der Verlierer 1809: vom Ruhm des Jungen zum Scheitern des Alten Schill | 234 | ||
VI. Gewinner und Verlierer, 1740–1813: Staat, Söldner, Partisanen | 237 | ||
Summary | 244 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 245 | ||
Bildung | 253 | ||
Rainer Christoph Schwinges: Reformverlierer an der Basler Universität des 15. Jahrhunderts. Oder: Die verhinderte Definitionsmacht der Juristen | 255 | ||
I. Tatsachen | 256 | ||
II. Hintergründe | 261 | ||
III. Konsequenzen | 263 | ||
Summary | 265 | ||
Anhang | 266 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 271 | ||
Dominik Burkard: Von Reformsiegern zu Reformverlierern? Jesuiten als Universitätstheologen | 277 | ||
I. Der Anlass: Aufklärung, Antijesuitismus, Bildungsreform(en) | 277 | ||
1. Aufklärung als Reform? | 278 | ||
2. ‚Aufgeklärte Bildungsreformen‘ | 280 | ||
II. Vor der Aufhebung der Gesellschaft Jesu: Jesuiten als Reformsieger | 286 | ||
1. Reformforderungen in der Mitte des 18. Jahrhunderts | 286 | ||
2. Weitgehende Wahrung des Bildungsmonopols im Rahmen der Theologie | 290 | ||
III. Nach der Aufhebung der Gesellschaft Jesu: Jesuiten als Reformverlierer | 291 | ||
1. Umsetzung der Aufhebungsbulle | 291 | ||
2. Ausprägung typischer Verhaltensmuster? | 294 | ||
IV. Vom Verlierer zum Gewinner? Der Jesuit Hermann Goldhagen | 297 | ||
V. Schluss | 306 | ||
Summary | 307 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 307 | ||
Glaube | 315 | ||
Dietmar Schiersner: ‚Siegreich im Unterliegen‘: Die Erfolgsgeschichten der Reformationsverliererin Caritas Pirckheimer (1467–1532) | 317 | ||
I. Die Quellen, ihre Überlieferung und ihr Aussagewert als Ego-Dokumente | 318 | ||
II. Caritas Pirckheimer – eine Reformverliererin? | 321 | ||
III. Kommunikation unter Reformbedingungen | 327 | ||
IV. Gewinnen mit Verlierern: Caritas Pickheimer im Spiegel der Historiographie | 338 | ||
V. Interpretation oder Instrumentalisierung? Das Problem einer Verlierer-Geschichtsschreibung | 352 | ||
Summary | 353 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 354 | ||
Daniela Blum: Sieger schreiben Geschichte, Verlierer deuten die Katastrophe. Die Trostschriften des Konstanzer Stadtschreibers Jörg Vögeli (1549 / 1551) | 363 | ||
I. Kontext: Die gescheiterte Konstanzer Reformation | 363 | ||
II. Medium: Die Trostschriften Vögelis | 365 | ||
III. Erklärung: Deutungsmuster und Bewältigungsstrategien in den Trostschriften | 369 | ||
1. Religiös-historiographische Deutungsmuster | 370 | ||
2. Theologisch-moralische Deutungsmuster | 372 | ||
3. Apokalyptische Deutungsmuster | 376 | ||
4. Veränderung der Deutungsmuster im Exil | 380 | ||
IV. Fazit: Bleibender Verlierer? | 381 | ||
Summary | 386 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 386 | ||
Peer Frieß: Der Letzte seiner Art. Der gescheiterte Kampf des Memminger Predigers Eusebius Kleber gegen die vordringende lutherische Orthodoxie | 391 | ||
I. Reformation in Memmingen | 393 | ||
II. Verhärtung der konfessionellen Fronten | 395 | ||
III. Eskalation des Konflikts | 398 | ||
IV. Eusebius Klebers Rechtfertigungsstrategie | 404 | ||
V. Bewältigung der Niederlage | 412 | ||
Summary | 417 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 417 | ||
Kirche | 423 | ||
Jochen Johrendt: Reformverlierer im Umfeld der Reformpäpste | 425 | ||
Summary | 439 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 440 | ||
Sigrid Hirbodian: Reformschwestern und Reformverliererinnen. Strategien und Handlungsmöglichkeiten geistlicher Frauen in den Reformen des 15. Jahrhunderts | 449 | ||
I. Reformschwestern | 452 | ||
II. Reformgegnerinnen | 461 | ||
III. Fazit | 468 | ||
Summary | 469 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 469 | ||
Wolfgang Scheffknecht: Franz Anton Hollenstein und Franz Josef Rosenlächer: Geistliche als Verlierer der Josephinischen Reformen in Vorarlberg? | 475 | ||
I. Franz Anton Hollenstein | 476 | ||
II. Franz Josef Rosenlächer | 485 | ||
III. Schlussbemerkung | 496 | ||
Summary | 497 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 498 | ||
Autorenverzeichnis | 501 |