Ausländische Agrarinvestitionen
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Ausländische Agrarinvestitionen
»Land-Grabbing« im Spannungsfeld zwischen Menschenrechtsschutz und Investitionsschutzrecht
Schriften zum Völkerrecht, Vol. 221
(2016)
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Anna Opel studierte Rechtswissenschaften mit dem Schwerpunkt Europa- und Völkerrecht an der Universität Leipzig und promovierte an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Während ihres Studiums nahm sie an verschiedenen Konferenzen wie dem World Investment Forum 2014 in Genf teil und war aktives Mitglied in verschiedenen Delegationen der European Law Students' Association, u.a. entsandt zum Forum on Minority Issues des United Nations Human Rights Council. Promotionsbegleitend war sie in verschiedenen Wirtschaftskanzleien in Leipzig, Mannheim und Frankfurt am Main tätig. Seit 2015 ist sie Rechtsreferendarin am LG Darmstadt.Abstract
Im Zuge des zuletzt erheblich gestiegenen Interesses an landwirtschaftlichen Nutzflächen sichern sich ausländische Investoren immer häufiger überdurchschnittlich große Agrarflächen in Entwicklungsländern, um dort Nahrungsmittel oder Energiepflanzen für den Export anzubauen. Die Arbeit nimmt diese Entwicklung zum Anlass, sich mit der Vereinbarkeit von Agrarinvestitionen mit Menschenrechten unter besonderer Würdigung des Investitionsschutzrechtes auseinanderzusetzen.Fest steht, dass es zur Sicherstellung verantwortungsvoller Agrarinvestition entsprechender Reformen in den jeweiligen Entwicklungsländern bedarf. Mit dem rasant wachsenden Netz bi- und multilateraler Investitionsschutzverträge geht jedoch die Gefahr einer Beschränkung der innerstaatlichen Regelungsfreiheit einher, wodurch nicht zuletzt auch die erforderlichen Regelungsmaßnahmen und Reformbemühungen unterlaufen zu werden drohen.»Foreign Investments in Agriculture«The trend towards large-scale investments in agricultural land in developing countries bears the risk of human rights abuses. To ensure responsible agricultural investments, reforms in the countries concerned are needed. On the other side provisions of International Investment Treaties appear to limit the regulatory space of host states, which might makes it difficult for host governments to adopt pro-development policies.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
A. Einleitung | 17 | ||
I. Landwirtschaftliche Nutzflächen als Ziel ausländischer Investitionen – Das umstrittene Phänomen „Land Grabbing“ | 17 | ||
1. Terminologie | 18 | ||
2. Chancen und Risiken | 20 | ||
3. Regulierungsansätze im Völkerrecht | 24 | ||
II. Untersuchungsgegenstand | 27 | ||
1. Versuch einer Typologisierung der Agrarinvestitionen | 27 | ||
a) Ausländische Investitionen staatseigener Unternehmen | 28 | ||
b) Agrarinvestitionen sog. Sovereign Wealth Funds | 30 | ||
c) Zwischenstaatliche Agrarinvestitionen | 32 | ||
d) Privatwirtschaftliche Investitionen | 33 | ||
2. Geographische Eingrenzung | 37 | ||
III. Gang der Darstellung | 39 | ||
B. Hintergründe und Ursachen der Agrar-Investitionswelle im 21. Jh. | 42 | ||
I. Ausländische Agrarinvestitionen im historischen Kontext | 42 | ||
II. Ursachen des sprunghaften Anstiegs ausländischer Investitionen in Land | 47 | ||
1. Neoliberal geprägte Wirtschaftspolitik und ihr Einfluss auf Entwicklungsländer | 47 | ||
a) Strukturelle Grundlagen und Rahmenbedingungen der Agrarwirtschaft in den Entwicklungsländern | 48 | ||
