Perspektivität von Freiheit und Determinismus
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Perspektivität von Freiheit und Determinismus
Zugleich eine philosophische Untersuchung zur Objektivierbarkeit des Strafrechts vor dem Hintergrund neurowissenschaftlicher Forschung
Schriften zum Strafrecht, Vol. 317
(2017)
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Ruben von der Heydt studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Universität Rostock, der Universidad de Granada (Spanien) sowie an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer. 2007 Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien in den Fächern Philosophie, Deutsch und Sozialwissenschaften (Schwerpunkt Rechtswissenschaft). Von 2007 bis 2010 Promotionsprojekt am Graduiertenkolleg »Bioethik« der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen. 2012 Zweite Staatsprüfung für die Laufbahn der Studienräte, 2016 Promotion zum Dr. phil. Seit 2013 Tätigkeiten als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter an der Universität Rostock.Abstract
Die Diskussion über die Konsequenzen neurowissenschaftlicher Forschung für das Strafrecht dreht sich bislang um den strafrechtlichen Schuldbegriff. Die bezweifelte Fähigkeit zu bewusster Selbststeuerung ist aber nicht nur eine Bedingung für die strafrechtliche Schuldzuschreibung, sondern durchzieht das $agesamte$z Strafrecht. Die Debatte muss deshalb grundsätzlicher als Frage des Verhältnisses des Subjektiven zum Objektiven geführt werden: $aInwieweit ist eine Objektivierung des Strafrechts durch die stärkere Berücksichtigung der Dritten-Person-Perspektive möglich?$zDie Kombination des Erkenntnistheoretischen Indeterminismus mit dem Methodischen Determinismus Immanuel Kants ermöglicht eine Verbindung des subjektiven Freiheitserlebens mit der wissenschaftlichen Beurteilung menschlichen Verhaltens. Am Beispiel des strafrechtlichen Versuchs werden unterschiedliche Objektivierungsstufen herausgearbeitet. Darüber hinaus wird eine Haftungszuschreibung als Gegenmodell zum Schuldgedanken diskutiert.»Perspectivity of Freedom and Determinism«Whilst most discussions about the impact of Neuroscience on the criminal law have dealt with the concept of guilt, this book will open up the debate for the entire field of the criminal law. With the help of Immanuel Kant's Philosophy, the author shows that the objectivation of the criminal law is made possible if the third-person-perspective is given more consideration. The author also discusses if the legal concept of the »ascription to liability« can be used as a counter-example to the thought of guilt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Widmung | 5 | ||
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 13 | ||
I. Die „neurobiologische Herausforderung“ für das Strafrecht | 13 | ||
II. Philosophie, Strafrecht, Neurowissenschafte | 18 | ||
III. Der Gang der Untersuchung | 22 | ||
A. Die lebenswissenschaftliche Kritik am deutschen Schuldstrafrecht | 26 | ||
I. Das Schuldprinzip des deutschen Strafrechts | 26 | ||
II. Die Theorie des Alternativismus | 27 | ||
1. „Du kannst, weil Du sollst!“ – Alternativismus als Anderswollenkönnen auf kantischer Grundlage | 28 | ||
