Anerkennung und ordre public
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Anerkennung und ordre public
am Beispiel der Vollstreckungshilfe bei freiheitsentziehenden Sanktionen im Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts
Schriften zum Strafrecht, Vol. 302
(2016)
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About The Author
Stefan Schumann studierte Rechtswissenschaften an der Universität Bayreuth. Er forschte und lehrte im Straf-, Strafverfahrens- und Europarecht an deutschen und österreichischen Universitäten und war u.a. als Experte für Strafverfahrensrecht für die Europäische Kommission und das United Nations Office on Drugs and Crime tätig. Derzeit habilitiert er sich an der Abteilung für Unternehmensstrafrecht und Strafrechtspraxis der Universität Linz, wo er als Assistenzprofessor forscht und lehrt.Abstract
Vollstreckungshilfe bedeutet die Vollstreckung einer freiheitsentziehenden Sanktion, die ein Staat nach seinen materiellen und prozessualen Regeln getroffen hat, durch einen anderen Staat nach dessen Vollstreckungs- und Vollzugsregeln. Sie beinhaltet damit die umfassendste Anerkennung strafrechtlicher Wertentscheidungen zwischen den Mitgliedstaaten der EU. Vollstreckungshilfe droht zugleich, die Dauer der tatsächlichen Strafverbüßung systemwidrig zu beeinflussen. Die Grenzen einer solchen zulässigen Beeinflussung werden herausgearbeitet. Der Verfasser kommt zu dem Schluss, dass eine vollständige Harmonisierung der Wertentscheidungen des materiellen Strafrechts durch die Union beim jetzigen Stand der Integration nicht möglich ist. Der Verfasser leitet daher systemkohärent zum Binnenmarktrecht und zu der ziviljustitiellen Zusammenarbeit aus Art. 67 Abs. 1, 2. Hs. AEUV einen unionsrechtlich kontrollierten nationalen $aordre public$z als Grenze des Grundsatzes der gegenseitigen Anerkennung ab.»Mutual Recognition and Ordre Public Taken the Example of Transnational Enforcement of Custodial Sanctions in the Area of Freedom, Security, and Justice«The transnational enforcement of custodial sanctions within the EU implies the utmost mutual recognition of value decision established by criminal justice systems of the EU Member States. The study evaluates the legal framework of this type of mutual legal assistance, as well as its limits. It comes to the conclusion that the principle of mutual recognition needs to be limited by a reservation of national ordre public a limitation to be derived from Art 67 § 1 TFEU.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsübersicht | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 11 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 30 | ||
Einführung: Gegenstand, Zielsetzung und Methodik | 37 | ||
A. Einführung in das Thema der Untersuchung | 37 | ||
B. Vier grundlegende Fragestellungen der Untersuchung | 41 | ||
I. Vollstreckungshilfe zwischen nationalem Strafrecht und transnationaler Wertegemeinschaft | 41 | ||
II. Ausmaß der Neuerungen der Rechtshilfe durch Implementierung des Grundsatzes der gegenseitigen Anerkennung strafrechtlicher Entscheidungen in der EU | 42 | ||
III. Grenzen der Anerkennung aus Sicht des Primärvertragsrechts und des deutschen Verfassungsrechts | 42 | ||
IV. Weitergehender Harmonisierungsbedarf | 42 | ||
C. Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes | 42 | ||
I. Formen der Vollstreckungshilfe | 43 | ||
1. Unterscheidung nach der Sanktion | 43 | ||
2. Ein- und ausgehende Ersuchen | 44 | ||
3. Vollstreckungsübertragung mit oder ohne Überstellung des Verurteilten | 44 | ||
II. Überblick über die Rechtsgrundlagen der Vollstreckungshilfe | 45 | ||
1. Überstellungsübereinkommen des Europarates (1983) und ergänzende völkerrechtliche Vereinbarungen | 46 | ||
2. Rahmenbeschluss Europäische Vollstreckungsanordnung | 46 | ||
3. Gesetz über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen (IRG) | 48 | ||
III. Rechtsfragen der Vollstreckungshilfe im dogmatischen Konzept eines „international-arbeitsteiligen Strafverfahrens“ | 49 | ||
1. Unterschiede im materiellen Strafrecht einschließlich des Sanktionsrechts | 50 | ||
2. Unterschiede im Strafvollstreckungsrecht einschließlich der Regelung der Strafrestaussetzung zur Bewährung und im Strafvollzug | 52 | ||
D. Stand der Forschung | 54 | ||
E. Gang der Untersuchung | 58 | ||
I. Rechtliche Einordnung und Rechtsgrundlagen der Vollstreckungshilfe | 59 | ||
1. Rechtliche Einordnung und Ziele der sowie Bedürfnis nach Vollstreckungshilfe | 59 | ||
2. Rechtsgrundlagen der Vollstreckungshilfe de lege lata | 60 | ||
3. Rahmenbeschluss Europäische Vollstreckungsanordnung | 61 | ||
II. Maßstab und Grenzen der Vollstreckungshilfe | 61 | ||
1. Unionsrechtliche Grundlagen, Maßstäbe und Grenzen der Europäischen Vollstreckungsanordnung | 62 | ||
2. Grenzen der Vollstreckungshilfe aus der Sicht der deutschen Rechtsordnung | 62 | ||
3. Grenzen der Vollstreckungshilfe nach der Konzeption des Rahmenbeschlusses Europäische Vollstreckungsanordnung sowie im Lichte der Ergebnisse der Untersuchung | 63 | ||
III. Zusammenführung der Ergebnisse und Schlussfolgerungen | 63 | ||
Teil 1: Rechtliche Einordnung, Ziele und Rechtsgrundlagen der Vollstreckungshilfe | 64 | ||
Kapitel 1: Rechtliche Einordnung, Ziele und Notwendigkeit einer Vollstreckungshilfe | 64 | ||
A. Rechtliche Einordnung und Ziele der Vollstreckungshilfe | 65 | ||
I. Rechtshilfe als Element eines international-arbeitsteiligen Strafverfahrens zur Durchsetzung einer transnationalen Werteordnung | 65 | ||
