Menu Expand

Reformverlierer 1000–1800

Cite BOOK

Style

Bihrer, A., Schiersner, D. (Eds.) (2016). Reformverlierer 1000–1800. Zum Umgang mit Niederlagen in der europäischen Vormoderne. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54936-8
Bihrer, Andreas and Schiersner, Dietmar. Reformverlierer 1000–1800: Zum Umgang mit Niederlagen in der europäischen Vormoderne. Duncker & Humblot, 2016. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54936-8
Bihrer, A, Schiersner, D (eds.) (2016): Reformverlierer 1000–1800: Zum Umgang mit Niederlagen in der europäischen Vormoderne, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-54936-8

Format

Reformverlierer 1000–1800

Zum Umgang mit Niederlagen in der europäischen Vormoderne

Editors: Bihrer, Andreas | Schiersner, Dietmar

Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte, Vol. 53

(2016)

Additional Information

Book Details

Pricing

About The Author

Andreas Bihrer ist Professor für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Er wurde mit einer Arbeit über den Konstanzer Bischofshof im Spätmittelalter promoviert und habilitierte sich über die Beziehungen zwischen England und dem ostfränkisch-deutschen Reich im Frühmittelalter. Nach Vertretungsprofessuren in Greifswald und Heidelberg leitet er an der Universität Kiel das Promotionskolleg »Intersektionalität interdisziplinär« und ein DFG-Projekt zur früh- und hochmittelalterlichen Hagiographik. Seine Forschungsinteressen sind die Kulturtransferforschung, die Kommunikationsgeschichte der Vormoderne und die Erforschung der religiösen und höfischen Kultur des Mittelalters.

Dietmar Schiersner ist Professor für Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit und deren Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten. Thema seiner Augsburger Dissertation ist die katholische Konfessionalisierung in Vorderösterreich, seine Habilitationsschrift ist der Kulturgeschichte adliger Damenstifte und Stiftsdamen in der Frühen Neuzeit gewidmet. Er veröffentlichte unter anderem zu den Themenkreisen Geschichtstheorie und -methodik, habsburgische Vorlande, Reichsstadt und Reformation, Barock und (katholische) Aufklärung, Adel im deutschen Südwesten und konfessionelle Kulturen. Gegenwärtige Forschungsschwerpunkte sind Zeitkonzepte im Wandel sowie konfessionelle Geschichtsbilder.

Abstract

Die europäische Vormoderne kennt zahlreiche Reformen im politischen, religiösen, gesellschaftlichen, militärischen oder wirtschaftlichen Bereich. Bisher hat sich die Forschung meist nur auf die Träger dieser Reformen konzentriert und zudem oftmals kritiklos deren Deutung der Veränderungen als Verbesserungen übernommen. Vorliegender Band lenkt demgegenüber gezielt den Blick auf die Reformverlierer und -verliererinnen und versucht - aus historischer, psychologischer und theologischer Fachperspektive -, deren Situation unvoreingenommen wahrzunehmen.

