Die Menschenwürde als Prinzip des deutschen und europäischen Rechts
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Die Menschenwürde als Prinzip des deutschen und europäischen Rechts
Kohärenz der Konzepte?
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1327
(2016)
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Sabine Blömacher hat Rechtswissenschaften an der Bayrischen Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg, der University of Limerick, Irland, und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster studiert. Sie war studentische Hilfskraft am Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster bei Prof. Dr. Thomas Hoeren sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Medizinrecht und Rechtsphilosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster bei Prof. Dr. Thomas Gutmann. Erstes Staatsexamen am Oberlandesgericht Hamm; Referendariat am Hanseatischen Oberlandesgericht Hamburg mit Stationen in Hamburg und Helsinki; seit 2014 Tätigkeit als Rechtsanwältin in Hamburg.Abstract
Die Debatte um die Bedeutung und den Schutz der Menschenwürde erlebt eine Renaissance, die sich schon länger nicht mehr nur auf das deutsche Recht beschränkt, sondern zugleich auch Frage des europäischen Rechts ist. Die Konzeption des Begriffes der Menschenwürde als kategorische Norm und unveräußerliches Gut ist ein zentraler Bestandteil des deutschen Rechts, während im europäischen Recht lange eine ausdrückliche Normierung der Menschenwürde fehlte, die erst durch die Charta der Grundrechte der Europäischen Union erfolgte. Der Vergleich der Würdekonzeptionen des deutschen und des europäischen Rechts bildet das Leitmotiv der Arbeit, die im ersten Teil als normtheoretische Analyse des Art. 1 Abs. 1 GG das Konzept der Menschenwürde kritisch hinterfragt und anhand dessen die Struktur, Funktion und Verwendung des Würdebegriffes im deutschen Recht aufgezeigt werden. Im zweiten Teil schließt daran die Frage der Rezeption und die Analyse des Würdebegriffes im Europäischen Recht an.»Human Dignity as Concept in German and European Law«Human dignity as a legal concept in German law is not a good to be balanced or weighed against other goods, but a prohibition norm. In European law, such a concept of dignity has not been established yet. Human dignity as concept in German and European law and the question of a coherence of these concepts are the guidelines of this analysis intending to point out the differences as well as common functions of both concepts.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
Einleitung | 17 | ||
Teil 1: Das Prinzip der Menschenwürde im deutschen Recht | 20 | ||
A. Die Norm des Art. 1 Abs. 1 GG – Der Rechtsbegriff der Menschenwürde | 20 | ||
I. Der Begriff der Würde des Menschen | 21 | ||
II. Standort der Menschenwürde im deutschen Recht – Das Grundgesetz | 26 | ||
1. Von den Anfängen bis zum Inkrafttreten des Grundgesetzes: Beratungen zur Normierung der Menschenwürde – Entwicklung einer grundgesetzlichen Fundamentalnorm | 28 | ||
2. Entwicklung des Grundgesetzes seit 1949 – (Notwendige) Anpassung an eine sich wandelnde Gesellschaft? | 35 | ||
B. Die Menschenwürdenorm in der verfassungsgerichtlichen Praxis | 38 | ||
I. Art. 1 Abs. 1 GG in der Rechtsprechungstradition des Bundesverfassungsgerichts | 40 | ||
II. Umgang des Bundesverfassungsgerichts mit der Menschenwürdegarantie des Art. 1 Abs. 1 GG – Entwicklungslinien der Rechtsprechung | 43 | ||
1. Subjektives Moment des Schutzes der Menschenwürde – Verletzung der Menschenwürde durch eine verächtliche Gesinnung des „Täters“? | 44 | ||
2. Strukturelemente der Menschenwürde in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 49 | ||