1. Begriff der Rechtshilfe | 65 | ||
2. International-arbeitsteiliges Strafverfahren als Kompensation territorial beschränkter Hoheitsgewalt | 66 | ||
3. Transnationale Werteordnung als Voraussetzung und Grenze einer Rechtshilfeleistung | 67 | ||
a) Strafrecht als Schutz unterschiedlicher gesellschaftlicher Wertvorstellungen nur eingeschränkt transnational vergleichbar | 67 | ||
b) Wertegemeinschaft als Determinante von Reichweite und Grenzen der Rechtshilfe | 68 | ||
c) Dogmatische Konsequenzen | 71 | ||
II. Außen- und Innenverhältnis des Vollstreckungshilferechts –I nnerstaatliche Grundrechte als „Vollstreckungshilfegegenrechte“? | 71 | ||
1. Rechtsquellenvielfalt und -hierarchie | 71 | ||
2. Außen- und Innenverhältnis des Rechtshilferechts | 73 | ||
3. Innerstaatliche Grundrechtsanforderungen im Außenverhältnis der Rechtshilfe – Grundrechte als „Auslieferungsgegenrechte“? | 74 | ||
a) Zweidimensionale völkerrechtliche Betrachtungsweise – Begrenzung nur durch ius cogens | 75 | ||
b) Dreidimensionale Vollzugsaktstheorie – innerstaatliche Grundrechte als „Auslieferungsgegenrechte“ | 76 | ||
c) Vermittelnder Lösungsansatz | 78 | ||
4. Schlussfolgerungen für die Rolle der innerstaatlichen Grundrechte als verfassungsrechtlicher Grenze einer Vollstreckungshilfe | 80 | ||
a) Zwingende Einbeziehung der Vollzugsebene bei der Vollstreckungshilfe | 80 | ||
b) Sachliche Reichweite der Grundrechtsprüfung | 82 | ||
c) Formale Prüfungsintensität: Evidenz | 83 | ||
d) Maßstab der Prüfung: Dem innerstaatlichen Verfahren gleichwertiger Grundrechtsschutz | 83 | ||
III. Rechtliche Einordnung und Grundrechtsbindung des Freiheitsentzugs bei der Vollstreckungshilfe | 84 | ||
1. Vollstreckungshilfe zwischen Rechtshilfe und Strafvollzug | 85 | ||
2. Gesetzes- und Richtervorbehalt, Art. 2 Abs. 2 S. 3 GG i.V.m. Art. 104 Abs. 1 S. 1, Abs. 2 S. 1 GG | 85 | ||
3. Im Wesentlichen gleichwertige Anforderungen nach Art. 6 EU-GRCh | 86 | ||
4. Prüfungsmaßstab in der vorliegenden Studie | 88 | ||
IV. Durchsetzung der Sanktion und Übernahme des Vollzugs der Sanktion als Elemente der Vollstreckungshilfe | 88 | ||
1. Unterscheidung von Strafvollstreckung und Strafvollzug | 89 | ||
a) Strafvollstreckung als Regelung des Ob der Verwirklichung der Strafe | 89 | ||
b) Strafvollzug als Regelung des Wie der Verwirklichung der Strafe | 90 | ||
2. Strafzwecke und Strafvollzugsziel als Determinanten der Vollstreckungshilfe | 90 | ||
a) Schuldausgleich | 91 | ||
b) Spezialprävention | 92 | ||
c) Generalprävention | 93 | ||
d) Resozialisierungsziel des Strafvollzugs | 95 | ||
B. Ableitungen für die Ausgestaltung einer Vollstreckungshilfe | 97 | ||
I. Problem: Zusammenhang von Strafübel, Strafvollstreckung und Vollstreckungshilfe | 97 | ||
1. Beeinflussung des tatsächlich verbüßten Strafübels durch Vollstreckungshilfe | 99 | ||
a) Vielfalt der Vollzugsformen trotz Regelfalls der einheitlichen Freiheitsstrafe; Unterschiede bei den Haftbedingungen | 99 | ||
b) Unterschiede im Strafvollstreckungsrecht, insbesondere bei der bedingten Entlassung | 101 | ||
2. Mögliche Konsequenzen | 102 | ||
a) Aus Sicht des Urteilsstaates: Ablehnung der Vollstreckungsüberstellung aufgrund Bedrohung effektiver Sanktionierung | 102 | ||
b) Aus Sicht des Verurteilten: Veränderung des (wahrscheinlich) zu verbüßenden Strafübels | 103 | ||
II. Lösungsansatz und Hypothesenbildung: Ausgestaltung der Vollstreckungshilfe im Prozess des Strafens | 103 | ||
1. Hypothese: Lokalisierung retributiver und präventiver Strafzwecke im transnationalen Strafverfahren | 104 | ||
2. Antithese: Determinierung der Strafvollstreckung durch alle Strafzwecke | 105 | ||
III. Hypothesenprüfung | 105 | ||
1. Schuldausgleich und Präventionszwecke bei der Strafzumessung, § 46 Abs. 1 StGB | 106 | ||
a) Grundsatz der schuldangemessenen Strafe | 106 | ||
b) Berücksichtigung präventiver Erwägungen | 107 | ||
c) Limitierung präventiver Erwägungen durch die Schuld | 107 | ||
2. Effektuierung der Strafzwecke durch das Ob der Strafvollstreckung | 108 | ||
3. Aussetzung des Strafrests zur Bewährung, §§ 57 ff. StGB | 109 | ||
a) Rein spezialpräventiv ausgerichtete Verantwortungsprognose bei 2/3-Entlassung, § 57 Abs. 1 StGB | 110 | ||
b) Ermessensentscheidung über Halbstrafenentlassung, § 57 Abs. 2 StGB | 111 | ||
c) Bedingte Entlassung aus lebenslanger Freiheitsstrafe und Schuldschwere, § 57a StGB | 112 | ||
4. Systematik der Regelungen zur bedingten Entlassung und Grundsatz der schuldangemessenen Strafe | 112 | ||
IV. Schlussfolgerungen | 113 | ||
C. Bedürfnis nach Vollstreckungshilfe und Anwendungspotential | 115 | ||
I. Resozialisierungserschwernisse, individuelle und systemische Vollzugsbelastungen beim Strafvollzug an nicht integrierten Ausländern | 116 | ||
1. Rechtsgrundlagen des Strafvollzugs | 116 | ||
2. Vollstreckungsrechtliche Sonderregelung des § 456a Abs. 1 StGB | 118 | ||
3. Gefährdung des Resozialisierungszieles | 119 | ||
a) Sprachbarriere und/oder abweichender kultureller und religiöser Hintergrund | 120 | ||
b) Ausweisung und Abschiebung versus Wiedereingliederung | 120 | ||
c) Weitgehender Ausschluss vom offenen Vollzug | 122 | ||
d) Ausschluss von resozialisierenden Vollzugslockerungen sowie Hafturlaub | 123 | ||
e) Ausschluss von Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten sowie therapeutischen Maßnahmen | 124 | ||
f) Entlassungsvorbereitung | 126 | ||
g) Systemische Resozialisierungshindernisse | 127 | ||
