Gerechtere Prüfungsentscheidungen
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Gerechtere Prüfungsentscheidungen
Möglichkeiten und Grenzen der Herbeiführung materieller Gerechtigkeit durch gerichtliche Kontrolle und Gestaltung des Verwaltungsverfahrens
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 801
(1999)
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Abstract
Im Mittelpunkt der Arbeit steht die (gerichtliche) Kontrolle von berufsbezogenen akademischen und staatlichen Abschlußprüfungen. Die verfassungsrechtlichen Vorgaben im Prüfungsrecht werden ausführlich behandelt. Besondere Beachtung findet das Grundrecht der Berufsfreiheit, weil dieses durch Prüfungen zum Zwecke der Gewährleistung einer gemeinwohlverträglichen Berufsausübung Einschränkungen erfährt.Mareike Lampe gibt einen instruktiven Überblick über die einschlägige Rechtsprechung, das weit verzweigte Schrifttum und nimmt eine eigene Bewertung vor. Besondere Berücksichtigung finden die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts vom 17. April 1991, in denen das Gericht die Grenzen der gerichtlichen Kontrolle von Prüfungsentscheidungen enger als die bis dahin übliche Rechtsprechungspraxis zieht. Die Verfasserin sieht darin zwar eine Verbesserung der Rechtsstellung der Kandidaten. ihrer Ansicht nach zeigen die Entscheidungen jedoch auch, daß die inhaltliche Steuerung von Prüfungsentscheidungen nach wie vor nur in geringem Maße möglich ist. Die Autorin erarbeitet "Wege zu gerechteren Entscheidungen": Hierfür fordert sie einen systematischen Katalog von allgemeingültigen Bewertungsgrundsätzen sowie die Erstellung von Bewertungskriterien durch den einzelnen Prüfer. Darüber hinaus verlangt sie u. a. von Prüfern prüfungswissenschaftliches Hintergrundwissen, befürwortet ein Mehrprüfersystem mit verdeckter Bewertung und vertritt die gewagte, aber mit ernstzunehmenden verfassungsrechtlichen Argumenten begründete Forderung einer unbeschränkten Wiederholbarkeit von Prüfungen.In ihrer Untersuchung deckt die Verfasserin Unzulänglichkeiten im Prüfungsverfahren auf und macht konstruktive Verbesserungsvorschläge, die einen Beitrag zu gerechteren Prüfungsentscheidungen leisten können. Gleichzeitig verliert sie dabei nicht die Grenzen aus den Augen, an die Modifikationen - insbesondere inhaltlicher Art - wegen prüfungsimmanenter Spezifika stoßen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 11 | ||
Α. Einleitung | 15 | ||
Β. Begrenzung der Arbeit auf akademische und staatliche berufsbezogene Abschlußprüfungen | 18 | ||
I. Akademische Prüfungen | 18 | ||
II. Staatliche Prüfungen | 19 | ||
C. Verfassungsrechtliche Vorgaben | 20 | ||
I. Verfassungsmäßigkeit und materielle Gerechtigkeit | 20 | ||
II. Prüfungsentscheidungen und Berufsfreiheit | 21 | ||
1. Inhalt und Schutzbereich der Berufsfreiheit | 21 | ||
2. Eingriff durch Prüfungen | 23 | ||
3. Verfassungsrechtliche Rechtfertigung des Eingriffs | 23 | ||
a) Vorbehalt des Gesetzes, Parlamentsvorbehalt und Wesentlichkeitstheorie | 25 | ||
(1) Unzulässigkeit von Verwaltungsvorschriften bei bestimmten Entscheidungen | 25 | ||
(2) Wesentlichkeit einer Entscheidung und Parlamentsvorbehalt | 26 | ||
(3) Zulässigkeit von Regelungen durch Hochschulsatzungen - Gefahr uneinheitlicher Berufsbilder | 28 | ||
b) Bestimmtheitsgrundsatz | 32 | ||
c) Verhältnismäßigkeitsprinzip | 33 | ||
(1) Prüfungen - subjektive oder objektive Zulassungsbeschränkungen? | 33 | ||
(2) Genügen Prüfungen dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit? | 36 | ||
(a) Zweck der Prüfungen: Ermittlung der Berufseignung zum Schutz wichtiger Gemeinschaftsgüter | 37 | ||