a) Nichtkonsequentialistisches Moment und absoluter Schutzanspruch – Die Abwehr- und Schutzpflichtfunktion der Menschenwürdegarantie | 49 | ||
(1) Ausgangslage | 49 | ||
(2) Die Grundsatzentscheidung – Verfassungsmäßigkeit des Luftsicherheitsgesetzes (15. Februar 2006) | 51 | ||
b) Grundnorm personaler Autonomie | 63 | ||
c) Fundamentalnorm | 71 | ||
d) Der würdebasierte Kernbereichsschutz und das Verhältnis der Würdegarantie zu den anderen Grundrechten | 73 | ||
(1) Ausgangslage | 73 | ||
(2) Leitentscheidungen | 77 | ||
(a) Entscheidung zum „Großen Lauschangriff“ (3. März 2004) – Ausstrahlungswirkung der Menschenwürde | 77 | ||
(b) Entscheidung zur „Online-Durchsuchung“ (27. Februar 2008) | 82 | ||
e) Entwicklung leistungs- und teilhaberechtlicher Aspekte aus der Garantie der Menschenwürde | 87 | ||
(1) Leistungsrechtlicher Aspekt – Art. 1 Abs. 1 GG als Anspruchsgrundlage | 87 | ||
(2) Teilhaberechtliche Dimension | 99 | ||
(3) Resümee | 100 | ||
III. Fazit | 101 | ||
C. Rezeption des Art. 1 Abs. 1 GG im Spiegel der (Verfassungs-)Rechtswissenschaft | 102 | ||
I. Verfassungsrechtliche Stellung des Art. 1 Abs. 1 GG | 104 | ||
1. Allgemeine Bedeutung und Rechtscharakter des Art. 1 Abs. 1 GG – (Basis-) Grundrecht vs. Fundamentalnorm? | 105 | ||
a) Art. 1 Abs. 1 GG als (Basis-)Grundrecht | 107 | ||
b) Art. 1 Abs. 1 GG als Fundamentalnorm | 116 | ||
(1) Grundannahme | 116 | ||
(2) Modifikation: Ein Recht darauf, Rechte zu haben (Arendt/Enders) | 119 | ||
(3) Resümee | 122 | ||
c) Fazit | 122 | ||
2. Das Verhältnis von Art. 1 Abs. 1 GG zu weiteren Grundrechten | 123 | ||
3. „Würde gegen Würde“ – Das Verhältnis von Achtungs- und Schutzpflicht zueinander | 127 | ||
II. Theoretische Absicherung der normativen Aussage der Menschenwürde – Schutzbereichs- und Eingriffsbestimmung | 135 | ||
1. Ausgangslage | 135 | ||
2. Konkretisierungsdilemma – Grundproblem im Umgang mit dem Inhalt der Würdegarantie | 137 | ||
3. Schutzgrund und Schutzbereichsbestimmung der Menschenwürde | 141 | ||
a) Positive Versuche der Begriffsbestimmung – säkulare Versuche inhaltlicher Konkretisierung zwischen Religion und Philosophie | 141 | ||
(1) „Mitgifttheorie“ | 141 | ||
(2) „Leistungstheorie“ | 144 | ||
(3) „Kommunikationstheorie“ | 148 | ||
(4) Fazit | 150 | ||
b) Nicht- bzw. Negativdefinition der Menschenwürde und die Bedeutung der Objektformel – Lösungsansätze des Konkretisierungsdilemmas? | 151 | ||
(1) Nicht- bzw. Negativdefinition | 151 | ||
(2) Die „Objektformel“ als Konkretisierungsansatz | 153 | ||
4. Der Verletzungsbegriff in Bezug auf den Schutz der Menschenwürde | 155 | ||
III. Die Unantastbarkeit der Würde des Menschen – Absolutes Konzept? | 158 | ||
IV. Die Ewigkeitsgarantie – Bedeutung des Schutzes durch Art. 79 Abs. 3 GG | 163 | ||
D. Zusammenfassung – Die strukturellen Elemente des Art. 1 Abs. 1 GG | 164 | ||
I. Schutz des Individuums und Achtung des Menschen als Rechtsperson | 166 | ||
II. Schutz und Achtung der personellen Autonomie | 167 | ||
III. Gewährung fundamentaler Basisgleichheit | 170 | ||
IV. Strukturbildende Basis der (Grund-)Rechtsordnung | 171 | ||
V. Deontologische Struktur der Rechtsordnung und „oberstes Konstitutionsprinzip“ | 173 | ||
Teil 2: Die Menschenwürde im europäischen Recht – am Beispiel ausgewählter Rechtsnormen des Europarates sowie der Europäischen Union und der entsprechenden Rechtspraxis | 175 | ||
A. Strukturelle Entwicklungen – Ausgangslage | 175 | ||
B. Entwicklungslinien überstaatlicher Zusammenarbeit auf dem Weg zu einer gemeinschaftlichen Rechtsordnung | 176 | ||
I. Institutionelle Gliederung des Europäischen (Menschen-)Rechtsschutzes | 180 | ||
1. Ebene des Europarates | 180 | ||
2. Ebene der Europäischen Gemeinschaften | 181 | ||
II. Vorüberlegungen zu einem europäischen Menschenrechts- und Würdeschutz | 181 | ||
