Die gesetzliche Bestimmung von Strafschärfungen
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Die gesetzliche Bestimmung von Strafschärfungen
Ein Beitrag zur Gesetzgebungslehre
Schriften zum Strafrecht, Vol. 299
(2016)
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Julia Maria Heinrich studierte von 2005 bis 2011 Rechtswissenschaften an der Philipps-Universität Marburg und der University of East Anglia Norwich/Vereinigtes Königreich. Seit Februar 2012 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kriminalwissenschaften der Philipps-Universität Marburg, Professur für Strafrecht, Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie von Prof. Dr. Dr. h.c. Freund. Den juristischen Vorbereitungsdienst absolviert sie seit Juli 2015 im Bezirk des Oberlandesgerichts Frankfurt/Main. Im Februar 2016 schloss sie ihre Promotion ab.Abstract
Der Gesetzgeber muss sachgerechte Kriterien verwenden, um den Gerichten eine entsprechende Strafrechtskonkretisierung zu ermöglichen. Im Hinblick auf die strafrechtstheoretischen Grundlagen ist dabei der enge Zusammenhang zwischen einem angemessenen Straftatbegriff und der Strafzumessung im konkreten Einzelfall zu beachten. Im Fokus der Untersuchung steht die gesetzliche Bestimmung von Strafschärfungen, die dem Gesetzlichkeitsgrundsatz des Art. 103 Abs. 2 GG entspricht. Die de lege lata miteinander konkurrierenden Qualifikationstatbestände und Regelbeispielsnormen werden einer kritischen Analyse unterzogen und vor dem Hintergrund der verfassungsrechtlichen Anforderungen als nicht angemessen verworfen. Unter Nutzung der Vorteile bei gleichzeitigem Vermeiden der Nachteile der verworfenen Regelungstechniken wird ein drittes Konzept entwickelt und de lege ferenda vorgeschlagen. Dieses synthetische Modell ratio-gerechter Strafschärfungen erreicht als goldener Mittelweg praktische Konkordanz zwischen Rechtssicherheit und Einzelfallgerechtigkeit.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 15 | ||
A.Verfassungsrechtliche Grundlagen und das normentheoretische Konzept der personalen Straftatlehre | 17 | ||
I. Die strafrechtliche Sanktion als spezifische Maßnahme des Rechtsgüterschutzes und ihre Unterscheidung von anderen staatlichen Maßnahmen | 17 | ||
1. Schuldspruch und Strafe als spezifisch strafrechtliche Rechtsfolgen | 17 | ||
2. Abweichende Zwecksetzung der Maßregeln der Besserung und Sicherung | 18 | ||
3. Terminologie: Maßnahmen statt Rechtsfolgen | 20 | ||
II. Grundrechtsfunktionen und ihre Bedeutung für das materielle Strafrecht | 20 | ||
1. Schutzrecht gleich Schutzpflicht? – Die Rechtsgüterschutzaufgabe des Staates | 21 | ||
a) Strafrecht als staatliches Schutzrecht | 21 | ||
b) Staatliche Schutzpflichten | 22 | ||
aa) Herleitung | 23 | ||
(1) Rechtsprechung | 23 | ||
(2) Literatur | 25 | ||
bb) Art und Maß | 25 | ||
c) Bedeutung staatlicher Schutzpflichten für das Strafrecht | 28 | ||
2. Gleichheitsgrundsatz | 28 | ||
a) Umfang und Adressatenkreis | 28 | ||
b) Gewährleistungsgehalt und verfassungsmäßige Rechtfertigung | 30 | ||
c) Rechtssetzungsgleichheit im Strafrecht | 33 | ||
d) Gleichheitsaspekte bei Strafschärfungen | 34 | ||
3. Zwischenfazit | 35 | ||
III. Notwendige Kriterien der materiellen Legitimation: Strafrecht als Ausprägung des öffentlichen Rechts | 36 | ||
1. Inhalt und Aufgabe von Strafe | 37 | ||
a) Zweckfreie Strafe | 37 | ||
b) Zweckrational orientierte Legitimation von Strafnormen | 38 | ||
2. Das Normenkonzept: Verschiedene Rechtsgüterschutzzwecke der Verhaltens- und Sanktionsnorm | 39 | ||
a) Die Funktion der Verhaltensnorm | 39 | ||
b) Die Funktion der Sanktionsnorm | 40 | ||
aa) Grundsätzliches | 40 | ||
bb) Die Aufgabe des Schuldspruchs | 41 | ||
