Die verfassungsrechtliche Zulässigkeit einer signifikanten Erhöhung des Bundeszuschusses an die Gesetzliche Rentenversicherung
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Die verfassungsrechtliche Zulässigkeit einer signifikanten Erhöhung des Bundeszuschusses an die Gesetzliche Rentenversicherung
Butzer, Hermann | Hollo, Anna-Lena
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1357
(2017)
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Hermann Butzer; Studium in Passau, Bonn und München; 1. jur. Examen 1987, Promotion 1992, 2. jur. Examen 1992; Wiss. Assistent an der Ruhr-Universität Bochum, Habilitation 2000; Lehrstuhlvertretungen in Greifswald, Bonn, Erfurt und Hannover; Rufe bzw. Rufanfragen nach Greifswald, Mainz und Hannover, seit 2002 Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht und Sozialrecht in Hannover; Arbeitsschwerpunkte: Staatsorganisationsrecht, insbesondere Parlamentarismus und Parlamentarismusgeschichte, Wandel der Staatsaufgaben, Reform der sozialen Versicherungssysteme.Anna-Lena Hollo, seit 1. März 2017 Rechtsreferendarin im Bezirk des OLG Celle und wiss. Hilfskraft am Lehrstuhl von Prof. Dr. Hermann Butzer; Studium von 2009 bis 2015 in Hannover mit Praktika in Brüssel und Frankreich; Schwerpunkt im Arbeits- und Sozialrecht; während des Studiums Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes; 1. jur. Examen 2015, anschließend Wiss. Mitarbeiterin und Doktorandin zum Berufskrankheitenrecht am Lehrstuhl von Prof. Dr. Hermann Butzer, wiss. Zuarbeit und Co-Autorenschaften im Arbeitsrecht (für RiBAG Prof. Dr. Heinrich Kiel) und im Sozialrecht; Abgabe der Dissertation im Juli 2017.Abstract
In der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) ist mittelfristig eine schwierige Finanzierungssituation absehbar. Prognostiziert wird, dass sich etwa ab dem Jahre 2020 das Netto-Rentenniveau vor Steuern von derzeit 48,0 auf 41,7 Prozent im Jahr 2045 reduzieren und gleichzeitig der Beitragssatz von 18,7 auf 23,6 Prozent steigen wird. Eine der Überlegungen hinsichtlich der Verhinderung bzw. Abmilderung dieses Szenarios besteht in der Erhöhung der Staatszuschüsse, die derzeit rund 25 Prozent der Einnahmen der GRV ausmachen. Dies wirft die Frage auf, ob es hierfür eine verfassungsrechtliche Obergrenze gibt und wo diese ggf. liegt. Die Verfasser kommen zu dem Ergebnis, dass Art. 120 Abs. 1 Satz 4 GG, das Eigentumsrecht (Art. 14 GG) an sozialversicherungsrechtlichen Anwartschaften, der Allgemeine Gleichheitssatz (Art. 3 Abs. 1 GG) und das Unionsrecht (Art. 101 AEUV) einer Erhöhung der Bundeszuschüsse erst entgegenstehen, wenn eine Grenze von 50 Prozent Staatsfinanzierung überschritten wird.»The Constitutional Legitimacy of a Significant Raise of Federal State Subsidies to the Social Pension Fund«The study deals with the issue whether and in how far the German constitution restricts federal state subsidies to the social pension fund. The authors conclude that Art. 120 sec. 1 sentence 4 Basic Law, the constitutional property right protecting claims against the public pension fund, the constitutional rule of equality and European law (Art. 101 TFEU) are not violated provided that the share of state subsidies doesn't exceed 50 percent of the overall amount needed.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