(b) Einbeziehung prüfungswissenschaftlicher Forschungen zur Beurteilung der Verhältnismäßigkeit | 38 | ||
(aa) Geeignetheit | 39 | ||
(α) Objektivität | 39 | ||
- Äußere und innere Eingangsbedingungen | 40 | ||
- Bedingungen des Prüfungsverlaufs | 41 | ||
- Bewertungsobjektivität | 41 | ||
(β) Reliabilität (Zuverlässigkeit) | 42 | ||
(γ) Validität (Gültigkeit) | 43 | ||
- Konstruktvalidität | 44 | ||
- Vorhersagevalidität | 44 | ||
- Übereinstimmungsvalidität | 44 | ||
- Inhaltsvalidität | 44 | ||
(δ) Ergebnis der Geeignetheit | 48 | ||
(bb) Erforderlichkeit | 50 | ||
(α) Abschaffung von Prüfungen als milderes Mittel? | 50 | ||
(β) Prüfungen besitzen - wenn auch begrenzte - Aussagekraft | 51 | ||
(γ) Beachtung der kollidierenden Gemeinschaftsgüter | 51 | ||
(δ) Ergebnis der Erforderlichkeit | 52 | ||
(cc) Angemessenheit | 53 | ||
III. Art. 3 I GG und materielle Gerechtigkeit | 54 | ||
D. Unbestimmte Rechtsbegriffe und gerichtliche Kontrolldichte | 56 | ||
I. Entwicklung | 56 | ||
II. Begrifflichkeit | 57 | ||
III. Einordnung des Problems | 58 | ||
IV. Überblick über den Meinungsstand | 60 | ||
1. Die Lehre Bachofs vom Beurteilungsspielraum | 61 | ||
2. Die Vertretbarkeitslehre Ules | 61 | ||
3. Weitere Ansichten und Abhandlungen | 62 | ||
a) Kein struktureller Unterschied zwischen Tatbestands- und Rechtsfolgeermessen | 63 | ||
b) Ausdehnung des Kontrollfreiraums auf die Subsumtion oder auf alle unbestimmten Rechtsbegriffe | 64 | ||
c) Herrschende Ansicht | 65 | ||
d) Ablehnung eines Beurteilungsspielraums | 71 | ||
4. Die Rechtsprechung insbesondere des Bundesverwaltungsgerichts | 74 | ||
5. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 75 | ||
a) Die sog. Josefine-Mutzenbacher-Entscheidung | 78 | ||
b) Die Entscheidungen zum Prüfungsrecht | 78 | ||
c) Die Entscheidung zur Kapazitätsverordnung für den Zugang zum Hochschulstudium | 80 | ||
d) Die sog. Privatgrundschulentscheidung | 80 | ||
e) Kurze Bewertung der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 81 | ||
6. Kritische Würdigung des Meinungsstands zum Beurteilungsspielraum und eigene Ansicht | 82 | ||
a) Zur Ansicht, die keinen strukturellen Unterschied zwischen Tatbestandsund Rechtsfolgeermessen sieht | 82 | ||
b) Zur Ansicht, die eine Ausweitung des Kontrollfreiraums der Verwaltung auf die Subsumtion oder auf alle unbestimmten Rechtsbegriffe befürwortet | 83 | ||
c) Zur herrschenden Ansicht | 84 | ||
(1) Das Argument des besonderen Sachverstandes | 85 | ||
(2) Das Argument des höchstpersönlichen, unwiederholbaren, nicht nachvollziehbaren und daher unvertretbaren Fachurteils | 85 | ||
(3) Das Argument der normativen Ermächtigung und unvertretbaren Entscheidung | 86 | ||
(4) Das Argument der Gremienentscheidung und der besonderen Verfahrensgestaltung | 87 | ||
d) Zur Ansicht, die einen Beurteilungsspielraum ablehnt | 88 | ||
e) Eigene Auffassung | 88 | ||
E. Der Beurteilungsspielraum im Prüfungsrecht | 93 | ||
I. „Alte" Ansichten (vordem 17. 4. 1991) | 93 | ||
1. Prüfungsentscheidungen sind Ermessensentscheidungen | 93 | ||
2. Die herrschende Ansicht einschließlich der Rechtsprechung | 94 | ||
3. Ablehnung eines Beurteilungsspielraums | 96 | ||
II. Die Beschlüsse des Bundesverfassungsgerichts vom 17. 4. 1991 | 96 | ||
1. Die Sachverhalte | 97 | ||
a) Juristenentscheidung | 97 | ||
b) Medizinerentscheidung | 99 | ||
2. Entscheidungsgründe | 100 | ||
a) Juristenentscheidung | 100 | ||
b) Medizinerentscheidung - Besonderheiten im Antwort-Wahl-Verfahren | 104 | ||
III. Die Resonanz auf die Beschlüsse in Rechtsprechung und Schrifttum | 105 | ||
1. Zum Verfahren des Überdenkens | 107 | ||
2. Zum Überdenken durch die ursprünglichen Prüfer | 108 | ||