b) Steigende Auslandsverschuldung der Entwicklungsländer in den 1980er Jahren | 50 | ||
c) Strukturwandel durch die neoliberale Wirtschaftspolitik der Bretton Woods-Institutionen | 52 | ||
d) Schlussfolgerung | 55 | ||
2. Weitere Ursachen | 57 | ||
III. Fazit | 63 | ||
C. Zur menschenrechtlichen Dimension von Agrarinvestitionen | 65 | ||
I. Internationaler Menschenrechtsschutz und seine Durchsetzung | 66 | ||
1. Internationaler und regionaler Menschenrechtsschutz | 66 | ||
2. Durchsetzung international verbürgter Menschenrechte | 67 | ||
II. Völkerrechtliche Verantwortung für den Schutz der Menschenrechte | 70 | ||
1. Regulierungsverantwortung der Gaststaaten (Pflichtentrias) | 70 | ||
2. Verpflichtung privater Investoren zur Achtung menschenrechtlicher Standards | 72 | ||
a) Regelungsansätze auf internationaler Ebene | 73 | ||
aa) Staatliche Schutzpflichten | 75 | ||
bb) Freiwillige Unternehmensverantwortung (CSR) | 76 | ||
cc) Zugang zu effektiven Rechtsschutzmitteln | 79 | ||
b) Zwischenergebnis | 81 | ||
3. Extraterritoriale Schutzpflichten | 82 | ||
a) Territorialitätsprinzip | 82 | ||
b) Extraterritoriale Geltung staatlicher Schutzpflichten | 84 | ||
c) Entwicklung eines neuen Verständnisses extraterritorialer Staatenpflichten | 87 | ||
aa) Das Konzept internationaler Kooperation und Unterstützung | 88 | ||
bb) Anerkennung extraterritoriale Staatenpflichten im Rahmen der Voluntary Guidelines | 90 | ||
cc) Zulässigkeit der Regelung extraterritorialer Sachverhalte | 92 | ||
dd) Pflicht des Heimatstaates zur Regelung extraterritorialer Sachverhalte | 95 | ||
d) Zwischenergebnis | 96 | ||
III. Drohende Menschenrechtsverletzungen im Zuge von Agrarinvestitionen | 97 | ||
1. Der Zugang zu Land im menschenrechtlichen Kontext | 98 | ||
2. Das Recht auf Eigentum als Menschenrecht | 103 | ||
a) Verletzung des Rechts auf Eigentum | 106 | ||
aa) Eigentumsbegriff | 106 | ||
bb) Eingriffstatbestände im Zusammenhang mit Agrarinvestitionen | 107 | ||
cc) Rechtfertigung | 108 | ||
b) Traditionelle Landnutzung als Schutzgut der Eigentumsgarantie | 112 | ||
aa) Traditionelle Land- und Bodennutzungssysteme (customary tenure systems) | 113 | ||
bb) Reichweite der menschenrechtlichen Eigentumsgarantie | 115 | ||
(1) Das Recht auf Eigentum im Kontext traditioneller Landnutzung indigener Völker | 116 | ||
(2) Übertragbarkeit auf andere Bevölkerungsgruppen | 118 | ||
cc) Zwischenergebnis | 120 | ||
c) Schlussfolgerung | 120 | ||
3. Recht auf angemessenen Lebensstandard, Ernährung und Unterkunft | 121 | ||
a) Recht auf Nahrung | 122 | ||
aa) Schutzbereich und Regelungsgehalt | 123 | ||
bb) Staatliches Pflichtenspektrum | 125 | ||
cc) Reichweite extraterritorialer Staatenpflichten | 126 | ||
dd) Vereinbarkeit von Agrarinvestitionen mit dem Recht auf Nahrung | 128 | ||
b) Recht auf angemessenen Wohnraum | 130 | ||
aa) Schutzbereich und Regelungsgehalt | 132 | ||
bb) Staatliches Pflichtenspektrum | 133 | ||
cc) Zwangsräumungen als Verletzung des Rechts auf angemessenen Wohnraum | 135 | ||
4. Das Recht auf Wasser | 136 | ||
a) Rechtlicher Herleitung | 136 | ||
b) Normativer Gehalt und Schutzzweck | 137 | ||
c) Staatliches Pflichtenspektrum | 139 | ||
d) Extraterritoriale Geltung | 140 | ||
e) Vereinbarkeit von Agrarinvestitionen mit dem Recht auf Wasser | 140 | ||
IV. Fazit | 141 | ||
D. Wirtschaftliches Selbstbestimmungsrecht der Völker – das Prinzip der Permanent Sovereignty over Natural Resources | 143 | ||