2. Alternativismus als Andershandelnkönne | 32 | ||
III. Die Schuldunfähigkeit im deutschen Strafrecht | 38 | ||
IV. Die lebenswissenschaftliche Infragestellung von Freiheit und bewusster Selbststeuerbarkeit | 40 | ||
1. Die Experimente zur Willensfreiheit | 40 | ||
2. Neurowissenschaftliche Kontexte der Experimente zur Willensfreiheit | 47 | ||
3. Psychologische und kognitionswissenschaftliche Untersuchungen zur Willensfreiheit | 49 | ||
4. Begründungen für die Forderung nach einer Änderung des Strafrechts | 53 | ||
V. Eine Frage der Perspektive – Ansätze eines perspektivischen Zugangs zur Freiheitsdebatte im Strafrecht | 56 | ||
B. Philosophie der Perspektivität | 59 | ||
I. Philosophiegeschichtliche Umrisse der Entwicklung perspektivischer Philosophie | 59 | ||
II. Systematische Überlegungen zur Perspektivität | 62 | ||
III. Ansätze für das Konzept der Perspektivendualität in der Erkenntnistheorie Immanuel Kants | 66 | ||
1. Dualitäten in Kants Kritik der reinen Vernunft | 66 | ||
2. Kants Theorie des inneren und des äußeren Sinnes | 67 | ||
a) Die Parallelitätsthese | 68 | ||
b) Das Primat des inneren Sinnes vom Standpunkt des Gesamtaufbaus der Kritik der reinen Vernunft | 70 | ||
c) Das Primat des äußeren Sinnes vom Standpunkt der Ästhetik | 71 | ||
d) Innere Erfahrung | 73 | ||
e) Empirisches und transzendentales Ich | 74 | ||
f) Zur Bedeutung der kantischen Theorie des inneren und äußeren Sinnes für das Konzept der Perspektivendualität | 76 | ||
IV. Ansätze der Perspektivendualität in der Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts | 77 | ||
V. Die Dritte-Person-Perspektive | 80 | ||
VI. Die Erste-Person-Perspektive | 83 | ||
1. Die Irreduzibilität der Ersten-Person-Perspektive | 85 | ||
2. Blickrichtungen der Ersten-Person-Perspektive | 86 | ||
C. Subjektive und objektive Elemente im deutschen Strafrecht | 89 | ||
I. Strafrechtliche Grundbegriffe | 89 | ||
II. Der Tatbestand | 93 | ||
1. Objektiver Tatbestand | 94 | ||
2. Subjektiver Tatbestand | 96 | ||
a) Strafrechtliche Handlungslehren und die Stellung des subjektiven Tatbestands im Deliktssystem | 97 | ||
aa) Das klassische Verbrechenssystem | 97 | ||
bb) Das neoklassische Verbrechenssystem | 98 | ||
cc) Die Finale Handlungslehre | 103 | ||
dd) Die Bonner Schule | 108 | ||
b) Der Tatbestandsvorsatz | 110 | ||
c) Besondere subjektive Tatbestandsmerkmale | 116 | ||
III. Rechtswidrigkeit | 118 | ||
IV. Schuld | 118 | ||
1. Strafbegründungsschuld | 119 | ||
2. Strafzumessungsschuld | 121 | ||
IV. Die Doppelfunktion des Vorsatzes | 122 | ||
V. Gesinnungsmerkmale | 123 | ||
1. Echte Gesinnungsmerkmale | 125 | ||
2. Unechte Gesinnungsmerkmale | 129 | ||
3. Halbe Gesinnungsmerkmale | 129 | ||
VI. Fazit der Analyse | 132 | ||
D. Die Freiheitsdebatte vor dem Hintergrund des Leib-Seele-Problems | 133 | ||
I. Mehrere-Welten-Theorie | 133 | ||
1. Die Zwei-Welten-Lehre | 133 | ||
2. Die Drei-Welten-Lehre | 136 | ||
II. Monistische Positionen | 137 | ||
III. Determinismus | 138 | ||
IV. Die These der Determination menschlichen Denkens und Handelns | 139 | ||
V. Freiheitstheorie | 143 | ||
1. Handlungsfreiheit | 145 | ||
2. Willensfreiheit | 146 | ||
E. Erkenntnistheoretische Zugänge zum Freiheitsproblem | 150 | ||