1. Teil: Einführung in die Thematik | 11 | ||
2. Teil: Erfordernis einer einfachgesetzlichen Rechtsgrundlage für einen zusätzlichen bzw. erhöhten Bundeszuschuss | 16 | ||
A. Vorüberlegung: Notwendigkeit oder Entbehrlichkeit einer einfachgesetzlichen Rechtsgrundlage | 16 | ||
B. Eignung der bisherigen Regelungen in § 213 SGB VI | 18 | ||
I. § 213 Abs. 3, Abs. 4 SGB VI (Zusätzlicher Bundeszuschuss und Erhöhungsbetrag) als Rechtsgrundlage | 18 | ||
1. Genese und Regelungszweck des § 213 Abs. 3 bis 5 SGB VI | 19 | ||
2. Tatbestandliche Voraussetzungen des § 213 Abs. 3 SGB VI | 19 | ||
a) „Der Bund zahlt … einen zusätzlichen Bundeszuschuss“ | 20 | ||
b) „Zur pauschalen Abgeltung nicht beitragsgedeckter Leistungen“ | 20 | ||
3. Zwischenergebnis | 22 | ||
II. § 213 Abs. 1 SGB VI (Allgemeiner Bundeszuschuss) als Rechtsgrundlage | 22 | ||
1. Vorgängerregelungen und Neukonzeptionierung im Jahre 1992 | 22 | ||
2. Tatbestandliche Voraussetzungen des § 213 Abs. 1 SGB VI | 23 | ||
a) „Der Bund leistet … Zuschüsse“ | 23 | ||
aa) Begrenzung der Erhöhung der Bundesmittel aus dem Begriff „Zuschuss“? | 23 | ||
bb) Begriff „Zuschuss“: Zweckbestimmung erforderlich? | 24 | ||
b) „Zu den Ausgaben der allgemeinen Rentenversicherung“ | 25 | ||
c) Aber: Unvereinbarkeit mit dem Anpassungsmechanismus in § 213 Abs. 2, Abs. 2a SGB VI | 27 | ||
3. Zwischenergebnis | 28 | ||
C. Vorschlag: Neue Rechtsgrundlage durch Erweiterung des § 213 SGB VI | 29 | ||
D. Ergebniszusammenfassung | 30 | ||
3. Teil: Einfach-, verfassungs- und unionsrechtliche Vorgaben für einen zusätzlichen bzw. erhöhten Bundeszuschuss | 31 | ||
A. Vorgaben aus Art. 110 GG und § 213 Abs. 6 SGB VI | 31 | ||
I. Aufnahme des Zuschusses in den Bundeshaushaltspla | 31 | ||
II. Festsetzung und Auszahlung durch das Bundesversicherungsamt | 32 | ||
B. Mögliche Vorgaben aus Art. 120 Abs. 1 Satz 4 GG | 32 | ||
I. Anwendbarkeit des Art. 120 Abs. 1 Satz 4 GG | 33 | ||
1. Erste Ansicht: Art. 120 Abs. 1 Satz 4 GG erfasst nur Zuschüsse zu kriegsbedingten Lasten der Sozialversicherung | 34 | ||
2. Gegenansicht: Art. 120 Abs. 1 Satz 4 GG erfasst auch Zuschüsse zu Lasten der Sozialversicherung ohne Kriegszusammenhang | 34 | ||
3. Systematische, genetische, historische und teleologische Auslegung | 35 | ||
II. Regelungsinhalte des Art. 120 Abs. 1 Satz 4 GG im Hinblick auf die Zuschussgewährung an die GRV | 40 | ||
1. Inhalt des verfassungsrechtlichen Begriffs „Zuschüsse“ | 40 | ||
a) Arten von Zuschüsse | 41 | ||
b) Direktivkraft des Begriffs „Zuschüsse“? | 44 | ||
2. „Lasten“ | 46 | ||
3. „Sozialversicherung“ im Sinne von Art. 120 Abs. 1 Satz 4 GG | 47 | ||
a) Maßgaben bei der Interpretation des Begriffs „Sozialversicherung“ | 48 | ||
aa) Gleichlauf mit Art. 74 Abs. 1 Nr. 12 GG | 48 | ||
