Verantwortlichkeit und Schuldzumessung in Mitwirkungsfällen
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Verantwortlichkeit und Schuldzumessung in Mitwirkungsfällen
Schriften zum Strafrecht, Vol. 316
(2018)
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Georgia Stefanopoulou, LL.M., Studium der Rechtswissenschaften in Athen und Berlin, von 2011 bis 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der juristischen Fakultät der Universität Passau, seit 2017 akademische Rätin am Kriminalwissenschaftlichen Institut der Universität Hannover.Abstract
Die vorliegende Arbeit sucht nach einer Lösung für ein zentrales Problem der strafrechtlichen Zurechnungslehre, nämlich der Abgrenzung von eigenverantwortlicher Selbstgefährdung und einverständlicher Fremdgefährdung. Eine befriedigende Lösung, so die Überzeugung, lässt sich nur gewinnen, wenn man die Unterscheidung aufgibt und Vorbehalte gegen die Einbeziehung psychologischer Situationsbeschreibungen überwindet. Verantwortungszurechnungen sowie Unterbrechungen der Zurechnung werden im Strafrecht häufig zu einseitig vorgenommen und unterlaufen damit die reale Komplexität der Situation. Um dies bereits von Beginn an klar zu stellen, bezieht sich die Arbeit auf die einschlägigen Konstellationen als Mitwirkungsfälle.The book examines a pivotal issue in German criminal legal doctrine, namely the differentiation between responsible self-endangerment and consensual endangerment of others. In order to accomplish a satisfying approach, it is argued, one has to drop this distinction. Allocations of accountability are frequently carried out in a unilateral manner, undermining the real complexity of the situation.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 13 | ||
Teil 1: Begriffsbestimmung/Bestimmung des Untersuchungsgegenstands | 19 | ||
A. Eigenverantwortliche Selbstgefährdung und einverständliche Fremdgefährdung | 19 | ||
B. Abgrenzung zwischen eigenverantwortlicher Selbstschädigung und einverständlicher Fremdschädigung sowie eigenverantwortlicher Selbstgefährdung und einverständlicher Fremdgefährdung | 20 | ||
I. Grenzziehung nach objektiven Kriterien am Beispiel des Aids-Falles | 21 | ||
II. Grenzziehung nach subjektiven Kriterie | 22 | ||
III. Eigene Stellungnahme | 23 | ||
Teil 2: Bestandsaufnahme | 29 | ||
A. Die Abgrenzung zwischen eigenverantwortlicher Selbstgefährdung und einverständlicher Fremdgefährdung – Ein erster Überblick | 29 | ||
I. Ausgangslage | 29 | ||
II. Das Tatherrschaftskriterium | 29 | ||
III. Kritik | 31 | ||
IV. Zwischenergebnis | 32 | ||
B. Die rechtliche Behandlung der „eigenverantwortlichen Selbstgefährdung“ und der „einverständlichen Fremdgefährdung“ | 33 | ||
I. Die eigenverantwortliche Selbstgefährdung | 33 | ||
1. Frühere Rechtsprechung | 34 | ||
2. Heutige Rechtsprechung | 34 | ||
3. Die Lehre | 35 | ||
a) Der Schutzzweck der Norm | 35 | ||
aa) Das Teilnahmeargument | 37 | ||
bb) Kritik | 38 | ||
(1) Abschied vom Teilnahmeargument | 38 | ||
(2) Gesamtergebnis für das Teilnahmeargument als Grundlage der Schutzzwecklehre | 72 | ||
cc) Rettungshandlunge | 74 | ||
dd) Kritik | 75 | ||
ee) Schlussbemerkungen zur Anwendung der Schutzzwecklehre als Lösungsansatz für die Fälle der eigenverantwortlichen Selbstgefährdung | 81 | ||
b) Alteritätsprinzip oder Identitätsprinzip | 82 | ||
aa) Darstellung der Ansicht | 83 | ||
bb) Kritik | 84 | ||
c) Erlaubtes Risiko | 85 | ||
aa) Darstellung der Ansicht | 86 | ||
bb) Kritik | 87 | ||
(1) Vermischung unterschiedlicher Normzwecke | 88 | ||
(2) Abstellen auf eine zu kurz greifende Selbstbestimmung | 92 | ||
(3) Zusammenfassung | 94 | ||
d) Zwischenergebnis | 94 | ||
II. Einverständliche Fremdgefährdung | 94 | ||
1. Frühere Rechtsprechung | 94 | ||
2. Heutige Rechtsprechung | 95 | ||
3. Die Lehre | 96 | ||
a) Die Sorgfaltswidrigkeitslösung | 96 | ||
aa) Darstellung der Ansicht | 96 | ||
bb) Kritik | 98 | ||
b) Die tatbestandliche Zurechnungslösung | 100 | ||
aa) Darstellung der Ansicht | 100 | ||
bb) Kritik | 101 | ||
c) Rechtfertigung des Täterverhaltens nach den Einwilligungsgrundsätze | 102 | ||