cc) Die Aufgabe des Strafausspruchs | 42 | ||
3. Die Vorfrage der Verhaltensnormlegitimation | 43 | ||
a) Die Rechtsgutstheorie und ihre kritische Potenz | 44 | ||
b) Die Legitimation von Verhaltens- und Sanktionsnormen anhand des verfassungsrechtlichen Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes | 45 | ||
aa) Das Verhältnismäßigkeitsprinzip bei der Verhaltensnormlegitimation | 45 | ||
bb) Die Voraussetzungen der Verhältnismäßigkeitsprüfung | 46 | ||
(1) Geeignetheit | 47 | ||
(2) Erforderlichkeit | 47 | ||
(3) Angemessenheit | 47 | ||
cc) Das Verhältnismäßigkeitsprinzip bei der Legitimation der Sanktionsnorm | 48 | ||
4. Das Schuldprinzip als eingriffsbegrenzendes Kriterium | 49 | ||
5. Weitere formelle Voraussetzungen | 50 | ||
6. Zwischenfazit | 50 | ||
IV. Formale Grenzen staatlichen Strafens – Der Gesetzlichkeitsgrundsatz und die Legitimation von Schuldspruch und Strafe | 51 | ||
1. Bedeutung und Ausprägungen des Gesetzlichkeitsprinzips | 51 | ||
2. Aufgabe und Funktion – Die ratio des Gesetzlichkeitsgrundsatzes | 52 | ||
3. Im Speziellen: Der Bestimmtheitsgrundsatz i. S.v. Art. 103 Abs. 2 GG | 55 | ||
a) Umfang und Adressatenkreis | 56 | ||
b) Gewährleistungsgehalt | 57 | ||
aa) Kritische Analyse der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 58 | ||
(1) Anforderungen an strafbegründende Tatbestandsmerkmale | 58 | ||
(2) Anforderungen an die Rechtsfolgenseite | 60 | ||
bb) Gesetzesbindung und Aufgabenverteilung zwischen Gesetzgebung und Rechtsprechung – zum Verfahren der Gewinnung rechtlicher Inhalte, die nicht im Gesetz stehen | 60 | ||
cc) Anforderungen bei besonders schweren Fällen | 64 | ||
4. Im Speziellen: Das Analogieverbot | 65 | ||
5. Zwischenfazit | 66 | ||
B. Konkretisierungen und Konsequenzen der personalen Straftatlehre für die Strafzumessung | 68 | ||
I. Die Problematik gesetzlicher Reaktionsmöglichkeiten und konkreter Rechtsfolgenbestimmung | 68 | ||
1. (Unrechts-)Kennzeichnung und Differenzierung im Schuldspruch als der primären Rechtsfolge | 68 | ||
2. (Unrechts-)Kennzeichnung und Differenzierungen im Strafausspruch | 70 | ||
a) Strafhöhenbemessung anhand der gesetzlichen Strafrahmen | 70 | ||
aa) Begrenzungsfunktion der Strafrahmen | 72 | ||
bb) Leitfunktion der Strafrahmen | 73 | ||
(1) Die Grenzwerthypothese | 73 | ||
(2) Kritische Beurteilung der Grenzwerthypothese | 75 | ||
b) Fazit | 79 | ||
II. Strafhöhenbemessung anhand eines materiell konzipierten Straftatsystems – Die Auswirkungen der personalen Straftatlehre auf die Rechtsfolgenbestimmung | 80 | ||
1. Inbegriff aller strafrechtlichen Reaktionsmöglichkeiten – Schwereskala und die personale Straftatlehre | 81 | ||
2. Relevanz von Qualität und Gewicht der den Schuldspruch bestimmenden Faktoren für die konkrete Rechtsfolgenbestimmung – Fehlverhalten und Fehlverhaltensfolgen | 82 | ||
a) Personales Fehlverhalten | 82 | ||
aa) Bestimmung einer Rangordnung der Fehlverhaltensweisen anhand der abstrakten Wertigkeit der tangierten Rechtsgüter, des Gefährdungsgrades und des möglichen Verletzungsausmaßes | 83 | ||
bb) Vorsätzliches und fahrlässiges Fehlverhalten | 84 | ||
(1) Fahrlässiges Fehlverhalten | 86 | ||
(2) Vorsätzliches Fehlverhalten | 88 | ||
(3) Auswirkungen auf die Rechtsfolgenbestimmung | 92 | ||
cc) Gesinnungen bzw. das Vorleben des Täters | 94 | ||
(1) Die Gesinnung | 95 | ||
(2) Die Rückfallschärfung | 96 | ||
dd) Besondere Pflichtenstellung | 98 | ||
(1) Sonderverantwortlichkeit | 98 | ||
(2) Amtsträgerinhaberschaft | 99 | ||
ee) Das Nachtatverhalten (als negative Rechtsfolgevoraussetzung) | 100 | ||
b) Fehlverhaltensfolgen bzw. gleichwertige Tatumstände | 101 | ||
aa) Tatbestandsmäßige Fehlverhaltensfolgen bzw. gleichwertige Tatumstände i. e. S. | 102 | ||
