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Nemo tenetur im Spannungsfeld zu außerstrafrechtlichen Offenbarungspflichten

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Schumacher, L. (2017). Nemo tenetur im Spannungsfeld zu außerstrafrechtlichen Offenbarungspflichten. Eine Untersuchung der ärztlichen Fehleroffenbarungspflicht gem. § 630c Abs. 2 S. 2 BGB. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-55232-0
Schumacher, Lena. Nemo tenetur im Spannungsfeld zu außerstrafrechtlichen Offenbarungspflichten: Eine Untersuchung der ärztlichen Fehleroffenbarungspflicht gem. § 630c Abs. 2 S. 2 BGB. Duncker & Humblot, 2017. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-55232-0
Schumacher, L (2017): Nemo tenetur im Spannungsfeld zu außerstrafrechtlichen Offenbarungspflichten: Eine Untersuchung der ärztlichen Fehleroffenbarungspflicht gem. § 630c Abs. 2 S. 2 BGB, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-55232-0

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Nemo tenetur im Spannungsfeld zu außerstrafrechtlichen Offenbarungspflichten

Eine Untersuchung der ärztlichen Fehleroffenbarungspflicht gem. § 630c Abs. 2 S. 2 BGB

Schumacher, Lena

Schriften zum Strafrecht, Vol. 309

(2017)

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About The Author

Lena Schumacher studierte Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Die Arbeit entstand während ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. Dr. Matthias Krüger.

Abstract

Die Selbstbelastungsfreiheit gilt als zentrales Beschuldigtenrecht des reformierten Strafverfahrens, deren Schutzgehalt auch heute noch mit erheblichen Unsicherheiten verbunden ist. So sind es zum einen die Entwicklungen innerhalb des Strafverfahrens, die mit Einsatz von Hörfallen und heimlichen Ermittlungsmaßnahmen Schwierigkeiten hervorrufen; doch auch außerhalb des Strafverfahrens zeichnet sich eine Tendenz ab, die vermehrt Probleme aufwirft: Sowohl im Privat- als auch im Öffentlichen Recht werden zunehmend Offenbarungspflichten normiert. Der Gesetzgeber zwingt hier zur Selbstbelastung, obwohl dem Betroffenen in einem anschließenden Strafverfahren ein Schweigerecht zusteht. Eine solche Interessenkollision entspringt bereits dem Insolvenz-, Arbeits- und Steuerrecht. Mit Normierung der ärztlichen Fehleroffenbarungspflicht in § 630c Abs. 2 S. 2 BGB zählt nunmehr auch der Behandlungsvertrag zum Problemkreis.

