»Rote Karte« gegen »Spinner«?
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
»Rote Karte« gegen »Spinner«?
Bedeutung und Reichweite staatlicher Neutralitätspflichten in der politischen Auseinandersetzung
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1356
(2017)
Additional Information
Book Details
Pricing
About The Author
Christian Eder studierte als Stipendiat der Hanns-Seidel-Stiftung Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und absolvierte währenddessen u.a. ein Praktikum beim Europäischen Parlament in Brüssel. Anschließend arbeitete er an seiner Dissertation, die von Prof. Dr. Jens Kersten betreut wurde, und war im Examinatorium der Juristischen Fakultät der LMU sowie in einer internationalen Wirtschaftskanzlei als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt. Er ist Wirtschaftsmediator und absolviert derzeit sein Referendariat am Oberlandesgericht München, in dessen Rahmen er auch im Dezernat von Prof. Dr. Peter M. Huber am Bundesverfassungsgericht tätig sein wird.Abstract
Die Arbeit beleuchtet die Neutralitätspflichten, die den Bundespräsidenten und die Mitglieder der Bundesregierung in der Auseinandersetzung mit politischen Parteien treffen. Ausgehend von den aktuellen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts hinsichtlich der Äußerungsbefugnisse von Staatsorganen im politischen Diskurs entwickelt der Autor drei Anknüpfungspunkte für eine Neutralitätspflicht: Erstens die parteipolitische Neutralität als allgemeines Rechts- und Verfassungsprinzip, zweitens die Freiheit der Wahl und drittens die verfassungsmäßigen Rechte politischer Parteien. Auf dieser Grundlage kommt er zu dem Ergebnis, dass das Grundgesetz - entgegen der Auffassung des Bundesverfassungsgerichts - die untersuchten Staatsorgane gleichermaßen an die Neutralitätspflicht gebunden sieht. Schließlich zeigt der Autor die unter den dargestellten rechtlichen Rahmenbedingungen verbleibenden Handlungsmöglichkeiten der Staatsorgane auf und schlägt so die Brücke zur Verfassungspraxis.»›Red Card‹ against ›Weirdos‹?«The thesis examines the duties of political neutrality the German Constitution imposes on the Federal President and the Government. Based on recent rulings by the Federal Constitutional Court, the dissertation identifies several constitutional foundations for the state's duty of neutrality and concludes that both, the President and the Government, are obliged to exercise restraint against political parties. Finally, the thesis points out the in so far remaining scopes of actions for the state authorities.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
A. Einleitung | 17 | ||
B. Staatliche Neutralitätspflichten als aktuelle verfassungsrechtliche Problematik | 20 | ||
I. „Spinner“-Entscheidung | 20 | ||
II. Exkurs: Weitere Äußerungen Joachim Gaucks | 22 | ||
III. „Schwesig“-Entscheidung | 23 | ||
IV. „Wanka“-Entscheidung | 24 | ||
V. Landesverfassungsgerichtliche Entscheidunge | 25 | ||
1. „Dreyer“-Entscheidung | 25 | ||
2. „Commerçon“-Entscheidung | 26 | ||
3. „Taubert“-Entscheidung | 27 | ||
4. „Ramelow“-Entscheidung | 28 | ||
5. „Lauinger“-Entscheidung | 30 | ||
C. Das Prinzip staatlicher Neutralität im Kontext parteipolitischer Auseinandersetzunge | 32 | ||
I. Parteipolitische Neutralität als Rechts- und Verfassungsprinzip | 32 | ||
1. Der Begriff der Neutralität | 32 | ||