4. Formalgesetzliche Gleichbehandlung und faktische Differenzierung | 127 | ||
II. Quantitative Vollzugsbelastungen, Potential der Europäischen Vollstreckungsanordnung und deutsche Vollstreckungshilfepraxis | 128 | ||
1. EU-Ausländeranteil an der Haft- und Gesamtpopulation in der Bundesrepublik Deutschland | 130 | ||
2. EU-Ausländeranteil an der Haftpopulation in ausgewählten anderen Mitgliedstaaten der EU | 133 | ||
a) Eigene Berechnungen auf Basis des European Sourcebook of Crime and Criminal Justice Statistics (2010) | 133 | ||
b) Eigene Berechnungen auf Basis der SPACE-Statistik (2010) | 135 | ||
c) Studie „Foreigners in European Prisons“ von van Kalmthout/Hofstee-van der Meulen/Dünkel (2007) | 136 | ||
d) Erhebungen auf Basis der Integrierten Vollzugsverwaltung für Österreich (2011) | 137 | ||
3. Gegenwärtige Praxis der Vollstreckungshilfe in der Bundesrepublik Deutschland | 137 | ||
a) Von Deutschland ausgehende Ersuchen um Vollstreckungshilfe | 138 | ||
b) An Deutschland gerichtete Ersuchen um Vollstreckungshilfe | 139 | ||
III. Zusammenfassende Schlussfolgerungen | 140 | ||
Kapitel 2: Rechtsgrundlagen der Vollstreckungshilfe vor Umsetzung des Rahmenbeschlusses Europäische Vollstreckungsanordnung | 141 | ||
A. Völkervertraglich geregelte Vollstreckungshilfe | 141 | ||
I. Europaratsübereinkommen zur Überstellung verurteilter Personen (1983) | 141 | ||
1. Anwendungsbereich | 142 | ||
a) Geltung für alle Mitgliedstaaten der EU und weitere Staaten | 142 | ||
b) Nur Überstellungsfälle | 142 | ||
c) Übernahme eigener Staatsangehöriger und Möglichkeit zur Erweiterung auf gleichzustellende Personen | 143 | ||
2. Überstellungsvoraussetzungen | 143 | ||
a) Erfordernis beiderseitiger Strafbarkeit | 143 | ||
b) Erfordernis der Zustimmung des Verurteilten | 143 | ||
c) Verbleibende Mindestverbüßungsdauer | 144 | ||
3. Initiativrecht von Urteils- und potentiellem Vollstreckungsstaat; Anregungsrecht des Verurteilten | 145 | ||
a) Regelung im Überstellungsübereinkommen | 145 | ||
b) Resozialisierungsgebot begründet Anspruch auf pflichtgemäße Ermessensausübung durch deutsche Vollstreckungsbehörde | 145 | ||
4. Entscheidung des ersuchten Staates | 145 | ||
a) Offene Entscheidungsmöglichkeit des ersuchten Staates nach Überstellungsübereinkommen | 145 | ||
b) Resozialisierungsgebot begründet Anspruch auf pflichtgemäße Ermessensausübung durch deutsche Vollstreckungsbehörde | 146 | ||
5. Keine Regelung von Versagungsgründen oder ordre public-Klausel; Erklärung der Bundesrepublik Deutschland über Grenzen der Vollstreckungsübernahme | 146 | ||
6. Umgang mit der Strafe | 147 | ||
a) Übernahme der im Urteilsstaat verhängten Sanktion durch Adoption | 147 | ||
b) Umwandlung der Sanktion durch Exequatur | 148 | ||
7. Vollstreckung nach dem Strafvollstreckungsrecht des Vollstreckungsstaates; Gnaden- und Amnestierecht von Urteils- und Vollstreckungsstaat | 148 | ||
8. Bewertung | 149 | ||
II. Ergänzende und modifizierende völkerrechtliche Verträge | 150 | ||
1. Abkommen über die Anwendung des Übereinkommens des Europarates über die Überstellung verurteilter Personen zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften vom 25. Mai 1987 | 150 | ||
a) Erstreckung des Anwendungsbereichs des Europaratsübereinkommens auf rechtmäßig permanent Aufhältige | 150 | ||
b) Eingeschränkte Anwendbarkeit mangels hinreichender Ratifikation | 150 | ||
2. Kapitel 5 SDÜ (1990) | 151 | ||
a) Ausdehnung des Anwendungsbereichs des Europaratsübereinkommens zwischen den Schengen-Staaten auf Fluchtfälle | 151 | ||
b) Entfall des Zustimmungserfordernisses des Beschuldigten in Fluchtfällen | 151 | ||
3. Zusatzprotokoll des Europarates zum Europaratsübereinkommen (1997) | 152 | ||
a) Parallelregelung zu Kapitel 5 SDÜ auf Europaratsebene | 152 | ||
b) Weitergehende Einschränkung des Zustimmungserfordernisses des Verurteilten bei aufenthaltsbeendigender Entscheidung des Urteilsstaates | 152 | ||
c) Ratifikationsstand | 153 | ||
d) Bewertung | 153 | ||
4. EG-Vollstreckungsübereinkommen (1991) | 154 | ||
a) Vollstreckungsübernahme bei Aufenthaltsstaat im Konsens mit dem Urteilsstaat; kein Erfordernis der Zustimmung des Verurteilten | 154 | ||
b) Geringer Ratifikationsstand | 155 | ||
III. Zusammenfassende Schlussfolgerungen | 155 | ||
B. Gesetzliche Vollstreckungshilfe vor Umsetzung des Rahmenbeschlusses Europäische Vollstreckungsanordnung | 157 | ||
I. Zulässigkeitsvoraussetzungen | 159 | ||
II. Exequatur | 159 | ||
C. Ordre public-Grenze der Vollstreckungshilfe gegenüber Mitgliedstaaten der EU in der Konzeption des § 73 IRG | 160 | ||
I. Exklusivitätsverhältnis von § 73 S. 1 zu S. 2 IRG | 161 | ||
II. Bedeutung des § 73 S. 2 IRG für die Vollstreckungshilfe mit den Mitgliedstaaten der EU bei freiheitsentziehenden Sanktionen de lege lata und de lege ferenda | 163 | ||
1. Gesetzliche Vollstreckungshilfe de lege lata | 164 | ||
2. Anwendbarkeit des § 73 S. 2 IRG auf die vertragliche Vollstreckungshilfe de lege lata? | 164 | ||
3. Anwendbarkeit des § 73 S. 2 IRG auf das Umsetzungsrecht über die Europäische Vollstreckungsanordnung | 164 | ||
III. Inhalt des Verweises auf den europäischen ordre public | 165 | ||
1. Statische Verweisung auf Art. 6 EU a.F. | 165 | ||
2. Einbeziehung der Grundrechtecharta und Rechtsprechung des EuGH zur Interpretation | 166 | ||
3. Anknüpfung an Art. 6 EUV | 166 | ||