Ausgehend vom Schutzgehalt der Selbstbelastungsfreiheit und im systematischen Kontext der außerstrafprozessualen Offenbarungspflichten untersucht die Autorin Grund und Grenzen der ärztlichen Fehleroffenbarungspflicht. Im Fokus steht hierbei insbesondere das Schutzkorrektiv des § 630c Abs. 2 S. 3 BGB. Lena Schumacher kommt insofern zu dem Ergebnis, dass es sich hierbei um ein weitreichendes Beweisverwendungsverbot handelt.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsübersicht 9
Inhaltsverzeichnis 15
Einleitung 23
I. Problemaufriss 24
II. Ziel der Arbeit 25
III. Gang der Untersuchung 25
Allgemeiner Teil  27
Kapitel 1: Die Entwicklung der Selbstbelastungsfreiheit 28
A. Selbstbelastungsschutz im Strafverfahre 28
I. Kanonisches Recht 28
II. Entwicklungen in England 29
III. Entwicklungen in Deutschland 31
1. Inquisitorisches Verfahre 31
2. Aufklärungsepoche und Reformdiskussio 33
3. Reichsstrafprozessordnung 35
4. Nationalsozialismus und Nachkriegszeit 37
IV. Zwischenergebnis 38
B. Selbstbelastungsschutz im außerstrafprozessualen Bereich 38
I. Ursprünglich ablehnende Haltung 38
II. Abweichendes Verständnis im Verwaltungsrecht 39
III. Zivilrechtliches Verständnis 40
IV. Ansicht der Wissenschaft 41
V. Wendepunkt – BVerfGE 56, 37 42
VI. Aktuelles Verständnis 43
C. Ergebnis 44
Kapitel 2: Die Rechtsgrundlage der Selbstbelastungsfreiheit 28
A. Einfache Gesetzesebene, StPO und StGB 46
I. Verbotene Vernehmungsmethode 46
II. Belehrungsvorschrifte 47
III. Aussageerpressung 47
IV. Zwischenergebnis 48
B. Völkerrecht, IPBPR und EMRK 48
I. Art. 14 Abs. 3 lit. g IPBPR 48
II. Art. 6 Abs. 1 S. 1 EMRK, Verfahrensfairness 49
III. Art. 6 Abs. 2 EMRK, Unschuldsvermutung 51
IV. Zwischenergebnis 52
C. Europäisches Primärrecht, Grundrechtecharta 53
D. Verfassungsrecht, Grundgesetz 53
I. Art. 1 Abs. 1 GG, Menschenwürde 54
II. Art. 4 Abs. 1 GG, Gewissensfreiheit 56
III. Art. 2 Abs. 1 GG, Allgemeine Handlungsfreiheit 57
IV. Art. 2 Abs. 1, Art. 1 Abs. 1 GG, Allgemeines Persönlichkeitsrecht 59
1. Allgemeine Verankerung 60
2. Spezielle Verankerung im Recht auf informationelle Selbstbestimmung 61
3. Eigenständiges Recht auf Selbstbelastungsfreiheit 63
4. Stellungnahme 63
5. Zwischenergebnis 65
V. Art. 103 Abs. 1 GG, Anspruch auf rechtliches Gehö 65
VI. Art. 20 Abs. 3 GG, Rechtsstaatsprinzip 67
1. Generelle Verankerung im Rechtsstaatsprinzip 68
2. Verankerung in einem Teilaspekt des Rechtsstaatsprinzips 69
a) Unschuldsvermutung 69
b) Recht auf Verfahrensfairness 70
3. Stellungnahme 72
a) Allgemeine Ableitung 73
b) Ableitung aus der Verfahrensfairness 73
4. Zwischenergebnis 76
E. Ergebnis 76
Kapitel 3: Der Schutzgehalt im Strafverfahre 78
A. Eröffnung des Anwendungsbereichs 78
I. Preisgabe belastender Tatsache 78
1. Gegenstand der Selbstbelastung 78
2. Form der Selbstbelastung 79
II. Zwangselement 81
III. Auslösung einer Verfolgungsgefahr 83
IV. Zwischenergebnis 84
B. Schutzbereich 84
I. Subjektiver Schutzbereich 84
II. Objektiver Schutzbereich 85
1. Aussagefreiheit 85
a) Prozessstellung 86
b) Aussageinhalt 86
aa) Angaben zur Sache 86
bb) Angaben zur Perso 87
c) Zwischenergebnis 88
2. Sonstige Auskunfts- und Mitwirkungsfreiheit 88
3. Heimliche Ermittlungen und Schutz vor Täuschung 89
a) BGHSt 34, 39 und BGHSt 40, 66 – „Stimmvergleich“ 89
b) BGHSt 34, 362 – „Zellengenossen“ 90
c) BGHSt 42, 139 Großer Senat – „Hörfalle“ 90
d) EGMR – Allan vs. the United Kingdom 92
e) BGHSt 52, 11 – „Mallorca-Fall“ 93
f) Weitere Entwicklung, kein genereller Schutz vor Täuschung 94
g) Zusammenfassung 96
4. Zwischenergebnis 96
C. Rechtsfolgen 97
I. Rechtswidrig erzwungene Selbstbelastung 97
II. Verletzung von Belehrungsvorschrifte 98
III. Berücksichtigung bei der Beweiswürdigung 100
IV. Zwischenergebnis 101
D. Ergebnis 101
Kapitel 4: Der Schutzgehalt im außerstrafprozessualen Bereich 103