2. Ausprägungen des Neutralitätsgebots im geltenden Recht | 33 | ||
3. Parteipolitische Neutralität im verfassungsrechtlichen Kontext | 34 | ||
a) Grundwerte des Staates | 35 | ||
b) Konkrete politische Gestaltung | 37 | ||
4. Neutralität als Rechtspflicht | 38 | ||
II. Die Freiheit der Wahl | 39 | ||
1. Wahlen als Legitimationsbasis | 39 | ||
2. Inhalt des Prinzips freier Wahle | 40 | ||
III. Verfassungsmäßige Rechte politischer Parteie | 42 | ||
1. Funktionale Stellung der Parteien im Grundgesetz | 43 | ||
a) Historischer Hintergrund | 43 | ||
b) Die Rolle politischer Parteien in der Bundesrepublik | 44 | ||
(1) Parteien als zentraler Bestandteil der Verfassungsordnung | 44 | ||
(2) Parteien als Mittler zwischen Volk und Staat | 45 | ||
(a) Unterscheidbarkeit staatlicher und gesellschaftlicher Willensbildung | 45 | ||
(b) Parteien als staatsnaher Teil der Gesellschaft | 46 | ||
(c) Parteien als Bindegliede | 47 | ||
(3) Parteien als Förderer der aktiven Teilnahme am Willensbildungsprozess | 47 | ||
(4) Parteien als Integrationsfaktore | 48 | ||
(5) Anforderungen an die innere Struktu | 48 | ||
2. Sedes materiae der Parteirechte | 48 | ||
a) Rechtsnatur des Art. 21 GG | 49 | ||
(1) Art. 21 GG als Grundrecht | 49 | ||
(2) Art. 21 GG als Bestandsgarantie mit subjektiver Komponente | 50 | ||
b) Grundrechte politischer Parteie | 51 | ||
3. Gewährleistungen des Art. 21 GG | 51 | ||
a) Gründungsfreiheit | 52 | ||
b) Betätigungsfreiheit | 52 | ||
(1) Programmfreiheit | 53 | ||
(2) Wettbewerbsfreiheit | 54 | ||
c) Gleichheit | 54 | ||
(1) Verfassungsrechtliche Verortung | 55 | ||
(2) Inhaltliche Ausgestaltung | 56 | ||
d) Ausstrahlung auf die Grundrechte der Parteie | 57 | ||
(1) Generelle Bedeutung für den Grundrechtsschutz | 58 | ||
(2) Keine Differenzierung zu Wahlkampfzeite | 59 | ||
(3) Potential der Beeinflussung des Volkes als Gradmesser für die Intensität der Ausstrahlungswirkung | 61 | ||
IV. Die Begründung der parteipolitischen Neutralität von Staatsorgane | 62 | ||
D. Adressaten der Neutralitätspflicht | 63 | ||
I. Der Bundespräsident als Adressat der Neutralitätspflicht | 64 | ||
1. Aufgaben und Funktionen des Bundespräsidente | 64 | ||
a) Stellung des Bundespräsidenten im Verfassungsgefüge | 64 | ||
b) Die Wahl des Bundespräsidente | 67 | ||
(1) Die Bundesversammlung als den Parteieinfluss verringerndes Orga | 68 | ||
(a) Faktischer Einfluss der Parteie | 68 | ||
(b) Reduktion des Parteieinflusses | 69 | ||
(2) Exkurs: Der Vorschlag einer Direktwahl des Bundespräsidente | 69 | ||
c) Verfassungsmäßige Aufgaben des Bundespräsidente | 70 | ||
(1) Historischer Hintergrund | 71 | ||
(2) Geschriebene Kompetenze | 72 | ||
(a) Aufgaben mit Entscheidungsbefugnisse | 72 | ||
(aa) Befugnisse in der dritten Phase der Wahl des Bundeskanzlers | 73 | ||
(bb) Befugnisse bei gescheiterter Vertrauensfrage | 74 | ||
(cc) Geschäftsführende Bundesregierung | 75 | ||
(dd) Gänzlich ungebundene Entscheidungskompetenze | 76 | ||
(b) Reserveaufgabe | 76 | ||
(c) Kontrollaufgaben und Legalitätsreserve | 77 | ||
(aa) Vorschlag zur Wahl des Bundeskanzlers | 78 | ||
(bb) Ernennung der Bundesministe | 79 | ||
(cc) Genehmigung der Geschäftsordnung der Bundesregierung | 79 | ||
(dd) Abschluss völkerrechtlicher Verträge | 80 | ||
(ee) Ausfertigung und Verkündung von Bundesgesetze | 80 | ||
(ff) Ernennungen nach Art. 60 Abs. 1 GG | 82 | ||