IV. Kritische Stellungnahme zur dogmatischen Tragfähigkeit des Ausschlusses des nationalen ordre public als Grenze der Rechtshilfe für Mitgliedstaaten der EU | 168 | ||
Kapitel 3: Konzeption der Vollstreckungshilfedurch den Rahmenbeschluss Europäische Vollstreckungsanordnung | 170 | ||
A. Konzeptionelle Vorüberlegungen der Neuregelung: Vollstreckungshilfe aus Sicht der Strategieprogramme, Aktions- und Leitpläne | 172 | ||
I. Programmatische Vorgaben des Europäischen Rates | 172 | ||
II. Konzeption der Umsetzung durch Rat und Kommission | 172 | ||
1. Rechtspraktische Überlegungen und Zielkonkretisierung – Mitteilung der Kommission an den Rat und das Parlament zur gegenseitigen Anerkennung von Endentscheidungen in Strafsachen (2000) | 173 | ||
a) Verfolgung von Rechtsdurchsetzungsziel und Resozialisierungsziel sowie Anerkennung des Primats des Wohnsitzkriteriums | 173 | ||
b) Anerkennung des Urteils und Verfahrensvereinfachung durch Adoption der getroffenen Entscheidung | 173 | ||
c) Vice versa Anerkennung der Vollstreckung und Verfahrenserleichterung durch ausschließliche Anwendung des Vollstreckungsrechts des Vollstreckungsstaates | 174 | ||
d) Durchsetzung des Anerkennungsgrundsatzes und Verfahrenserleichterung durch Verzicht auf Erfordernis beiderseitiger Strafbarkeit | 175 | ||
e) Kritisches Fazit: Fokussierung allein auf möglichst umfassende Anerkennung sowie Praktikabilität und Verfahrensvereinfachung | 176 | ||
2. Grundkonstruktion und Bausteine des Anerkennungsmodells – Maßnahmenprogramm von Rat und Kommission zur Umsetzung des Grundsatzes der gegenseitigen Anerkennung gerichtlicher Entscheidungen in Strafsachen (2001) | 177 | ||
a) Modulare Parameter zur sekundärrechtlichen Umsetzung des Grundsatzes gegenseitiger Anerkennung | 177 | ||
b) Zielgewichtungen und Regelungseffizienz | 178 | ||
3. Rechtsprobleme der Vollstreckungshilfe – Grünbuch der Kommission über die Angleichung, die gegenseitige Anerkennung und die Vollstreckung strafrechtlicher Sanktionen in der Europäischen Union (2004) | 180 | ||
a) Einfluss der Vollstreckungshilfe auf das erlittene Strafübel – Problembewusstsein und Lösungsansätze | 180 | ||
b) Probleme des Strafvollzugs an nicht integrierten Ausländern | 180 | ||
c) Kriterium des gewöhnlichen Aufenthalts – Nichtdiskriminierung von Unionsbürgern | 181 | ||
d) Initiativrecht | 181 | ||
e) Beschränkung der Versagungsgründe und Mindestanforderungen an die Strafvollstreckung | 182 | ||
f) Fazit: Rechtliches Problembewusstsein; Priorität der Sanktionsdurchsetzung als Voraussetzung eines effektiven Vollstreckungshilfeinstruments | 182 | ||
B. Regelungsziele des Rahmenbeschlusses Europäische Vollstreckungsanordnung | 183 | ||
I. Resozialisierungsziel | 183 | ||
II. Sanktionsdurchsetzung | 183 | ||
III. Umsetzung des Grundsatzes der gegenseitigen Anerkennung strafjustizieller Entscheidungen | 183 | ||
C. Geltungs- und Anwendungsbereich | 184 | ||
I. Sachlicher Anwendungsbereich | 184 | ||
1. Vollstreckungsübertragung mit und ohne Überstellung | 184 | ||
2. Jegliche freiheitsentziehende Sanktionen | 184 | ||
3. Räumlicher Anwendungsbereich | 184 | ||
II. Inkrafttreten, Umsetzungsfrist und befristete Übergangsregelung | 185 | ||
1. Inkrafttreten, Umsetzungsfrist und vertragsverletzende Nichtumsetzung | 185 | ||
2. Übergangsregelung für Polen als rechtlich differenzierte Integration | 185 | ||
D. Terminologie des Rahmenbeschlusses | 186 | ||
E. Kennzeichen der Grundkonzeption: Grundsätzlich zwingende Anerkennung sowie Verfahrensbeschleunigung | 186 | ||
I. Ausgestaltung als rein justizielles Verfahren | 186 | ||
1. Entfall des politischen Ermessens | 186 | ||
2. Beibehaltung der Trennung in Zulässigkeits- und Bewilligungsentscheidung im deutschen Recht | 187 | ||
II. Beschleunigung durch Formalisierung und Fristsetzung | 187 | ||
1. Standardisierte Bescheinigung statt Urteilsübersetzung | 187 | ||
2. Fristsetzungen für Anerkennungsentscheidung und, wenn nötig, Überstellung | 191 | ||
III. Grundsätzlich zwingende Anerkennung und Einschränkung der Überprüfung | 191 | ||
1. Anerkennung als weitgehend eingeschränkte Ermessensentscheidung | 192 | ||
2. Zumindest teilweise Anerkennung nach fakultativem Konsultationsverfahren | 193 | ||
F. Grundsätzlicher Verzicht auf das Erfordernis beiderseitiger Strafbarkeit | 193 | ||
I. Rechtshilfe limitierende und einer Verfahrensbeschleunigung entgegenstehende Wirkung eines Erfordernisses beiderseitiger Strafbarkeit | 195 | ||
II. Ersetzung des Erfordernisses durch den Grundsatz gegenseitiger Anerkennung | 196 | ||
1. Unionsrechtliches Konzept der Abschaffung des Erfordernisses beiderseitiger Strafbarkeit als Anerkennungsvoraussetzung | 196 | ||
a) Zwingende Abschaffung des Erfordernisses bei Delikten mittleren und höheren Schweregrades | 196 | ||
b) Nichtvorliegen beiderseitiger Strafbarkeit bei sonstigen Delikten nur fakultativer Versagungsgrund für die Anerkennung | 197 | ||
2. Bloßer teilweiser Prüfungsverzicht nach der Konzeption des deutschen Umsetzungsrechts zum Rahmenbeschluss Europäischer Haftbefehl? | 198 | ||
a) Anordnung des Entfalls der Überprüfung des Vorliegens beiderseitiger Strafbarkeit bei Listendelikten gem. Art. 2 Abs. 2 RB 2002/584/JI | 198 | ||
b) Ausnahmsweise materieller Verzicht auf das Vorliegen beiderseitiger Strafbarkeit nach (funktional durch § 84a Abs. 3 IRG ersetzten) § 80 Abs. 4 IRG bei Leistung von Vollstreckungshilfe | 199 | ||
3. Listenkonzept und Achtung der unterschiedlichen Rechtsordnungen und -traditionen der Mitgliedstaaten | 200 | ||