I. Permanent Sovereignty over Natural Resources | 143 | ||
1. Die uneingeschränkte Hoheit über die natürlichen Ressourcen | 144 | ||
2. Ursprung und Entwicklung | 145 | ||
3. Rechtsträger der PSNR – die Rolle von Staat und Volk | 147 | ||
4. Bedeutung im Lichte der heutigen Zeit | 153 | ||
5. Zwischenergebnis | 158 | ||
II. Das Recht der Völker auf freie Verfügung über ihre natürlichen Ressourcen – der Staat in der Pflicht? | 159 | ||
1. Das staatliche Pflichtenspektrum beim Umgang mit natürlichen Ressourcen | 159 | ||
2. Principle of free, prior, informed consent (FPIC) | 163 | ||
a) Rechtliche Herleitung | 163 | ||
b) Geltungsbereich und Reichweite des FPIC-Prinzips | 166 | ||
c) Zustimmungserfordernis im Rahmen ausländischer Agrarinvestitionen | 167 | ||
3. Vereinbarkeit ausländischer Agrarinvestitionen mit dem Recht der Völker auf freie Verfügung über die natürlichen Ressourcen des Landes | 168 | ||
III. Schranken des wirtschaftlichen Selbstbestimmungsrechts – Ressourcenhoheit als Rechtfertigungsgrund? | 170 | ||
1. Schranke der internationalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit | 170 | ||
2. Absolut geschützter Kernbereich: Entzug der Existenzgrundlage | 173 | ||
3. Schranken-Schranke in Art. 47 IPbpR sowie Art. 25 IPwskR | 174 | ||
4. Zwischenergebnis | 177 | ||
IV. Fazit | 178 | ||
E. Regulierungsfreiheit der Gaststaaten im Spannungsverhältnis mit dem Investitionsschutzrecht | 180 | ||
I. Zur Beziehung von nationaler Rechtsordnung und Investitionsschutzrecht | 180 | ||
1. Die nationale Rechtsordnung der Gaststaaten als anwendbares Recht | 180 | ||
2. Gesteigerter Regelungsbedarf unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten | 181 | ||
3. Agrarinvestitionen im internationalen Normengefüge | 182 | ||
a) Rolle der Investor-Staat-Verträge | 183 | ||
b) Das Rechtsinstitut des Investitionsschutzrechtes | 183 | ||
c) Rechtsposition ausländischer Investoren | 187 | ||
4. Auswirkungen des Investitionsschutzrechts auf die nationale Regelungshoheit | 188 | ||
II. Agrarinvestitionen im Anwendungsbereich internationaler Investitionsschutzabkommen | 190 | ||
1. Eröffnung des Anwendungsbereichs | 190 | ||
a) Materieller Anwendungsbereich | 193 | ||
aa) Weitgefasster Investitionsbegriff | 194 | ||
(1) Eigentum an beweglichen und unbeweglichen Sachen | 194 | ||
(2) Unternehmensbeteiligungen | 194 | ||
(3) Ansprüche auf geldwerte Forderungen oder Leistungen | 196 | ||
(4) Immaterialgüterrechte | 197 | ||
(5) Öffentlich-rechtliche Konzessionen | 197 | ||
bb) Immanente Beschränkungen des Investitionsbegriffes | 197 | ||
cc) Beurteilung der vertraglichen Vereinbarung im Lichte des Investitionsschutzrechtes | 199 | ||
b) Personeller Anwendungsbereich | 199 | ||
c) Zeitlicher Anwendungsbereich | 203 | ||
d) Zwischenergebnis | 204 | ||
2. Agrarinvestitionen im Geltungsbereich von IIAs – eine empirische Auswertung | 204 | ||
3. Zwischenergebnis | 209 | ||
III. Die Regulierungsfreiheit der Gaststaaten im Lichte materieller Investitionsschutzstandards | 210 | ||
1. Einschränkung der staatlichen Regulierungsfreiheit | 210 | ||
2. Die Regulierungsfreiheit der Gaststaaten im Lichte materieller Investitionsschutzstandards | 213 | ||
a) Grundsatz gerechter und billiger Behandlung | 214 | ||
aa) Ausprägungen des FET-Standards | 215 | ||
bb) Agrarinvestitionen im Lichte des FET-Standards | 217 | ||