(1) Relevanz der Fehlverhaltensfolgen | 102 | ||
(2) Das Verhältnis von Fehlverhalten und Fehlverhaltensfolgen | 104 | ||
(3) Die Strafrahmenmilderung beim Versuch (§ 23 Abs. 2 i.V.m. § 49) | 105 | ||
(a) Hauptfragen zur Rahmenentscheidung beim Versuch | 106 | ||
(b) Ratio der Milderung und Unterschiede im Bereich der Deliktstypen | 109 | ||
(c) Die Adäquität der Strafrahmenmilderung beim Versuch – Legitimationsrelevante Divergenzen zwischen Vollendung und Versuch | 112 | ||
(d) Kriterien für die Strafrahmenwahl und Fallgruppen legitimer Strafrahmenmilderung | 113 | ||
bb) Relevanz (anderer) verschuldeter Auswirkungen der Tat | 116 | ||
cc) Zwischenfazit | 117 | ||
3. Weitere Bestimmungsgründe für die angemessene Reaktion | 117 | ||
a) Reaktionsbedürfnis | 117 | ||
b) Die Strafwirkung | 118 | ||
c) Strafrechtliche (Ir-)Relevanz von Spezial- oder Generalprävention | 119 | ||
4. Lösung der Wertungsprobleme bei der Schuldstrafenbestimmung | 120 | ||
5. Fazit – Ein kritischer Seitenblick auf die Spielraumtheorie und Co. | 123 | ||
6. Exkurs: Die Vereinbarkeit der erzielten Ergebnisse mit § 46 | 126 | ||
C. Die Bestimmung von Strafschärfungen im Kernstrafrecht | 130 | ||
I. Allgemeines | 130 | ||
1. Terminologie und Einführung in die Systematik | 130 | ||
2. Strafrahmenänderungsgründe und ihre Erscheinungsformen | 131 | ||
3. Historischer Überblick: Die Regelbeispielstechnik als „Mittelweg“ zwischen Kasuistik und Generalklausel | 135 | ||
II. Der Deliktscharakter der besonders schweren Fälle | 137 | ||
1. Die Strafzumessungslösung | 137 | ||
2. Mischform | 139 | ||
3. Tatbestandslösung | 139 | ||
4. Kritische Würdigung und eigene Auffassung: Die funktionale Äquivalenz von Regelbeispielsnormen und Qualifikationstatbeständen | 143 | ||
III. Gesetzlich bestimmte Strafrahmenschärfungen – Die Vereinbarkeit der „besonders schweren Fälle“ mit dem Gesetzlichkeitsgrundsatz | 145 | ||
1. Bestimmtheitsgebot | 146 | ||
a) Regelbeispiele | 146 | ||
b) Mit Regelbeispielen exemplifizierte unbenannte besonders schwere Fälle | 147 | ||
c) Nicht weiter erläuterte unbenannte besonders schwere Fälle (Generalklauseln) | 149 | ||
2. Analogieverbot | 150 | ||
IV. Fazit – Bewertung der Regelbeispielsmethode und ihrer Alternativen | 153 | ||
V. Vorschläge de lege ferenda: Synthetisches Modell ratio-gerechter Strafschärfungsgründe | 158 | ||
1. Vorschlag de lege ferenda: Körperverletzungsdelikte | 158 | ||
2. Vorschlag de lege ferenda: Diebstahlsdelikte | 159 | ||
3. Bewertung der Vorschläge de lege ferenda: Die Vorzüge des synthetischen Modells ratio-gerechter Strafschärfungen | 160 | ||
a) Allgemeines | 160 | ||
b) Bewertung | 161 | ||
D. Weiterführung des Modells ratio-gerechter Strafschärfungen im Allgemeinen Teil und Ausblick | 165 | ||
I. Das Modell ratio-gerechter Strafschärfung als Regelung im Allgemeinen Teil | 165 | ||
1. Allgemeines | 166 | ||
2. Vorschlag de lege ferenda | 168 | ||
3. Erläuterung und Vorzüge des vorgeschlagenen Modells ratio-gerechter Strafschärfungen | 169 | ||
II. Ausblick | 171 | ||
1. Zur Reform der Erfolgsqualifikationen | 171 | ||
2. Zur Reform der Tötungsdelikte Mord und Totschlag | 172 | ||
3. Zur Reform der minder schweren Fälle | 176 | ||
E. Anhang | 177 | ||
I. Umstände, die qualifiziertes Fehlverhalten begründen | 177 | ||
1. § 46 Abs. 3 Nr. 1 a n.F. | 177 | ||
2. § 46 Abs. 3 Nr. 1 b n.F. | 178 | ||
3. § 46 Abs. 3 Nr. 1 c n.F. | 180 | ||
4. Sonstige Umstände, die qualifiziertes Fehlverhalten begründen | 181 | ||
II. Umstände, die qualifizierte Fehlverhaltensfolgen begründen | 183 | ||
1. § 46 Abs. 3 Nr. 2 a n.F. | 183 | ||
2. § 46 Abs. 3 Nr. 2 b n.F. | 184 | ||
Literaturverzeichnis | 187 | ||
Stichwortverzeichnis | 216 |