III. Konzeptionelle Modifikationen des Verzichts auf die beiderseitige Strafbarkeit | 201 | ||
1. Adaption des Listenkonzepts in Abhängigkeit von der Schwere des mit der Vollstreckung der Entscheidung verbundenen Rechtseingriffs | 201 | ||
2. Zwingende Abschaffung bei Europäischer Vollstreckungsanordnung nicht mehr vorbehaltlos | 202 | ||
3. Systematisierung der Entwicklungsstufen und Zukunftsprognose | 203 | ||
G. Fallgruppendifferenzierung nach Resozialisierungschancen | 204 | ||
I. Vollstreckungsstaat als Heimatstaat und Lebensmittelpunkt oder Abschiebungsziel zur Übernahme verpflichtet | 204 | ||
II. Vollstreckungsstaat stimmt Übernahme im Einzelfall oder generell zu | 205 | ||
1. Einzelfallbezogene Zustimmung des Vollstreckungsstaates | 205 | ||
2. Möglichkeit zu genereller Zustimmung des Vollstreckungsstaates | 205 | ||
a) Bei rechtlich verfestigtem Aufenthalt des Verurteilten | 205 | ||
b) Bei eigenen Staatsangehörigen in nicht vom gesetzlichen Entfall erfassten Fällen | 206 | ||
H. Initiativ- und Beteiligungsrechte | 207 | ||
I. Alleiniges Initiativrecht des Ausstellungsstaates; Ermessenskonkretisierung | 207 | ||
1. Subjektives Recht des Verurteilten auf ermessensfehlerfreie Entscheidung | 207 | ||
2. Abwägungsfaktoren | 208 | ||
II. Teilweise Kompensation durch Zustimmungserfordernis des Vollstreckungsstaates | 208 | ||
III. Zustimmungserfordernis des Verurteilten; Entfall | 209 | ||
1. Grundsätzlich Zustimmung erforderlich | 209 | ||
2. Ausnahmsweiser Entfall des Zustimmungserfordernisses | 210 | ||
3. Rechtliche Ausnahme als faktischer Regelfall? | 211 | ||
4. Bewertung des Zustimmungserfordernisses und seines Entfalls | 211 | ||
5. Zeitlich begrenztes unbedingtes Zustimmungserfordernis des Verurteilten im Vollstreckungshilfeverkehr mit Polen | 212 | ||
6. Unbedingtes Stellungnahmerecht | 213 | ||
I. Anerkennung der Sanktion und ihre Vollstreckung im Lichte der Strafzwecke und des Strafvollzugsziels | 214 | ||
I. Anerkennung der Sanktion, nur ausnahmsweise Anpassung bei Unvereinbarkeit | 214 | ||
II. Grundsatz: Recht des Vollstreckungsstaates | 215 | ||
III. Anrechnung bereits verbüßter Haft | 215 | ||
IV. Zugemessene Strafe und tatsächliche Verbüßungsdauer | 217 | ||
1. Bedingte Entlassung als „Quasi“-Korrektur der richterlichen Strafzumessung? | 217 | ||
2. Regeln der bedingten Entlassung versus Sicherung effektiver Sanktionsdurchsetzung | 220 | ||
3. Weiches Meistbegünstigungsprinzip nach Art. 17 Abs. 4 RB 2008/909/JI | 224 | ||
4. Zwingende Meistbegünstigung? | 225 | ||
a) Prinzip des Vertrauensschutzes | 227 | ||
b) Gleichheitssatz | 228 | ||
c) Recht auf persönliche Freiheit, Art. 6 EU-GRCh | 232 | ||
d) Schlussfolgerung | 236 | ||
J. Beurteilung der Resozialisierungschancen | 237 | ||
I. Behörden des Urteilsstaates als Adressaten der Prüfungspflicht | 237 | ||
II. Beurteilungsmaßstab | 238 | ||
III. Fakultative und zwingende Konsultation des Vollstreckungsstaates | 239 | ||
IV. Einbeziehung weiterer Entscheidungskriterien, insbesondere weiterer Strafzwecke | 240 | ||
K. Zusammenfassende Schlussfolgerungen | 241 | ||
Teil 2: Maßstab und Grenzen der Vollstreckungshilfe | 243 | ||
Kapitel 1: Unionsrechtliche Grundlagen, Maßstäbe und Grenzen der Europäischen Vollstreckungsanordnung | 243 | ||
A. Rechtsgrundlage des Rahmenbeschlusses Europäische Vollstreckungsanordnung und Konsequenzen der Lissabonner Vertragsreform | 244 | ||
I. Grundsatz der begrenzten Einzelermächtigung | 245 | ||
II. Art. 31 Abs. 1 lit. a, Art. 34 Abs. 2 S. 2 lit. b EUV a.F. als Rechtsgrundlage des Rahmenbeschlusses Europäische Vollstreckungsanordnung | 246 | ||
1. Materielle Unionskompetenz gemäß Art. 31 Abs. 1 lit. a EU a.F. | 247 | ||
2. Rechtsform des Rahmenbeschlusses zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten der EU | 248 | ||
III. Ersetzung der Rechtsgrundlagen durch die Lissabonner Vertragsreform und ihre Folgen für die Beurteilung des Rahmenbeschlusses Europäische Vollstreckungsanordnung | 248 | ||
1. Überleitung des Rahmenbeschlusses | 248 | ||
a) Anordnung der potentiell zeitlich unbeschränkten Weitergeltung des Rahmenbeschlusses | 248 | ||
b) Befristete Fortgeltung der beschränkten Kompetenzen von Kommission und EuGH | 249 | ||
2. Art. 31 EU a.F. und dessen Ersetzung durch Art. 82 AEUV infolge der Lissabonner Vertragsreform | 250 | ||
3. Konsequenzen für die anwendbaren Maßstäbe zur Beurteilung der Rechtsetzung und der Primärrechtskonformität sowie zur Auslegung | 251 | ||
B. Wahrung der Kompetenzausübungsschranken bei Erlass des Rahmenbeschlusses Europäische Vollstreckungsanordnung | 252 | ||
I. Subsidiarität | 252 | ||
1. Ausgestaltung des Subsidiaritätsprinzips als Kompetenzausübungsschranke | 252 | ||
2. Beurteilung des Rahmenbeschlusses Europäische Vollstreckungsanordnung anhand des Subsidiaritätsprinzips | 254 | ||
II. Verhältnismäßigkeit | 257 | ||
C. Primärrechtliche Auslegungsmaßstäbe und Grenzen für die Europäische Vollstreckungsanordnung | 258 | ||
I. Unionsziel eines Raums der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts | 258 | ||
1. Historische Genese: Aufwertung der Zusammenarbeit in den Bereichen Justiz und Inneres | 260 | ||
a) Einfügung durch den Amsterdamer Reformvertrag | 260 | ||
b) Neuverortung durch den Lissabonner Reformvertrag | 261 | ||
2. Wortlaut der Zielbestimmung | 262 | ||
a) Verknüpfung des Raumzieles mit den unionsrechtlichen Freizügigkeitsregelungen | 262 | ||