cc) Auswirkung auf die Regelungshoheit der Gaststaaten am Beispiel der Voluntary Guidelines | 218 | ||
dd) Relativierung des FET-Standards | 221 | ||
b) Schutz vor entschädigungsloser Enteignung | 223 | ||
aa) Enteignungsbegriff | 224 | ||
bb) Beschränkung der innerstaatlichen Regelungsfreiheit | 227 | ||
c) Diskriminierungsverbote | 229 | ||
aa) Grundsatz der Inländerbehandlung | 230 | ||
(1) Tatbestandsvoraussetzungen | 231 | ||
(2) Grenzen der Inländerbehandlung | 233 | ||
(3) Marktzugangsrechte | 235 | ||
(4) Die Beschränkung der Regelungsfreiheit durch den Grundsatz der Inländerbehandlung | 235 | ||
(5) Zwischenergebnis | 237 | ||
bb) Meistbegünstigungsgrundsatz | 237 | ||
(1) Reichweite der Meistbegünstigungsklausel | 237 | ||
(2) Einschränkungen des staatlichen Ermessensspielraums | 239 | ||
d) Performance requirements | 240 | ||
aa) Staatliche Auflagen zur Sicherstellung einer verantwortungsvollen Gestaltung und Umsetzung von Agrarinvestitionen | 241 | ||
bb) Verbote von performance requirements | 242 | ||
cc) Vereinbarkeit mit dem Gebot der Inländerbehandlung | 245 | ||
dd) Zwischenergebnis | 245 | ||
e) Abschirmklauseln (sog. Umbrella Clause) | 246 | ||
aa) Auslegung und Reichweite der Abschirmklausel | 246 | ||
bb) Einfachvertragliche Zusicherungen als Gegenstand investitionsschutzrechtlicher Schiedsverfahren | 249 | ||
(1) Stabilisierungsklauseln im Anwendungsbereich von Abschirmklauseln | 250 | ||
(a) Anwendungsvorrang der bisherigen Rechtslage | 252 | ||
(b) Anpassung des Vertrages bzw. Entschädigung | 252 | ||
(2) Auswirkung auf die Regulierungsfreiheit der Gaststaaten | 254 | ||
cc) Zwischenergebnis | 256 | ||
f) Transferfreiheit | 257 | ||
3. Zwischenergebnis | 259 | ||
IV. Fazit | 260 | ||
F. Umgang der Investitionsschiedsgerichtsbarkeit mit Normenkollisionen im Spannungsfeld von Investitionsschutzrecht und Menschenrechten | 264 | ||
I. Normenkollisionen im Völkerrecht | 265 | ||
1. Vertragliche Kollisionsnormen | 265 | ||
2. Menschenrechte in der Normenhierarchie des Völkerrechts | 266 | ||
a) Primat der Menschenrechte | 267 | ||
b) Vorrang der UN-Charta als „Weltverfassung“ | 268 | ||
c) Menschenrechte als jus cogens | 270 | ||
d) Zwischenergebnis | 273 | ||
3. Völkervertragliche Derogationsregeln | 273 | ||
a) lex posteriori derogat priori | 274 | ||
b) lex specialis derogat legi generali | 274 | ||
c) Anwendbarkeit auf das Verhältnis von IIAs und Menschenrechtsabkommen | 275 | ||
d) Zwischenergebnis | 276 | ||
4. Harmonisierende Vertragsauslegung | 276 | ||
5. Zwischenergebnis | 278 | ||
II. Normenkollisionen in der Spruchpraxis – Umgang internationaler Spruchkörper mit Normkonflikten | 279 | ||
1. Befugnis der Investitionsschiedsgerichtsbarkeit | 280 | ||
a) Ausdrückliche Bezugnahme im Wortlaut der IIAs | 280 | ||
b) Rechtswahlklauseln | 283 | ||
c) Pflicht zur Berücksichtigung einschlägiger Völkerrechtssätze, Art. 31 Abs. 3 lit. c WVK | 284 | ||
2. Legitimität der Schiedsgerichtsbarkeit zur Entscheidung über regimeübergreifende Kollisionen | 286 | ||
a) Menschenrechte in der Spruchpraxis der Schiedsgerichte | 286 | ||
b) Legitimität der Investitionsschiedsgerichtsbarkeit | 288 | ||
aa) Der Investitionsschutz in einer Legitimitätskrise? | 289 | ||
bb) Befürwortung des bestehenden Systems | 291 | ||
c) Kritische Würdigung | 292 | ||
III. Fazit | 294 | ||
G. Ergebnis | 297 | ||
H. Thesen | 303 | ||
Entscheidungsverzeichnis | 306 | ||
Literaturverzeichnis | 309 | ||
Stichwortverzeichnis | 356 |