3. Zur Abgrenzung prüfungsspezifischer Wertungen von fachwissenschaftlichen Fragen | 108 | ||
4. Zur Beurteilung der Vertretbarkeit | 109 | ||
5. Zu den Reaktionen der Prüfer | 110 | ||
6. Zur Gefahr einer Prozeßwelle | 110 | ||
IV. Die Umsetzung der Entscheidungen in der neueren Rechtsprechung | 110 | ||
V. Eigene Ansicht zu Kontrolldichte und Beurteilungsspielraum im Prüfungsrecht unter besonderer Berücksichtigung der Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts vom 17. 4. 1991 | 113 | ||
1. Eigene Ansicht | 113 | ||
2. Kritik an den Beschlüssen | 116 | ||
a) Trennung zwischen prüfungsspezifischen Wertungen und fachwissenschaftlichen Richtigkeitsentscheidungen | 116 | ||
b) Erstellung allgemeingültiger Bewertungsgrundsätze | 117 | ||
c) Argument der Chancengleichheit gem. Art. 3 I GG | 117 | ||
d) Kausalität des Bewertungsfehlers | 118 | ||
e) Überdenken durch die ursprünglichen Prüfer | 118 | ||
f) Besonderheiten im Antwort-Wahl-Verfahren | 118 | ||
g) Ergebnis | 119 | ||
F. Wege zu gerechteren Entscheidungen | 120 | ||
I. Materielle Fragen: Möglichkeiten der inhaltlichen Verbesserung der Prüfungsentscheidung | 120 | ||
1. Allgemeingültige Bewertungsgrundsätze | 120 | ||
2. Erstellung von Bewertungskriterien durch den einzelnen Prüfer vor der Korrektur | 126 | ||
II. Formelle Fragen: Grundrechtsschutz durch Verfahren | 127 | ||
1. Entwicklung und Inhalt | 127 | ||
2. Was ist durch Verfahrensgestaltung überhaupt erreichbar? | 128 | ||
3. Verfassungsrechtliche Determinanten | 130 | ||
4. Anforderungen an das Verfahren im einzelnen | 131 | ||
a) Das Verfahren der Leistungserbringung | 131 | ||
(1) Die Prüfungsfähigkeit des Kandidaten | 131 | ||
(a) Begriff und Inhalt | 131 | ||
(b) Rücktritt | 133 | ||
(2) Äußere Prüfungsbedingungen | 135 | ||
(a) Begriff und Inhalt | 135 | ||
(b) Rügeobliegenheit, Abhilfe, Kompensation, Wahlrecht und vorbeugende Vermeidungspflicht | 136 | ||
(3) Fairneß und Sachlichkeit | 139 | ||
(4) Protokollierung | 141 | ||
b) Das Verfahren der Leistungsbewertung | 143 | ||
(1) Qualifikation der Prüfer | 144 | ||
(2) Befangenheit | 145 | ||
(a) Voraussetzungen für die Annahme der Befangenheit | 145 | ||
(aa) Befangenheit aufgrund Prüferverhaltens | 146 | ||
(bb) Befangenheit aufgrund erneuter Befassung mit einer Prüfungsarbeit | 146 | ||
(b) Rügeobliegenheit | 147 | ||
(3) Sachfremde Erwägungen, Gebot der Sachlichkeit | 148 | ||
(4) Begründung | 148 | ||
(5) Zweitvotum | 152 | ||
c) Sonstige formelle Anforderungen | 153 | ||
(1) Zulassung | 153 | ||
(2) Akteneinsicht | 154 | ||
d) Kausalität von Verfahrensfehlern | 155 | ||
e) Verwaltungsinternes Kontrollverfahren, Überdenken durch die ursprünglichen Prüfer | 156 | ||
f) Wiederholungsprüfungen | 160 | ||
(1) Wiederholung nach genehmigtem Rücktritt und bei Fehlern von Prüfern bzw. Prüfungsbehörden | 160 | ||
(2) Weiterer Prüfungsversuch bei Nichtbestehen | 161 | ||
(3) Beteiligung der ursprünglichen Prüfer | 162 | ||
5. Möglichkeiten der Verbesserung des Prüfungsverfahrens zur Herbeiführung gerechterer Prüfungsentscheidungen | 162 | ||
a) Protokollierung | 163 | ||
b) Qualifikation der Prüfer | 164 | ||
c) Geringere Anforderungen an die Annahme der Befangenheit | 166 | ||
(1) Prüferäußerungen | 166 | ||
(2) Erneute Befassung mit einer Prüfungsarbeit oder mit demselben Kandidaten | 167 | ||
(3) Rüge der Befangenheit | 169 | ||
d) Strengere Begründungspflicht | 170 | ||
e) Mehrprüfersystem und verdeckte Bewertung | 173 | ||
f) Unbeschränkte Wiederholbarkeit | 175 | ||
g) Zeitliche Streckung der Prüfung und mehr Einzelleistungen | 177 | ||
G. Schluß | 180 | ||
Literaturverzeichnis | 183 | ||
Sachwortverzeichnis | 198 |