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Gottwald, H. (2018). Der lange Schatten der Hidschra. Ein theologiegeschichtlicher Vergleich zwischen Islam und Christentum. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-55433-1
Gottwald, Heinz. Der lange Schatten der Hidschra: Ein theologiegeschichtlicher Vergleich zwischen Islam und Christentum. Duncker & Humblot, 2018. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-55433-1
Gottwald, H (2018): Der lange Schatten der Hidschra: Ein theologiegeschichtlicher Vergleich zwischen Islam und Christentum, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-55433-1

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Der lange Schatten der Hidschra

Ein theologiegeschichtlicher Vergleich zwischen Islam und Christentum

Gottwald, Heinz

(2018)

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Heinz Gottwald (Jahrgang 1943) studierte Germanistik und Geschichte mit dem Schwerpunkt »mittelalterliche Geistesgeschichte« an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Veranlasst durch die religionssoziologischen Arbeiten Max Webers beschäftigte er sich bereits in seiner Dissertation mit dem Zusammenhang zwischen Religion und gesellschaftlicher Entwicklung. Gegenstand seiner Dissertation war ein Vergleich der hochmittelalterlich-katholischen mit der frühprotestantischen Glaubenslehre und der sich daraus jeweils ergebenden Sozial- und Wirtschaftsethik. Nach seiner Pensionierung im Jahre 2007 veranlasste ihn die seit 9/11 in Gang gekommene Islamdebatte, nach den Gründen für die aktuelle soziokulturelle Rückständigkeit der islamisch geprägten Länder zu fragen.

Abstract

Die aktuelle Islamdebatte wird oft durch die Frage bestimmt, warum seit Beginn der Neuzeit die soziokulturelle Entwicklung islamisch geprägter Regionen im Vergleich zum christlich geprägten Abendland zurückgeblieben ist. Angesichts vergleichbarer sozioökonomischer Ausgangsbedingungen im Mittelalter liegt die Vermutung nahe, dass die divergente soziokulturelle Entwicklung der beiden Regionen ihre Wurzeln in der unterschiedlichen Mentalität der jeweiligen Bevölkerung haben könnte. Da in traditionalen Gesellschaften die Mentalität entscheidend durch die Religion geprägt war, wird in der vorliegenden Untersuchung die mittelalterliche Theologiegeschichte der beiden Religionen entsprechend befragt und gegenübergestellt.

Zunächst wird die mittelalterliche Entwicklung des Kalifenamtes sowie des islamischen Rechts- und Bildungswesens in ihrer Verwobenheit mit islamischen Glaubensvorstellungen präsentiert. Zur Verdeutlichung des theologischen Kontextes folgt eine Darstellung der Vorstellung von Gott und der göttlichen Prädestination. Danach wird die Entwicklung der entsprechenden Themenbereiche im abendländischen Christentum dargestellt. Bei dem anschließenden Vergleich der Entwicklungen im sunnitischen Islam mit denen im abendländischen Christentum wird gleichzeitig nach den Gründen der divergenten Entwicklung gefragt. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass die erwähnte soziokulturelle Rückständigkeit islamisch geprägter Regionen auf Entscheidungen der islamischen Theologie während des Mittelalters zurückzuführen ist.
»The long shadow of the Hijra. A comparison between Islam and Christianity in terms of a history of theology«

The current debate on Islam is often dominated by the question of why the socio-cultural development of Islamic-influenced regions since the beginning of modern times has lagged behind the Christian-influenced Western world. Given the comparable socio-economic conditions in the Middle Ages, it is reasonable to assume that the divergent socio-cultural development of the two regions could have its roots in the different mentalities of their respective populations. Since in traditional societies mentality was decisively influenced by religion, the present study looks into and compares the medieval history of theology of the two religions.