b) Erfordernis der Kohärenz des Rahmenbeschlusses Europäische Vollstreckungsanordnung mit den Freizügigkeitsrechten | 264 | ||
3. Ausgleichsfunktion für die Freizügigkeit: Sicherheitsgewährleistung als herausgehobenes Teilziel, Art. 67 Abs. 3 AEUV | 264 | ||
4. Sprachliche Aufwertung des Raumziels als Ausdruck der Wertegemeinschaft | 265 | ||
II. Grundrechte | 266 | ||
1. Achtung der Menschenwürde und Wahrung der Menschenrechte als Grundwerte der EU | 266 | ||
2. Grundrechtsgewährleistungen gemäß Art. 6 EUV | 267 | ||
III. Art. 67 Abs. 1, 2. Hs. AEUV: „[. . .] und die verschiedenen Rechtsordnungen und -traditionen der Mitgliedstaaten geachtet werden“ | 267 | ||
1. Art. 67 Abs. 1, 2. Hs. AEUVals lex specialis zu Art. 4 Abs. 2 EUV | 268 | ||
2. Art. 67 Abs. 1, 2. Hs. AEUVals Kompetenzausübungsmaßstab | 269 | ||
3. Sachgebietliche Konkretisierung des Art. 67 Abs. 1, 2. Hs. AEUV insbesondere durch Notbremsenmechanismen bei der Angleichung des materiellen Straf- und des Strafverfahrensrechts | 269 | ||
4. Schlussfolgerung: Vertraglich abgesichertes Gebot des Schutzes grundlegender Aspekte der mitgliedstaatlichen Strafrechtsordnungen | 271 | ||
D. Grundsatz der gegenseitigen Anerkennung und ordre public-Grenze | 271 | ||
I. Der Grundsatz der gegenseitigen Anerkennung strafjustizieller Entscheidungen | 274 | ||
1. Primärvertragliche Verankerung und Stellung im Gefüge der strafjustiziellen Zusammenarbeit | 274 | ||
2. Von der programmatischen Leitlinie zum primärrechtlichen Rechtsprinzip in der strafjustiziellen Zusammenarbeit | 276 | ||
a) Programmatische Leitentscheidung des Europäischen Rates für die sekundärrechtliche Ausgestaltung der strafjustiziellen Zusammenarbeit | 276 | ||
b) Rechtsverbindlichkeit und Ausgestaltung des Grundsatzes durch Sekundärrechtssetzung und durch Rechtsprechung des EuGH | 278 | ||
c) Der Grundsatz der gegenseitigen Anerkennung als primärvertragliches Ziel und Methode | 282 | ||
3. Übertragung binnenmarktrechtlicher Methodik: Förderung der grenzüberschreitenden Privatinitiative versus transnationale Anerkennung und Durchsetzung von Hoheitsgewalt | 283 | ||
II. Notwendige Begrenzung des Anerkennungskonzepts | 285 | ||
1. Grundsatz der gegenseitigen Anerkennung als Methode negativer Integration | 285 | ||
2. Vertrauen in die Gleichwertigkeit der Entscheidungsstandards und deren Grenzen | 286 | ||
3. Versagung der Anerkennung aufgrund „zwingender Erfordernisse des Allgemeininteresses“ bzw. durch ordre public-Erwägungen | 287 | ||
III. Standard der Begrenzung: Europäischer oder nationaler ordre public? | 289 | ||
1. Systematik der ordre public-Grenze im Lichte des Urteils des EuGH, Rs. C-36/02 Omega/Oberbürgermeisterin der Bundesstadt Bonn, Slg. 2004, I-9641 ff. | 291 | ||
2. Systematik der ordre public-Grenze im Lichte des Urteils des EuGH, Rs. C-7/98 Krombach/Bamberski, Slg. 2000, I-1956 ff. | 292 | ||
3. Übertragung der Systematik auf den ordre public-Einwand beim Grundsatz der gegenseitigen Anerkennung strafjustizieller Entscheidungen | 294 | ||
4. Inhaltliche Konkretisierung der unionsrechtlich kontrollierten Grenze des nationalen ordre public | 296 | ||
a) Verfahrensrecht | 296 | ||
b) Materielles Strafrecht | 299 | ||
c) Strafvollstreckungs- und Strafvollzugsrecht | 300 | ||
d) Schlussfolgerung: Anerkennungsgrenze des nationalen ordre public als Schutz grundrechtlicher Freiheitsrechte | 301 | ||
IV. Verfahrensrechtliche Vorbeugung gegen Fehlanwendung oder Missbrauch des ordre public-Vorbehalts | 301 | ||
1. Unterscheidung zwischen rechtsdogmatischer und rechtstatsächlicher Ebene | 302 | ||
2. Letztverbindliche Auslegungszuständigkeit des EuGH für die äußeren Grenzen des unionsrechtlichen Rahmenbegriff des nationalen ordre public | 302 | ||
V. Begrenzung des Anerkennungsgrundsatzes durch die unionsrechtlich kontrollierte Grenze des nationalen ordre public als Lösung de lege lata oder de lege ferenda? | 303 | ||
1. Erfordernis der Primärrechtskonformität der sekundärrechtlichen Ausgestaltung des Grundsatzes der gegenseitigen Anerkennung | 303 | ||
2. Rechtsprechung des EuGH zum abschließenden Charakter der sekundärrechtlich verankerten Versagungsgründe, insbesondere die Urteile in den Rs. C-396/11, Radu, sowie Rs. C-399/11, Melloni | 304 | ||
3. Erweiterte Möglichkeit der Versagung der Anerkennung aufgrund der Verletzung des europäischen ordre public? – Der Schlussantrag GA Sharpston vom 18. Oktober 2012 in der Rs. C-396/11, Radu | 306 | ||
4. Explizite Ablehnung erweiterter Versagungsgründe aufgrund nationaler Grundrechte in Anknüpfung an Art. 53 EU-GRCh, EuGH, Rs. C-399/11, Melloni | 307 | ||
5. Schlussfolgerung: Anerkennung des unionsrechtlichen kontrollierten nationalen ordre public als Anerkennungsgrenze in der Rechtspraxis noch offen | 310 | ||
E. Vollstreckungsüberstellung und unionsrechtliche Freizügigkeitsrechte | 310 | ||
I. Beschränkung der Freizügigkeit aus Gründen der öffentlichen Ordnung und Sicherheit | 311 | ||
II. Besonderer Schutz bei verfestigtem Aufenthalt | 311 | ||
III. „Gründe der öffentlichen Ordnung oder Sicherheit“ als unionsrechtlicher Rahmenbegriff | 312 | ||
F. Rechtsform des Rahmenbeschlusses und mitgliedstaatliches Recht – Vorrang des Unionsrechts? | 313 | ||
I. Rahmenbeschluss als Rechtsakt der früheren Dritten Säule | 313 | ||
II. Einheitsthese versus Säulenstruktur der früheren Europäischen Union | 314 | ||
1. Säulenstruktur als Ausdruck unterschiedlicher Integrationstiefe | 314 | ||
2. Passerelle-Klausel, Art. 42 EU a.F., als Ausdruck unterschiedlicher Integrationstiefe | 315 | ||