Wie gingen Reformverlierer mit der Erfahrung der Marginalisierung um? Wie veränderten sich ihre Selbst-, Welt- und Geschichtsbilder? Ein Verhalten vom passiven Erleiden bis zum aktiven Widerstand war möglich: Reformverlierer konnten sich in die innere Emigration zurückziehen, sich der Wirklichkeit verweigern, die Ungerechtigkeit beklagen und mit ihrem Schicksal hadern oder in die Offensive gehen. Immer aber fanden sie sich in einem grundlegend veränderten Sprach- und Handlungssystem wieder, dessen Normen, Praktiken und Semantiken nicht mehr die ihren waren.
European pre-modernity knows many reforms. So far, research has mostly been focused on the role of a reform's supporters and in doing so, researchers have often adopted the proponents' interpretation of change as an improvement. In contrast, the present volume focuses specifically on the losers of reforms and aims at analysing the situation of these actors marginalised by new norms, practices and semantics impartially from a historical, psychological and theological perspective.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Methodische und begriffliche Grundlagen 9
Andreas Bihrer / Dietmar Schiersner: Reformen – Verlierer: Forschungsfragen zu einem besonderen Verhältnis 11
I. Forschungsstand und Definitionen 12
II. Leitgedanken 15
1. Verlierer in Reformprozessen 15
2. Reform als grundlegende Veränderung des Sprach- und Handlungssystems 16
3. Folgen und Umgang 16
4. Medien 17
5. Typologie der Reaktions- und Deutungsmuster 18
6. Bewertungen durch die Reformverlierer, die Umwelt und die Nachwelt 19
7. Historizität der Reaktions- und Deutungsmuster 19
III. Aktualität der Fragestellung 20
IV. Sektionen und Beiträge 22
Quellen- und Literaturverzeichnis 28
Olaf Morgenroth: Losses loom larger than gains. Wie nützlich sind psychologische Theorien für historische Analysen zum Umgang mit Niederlagen? 37
I. Einleitung 37
II. Möglichkeiten und Grenzen der Anwendung psychologischer Theorien im Kontext historischer Erkenntnisbildung 38
III. Ausgewählte psychologische Aspekte des Umgangs mit Niederlagen 41
1. Die Wahrnehmung von Niederlagen 41
2. Reaktionen auf Niederlagen 43
a) Scheitern als individuelles Ereignis 44
b) Scheitern als Mitglied einer sozialen Gruppe 47
IV. Fazit 49
Summary 51
Quellen- und Literaturverzeichnis 51
Herrschaft und Verfassung 55
Klara Hübner: Mord und Rufmord. Politische Propaganda und die Anfänge der Schwarzen Legende König Wenzels IV. 57
Summary 89
Quellen- und Literaturverzeichnis 89
Jörg Schwarz: Zwei Reformverlierer am kaiserlichen Hof um 1500. Andreas Jamometić († 1482) und Johann Waldner († 1502) 97
I. Fragestellungen und die beiden Protagonisten 97
1. Andreas Jamometić (†1484) 98
2. Johann Waldner (†1502) 104
II. Jamometić und Waldner als Reformverlierer am spätmittelalterlichen Kaiserhof 105
III. Die Eigentümlichkeiten ihrer Charakterisierung als Reformverlierer 106
IV. Reformverlierer in der Erinnerung 113
V. Bilanz 120
Summary 122
Quellen- und Literaturverzeichnis 123
Oliver Auge: ‚Kleine‘ Fürsten als Verlierer der spätmittelalterlichen Reichsreform? 133
Summary 150
Quellen- und Literaturverzeichnis 150
Olivier Richard: Die verlorene Ehre der Patrizier. Reformen in oberrheinischen Städten im 15. Jahrhundert 159
I. Realer Machtverlust vs. gefühlte Deklassierung 162
1. Was verloren die Straßburger Constofler wirklich bei den Reformen? 162
2. Verletzte Ehre 163
II. Gesten und non-verbale Kommunikation der Straßburger Ausgezogenen 165
1. Politik des leeren Stuhls 165
2. Trotz 166
3. Gewalt 167
III. Ehre gegen Eidesleistung 169
1. (Il-)Legitimität der Obrigkeit 169
2. Anciennität 170
3. Den Eid leisten: sich in die Rechtsordnung einfügen 172
IV. Schlussbetrachtung 173
Summary 174
Quellen- und Literaturverzeichnis 174
Edith Seidl: Der Augsburger Arzt Joseph von Ahorner (1764–1839): Strategien eines Traditionalisten in der Umbruchzeit um 1800 179
I. Herkunft und Ausbildung 180
II. Etablierung als Arzt in Augsburg 182
III. Die Wendepunkte: Säkularisation und Mediatisierung 184
IV. Erste Reaktionen des Reformverlierers 189
V. Offener Protest: Das Herz des letzten Augsburger Fürstbischofs 190