A. Ausgangspunkt – Der Gemeinschuldnerbeschluss, BVerfGE 56, 37 104
I. Sachverhalt 104
II. Der Mehrheitsbeschluss 104
1. Kein Auskunftsverweigerungsrecht 104
2. Erfordernis eines Beweisverwertungsverbots 106
3. Zwischenergebnis 107
III. Das Sondervotum 107
IV. Zwischenergebnis 108
B. Die Ausstrahlungswirkung der Selbstbelastungsfreiheit 108
I. Der Begriff der Offenbarungspflicht 109
II. Die Begründung der Ausstrahlungswirkung 111
III. Schutzwirkung im außerstrafprozessualen Bereich 112
1. Auskunftsverweigerungsrecht 112
2. Kombiniertes Offenbarungs- und Verwertungsverbot 113
3. Beweisverwendungsverbot 114
4. Beweisverwertungsverbot 114
5. Ermessensspielraum 115
IV. Ergebnis 115
Kapitel 5: Bestandsaufnahme außerstrafprozessualer Offenbarungspflichte 116
A. Die steuerrechtliche Offenbarungspflicht 116
B. Die insolvenzrechtliche Offenbarungspflicht 118
C. Die vollstreckungsrechtliche Offenbarungspflicht 119
D. Die arbeitsrechtliche Offenbarungspflicht bei internen Ermittlunge 120
I. Arbeitsrechtliche Pflicht zur Selbstbelastung? 121
II. Verwertbarkeit selbstbelastender Angaben? 123
E. Ergebnis 125
Besonderer Teil 127
Kapitel 6: Zivilrechtliche Grundlage 128
A. Das Patientenrechtegesetz 128
I. Hintergrund 128
II. Inhaltlicher Überblick 129
III. Bewertung 130
B. Der Behandlungsvertrag 132
I. Medizinische Behandlung 132
II. Behandelnde 133
III. Patient 134
IV. Abgrenzung 135
V. Zwischenergebnis 137
C. Der Behandlungsfehler 137
I. Behandlungsqualität 137
1. Persönliche Leistung 137
2. Fachlicher Standard, Sorgfaltsmaßstab 138
a) Ärztlicher Standard 139
b) Standard anderer Heilberufe 141
c) Vereinbarter Standard 141
II. Qualitätsunterschreitung 142
1. Abstrakte Typisierung 142
2. Konkrete Typisierung 144
a) Fehlerhafte Behandlungsvornahme 144
b) Organisationsmängel 146
c) Übernahmeverschulden 147
III. Zwischenergebnis 148
D. Ergebnis 148
Kapitel 7: Die ärztliche Fehleroffenbarungspflicht 150
A. Der bisherige Meinungsstand 150
I. Die Fehleroffenbarungspflicht zur Gefahrenabweh 150
II. Die Fehleroffenbarungspflicht auf Nachfrage 151
1. Recht zur Lüge 151
2. Auskunftspflicht 152
3. Zwischenergebnis 154
III. Die allgemeine Fehleroffenbarungspflicht 154
1. Fehleroffenbarungspflicht bei Rechtsanwälten und Steuerberater 155
2. Übertragung auf das Arzt-Patienten-Verhältnis 156
3. Bedeutungslosigkeit seit dem Verjährungsanpassungsgesetz 157
IV. Zwischenergebnis 158
B. Die ärztliche Fehleroffenbarungspflicht gem. § 630c Abs. 2 S. 2 BGB 158
I. Die Regelung des § 630c Abs. 2 S. 2 BGB 159
1. Information über erkennbare Umstände 159
2. Anknüpfungspunkt der Fehleroffenbarungspflicht 160
a) Gefahrenabwehralternative 161
b) Nachfragealternative 161
c) Keine allgemeine Fehleroffenbarungspflicht 162
3. Zwischenergebnis 163
II. Sonderfrage 164
1. Vereinbarkeit mit § 29 Abs. 4 MBO-Ä 164
2. Vereinbarkeit mit versicherungsrechtlichen Bestimmunge 165
3. Zwischenergebnis 165
III. Kritik 165
1. Fehlende Rechtsfolge und mangelnder Anreiz 166
2. Gefahrenabwehralternative 167
3. Nachfragealternative 168
IV. Stellungnahme 169
1. Gefahrenabwehralternative 169
2. Nachfragealternative 170
a) Schutzgehalt 170
b) Fehlendes Regelungsbedürfnis 172
c) Zwischenergebnis 173
3. Fehlende Rechtsfolgen und mangelnder Anreiz 173
V. Zwischenergebnis 175
C. Ergebnis 175
Kapitel 8: Die ärztliche Fehleroffenbarungspflicht im Kontext der Selbstbelastungsfreiheit 177
A. Der Selbstbelastungsgegenstand 177
I. Strafrechtliche Konsequenze 177
1. Tatbestand 177
2. Rechtsfolge 179
II. Ordnungswidrigkeitenrechtliche Konsequenze 180
III. Berufsrechtliche Konsequenzen 181
1. Verfahren vor dem Berufsgericht 181
a) Das berufsgerichtliche Verfahre 181
b) Das berufsgerichtliche Verfahren im Zusammenhang mit einem Behandlungsfehle 183
2. Rüge und Missbilligung durch die Landesärztekamme 184
3. Widerruf bzw. Ruhen der Approbatio 184
a) Unwürdigkeit 185
b) Unzuverlässigkeit 187