C. Wesentliche Rechtsakte im Bereich des Grund- und Menschenrechtsschutzes auf Ebene des Europarates | 185 | ||
I. Die EMRK und insbesondere Art. 3 EMRK – indirekter Schutz der menschlichen Würde? | 185 | ||
1. Grundsätze der EMRK und rechtliche Bedeutung | 187 | ||
a) Grundsätze | 188 | ||
b) Schutzumfang und -richtung | 189 | ||
2. Menschenwürdegehalt der einzelnen Konventionsnormen | 191 | ||
3. Die Bedeutung des Art. 3 EMRK als absolut geschütztes Recht – indirekter Schutz der Menschenwürde? | 193 | ||
4. Fazit | 201 | ||
II. Die Antifolterkonvention – spezifische Ergänzung des in Art. 3 EMRK angelegten Schutzes | 202 | ||
D. Die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte (EGMR) | 204 | ||
I. Drohende Todesstrafe und der Schutz des Art. 3 EMRK | 207 | ||
II. Auslieferung und Abschiebung bei drohender Folter oder erniedrigender oder unmenschlicher Behandlung | 212 | ||
III. Die Bedeutung eines mutmaßlichen Terrorismusverdachts im Rahmen einer Ausweisungsentscheidung | 217 | ||
1. Das Chahal-Urteil des EGMR | 217 | ||
2. Weitere Entwicklungen | 223 | ||
IV. Fragen zulässiger Haftbedingungen, Strafverfolgung und -vollstreckung | 225 | ||
V. Die Menschenwürde als Motiv und Grundlage der EMRK | 236 | ||
VI. Fazit | 242 | ||
E. Die Menschenwürde in der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) – Ansätze eines Konzeptes? | 243 | ||
I. Ausgangssituation – Der Fall Stauder und die Anfänge des Grundrechtsschutzes durch den EuGH | 246 | ||
II. Entwicklungen post Stauder | 248 | ||
III. „Transsexuellen“-Entscheidung | 249 | ||
IV. Entscheidung zur Biopatentrichtlinie | 251 | ||
V. Entscheidung in der Sache Omega Spielhallen- und Automaten-GmbH / Oberbürgermeisterin der Bundesstadt Bonn | 258 | ||
VI. Fazit | 265 | ||
F. Der Verfassungsentwurf für Europa und der Vertrag von Lissabon als ablösender Kompromiss – Entscheidende Entwicklungen (auch) im europäischen Grundrechtsschutz? | 267 | ||
I. Regelungsgehalt und Zielsetzung des Verfassungsentwurfs und die Modifikationen des Vertrages von Lissabon | 267 | ||
II. Menschenwürdeverständnis im Verfassungsentwurf und dem Vertrag von Lissabon – Die Charta der Grundrechte, die Bezugnahme in Art. 6 Abs. 3 EUV und Art. 2 EUV | 269 | ||
1. Entstehung der Charta der Grundrechte – Neuland in der Entwicklung des Europäischen Gemeinschaftsrechts | 269 | ||
2. Ziel- und Zwecksetzung der Charta | 271 | ||
3. Europäischer Grundrechtsschutz post Verfassungsentwurf – Fortschreibung im Vertrag von Lissabon | 273 | ||
a) Verfassungsentwurf, Vertrag von Lissabon und die Charta der Grundrechte – Menschenwürdeschutz als Novum des Gemeinschaftsrechts | 273 | ||
b) Die Würde des Menschen – Titel 1 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union, ein umfassender Katalog? | 275 | ||
c) Bedeutung des Art. 6 Abs. 3 EUV (n.F.) – trotz Verbindlichkeit der Charta notwendig? | 278 | ||
d) (Bindende) Werte und Prinzipien des Gemeinschaftsrechts? – Die Präambel und Art. 2 EUV | 280 | ||
III. Fazit | 281 | ||
G. Weitere Maßnahmen der Europäischen Union | 283 | ||
H. Fazit: Die Europäischen Union zwischen unverbindlichen Erklärungen und bindenden Rechtssätzen – Der Weg zu einem europäischen Grundrechtsschutz | 285 | ||
I. Grundrechte- und Menschenwürdetradition im europäischen Recht – Von der Wirtschafts- zur Wertegemeinschaft | 285 | ||
II. Menschenwürdeschutz als „Exportschlager“ des deutschen Rechts? | 288 | ||
Abschließende Thesen | 292 | ||
I. Bedeutung der Menschenwürde im deutschen und im Gemeinschaftsrecht | 292 | ||
II. Entwicklung und Reichweite des gemeinschaftlichen Grundrechtsschutzes | 292 | ||
III. Verhältnis des deutschen zum europäischen Begriff der Menschenwürde | 294 | ||
Schlusswort | 296 | ||
Literaturverzeichnis | 298 | ||
Sachwortverzeichnis | 315 |