Die Einbeziehung der Rechtsgüter von EU-Mitgliedstaaten in den Schutzbereich deutscher Straftatbestände
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Die Einbeziehung der Rechtsgüter von EU-Mitgliedstaaten in den Schutzbereich deutscher Straftatbestände
(2017)
Additional Information
Book Details
Pricing
About The Author
Die Autorin studierte Rechtswissenschaft mit dem Wahlfach internationales Privatrecht in Köln. Nach dem Rechtsreferendariat im Oberlandesgerichtsbezirk Köln, u.a. mit Station bei der europäischen Vertretung der Bundesrechtsanwaltskammer in Brüssel, promovierte sie am Lehrstuhl für Internationales Strafrecht und Strafprozessrecht sowie Internationales und Europäisches Strafrecht der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und war währenddessen am Lehrstuhl für Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn tätig. Heute ist sie Rechtsanwältin in einer Kanzlei in Düsseldorf.Abstract
Der EuGH hat dem in Art. 4 Abs. 3 EUV normierten Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit die Pflicht der EU-Mitgliedstaaten entnommen, ihr nationales Strafrecht in den Dienst der EU zu stellen, um die europäischen Rechtsgüter zu schützen und damit die strafrechtliche Assimilierungspflicht der EU-Mitgliedstaaten gegenüber der EU formuliert. Die Autorin untersucht, inwieweit die EU-Mitgliedstaaten dementsprechend zum strafrechtlichen Schutz ihrer Rechtsgüter auf mitgliedstaatlicher Ebene im Sinne einer wechselseitigen strafrechtlichen Assimilierungspflicht verpflichtet sein können und die Rechtsgüter der anderen EU-Mitgliedstaaten insoweit in den Schutzbereich deutscher Straftatbestände einzubeziehen sind. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass der Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit die EU-Mitgliedstaaten zum wechselseitigen strafrechtlichen Schutz ihrer Allgemeinrechtsgüter verpflichtet, wobei zwischen den kollektiven und den staatlichen Allgemeinrechtsgütern zu unterscheiden ist.»The Inclusion of the EU Member States' Legal Goods by the German Penal Legislation«The author analysis whether the principle of loyal collaboration prescribed in Art. 4 Para. 3 of the EUV binds the EU member states - in accordance with their obligation of criminal assimilation towards the EU - to protect their legal goods at member states' level by their criminal law. In addition, it is considered whether the legal goods of the other EU member states insofar have to be included in the German penal legislation.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
1. Kapitel: Einführung | 19 | ||
2. Kapitel: Gang der Untersuchung | 23 | ||
3. Kapitel: Zum Untersuchungsobjekt | 25 | ||
A. Das Rechtsgut und seine Bedeutung für das deutsche Strafrecht | 25 | ||
I. Rechtsgüterschutz als Aufgabe des Strafrechts | 25 | ||
II. Der Begriff des Rechtsguts | 27 | ||
III. Funktionen des Rechtsgutsbegriffs | 28 | ||
B. Arten von Rechtsgütern | 30 | ||
I. Individualrechtsgüter | 30 | ||
II. Allgemeinrechtsgüter | 31 | ||
1. Staatliche Allgemeinrechtsgüter | 32 | ||
2. Kollektive Allgemeinrechtsgüter | 37 | ||
III. Abgrenzungsprobleme | 40 | ||
1. Mischformen zwischen Individualrechtsgütern und kollektiven Allgemeinrechtsgütern | 40 | ||
2. Staatliche Allgemeinrechtsgüter mit kollektivem Bezug | 43 | ||
IV. Folgerungen und Zwischenfazit | 44 | ||
C. Die Bestimmung der Auslandseigenschaft eines Rechtsguts | 47 | ||