aa) Erfolgsbezogenheit der Einwilligung | 103 | ||
bb) Kritik | 105 | ||
cc) Disponibilität des Rechtsguts | 107 | ||
dd) Kritik | 109 | ||
ee) Unzulässigkeit von Notwehr und Nothilfe | 111 | ||
d) Viktimodogmatik | 112 | ||
aa) Darstellung der Ansicht | 112 | ||
bb) Kritik | 114 | ||
e) Zusammenfassung | 117 | ||
Teil 3: Abkehr von der Unterscheidung zwischen eigenverantwortlicher Selbstgefährdung und einverständlicher Fremdgefährdung | 118 | ||
A. Einleitung | 118 | ||
B. Die Herrschaft des Tatherrschaftskriteriums | 118 | ||
C. Die Familie „Mitwirkungsfälle“ | 125 | ||
I. Ausgangspunkt: Husserls phänomenologische Methode | 126 | ||
II. Auf der Suche nach Gemeinsamkeite | 126 | ||
1. Wittgensteins Familienähnlichkeite | 127 | ||
2. Die Familienähnlichkeiten der Mitwirkungsfälle | 128 | ||
III. Der Abgrenzungspluralismus einer Familie | 130 | ||
IV. Ergebnis: Fixe Gruppeneinteilungen eignen sich nicht für Familienmitgliede | 132 | ||
Teil 4: Die Selbstbestimmung der Akteure unter Berücksichtigung der sozialpsychologischen Dimension der Mitwirkungsfälle | 134 | ||
A. Wechsel von der Opfer- zur Täterperspektive | 134 | ||
B. Indizien als Kriterien für die Fremdbestimmung | 135 | ||
I. Gruppendynamik und riskantes Verhalten bei Autorennen-Wetttrinken-Fälle | 136 | ||
1. Affektivität und Konformität | 137 | ||
2. Das Fuß-in-der-Tür-Phänome | 140 | ||
3. Fremdbestimmungsindizien bei Wettkampf-Konstellatione | 144 | ||
a) Gefahrengemeinschaft von Täter und Opfe | 144 | ||
b) Persönlichkeitsfremdes Verhalte | 146 | ||
c) Das Verhalten des Opfers unter Gruppenwirkungen – Indizwirkung ohne Verantwortungszuschreibung | 146 | ||
4. Die „Selbstverantwortung“ des Opfers als Attributionskonzept im Rahmen von Heiders Verantwortlichkeitsebene | 150 | ||
5. Zwei Anwendungsbeispiele von sozialpsychologischen Erkenntnisse | 153 | ||
a) Das Beispiel des Jugendstrafrechts | 154 | ||
b) Das Beispiel der Makrokriminalität | 156 | ||
II. Situation Auto-Surfen – Gesamtbetrachtung der „Atmosphäre“ | 159 | ||
1. Die Indizwirkung der Gefahrengemeinschaft nach Gesamtbetrachtung des Geschehens | 159 | ||
2. Gesamtbetrachtung des Geschehens als Voraussetzung einer umfassenden Autonomieprüfung | 161 | ||
3. Kurze Zusammenfassung der Ergebnisse einer Gesamtbetrachtung des Autosurfen-Falls | 163 | ||
III. Die soziale Realität der Beifahrer-Fälle | 164 | ||
1. Memel-Fall: Situative Erschwerungen zur Durchsetzung des eigenen Willens | 165 | ||
2. Die übrigen Beifahrer-Fälle | 168 | ||
a) Die entscheidende Frage: Wer fordert und wer wird aufgefordert? | 168 | ||
b) Das Opfer als faktische Größe des Geschehnisses | 169 | ||
c) Indizien für Einflüsse von erheblicher Stärke | 170 | ||
3. „Echte“ und „unechte“ Interaktione | 171 | ||
4. Kurze Zusammenfassung | 174 | ||
IV. Interaktionen innerhalb der Drogenszene | 175 | ||
1. Drogenaustausch in einer Gruppensituatio | 175 | ||
2. Gemeinsamer Drogenkonsum in dyadischer Konstellation – Die situative „Suchtdynamik“ | 178 | ||
3. Überlassen von Betäubungsmitteln ohne gemeinsamen Konsum | 184 | ||
4. Zusammenfassende Überlegunge | 185 | ||
V. Gefährliche sexuelle Umgangsformen unter Interaktionspartner | 186 | ||
Teil 5: Die dogmatische Verortung der Mitwirkungsfälle | 190 | ||
A. Einleitung | 190 | ||
B. Sozialpsychologische Prozesse und Schuldfähigkeitsprüfung | 190 | ||
I. Integration des Willensmodells von Frankfurt in die §§ 20, 21 StGB | 191 | ||
II. Integration der Sozialpsychologie in die §§ 20, 21 StGB | 195 | ||
III. Hörnles Vorschlag zur Abschaffung des § 21 StGB | 209 | ||
IV. Zu viel Psychologie? | 213 | ||
C. Alternativvorschläge | 216 | ||
D. Anhang:: Anwendung der vorgeschlagenen Lösung auf die behandelten Mitwirkungsfälle | 227 | ||
I. Autorennen-Fall | 227 | ||
II. Autosurfen-Fall | 228 | ||
III. Stechapfeltee-Fall | 229 | ||
IV. Tequila-Wetttrinkenfall | 230 | ||
V. Betäubungsmittel-Verabreichungsfall, BGHSt 49, 34 | 231 | ||
VI. Verkauf und Übergabe von Heroi | 233 | ||
VII. Aids-Fall | 234 | ||
VIII. Memel-Fall | 235 | ||
IX. Kleintransporter-Fall | 235 | ||
Literaturverzeichnis | 237 | ||
Stichwortverzeichnis | 257 |