c) Verhältnis des Approbationsentzugs zum strafgerichtlichen Berufsverbot 188
4. Disziplinarmaßnahmen der Kassenärztlichen Vereinigung 189
a) Das vetragsärztliche Disziplinarverfahre 189
b) Disziplinarverfahren als Ahndung eines Behandlungsfehlers? 191
aa) Der Behandlungsfehler als eigenständige Vertragspflichtverletzung 191
bb) Der Behandlungsfehler im Zusammenhang mit spezifischen Vertragspflichtverletzunge 192
cc) Zwischenergebnis 193
5. Entzug der Kassenzulassung durch die Kassenärztliche Vereinigung 193
a) Verfahren des Zulassungsentzugs 194
b) Zulassungsentzug bei Vorliegen eines Behandlungsfehlers? 194
6. Wechselwirkung der Verfahren untereinande 195
7. Spezialfall – Sonstige Heilberufe 198
IV. Zwischenergebnis 198
B. Die ärztliche Fehleroffenbarungspflicht als Selbstbelastungszwang 199
I. Aktive Preisgabe belastender Tatsache 200
II. Zwangselement 200
III. Auslösung einer Verfolgungsgefah 201
IV. Zwischenergebnis 202
C. Die ärztliche Fehleroffenbarungspflicht als Unterfall der außerstrafrechtlichen Offenbarungspflichte 202
I. Vorliegen einer außerstrafrechtlichen Offenbarungspflicht 202
II. Übertragung der Anforderungen des Gemeinschuldnerbeschlusses 203
1. Überwiegendes Interesse an der Auskunft 204
a) Gefahrenabweh 204
b) Nachfragealternative 205
2. Vorliegen eines Schutzkorrektivs 206
3. Zwischenergebnis 206
D. Ergebnis 207
Kapitel 9: Das Beweisverbot des § 630c Abs. 2 S. 3 BGB 208
A. Die Lehre von den Beweisverbote 208
I. Funktion der Beweisverbote 208
II. Begriff der Beweisverbote 209
1. Beweiserhebungsverbote 209
2. Beweisverwertungsverbote 210
a) Ausdrückliche Beweisverwertungsverbote 210
b) Ungeschriebene Beweisverwertungsverbote 211
c) Grundrechtliche Beweisverwertungsverbote 213
d) Abgrenzung: Beweisverwendungsverbote 214
aa) Reichweite Beweisverwertungsverbot 214
bb) Reichweite Beweisverwendungsverbot 215
B. Einordnung von § 630c Abs. 2 S. 3 BGB als Beweisverwertungs- oder Beweisverwendungsverbot? 216
I. Argumente gegen die Annahme eines Beweisverwendungsverbots 217
II. Argumente für die Annahme eines Beweisverwendungsverbot 218
III. Stellungnahme 220
IV. Zwischenergebnis 222
C. Das Beweisverwendungsverbot gem. § 630c Abs. 2 S. 3 BGB 223
I. Begriffsklärung 223
II. Einbettung in den systematischen Kontext 223
1. Die Reichweite des § 97 Abs. 1 S. 3 InsO 224
a) Kernbereich: Verwertungsverbot 224
b) Frühwirkung 225
aa) Argumente für die Annahme einer Frühwirkung 226
bb) Argumente gegen die Annahme einer Frühwirkung 226
c) Fernwirkung 227
aa) Berücksichtigung hypothetischer Kausalverläufe? 228
bb) Verwertbarkeit von Unterlage 229
(1) Schriftliche Auskünfte 229
(2) Vorlage bestehender Unterlagen 229
(3) Sonderfall: führungspflichtige Unterlagen 231
d) Zwischenergebnis 232
2. Die Reichweite des § 393 Abs. 2 S. 1 AO 232
a) Kernbereich: Verwertungsverbot 233
b) Fernwirkung 234
3. Die Reichweite eines zwangsvollstreckungsrechtlichen Beweisverbots 235
4. Die Reichweite eines Beweisverbots im Zusammenhang mit internen Ermittlunge 236
5. Ergebnis 237
III. Die Reichweite des § 630c Abs. 2 S. 3 BGB 238
1. Verwertungsverbot 238
2. Frühwirkung 239
a) Rogall 239
b) Frister/Wostry 239
c) Ruppert 240
d) Stellungnahme 240
3. Fernwirkung 242
a) Berücksichtigung hypothetischer Kausalverläufe 243
b) Verwertbarkeit der Patientenakte 243
aa) Schelling/Warntje 244
bb) Jäge 244
cc) Krüge 245
dd) Spickhoff 245
ee) Stellungnahme 246
4. Fortwirkung 247
5. Analoge Anwendung auf berufsrechtliche Verfahre 248
a) Unmittelbare Anwendbarkeit von § 630c Abs. 2 S. 3 BGB 248
b) Analoge Anwendbarkeit von § 630c Abs. 2 S. 3 BGB 249
D. Ergebnis 250
Kapitel 10: Übertragung der Erkenntnisse aufdie Fallgruppe der außerstrafprozessualen Offenbarungspflichte 252
Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse 255
Schluss und Ausblick 261
Literaturverzeichnis 263
Sachwortregiste 279