bb) „Sozialversicherung“ als Strukturtypus | 49 | ||
cc) Erscheinungsbildvergleich anhand typischer Merkmale | 53 | ||
b) Die Verfassungsanforderungen für eine Zuschussgewährung an die Sozialversicherung | 54 | ||
aa) Gesetzgebungskompetenz für die Zuschussregelung | 54 | ||
bb) Grenzen hinsichtlich der Höhe von Bundeszuschüsse | 57 | ||
(1) Betroffene Merkmale von Sozialversicherung | 57 | ||
(a) Das Merkmal „Versicherung“ | 58 | ||
(b) Das Merkmal „Finanzierung durch Beiträge“ | 61 | ||
(2) Annäherung an eine konkrete Grenzziehung | 61 | ||
4. Ergebniszusammenfassung | 65 | ||
C. Mögliche Vorgaben aus Art. 14 Abs. 1 und Art. 2 Abs. 1 GG | 66 | ||
I. Berührung der Rechte der Beitragszahler und Bestandsrentne | 67 | ||
1. Art. 14 Abs. 1 GG: Negativwirkung trotz Begünstigung durch höheres Rentenniveau und niedrigere Beitragssätze für alle? | 67 | ||
2. Ausgangspunkt und Voraussetzungen des Eigentumsschutzes sozialversicherungsrechtlicher Positione | 68 | ||
3. Eigentumsrechtliche Fernwirkungen eines „Demographiezuschusses“ | 72 | ||
a) Das Kriterium der „zurechenbaren, nicht unerheblichen Eigenleistung“ | 73 | ||
b) Arbeitsleistung und Beitragsleistung | 75 | ||
4. Ergebniszusammenfassung | 77 | ||
II. Eingriff in die Rechte der Steuerzahler: Prospektiv höhere Steuerlast | 77 | ||
1. Fehlende Eingriffswirkung in Art. 14 GG | 78 | ||
2. Eingriff in Art. 2 Abs. 1 GG | 79 | ||
a) Schutzbereichsbetroffenheit und Eingriff | 79 | ||
b) Rechtfertigungsfähigkeit des Eingriffs | 80 | ||
aa) Legitimer Zweck und Eignung zur Förderung desselbe | 80 | ||
bb) Erforderlichkeit | 80 | ||
cc) Angemessenheit | 81 | ||
3. Ergebniszusammenfassung | 82 | ||
D. Mögliche Vorgaben aus Art. 3 Abs. 1 GG | 83 | ||
I. Ungleichbehandlung GRV-versicherter Steuerzahler und nicht GRV-versicherter Steuerzahle | 83 | ||
II. Verfassungsrechtliche Rechtfertigung: Betrachtung des Gesamt-„Systems“ erforderlich | 84 | ||
1. Gesteigerte Rechtfertigungsanforderungen für die Ungleichbehandlung aufgrund des „Grundsatzes“ der Systemgerechtigkeit? | 85 | ||
a) Systemübergreifende Betrachtung | 87 | ||
b) Rentenrechtssystematische Betrachtung | 87 | ||
2. Geminderte Rechtfertigungsanforderungen für die Ungleichbehandlung aufgrund einer Betrachtung des Gesamt-„Systems“ | 91 | ||
a) Wechselbezüglichkeit sozialversicherungsrechtlicher und steuerlicher Alterssicherung | 91 | ||
b) Weitere Aspekte der Gesamtbetrachtung | 93 | ||
III. Ergebniszusammenfassung | 94 | ||
E. Mögliche (zu vermeidende) Folge: Unternehmenseigenschaft nach Art. 101 AEUV | 95 | ||
I. Die Rechtsprechung zur Unanwendbarkeit der Wettbewerbsregeln des AEUV auf Sozialversicherungsträge | 95 | ||
II. Gefährdung der Nicht-Unternehmenseigenschaft der Deutschen Rentenversicherung Bund durch einen „Demographiezuschuss“? | 98 | ||
1. Zentrale Bestandteile des „sozialen Ausgleichs“ in der GRV | 98 | ||
2. Abschätzung der Gefährdungspotentiale | 100 | ||
4. Teil: Wesentliche Ergebnisse | 104 | ||
Verzeichnis der verwendeten Literatu | 108 | ||
Sachverzeichnis | 117 |