4. Kapitel: Der Schutz ausländischer Rechtsgüter durch das deutsche Strafrecht – Grundsätze | 49 | ||
A. Die Bedeutung des transnationalen Strafrechts (§§ 3 ff. StGB) | 49 | ||
B. Ausgangspunkt: Der originäre innerstaatliche Bezug des deutschen Strafrechts | 51 | ||
C. Traditionelle Grundsätze zur Schutzbereichsbestimmung deutscher Strafvorschriften | 53 | ||
I. Grundsätzlicher Schutz ausländischer Individualrechtsgüter | 53 | ||
II. Kein Schutz ausländischer staatlicher Allgemeinrechtsgüter | 58 | ||
III. Schutz ausländischer kollektiver Allgemeinrechtsgüter? | 61 | ||
1. Problemaufriss | 61 | ||
2. Lösungsansätze | 61 | ||
IV. Zwischenfazit | 65 | ||
D. Der Grundsatz der individuellen Auslegung | 66 | ||
5. Kapitel: Die ausdrückliche Einbeziehung ausländischer Rechtsgüter in den Schutzbereich deutscher Straftatbestände | 68 | ||
A. Ausdrückliche Schutzbereichserweiterungen deutscher Straftatbestände auf ausländische Allgemeinrechtsgüter | 68 | ||
I. Ausdrückliche Schutzbereichserweiterungen auf ausländische staatliche Allgemeinrechtsgüter | 68 | ||
1. §§ 89a, 89b, 91 StGB | 68 | ||
2. §§ 102 bis 104a StGB | 70 | ||
3. § 108e StGB | 72 | ||
4. § 132a StGB | 74 | ||
5. § 152 StGB | 75 | ||
6. § 162 Abs. 1 StGB | 76 | ||
7. § 335a Abs. 1 Nr. 1, 2 lit. b, Abs. 2 StGB (ex § 2 IStGHGleichstG) | 77 | ||
8. NTSG, § 335a Abs. 1 Nr. 2 lit. b, c, Abs. 3 StGB | 79 | ||
9. § 335a Abs. 1 Nr. 1, 2 lit. a, b, c (ex Art. 2 § 1 IntBestG) | 82 | ||
10. Art. 42 SDÜ, Art. 15 EU-RhÜbk | 85 | ||
II. Ausdrückliche Schutzbereichserweiterungen auf ausländische kollektive Allgemeinrechtsgüter | 87 | ||
1. § 129b StGB | 87 | ||
2. § 261 Abs. 8 StGB | 89 | ||
3. § 299 StGB | 92 | ||
4. § 330d Abs. 1 Nr. 1 StGB | 94 | ||
5. Art. 2 § 2 IntBestG | 95 | ||
6. § 96 Abs. 4 AufenthG | 97 | ||
B. Zwischenfazit und Folgerungen | 98 | ||
C. Ausdrückliche Schutzbereichserweiterungen deutscher Straftatbestände auf Allgemeinrechtsgüter der EU-Mitgliedstaaten | 102 | ||
I. Ausdrückliche Schutzbereichserweiterungen auf staatliche Allgemeinrechtsgüter der EU-Mitgliedstaaten | 106 | ||
1. § 335a Abs. 1 Nr. 1, 2 lit. a StGB (ex Art. 2 § 1 Abs. 1 Nr. 1 lit. a, Nr. 2 lit. a EUBestG) | 106 | ||
2. § 370 Abs. 6 S. 2 AO | 109 | ||
3. § 52 Abs. 3 Nr. 4 WaffG | 111 | ||
4. § 18 Abs. 5 AWG | 113 | ||
II. Ausdrückliche Schutzbereichserweiterungen auf kollektive Allgemeinrechtsgüter der EU-Mitgliedstaaten | 114 | ||
1. § 330d Abs. 2 StGB | 114 | ||
2. § 38 WpHG | 116 | ||
D. Zwischenfazit | 120 | ||
6. Kapitel: Der Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit i. S. d. Art. 4 Abs. 3 EUV als unionsrechtliche Grundlage einer wechselseitigen strafrechtlichen Assimilierungspflicht der EU-Mitgliedstaaten | 122 | ||
A. Einführung in den Regelungsgehalt des Art. 4 EUV | 122 | ||
I. Art. 4 Abs. 1 EUV – „Mitgliedstaatenzentrierte Kompetenzordnung“ | 123 | ||
II. Art. 4 Abs. 2 EUV – „Wahrung der Staatlichkeit der Mitgliedstaaten“ | 124 | ||
B. Art. 4 Abs. 3 EUV – Der Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit | 127 | ||
I. Genese des Grundsatzes der loyalen Zusammenarbeit | 127 | ||
1. Entwicklung zu einem allgemeinen Rechtsgrundsatz | 127 | ||
2. Der Terminus „Unionstreue“ und seine Bedeutung für den Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit | 129 | ||
a) Ursprung des Begriffs der Unionstreue | 129 | ||
b) Die Bundestreue und ihre Bedeutung im deutschen Verfassungsrecht | 130 | ||
