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Nau, H. (1997). Eine »Wissenschaft vom Menschen«. Max Weber und die Begründung der Sozialökonomik in der deutschsprachigen Ökonomie 1871 bis 1914. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49089-9
Nau, Heino Heinrich. Eine »Wissenschaft vom Menschen«: Max Weber und die Begründung der Sozialökonomik in der deutschsprachigen Ökonomie 1871 bis 1914. Duncker & Humblot, 1997. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49089-9
Nau, H (1997): Eine »Wissenschaft vom Menschen«: Max Weber und die Begründung der Sozialökonomik in der deutschsprachigen Ökonomie 1871 bis 1914, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-49089-9

Format

Eine »Wissenschaft vom Menschen«

Max Weber und die Begründung der Sozialökonomik in der deutschsprachigen Ökonomie 1871 bis 1914

Nau, Heino Heinrich

Sozialökonomische Studientexte, Vol. 35

(1997)

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Abstract

Die vorliegende Arbeit ist eine Diskursgeschichte der deutschsprachigen Ökonomie in der Zeit von 1871 bis 1914, in der anhand der Entwicklung des Konzepts der Sozialökonomik verschiedene, miteinander konfligierende Grundauffassungen ökonomischen Denkens in diesem Zeitraum dargestellt werden. Der Obertitel, "Eine 'Wissenschaft vom Menschen'", ist ein wörtliches Zitat aus der gedruckten Antrittsvorlesung Max Webers von 1895, mit dem er die Volkswirtschaftslehre seiner Zeit zu charakterisieren suchte. Dieser Titel dient gleichsam als Chiffre für den fundamentalen Wandel des Menschenbildes in der Ökonomie, wie er sich in jenem Zeitraum abzuzeichnen begann.

Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Frage, warum eine in Deutschland vormals dominante kulturwissenschaftlich inspirierte Ökonomik, die versuchte, historisches und ökonomisches Denken aufeinander zu beziehen, heute kaum mehr gegenwärtig ist. An Hand der Herausbildung der methodologischen Ansätze von Gustav Schmoller (1838-1917), Carl Menger (1840-1921), Heinrich Dretzel (1858-1935) und Max Weber (1864-1920) wird geklärt, inwieweit sich das Profil der deutschsprachigen Ökonomik als einer selbständigen Disziplin in ihren Methodendiskussionen seit den 1870er Jahren schärfen konnte, welche einschneidenden Zäsuren verzeichnet wurden und in welchen neuen Kontext sich das Fach selbst verortet hat. Diese Autoren markieren als "opinion leaders" jeweils Positionen, die die langsame Emanzipation der Nationalökonomie aus den Staatswissenschaften bis 1914 anzeigen. Hierbei wurde erstmals umfassend der wissenschaftliche Nachlaß Max Webers ausgewertet, der eine eindeutige Verortung Webers in dieser Debatte erlaubt.