VI. Ahorners Erinnerungen‚ Mein Schicksal am Kurtrierschen Hofe zu Augsburg‘ 195
VII. Praktischer Arzt in einer bayerischen Provinzstadt 196
VIII. Neue Betätigungsfelder 198
IX. Späte Anerkennung und Aussöhnung mit den Verhältnissen 201
Summary 206
Quellen- und Literaturverzeichnis 206
Militär 215
Martin Rink: Das Ende vom Partisanen als Militärunternehmer. Taktik, Ökonomie und Semantik am Beispiel des Kleinen Krieges 217
I. Staat, Krieg und Reform 217
II. Die Taktik: vom Geschäftsfeld für Gewinner zum regulierten Kleinen Krieg 221
III. Der Verlierer 1748: Von Trencks Exzess zu Trencks Prozess 225
IV. Ökonomie und Semantik: vom Söldner zum Soldaten 227
V. Der Verlierer 1809: vom Ruhm des Jungen zum Scheitern des Alten Schill 234
VI. Gewinner und Verlierer, 1740–1813: Staat, Söldner, Partisanen 237
Summary 244
Quellen- und Literaturverzeichnis 245
Bildung 253
Rainer Christoph Schwinges: Reformverlierer an der Basler Universität des 15. Jahrhunderts. Oder: Die verhinderte Definitionsmacht der Juristen 255
I. Tatsachen 256
II. Hintergründe 261
III. Konsequenzen 263
Summary 265
Anhang 266
Quellen- und Literaturverzeichnis 271
Dominik Burkard: Von Reformsiegern zu Reformverlierern? Jesuiten als Universitätstheologen 277
I. Der Anlass: Aufklärung, Antijesuitismus, Bildungsreform(en) 277
1. Aufklärung als Reform? 278
2. ‚Aufgeklärte Bildungsreformen‘ 280
II. Vor der Aufhebung der Gesellschaft Jesu: Jesuiten als Reformsieger 286
1. Reformforderungen in der Mitte des 18. Jahrhunderts 286
2. Weitgehende Wahrung des Bildungsmonopols im Rahmen der Theologie 290
III. Nach der Aufhebung der Gesellschaft Jesu: Jesuiten als Reformverlierer 291
1. Umsetzung der Aufhebungsbulle 291
2. Ausprägung typischer Verhaltensmuster? 294
IV. Vom Verlierer zum Gewinner? Der Jesuit Hermann Goldhagen 297
V. Schluss 306
Summary 307
Quellen- und Literaturverzeichnis 307
Glaube 315
Dietmar Schiersner: ‚Siegreich im Unterliegen‘: Die Erfolgsgeschichten der Reformationsverliererin Caritas Pirckheimer (1467–1532) 317
I. Die Quellen, ihre Überlieferung und ihr Aussagewert als Ego-Dokumente 318
II. Caritas Pirckheimer – eine Reformverliererin? 321
III. Kommunikation unter Reformbedingungen 327
IV. Gewinnen mit Verlierern: Caritas Pickheimer im Spiegel der Historiographie 338
V. Interpretation oder Instrumentalisierung? Das Problem einer Verlierer-Geschichtsschreibung 352
Summary 353
Quellen- und Literaturverzeichnis 354
Daniela Blum: Sieger schreiben Geschichte, Verlierer deuten die Katastrophe. Die Trostschriften des Konstanzer Stadtschreibers Jörg Vögeli (1549 / 1551) 363
I. Kontext: Die gescheiterte Konstanzer Reformation 363
II. Medium: Die Trostschriften Vögelis 365
III. Erklärung: Deutungsmuster und Bewältigungsstrategien in den Trostschriften 369
1. Religiös-historiographische Deutungsmuster 370
2. Theologisch-moralische Deutungsmuster 372
3. Apokalyptische Deutungsmuster 376
4. Veränderung der Deutungsmuster im Exil 380
IV. Fazit: Bleibender Verlierer? 381
Summary 386
Quellen- und Literaturverzeichnis 386
Peer Frieß: Der Letzte seiner Art. Der gescheiterte Kampf des Memminger Predigers Eusebius Kleber gegen die vordringende lutherische Orthodoxie 391
I. Reformation in Memmingen 393
II. Verhärtung der konfessionellen Fronten 395
III. Eskalation des Konflikts 398
IV. Eusebius Klebers Rechtfertigungsstrategie 404
V. Bewältigung der Niederlage 412
Summary 417
Quellen- und Literaturverzeichnis 417
Kirche 423
Jochen Johrendt: Reformverlierer im Umfeld der Reformpäpste 425
Summary 439
Quellen- und Literaturverzeichnis 440
Sigrid Hirbodian: Reformschwestern und Reformverliererinnen. Strategien und Handlungsmöglichkeiten geistlicher Frauen in den Reformen des 15. Jahrhunderts 449
I. Reformschwestern 452
II. Reformgegnerinnen 461
III. Fazit 468
Summary 469
Quellen- und Literaturverzeichnis 469
Wolfgang Scheffknecht: Franz Anton Hollenstein und Franz Josef Rosenlächer: Geistliche als Verlierer der Josephinischen Reformen in Vorarlberg? 475
I. Franz Anton Hollenstein 476
II. Franz Josef Rosenlächer 485
III. Schlussbemerkung 496
Summary 497
Quellen- und Literaturverzeichnis 498
Autorenverzeichnis 501