c) Inhaltliche Auswirkungen der parallelen Begriffswahl? | 131 | ||
II. Funktion des Grundsatzes der loyalen Zusammenarbeit | 135 | ||
III. Regelungsgehalt des Grundsatzes der loyalen Zusammenarbeit | 137 | ||
1. Anwendungsbereich | 137 | ||
2. Adressaten | 140 | ||
3. „Verpflichtungen“ i. S. d. Art. 4 Abs. 3 EUV | 141 | ||
4. Rechtswirkungen | 142 | ||
IV. Zwischenfazit | 143 | ||
C. Der Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit i. S. d. Art. 4 Abs. 3 EUV als Grundlage einer wechselseitigen strafrechtlichen Assimilierungspflicht der EU-Mitgliedstaaten? | 144 | ||
I. Fehlende Konkretisierung des Grundsatzes der loyalen Zusammenarbeit zu einer wechselseitigen strafrechtlichen Schutzpflicht der EU-Mitgliedstaaten | 144 | ||
II. Existenzberechtigung einer wechselseitigen strafrechtlichen Assimilierungspflicht der EU-Mitgliedstaaten als Ausprägung des Grundsatzes der loyalen Zusammenarbeit | 145 | ||
1. Vorüberlegung | 145 | ||
2. Die strafrechtliche Assimilierungspflicht der EU-Mitgliedstaaten gegenüber der Europäischen Union | 147 | ||
a) Rechtsentwicklung | 147 | ||
b) Erforderlichkeit – Supranationale Strafrechtssetzungskompetenz der EU? | 150 | ||
c) Schutzobjekte: Supranationale europäische Rechtsgüter | 151 | ||
d) Europäisierung des Rechtsgutskonzepts? | 153 | ||
e) Unionsrechtliches Rahmensystem | 155 | ||
aa) Obergrenze: Allgemeine Rechtsgrundsätze des Unionsrechts | 156 | ||
bb) Untergrenze: Gleichstellungsgebot und Mindesttrias | 157 | ||
(1) Gleichstellungsgebot | 157 | ||
(2) Mindesttrias | 158 | ||
f) Vertragskonformität | 159 | ||
aa) Die immanente Grenze des Art. 4 Abs. 3 EUV i. V. m. Art. 5 Abs. 1 S. 1, Abs. 2 EUV, Art. 4 Abs. 1 EUV – Mitgliedstaatliche Strafrechtssetzungskompetenz | 160 | ||
bb) Die immanente Grenze des Art. 4 Abs. 3 EUV i. V. m. Art. 4 Abs. 2 S. 1 EUV – Strafrechtsspezifisches Schonungsgebot | 162 | ||
g) Ausprägungen | 164 | ||
aa) Schaffung von Straftatbeständen | 164 | ||
bb) Unionsrechtskonforme Auslegung | 166 | ||
D. Erforderlichkeit einer wechselseitigen strafrechtlichen Assimilierungspflicht der EU-Mitgliedstaaten zur Erfüllung ihrer strafrechtlichen Assimilierungspflicht gegenüber der EU? | 169 | ||
I. Wechselseitige strafrechtliche Assimilierungspflicht der EU-Mitgliedstaaten bezüglich kollektiver Allgemeinrechtsgüter | 171 | ||
1. Verpflichtung der EU-Mitgliedstaaten zum wechselseitigen strafrechtlichen Schutz ihrer Umwelt | 171 | ||
a) Überformung der mitgliedstaatlichen Rechtsgüter durch ein supranationales europäisches Rechtsgut | 171 | ||
b) Erforderlichkeit des wechselseitigen strafrechtlichen Schutzes der Umwelt durch die EU-Mitgliedstaaten | 173 | ||
c) Das Auswirkungsprinzip im europäischen Wettbewerbsrecht als Argument für einen wechselseitigen strafrechtlichen Rechtsgüterschutz durch die EU-Mitgliedstaaten | 174 | ||
2. Verpflichtung der EU-Mitgliedstaaten zum wechselseitigen strafrechtlichen Schutz ihrer Kapitalmärkte | 177 | ||
a) Überformung der mitgliedstaatlichen Rechtsgüter durch ein supranationales europäisches Rechtsgut | 177 | ||
b) Erforderlichkeit des wechselseitigen strafrechtlichen Schutzes der Kapitalmärkte durch die EU-Mitgliedstaaten | 178 | ||
II. Zwischenfazit | 180 | ||
III. Schutzbereichserweiterung deutscher Straftatbestände auf kollektive Allgemeinrechtsgüter anderer EU-Mitgliedstaaten durch Auslegung | 180 | ||
1. §§ 71, 71a BNatSchG | 181 | ||
2. § 264a StGB | 182 | ||
3. § 265 StGB | 183 | ||