I. Die Erkenntnistheorie Immanuel Kants | 150 | ||
1. Das Programm der Erkenntniskritik | 150 | ||
2. Verortung des Freiheitsthemas im Aufbau der Kritik der reinen Vernunft | 152 | ||
II. Kants Behandlung des Freiheitsthemas | 156 | ||
1. Die „Freiheitsantinomie“ | 156 | ||
2. Empirischer und intelligibler Charakte | 157 | ||
3. Kants Auflösung der Freiheitsantinomie | 162 | ||
III. Probleme in Kants Umgang mit dem Freiheitsproblem | 167 | ||
IV. Methodischer Determinismus | 172 | ||
1. Entwicklung des Methodischen Determinismus aus Kants Erkenntnistheorie | 172 | ||
2. Methodischer Determinismus in den Wissenschafte | 176 | ||
3. Methodischer Determinismus in der Erklärung menschlichen Verhaltens | 177 | ||
4. Dritte-Person-Perspektive und methodische Determinatio | 179 | ||
5. Der Zusammenhang von Zeit und methodischer Determinatio | 181 | ||
6. Postdiktive Verdichtungsdynamik in der Retrospektive | 182 | ||
7. Konsequenzen des Methodischen Determinismus für das Strafrecht | 183 | ||
8. Abgrenzung des Methodischen vom Metaphysischen Determinismus | 186 | ||
V. Erkenntnistheoretischer Indeterminismus | 187 | ||
1. Prädiktiver Determinismus als Vorausbestimmbarkeit | 187 | ||
2. Die Figur des „allwissenden Beobachters“ | 188 | ||
3. Erkenntnistheoretischer Indeterminismus auf personaler Ebene | 191 | ||
a) Die intrapersonale Differenzierung in Beobachter und Beobachtetes | 195 | ||
b) Epistemischer Prozess und phänomenales Erlebe | 196 | ||
c) Subjektives Freiheitserlebnis | 197 | ||
4. Vereinbarkeiten des Erkenntnistheoretischen Indeterminismus | 199 | ||
5. Abwehr des Fatalismus | 201 | ||
6. Abgrenzung des Erkenntnistheoretischen vom Metaphysischen Indeterminismus | 203 | ||
VI. Die Gleichberechtigung der Perspektiven der ersten und der dritten Person in der Freiheitsfrage | 204 | ||
VII. Zur Bedeutung des Erkenntnistheoretischen Indeterminismus für das Strafrecht | 206 | ||
F. Das Problem des Fremdverstehens | 213 | ||
I. Die These der Perspektivenübernahme | 215 | ||
II. Das Privileg der ersten Perso | 218 | ||
III. Theorien des Fremdverstehens | 221 | ||
1. Der Beobachtungsansatz | 222 | ||
2. Der Ansatz der „Theorie-Theorie“ | 227 | ||
3. Die Einfühlungstheorie | 229 | ||
4. Die Simulationstheorie | 231 | ||
IV. Möglichkeit und Grenzen des Fremdverstehens | 236 | ||
V. Die methodische Ausklammerung des Fremdpsychische | 242 | ||
VI. Theoriehaltigkeit aller Perspektive | 246 | ||
VII. Die Frage des Perspektivenwechsels | 247 | ||
G. Objektivierungsmöglichkeiten im Strafrecht am Beispiel des Versuchs (§§ 22–24 StGB) | 249 | ||
I. Der Versuch | 249 | ||
1. Subjektiver Versuchstatbestand (Tatentschluss) | 251 | ||
2. Objektiver Versuchstatbestand (unmittelbares Ansetzen) | 252 | ||
3. Rechtswidrigkeit und Schuld | 253 | ||
4. Kritik an der subjektiven Versuchstheorie | 254 | ||
5. Objektive Versuchslehre | 255 | ||
II. Der Rücktritt vom Versuch | 257 | ||
1. Beendeter und unbeendeter Versuch | 261 | ||
a) Beendeter Versuch | 263 | ||
b) Unbeendeter Versuch | 266 | ||
2. Die „Freiwilligkeit“ des Rücktritts vom Versuch | 269 | ||
3. Ansätze für eine Objektivierung des Rücktritts vom Versuch | 272 | ||
Abschließende Betrachtunge | 279 | ||
Literaturverzeichnis | 294 | ||
Stichwortverzeichnis | 312 |