3. Lediglich Teilvergemeinschaftung des Raums der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts durch die Amsterdamer Vertragsreform | 316 | ||
III. Rahmenbeschluss zwischen völkerrechtlichem Vertrag und supranationaler Richtlinie | 316 | ||
1. Rahmenbeschluss als Nachbildung der Richtlinie | 316 | ||
2. Einstimmigkeitserfordernis bei der Beschlussfassung im Rat als Indiz völkerrechtlicher Rechtsnatur | 318 | ||
IV. Nur eingeschränkte Befugnisse des EuGH | 319 | ||
1. Besonderheiten des Vorabentscheidungsverfahrens nach Art. 35 EU a.F. | 319 | ||
2. Gewährleistung der Einheitlichkeit des Unionsrechts? | 320 | ||
3. Eingeschränkter Individualrechtsschutz | 321 | ||
V. Eingeschränkte demokratische Legitimation von Rahmenbeschlüssen | 322 | ||
VI. Dogmatisch: kein Vorrang von Rahmenbeschlüssen vor Ablauf der Übergangsfrist | 322 | ||
VII. Supranationale Aufladung mit Ablauf der Übergangsfrist und ihre Auswirkung auf das Konzept einer Begrenzung des Anerkennungsgrundsatzes durch eine unionsrechtlich kontrollierte Grenze des nationalen ordre public | 325 | ||
VIII. Verpflichtung zur rahmenbeschlusskonformen Auslegung des gesamten mitgliedstaatlichen Rechts ab Ablauf der jeweiligen Umsetzungsfrist | 327 | ||
G. Zusammenfassende Schlussfolgerungen | 328 | ||
Kapitel 2: Grenzen der Vollstreckungshilfe aus der Sicht der deutschen Rechtsordnung | 331 | ||
A. Erfordernis beiderseitiger Strafbarkeit – notwendig oder verzichtbar? | 331 | ||
I. Erfordernis beiderseitiger Strafbarkeit und völkerrechtliches Gegenseitigkeitsprinzip | 332 | ||
1. Absicherung der Gegenseitigkeitserwartung als historische Quelle des Erfordernisses beiderseitiger Strafbarkeit | 332 | ||
2. Untauglichkeit des Gegenseitigkeitsprinzips zur umfassenden Limitierung der Rechtshilfeleistung auf Fälle beiderseitiger Strafbarkeit | 333 | ||
II. Erfordernis beiderseitiger Strafbarkeit und der Grundsatz nullum crimen, nulla poena sine lege | 334 | ||
1. Argumentation der Unbeachtlichkeit des nullum crimen, nulla poena sine lege-Grundsatzes für das Auslieferungsrecht als Verfahrensrecht | 335 | ||
2. Strafvollstreckung im Rahmen der Vollstreckungshilfe als Strafe i. S. d. Art. 103 Abs. 2 GG? | 337 | ||
3. Erfordernis beiderseitiger Strafbarkeit als Ausdruck der für die Vollstreckungshilfe notwendigen Wertegemeinschaft? | 339 | ||
4. Qualitativer Unterschied der Mitwirkung am international-arbeitsteiligen Strafverfahren zwischen Auslieferung und Vollstreckungsübernahme? | 340 | ||
5. Schlussfolgerung: Nullum crimen, nulla poena sine lege-Grundsatz im Konzept des international-arbeitsteiligen Strafverfahrens | 341 | ||
III. Erfordernis beiderseitiger Strafbarkeit aufgrund Anforderungen des Art. 104 GG an die Freiheitsentziehung? | 344 | ||
IV. Erfordernis beiderseitiger Strafbarkeit als Garantie demokratischer Teilhabe an der Strafbarkeitsentscheidung? | 345 | ||
B. Ordre public als Grenze der Vollstreckungshilfeleistung | 345 | ||
I. Garantie der Straffreiheit grundrechtlich geschützten Verhaltens | 346 | ||
II. Beschränkte Anerkennung ausländischer Strafgewalt im international-arbeitsteiligen Strafverfahren durch sinngemäße Anwendung des deutschen Strafanwendungsrechts | 347 | ||
C. Konsequenzen für die Umsetzung des Rahmenbeschlusses Europäische Vollstreckungsanordnung in deutsches Recht | 350 | ||
I. Rechtsdogmatisch: Kein Vorbehalt für eine Beibehaltung beiderseitiger Strafbarkeit erforderlich | 350 | ||
II. Rechtspolitisch: Vorbehalt als Konfliktvermeidungsstrategie | 350 | ||
Kapitel 3: Grenzen der Vollstreckungshilfe nach der Konzeption des Rahmenbeschlusses Europäische Vollstreckungsanordnung sowie im Lichte der Ergebnisse der Untersuchung | 352 | ||
A. In den Rahmenbeschluss aufgenommene Versagungsgründe | 352 | ||
I. Fehlen materieller Voraussetzungen der Vollstreckungsübertragung; Verfahrensmängel; Praktikabilitätserwägungen | 352 | ||
1. Bescheinigung unvollständig oder im Widerspruch zum Urteil; materielle Überstellungsvoraussetzungen fehlen | 352 | ||
2. Verbleibende Verbüßungsdauer unzureichend | 353 | ||
II. Schutz von Justizgrundrechten; Staatssouveränität | 354 | ||
1. Ne bis in idem-Grundsatz | 354 | ||
a) Primärrechtskonforme Auslegung: Zwingender Versagungsgrund trotz „Kann“-Bestimmung | 355 | ||
b) Inbezugnahme des unionsrechtlichen ne bis in idem-Grundsatzes | 356 | ||
c) Voraussetzungen im Einzelnen | 357 | ||
d) Konsultationspflicht vor Versagung | 359 | ||
2. Grundsatz beiderseitiger Strafbarkeit | 359 | ||
3. Abwesenheitsurteil | 360 | ||
a) Anwesenheitsrecht als elementarer Teil des fair trial-Grundsatzes | 360 | ||
b) Einschränkend konkretisierende Neufassung des Versagungsgrundes durch den Rahmenbeschluss Abwesenheitsurteile | 361 | ||
c) Ausgestaltung der Einschränkung des Versagungsgrundes im Vergleich von Alt- und Neufassung | 362 | ||
d) Bewertung der Ausgestaltung des Versagungsgrundes im Lichte der ordre public-Grenze der Anerkennung | 364 | ||
e) Zusätzliche, zeitlich beschränkte Gefährdung der einheitlichen Anwendung des Rahmenbeschlusses durch Übergangsregelungen | 365 | ||
f) Terminologische Inkonsistenzen in der deutschen Sprachfassung | 366 | ||
g) Konsultationspflicht | 367 | ||
4. Zuständigkeit des Vollstreckungsstaates für die Verfolgung der dem Urteil zugrundeliegenden Tat nach dem Territorialitätsprinzip | 367 | ||
III. Vollstreckungshindernisse, die sich aus dem Recht des Vollstreckungsstaates ergeben oder dessen Interessen dienen | 368 | ||