4. § 265b StGB | 185 | ||
5. § 298 StGB | 187 | ||
6. §§ 315b ff. StGB, § 21 StVG | 189 | ||
7. §§ 58, 59 LFGB | 191 | ||
IV. Wechselseitige strafrechtliche Assimilierungspflicht der EU-Mitgliedstaaten bezüglich staatlicher Allgemeinrechtsgüter? | 195 | ||
1. Verpflichtung der EU-Mitgliedstaaten zum wechselseitigen strafrechtlichen Schutz ihres Vermögens | 197 | ||
a) Überformung der mitgliedstaatlichen Rechtsgüter durch ein supranationales europäisches Rechtsgut | 197 | ||
b) Erforderlichkeit des wechselseitigen strafrechtlichen Schutzes des Vermögens durch die EU-Mitgliedstaaten | 199 | ||
2. Verpflichtung der EU-Mitgliedstaaten zum wechselseitigen strafrechtlichen Schutz ihrer öffentlichen Verwaltungen | 201 | ||
a) Überformung der mitgliedstaatlichen Rechtsgüter durch ein supranationales europäisches Rechtsgut | 201 | ||
aa) Der Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts als Schutzobjekt der strafrechtlichen Assimilierungspflicht der EU-Mitgliedstaaten | 204 | ||
bb) Die Bedeutung des Prinzips gegenseitigen Vertrauens im Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts | 208 | ||
b) Erforderlichkeit des wechselseitigen strafrechtlichen Schutzes der öffentlichen Verwaltungen durch die EU-Mitgliedstaaten | 210 | ||
3. Verpflichtung der EU-Mitgliedstaaten zum wechselseitigen strafrechtlichen Schutz ihres sicherheitsrechtlichen Interesses im Hinblick auf das staatliche Gewaltmonopol im Waffenrecht | 212 | ||
a) Überformung der mitgliedstaatlichen Rechtsgüter durch ein supranationales europäisches Rechtsgut | 212 | ||
b) Erforderlichkeit des wechselseitigen strafrechtlichen Schutzes des sicherheitsrechtlichen Interesses im Hinblick auf das staatliche Gewaltmonopol im Waffenrecht durch die EU-Mitgliedstaaten | 213 | ||
4. Verpflichtung der EU-Mitgliedstaaten zum wechselseitigen strafrechtlichen Schutz ihres sicherheitsrechtlichen Exportkontrollinteresses | 215 | ||
a) Überformung der mitgliedstaatlichen Rechtsgüter durch ein supranationales europäisches Rechtsgut | 215 | ||
b) Erforderlichkeit des wechselseitigen strafrechtlichen Schutzes des sicherheitsrechtlichen Exportkontrollinteresses durch die EU-Mitgliedstaaten | 217 | ||
V. Zwischenfazit | 219 | ||
VI. Schutzbereichserweiterung deutscher Straftatbestände auf staatliche Allgemeinrechtsgüter anderer EU-Mitgliedstaaten durch Auslegung | 220 | ||
1. §§ 120 Abs. 1 StGB, 121 Abs. 1 Nr. 2 und 3 StGB | 221 | ||
2. § 123 Abs. 1 4. Fall StGB | 225 | ||
3. § 132 StGB | 227 | ||
4. § 133 StGB | 229 | ||
5. § 136 StGB | 231 | ||
6. § 145d StGB | 236 | ||
7. §§ 153 ff. StGB | 238 | ||
8. § 164 StGB | 240 | ||
9. § 258 StGB | 242 | ||
10. § 261 Abs. 1 und 2 StGB | 243 | ||
E. Fazit | 245 | ||
7. Kapitel: Strafanwendungs- und strafverfahrensrechtliche Folgen der wechselseitigen strafrechtlichen Assimilierungspflicht der EU-Mitgliedstaaten | 248 | ||
A. Die Beschränkung des nationalen Strafanwendungsrechts der EU-Mitgliedstaaten zur Vermeidung positiver Jurisdiktionskonflikte? | 248 | ||
B. Die Ausdehnung des nationalen Strafanwendungsrechts als Konsequenz der wechselseitigen strafrechtlichen Assimilierungspflicht der EU-Mitgliedstaaten | 249 | ||
C. Der Grundsatz „ne bis in idem“ als Lösungskonzept für positive Kompetenzkonflikte zwischen den EU-Mitgliedstaaten | 251 | ||
8. Kapitel: Zusammenfassung und Schlussbetrachtung | 259 | ||
Literaturverzeichnis | 264 | ||
Sachverzeichnis | 284 |