Das Ergebnis des dargelegten Prozesses ist heute evident: Die kulturwissenschaftlich inspirierte Ökonomik wurde sukzessive von dem Konzept einer Sozialökonomik verdrängt, die sich dann ihrerseits zur Soziologie und zur Wirtschaftswissenschaft verselbständigte. Diesem Vorgang ist einerseits der Wandel des Menschenbildes in der Ökonomie - von einem in der praktischen Philosophie der aristotelischen Tradition verwurzelten zu einem positivistischen - geschuldet. Andererseits zeigt sich die beiläufige wissenschaftsorganisatorische Konsequenz dieser Entwicklung in der teilweisen Ausgliederung der Wirtschaftsgeschichte, die heute an einem häufig unbequemen Ort zwischen den Fakultäten plaziert ist, aus dem Kanon der Wirtschaftswissenschaften.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
I. Einleitung 13
1. Das Verhältnis von ökonomischer Theorie und Geschichte in heutiger Sicht 13
2. Problemstellung der Arbeit 18
3. Forschungsstand 29
3.1. Die neuere dogmengeschichtliche Literatur 29
3.2. Neuere Forschungen zur Institutionalisierung der Nationalökonomie 32
3.2.1. Die Ausbildung 32
3.2.2. Die Gründung von Zeitschriften und Handbüchern 39
3.3. Nationalökonomie in Deutschland: ein 'Sonderweg'? 43
II. Gustav Schmoller: historisch-ethische Nationalökonomie als Sozialwissenschaft 49
1. Das wissenschaftliche und politisch-praktische Ziel Schmollers 55
2. Die Volkswirtschaftslehre als historisch-ethische Wissenschaft 62
2.1. Schmollers holistischer Ansatz einer 'Wissenschaft vom Menschen' 62
2.2. Idee und Funktion der Gerechtigkeit 68
3. Wissenschaftlicher Fortschritt, Wahrheit und Methode 80
3.1. Die Ausdeutung des Ganzen gesellschaftlicher Zusammenhänge 80
3.2. Das Verhältnis von wissenschaftlicher Wahrheit und Werturteilen 84
3.3. Das Verhältnis von deduktiver und induktiver Methode 87
4. Historisch-ethische Nationalökonomie als Sozialwissenschaft 89
4.1. Die psychologischen Grundkräfte gesellschaftlicher Bewegung 91
4.2. Die Idee von Fortschritt und Entwicklung 92
5. Sozialwissenschaft als Kulturwissenschaft 94
6. Resümee 99
III. Carl Menger: Sozialwissenschaften als Menschheitswissenschaften 103
1. Die Relevanz der Grenznutzenschule für die Sozialwissenschaften 103
2. Das Ziel sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Forschung 108
3. Der Ausgangspunkt: Kritik an der klassischen und historischen Schule 113
4. Mengers Systematik sozialwissenschaftlicher Forschung 118
4.1. Innere Systematik und äußere Klassifikation der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften 118
4.2. Der Zusammenhang von theoretischer, historischer und praktischer Forschung 121
5. Die zwei Grundrichtungen der theoretischen Forschung 125
5.1. Die realistisch-empirische Richtung theoretischer Forschung 128
5.2. Die exakte Richtung theoretischer Forschung 130
5.3. Der Zusammenhang zwischen der realistisch-empirischen und der exakten Richtung theoretischer Forschung 133
6. Mengers Methodenlehre und die geistigen Strömungen seiner Zeit 138
7. Mengers Gesellschaftstheorie 142
8. Resümee 150
IV. Der Methodenstreit und die Folgen 153
1. Probleme der historischen Einordnung 153
2. Das Vorspiel: Wagner versus Schmoller 160
3. Der Verlauf: Schmoller versus Menger 166
4. Die Folgediskussion 173
5. Die Ergebnisse 190
V. Heinrich Dietzel: Der Weg zur Sozialökonomik 196
1. Volkswirtschaftslehre versus Sozialökonomik 198
2. Theoretische Sozialökonomik als Wissenschaft 200
2.1. Das Modell einer wirtschaftlichen Verkehrsgesellschaft 202
2.2. Die Prämisse des wirtschaftlichen Prinzips 204
VI. Max Weber: Sozialökonomik zwischen Wirtschaftstheorie und Wirtschaftssoziologie 216
1. Max Weber als Nationalökonom in den 1890er Jahren 219
2. Max Webers Rekurs auf die Methodendiskussion vor 1900 223
3. Die Kritiken Max Webers 226
3.1. Die Kritik an Wilhelm Roscher und Karl Knies 226
3.2. Die Kritik an Gustav Schmoller und Carl Menger 231
4. Der Idealtypus und die Lösung des Problems der Begriffsbildung 235
5. Funktionen der Sozialökonomik 252
5.1. Sozialökonomik als Kulturwissenschaft 252
5.2. Sozialökonomik zwischen Wirtschaftstheorie und Wirtschaftssoziologie 255
6. Politische Implikationen einer 'nationalen' Wissenschaft 271
6.1. Ökonomischer Nationalismus als volkswirtschaftspolitisches Ideal 283
6.2. Volkswirtschaftspolitik als eine 'nationale' Wissenschaft und der 'Sinn' der Werturteilsfreiheit 288
6.3. Das Postulat der Wertfreiheit als Ethos empirischer Wissenschaften 301
7. Resümee 303
VII. Die Sozialökonomik als entzauberte Wissenschaft vom Menschen 310
Quellen- und Literaturverzeichnis 322
Personenregister 381
Sachregister 390