1. Vollstreckungsverjährung nach dem Recht des Vollstreckungsstaates eingetreten | 368 | ||
2. Immunität nach dem Recht des Vollstreckungsstaates als Strafvollstreckungshindernis | 370 | ||
3. Strafunmündigkeit nach dem Recht des Vollstreckungsstaates | 370 | ||
4. Ablehnung des Verzichts auf den Grundsatz der Spezialität seitens des Urteilsstaates | 371 | ||
5. Vom Urteilsstaat verhängte Maßregel der Besserung und Sicherung kann nach dem Recht des Vollstreckungsstaates nicht adoptiert oder angepasst werden | 372 | ||
B. Verbleibender Schutzbedarf des ordre public | 372 | ||
Teil 3: Zusammenfassende Schlussfolgerungen | 374 | ||
A. Ziele der und Bedürfnis für Vollstreckungshilfe bei freiheitsentziehenden Sanktionen | 374 | ||
B. Vergleich der Vollstreckungshilfe vor dem Rahmenbeschluss Europäische Vollstreckungsanordnung mit dessen Neukonzeption | 375 | ||
C. Grundsatz der gegenseitigen Anerkennung strafjustizieller Entscheidungen und seine Grenzen | 377 | ||
I. Verzichtbarkeit der beiderseitigen Strafbarkeit | 377 | ||
II. Notwendigkeit eines ordre public-Schutzes aus materiell-verfassungsrechtlicher Sicht | 377 | ||
III. Notwendigkeit einer ordre public-Grenze bei der Umsetzung und Anwendung des Rahmenbeschlusses über die Europäische Vollstreckungsanordnung | 377 | ||
1. Aufgrund der primärvertraglichen Vorgaben, an denen sich der Grundsatz der Anerkennung strafjustizieller Entscheidungen orientieren muss | 378 | ||
2. Aufgrund der Grundkonzeption des Anerkennungsgrundsatzes | 378 | ||
3. Aufgrund fehlender Teilhabe von Rahmenbeschlüssen am Vorrang des supranationalen Unionsrechts vor Ablauf der Übergangsfrist des Lissabonner Reformvertrages | 378 | ||
IV. Europäischer oder nationaler ordre public? | 379 | ||
1. Unionsrechtlich kontrollierter nationaler ordre public | 379 | ||
2. Verfahrensrechtliche Vorbeugung gegen Fehlanwendung oder Missbrauch eines ordre public-Vorbehalts | 380 | ||
3. Differenzierung in Abhängigkeit von der Form der Rechtshilfeleistung? | 381 | ||
D. Schlussfolgerungen zur Legitimation der Europäischen Vollstreckungsanordnung und Anforderungen an ihre Handhabung | 381 | ||
I. Effizienzorientierung des Rahmenbeschlusses – weitestgehende Verkehrsfähigkeit freiheitsentziehender Sanktionsentscheidungen zur Rechtsdurchsetzung | 381 | ||
II. Primat der Resozialisierung zwingende Folge des Raumzieles der Sicherheit | 382 | ||
E. Weitergehender Integrationsbedarf im Bereich der strafjustiziellen Zusammenarbeit | 384 | ||
I. Kritik an der Beliebigkeit der tatsächlichen Strafverbüßung | 384 | ||
II. Kompetenzgrundlage für den entstehenden Harmonisierungsbedarf? | 385 | ||
F. Schlussbemerkung | 385 | ||
G. Kernthesen zu Anerkennung und ordre public | 386 | ||
Teil 4: Die Neuregelung der deutschen Vollstreckungshilfe im Rechtshilfeverkehr mit den Mitgliedstaaten der EU mit Wirkung zum 18. Juli 2015 – Überprüfung und Bewertung anhand zentraler Studienergebnisse | 388 | ||
A. Neuregelung und zentrale Studienergebnisse – Zielsetzung des Vergleichs | 388 | ||
B. Gesetzliche Grundkonzeption der Neuregelung der Vollstreckungshilfe | 389 | ||
I. Vollstreckung freiheitsentziehender Erkenntnisse anderer Mitgliedstaaten in der Bundesrepublik Deutschland | 389 | ||
II. Vollstreckung deutscher freiheitsentziehender Erkenntnisse in einem anderen Mitgliedstaat der EU | 390 | ||
C. Beiderseitige Strafbarkeit und nationale ordre public-Grenze der Vollstreckungshilfe | 390 | ||
I. Grundsätzliches Festhalten am traditionellen Rechtshilfeerfordernis beiderseitiger Strafbarkeit als Abkehr von einem bisherigen Kernelement des Grundsatzes der gegenseitigen Anerkennung strafjustizieller Entscheidungen | 390 | ||
II. Ausnahmsweiser Verzicht auf das Erfordernis beiderseitiger Strafbarkeit | 390 | ||
1. Einschränkung des Erfordernisses bei Fiskaldelikten | 390 | ||
2. Entfall des Erfordernisses bei Strafvollstreckung bei Nichtauslieferung bzw. -durchlieferung eines Deutschen zur Strafvollstreckung oder eines Ausländers mit überwiegendem schutzwürdigem Interesse an der Strafvollstreckung im Inland | 391 | ||
3. Entfall des Erfordernisses auf Antrag des Verurteilten | 391 | ||
III. Schlussfolgerung: Immanente Anerkennung des nationalen ordre public als Rechtshilfegrenze bei der Vollstreckungshilfe auch für Mitgliedstaaten der EU | 392 | ||
D. Gefahr systemwidriger Beeinflussung des Maßes der tatsächlichen Strafverbüßung und zeitliche Meistbegünstigung bei Aussetzung zur Bewährung | 393 | ||
I. Gefahr systemwidriger Beeinflussung des Maßes der tatsächlichen Strafverbüßung durch Vollstreckungsübertragung | 393 | ||
II. Kein grundsätzlicher Anspruch auf zwingende Meistbegünstigung, aber rechtliche Grenzen für eine Verlängerung der de facto-Strafverbüßung | 394 | ||
III. Analyse der Neuregelung und Schlussfolgerungen: Anordnung der zeitlichen, nicht inhaltlichen Meistbegünstigung durch § 84k Abs. 1 Satz 3 IRG | 395 | ||
E. Absicherung des Resozialisierungsziels der Vollstreckungshilfe | 396 | ||
I. Resozialisierungsziel der Vollstreckungshilfe | 396 | ||
II. Beachtung des Resozialisierungsziels bei Vollstreckungshilfeleistung durch die Bundesrepublik Deutschland | 397 | ||
III. Beachtung des Resozialisierungsziels bei Übertragung der Vollstreckung deutscher Erkenntnisse auf einen anderen Mitgliedstaat der EU | 398 | ||
Anhang: Rahmenbeschluss 2008/909/JI | 399 | ||
Literaturverzeichnis | 426 | ||
Sachwortverzeichnis | 451 |