(d) Beurkundungsaufgabe | 83 | ||
(e) Gegenzeichnungspflicht | 83 | ||
(3) Ungeschriebene Aufgabe | 85 | ||
(a) Repräsentatio | 85 | ||
(b) Integratio | 86 | ||
(aa) Pluralismus als desintegrierender Fakto | 87 | ||
(bb) Politische Dimensionen des Präsidentenamtes | 87 | ||
(cc) Der Bundespräsident als unabhängiges Integrationsorga | 88 | ||
(c) Klassische Prärogativrechte | 90 | ||
(4) Rolle des Bundespräsidenten nach dem Grundgesetz | 91 | ||
d) Bedeutung der Verfassungstraditio | 91 | ||
e) Theorien zur Beschreibung der Funktionen des Bundespräsidente | 92 | ||
(1) Der Bundespräsident als „Staatsnotar“ | 93 | ||
(2) Der Bundespräsident als „pouvoir neutre“ | 93 | ||
(3) Der Bundespräsident als „Hüter der Verfassung“ | 96 | ||
(4) Der Bundespräsident als „Kustos“ | 98 | ||
2. Maßstab der Neutralitätspflicht des Bundespräsidente | 100 | ||
a) Konsequenzen aus der funktionalen Stellung | 100 | ||
(1) Verfassungsmäßige Aufgaben und Funktione | 100 | ||
(2) Wahlverfahre | 104 | ||
(3) Voraussetzungen der Präsidentenanklage nach Art. 61 GG | 104 | ||
(4) Moralisches Vertrauen in den Bundespräsidente | 105 | ||
b) Keine Absenkung des Maßstabs | 107 | ||
(1) Fehlender Wettbewerb mit politischen Parteie | 107 | ||
(2) Geringe Mittelausstattung | 108 | ||
(3) Prägung des Amtes durch die Perso | 108 | ||
c) Inkohärenzen in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 109 | ||
(1) Inkohärenzen in der „Spinner“-Entscheidung | 110 | ||
(2) Widersprüche zu anderen Entscheidunge | 111 | ||
(a) Die Entscheidung zur Bundesversammlung | 112 | ||
(b) Die „Schwesig“-Entscheidung | 113 | ||
3. Der Bundespräsident als parteipolitisch neutraler „Kustos“ | 115 | ||
II. Die Bundesregierung als Adressatin der Neutralitätspflicht | 116 | ||
1. Funktionale Stellung der Bundesregierung | 117 | ||
a) Verfassungsmäßige Aufgaben der Bundesregierung | 117 | ||
(1) Geschriebene Kompetenze | 117 | ||
(a) Zuständigkeiten des Bundeskanzlers | 118 | ||
(aa) Intraorgankompetenze | 118 | ||
(bb) Interorgankompetenze | 120 | ||
(b) Beispielhafte Zuständigkeiten einzelner Bundesministe | 121 | ||
(c) Zuständigkeiten des gesamten Kabinetts | 121 | ||
(aa) Rechtsetzung und Gesetzesvollzug | 121 | ||
(bb) Auswärtige Gewalt | 122 | ||
(cc) Krisenbewältigung | 123 | ||
(dd) Beteiligung und Informatio | 124 | ||
(2) Ungeschriebene Aufgabenzuweisunge | 124 | ||
(a) Initiativaufgabe | 124 | ||
(b) Planungsaufgabe | 125 | ||
(c) Informationstätigkeit | 125 | ||
b) Stellung der Bundesregierung im Verfassungsgefüge | 126 | ||
(1) Politisches Leitorga | 127 | ||
(2) Verwaltungsorga | 129 | ||
c) Die Bundesregierung zwischen Parteipolitik und Staatshandel | 130 | ||
2. Maßstab der Neutralitätspflicht der Bundesregierung | 130 | ||
a) Konsequenzen aus der funktionalen Stellung | 130 | ||
(1) Parteipolitische Verpflichtungen der Bundesregierung | 131 | ||
(2) Pflichten der parteipolitischen Zurückhaltung | 132 | ||
b) Die Bundesregierung als Ergebnis parteipolitischer Auseinandersetzunge | 132 | ||
c) Wettbewerb mit den Parteie | 134 | ||
d) Umfängliche Mittelausstattung | 134 | ||
e) Geringe persönliche Amtsausfüllungsmöglichkeite | 135 | ||
f) Fachliches Vertrauen in die Bundesregierung | 135 | ||
3. Die Bundesregierung als parteipolitisch neutrales Staatsorga | 136 | ||
III. Strikte parteipolitische Neutralität als Pflicht für den Bundespräsidenten und die Bundesregierung | 138 | ||
E. Wirkungsmöglichkeite | 139 | ||
I. Nicht rechtfertigbare Äußerunge | 139 | ||
II. Einzelne Wirkungsmöglichkeite | 140 | ||
1. Das Handeln als Privatperso | 140 | ||
a) Existenz einer höchstpersönlichen und einer parteipolitischen Sphäre | 141 | ||
(1) Kernbereich privater Lebensgestaltung | 141 | ||
(2) Parteipolitische Sphäre | 143 | ||
b) Sonderstellung des Bundespräsidente | 143 | ||
c) Bestimmung der aktiven Sphäre | 144 | ||
(1) Fälle klarer Zuordnung mittels Typisierunge | 144 | ||
(2) Zweifelsfälle | 145 | ||
(a) Grundsatz des parteipolitischen Handelns | 145 | ||
(b) Grundsatz des staatlichen Handelns | 146 | ||
d) Bedeutung des Kontextes einer politischen Äußerung | 147 | ||
e) Verbleibende Pflichten des „parteipolitischen Organs“ | 148 | ||
2. Zulässige Öffentlichkeitsarbeit | 150 | ||
a) Öffentlichkeitsarbeit und Informationstätigkeit | 150 | ||
b) Sonderstellung des Bundespräsidente | 150 | ||
c) Bedeutung und Gebotenheit staatlicher Öffentlichkeitsarbeit | 151 | ||
d) Voraussetzungen zulässiger Öffentlichkeitsarbeit | 152 | ||
(1) Vorliegen einer staatlichen Aufgabe und Zuständigkeit | 152 | ||
(a) Keine Notwendigkeit zur Einzelfallermächtigung | 152 | ||
(b) Aufgabeneröffnung | 154 | ||
(c) Einhaltung der Zuständigkeitsgrenze | 155 | ||
(aa) Verbandskompetenz | 156 | ||
(bb) Organkompetenz | 156 | ||
(2) Sachlichkeit | 157 | ||
(3) Verhältnismäßigkeit | 158 | ||
(4) Grenzen zulässiger Öffentlichkeitsarbeit im Hinblick auf Wahle | 160 | ||
e) Abgrenzung von parteipolitischer Einflussnahme und zulässiger Öffentlichkeitsarbeit | 161 | ||
3. Vertretung des gesellschaftlichen Konsenses oder Teilnahme des Staatsorgans am politischen Diskurs | 162 | ||
4. „Wehrhafte Demokratie“ und Staatsschutz | 163 | ||
a) Reichweite und Inhalt der „wehrhaften Demokratie“ | 163 | ||
(1) Schutzauftrag des Grundgesetzes | 163 | ||
(2) Inhaltliche Ausgestaltung | 165 | ||
(a) Schutz der freiheitlichen demokratischen Grundordnung | 165 | ||
(b) Bestandsschutz der Bundesrepublik Deutschland | 166 | ||
b) „Wehrhafte Demokratie“ und parteipolitische Äußerunge | 167 | ||
(1) Anwendungsbereich | 167 | ||
(2) Bedeutung und Reichweite des „Parteienprivilegs“ | 168 | ||
(a) Objektiver Maßstab | 168 | ||
(b) Begriff des „Parteienprivilegs“ | 171 | ||
(c) Erstreckung des „Parteienprivilegs“ auf parteipolitische Äußerunge | 172 | ||
(aa) Keine bloße Willkürkontrolle | 174 | ||
(bb) Rechtfertigungsbedürftigkeit mittelbar-faktischer Grundrechtsbeeinträchtigunge | 175 | ||
(cc) Bedeutung politischer Parteie | 175 | ||
(dd) Parteiverbot als Präventivmaßnahme | 177 | ||
(ee) Gebotenheit eines weiten Verständnisses des „Parteienprivilegs“ | 177 | ||
(d) Pflicht zur Stellung eines Verbotsantrags | 178 | ||
5. Antinationalsozialistisches Sonderrecht | 179 | ||
a) Eigenes Auftreten der Partei | 179 | ||
b) Öffentliche Ordnung | 180 | ||
c) Das Grundgesetz als Gegenentwurf zur nationalsozialistischen Schreckensherrschaft | 181 | ||
F. Zusammenfassung | 185 | ||
I. Begründung der Neutralitätspflicht | 185 | ||
II. Der Bundespräsident als Adressat der Neutralitätspflicht | 188 | ||
III. Die Bundesregierung als Adressatin der Neutralitätspflicht | 190 | ||
IV. Handlungsmöglichkeite | 192 | ||
V. Ausblick | 196 | ||
Literaturverzeichnis | 197 | ||
Sachwortverzeichnis | 214 |