First, the medieval development of the Caliphate and the Islamic legal and educational system is presented and how it is interwoven with Islamic beliefs. To illustrate the theological context, this is followed by a presentation of the idea of God and divine predestination. This in turn is followed by a presentation of the development of the corresponding topics in Western Christianity. In the subsequent comparison of the developments of Sunni Islam with those in Western Christianity, the reasons for the divergent development are analysed. The author concludes that the socio-cultural backwardness of Islamic regions is due to decisions of Islamic theology during the Middle Ages.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 11
Einleitung 17
1. Beispiele für die Unzulänglichkeit bisher vorgelegter Erklärungsansätze 17
2. Dan Diners ,Versiegelte Zeitˋ als Beispiel für die ,Fruchtbarkeitˋ des mentalitätsgeschichtlichen Erklärungsansatzes 21
3. Begründung für Methode und Anlage der vorliegenden Untersuchung 25
A. Entwicklung des mittelalterlichen Islam bis zum Ende des Bagdader Kalifats 1258 27
I. Die Entwicklung des Kalifenamtes 27
1. Mögliche Vorbilder für die Doppelfunktion Mohammeds im medinensischen Gemeinwesen und deren realgeschichtliche Genese 27
2. Zeit der ersten vier ,rechtgeleiteten Kalifenˋ 30
3. Entwicklung des Kalifenamtes zur Zeit der Umaiyaden 32
4. Wandel des Einsetzungsverfahrens und der Legitimation eines Kalifen bis zum Beginn des abbasidischen Kalifats 35
5. Entwicklung des Kalifenamtes in der Frühphase der Abbasiden 37
6. Entwicklung des Kalifenamtes während der buyidischen und seldschukischen Oberherrschaft (945–1055/1055–1157) 39
7. Kalifenamt in der Spätphase des Bagdader Kalifats unter an-Nasir (1180–1225) 46
8. Kalifatstheorien 47
II. Entwicklung des sunnitischen Rechtswesens 50
1. Formen der Gerichtsbarkeit sowie Verfahrens- und Beweisrecht 50
2. Rechtsstatus der Nicht-Muslime und der Sklaven 53
3. Entstehung und Entwicklung des schariatischen Rechts einschließlich der Methoden der Rechtsfindung 55
4. Entstehung und Entwicklung der Rechtsschulen 57
5. Gegenstand des schariatischen Rechts 60
6. Unterscheidung zwischen göttlichem und menschlichem Recht und deren Folgen 63
III. Entwicklung des islamischen Bildungswesens 65
1. Organisation der Koranschulen und Gegenstand des Unterrichts 65
2. Formen weiterführender Ausbildung 66
3. Nizam al-Mulks neue Organisationsform der Madrasen und deren Bedeutung 68
4. al-Mamuns ,Haus der Weisheitˋ (,bait al-hikmaˋ) 70
IV. Verhältnis von göttlicher Prädestination und menschlicher Willensfreiheit 70
1. Ausgangspunkt der theologischen Diskussion über das Verhältnis von göttlicher Prädestination und menschlicher Willensfreiheit 70
2. Diskussion des Verhältnisses zwischen göttlicher Prädestination und menschlicher Willensfreiheit in umaiyadischer Zeit 72
3. Fortführung der Diskussion über das Verhältnis von göttlicher Prädestination und menschlicher Willensfreiheit im 9. Jahrhundert 74
4. al-Ascharis Position als Vermittlungsversuch zwischen Mutaziliten und Hanbaliten 79
5. Ursachen für die Niederlage der ,rationalen Theologieˋ in der Prädestinationsfrage 81
6. Relativierung der radikalen Position der Prädestinatianer 82
V. Entwicklung des Gottes- und Koranverständnisses 85
1. Ausgangspunkt und Hintergrund der Diskussion über das Gottesverständnis 85
2. Die koranische Gottesvorstellung 85
3. Die Kritik Dschahm b. Safwans (gest. 746) und Dschad b. Dirhams (gest. 743) an der koranischen Gottesvorstellung 88
4. Dirar ibn Amrs versuchter Ausgleich zwischen koranischer Gottesvorstellung sowie den Vorstellungen Dschahms und Dschads 89
5. Abu l-Hudails Koranverständnis und Gottesvorstellung sowie die mutazilitische Attributenlehre 91
6. Ahmad b. Hanbals Vorstellungen als Beispiel für das damalige traditionelle Gottes- und Koranverständnis 94
7. Verschärfung der Auseinandersetzungen um das Gottes- und Koranverständnis zwischen Traditionariern und Mutaziliten 96
8. al-Ascharis Gottesvorstellung und Koranverständnis 100
9. Präzisierung und Weiterentwicklung der Lehre al-Ascharis 104
B. Entwicklung des abendländischen Christentums bis zum Vorabend der Reformation 108
I. Entwicklung des Verhältnisses zwischen geistlicher und weltlicher Obrigkeit 108
1. Außenseiterposition der Jesusbewegung und der frühen Christenheit 108
2. Verhältnis zwischen (ost-)‌römischen Kaisern und Christentum seit der ,Konstantinischen Wende‘ 110
3. Verhältnis zwischen weltlicher und geistlicher Obrigkeit in germanischer Zeit bis zum Investiturstreit 118
4. Cluniazensische Reformbewegung und Investiturstreit in ihrer Bedeutung für das Verhältnis zwischen weltlicher Herrschaft und Kirche 125
5. Konflikte zwischen weltlicher Obrigkeit und Papsttum infolge des papalen Anspruchs auf die indirekte Suprematie 130
6. Auseinandersetzungen zwischen dem Papsttum und der spätmittelalterlichen konziliaren Bewegung 136
II. Spätantike und mittelalterliche Entwicklung des weltlichen und geistlichen Rechtswesens im westkirchlichen Christentum 138
1. Entstehung der geistlichen Gerichtsbarkeit in Abgrenzung zur weltlichen Gerichtsbarkeit 138
2. Mittelalterliche Entwicklung der bischöflichen Gerichtsbarkeit 139
3. Entwicklung der päpstlichen Gerichtsbarkeit im Mittelalter 142
4. Mittelalterliche Entwicklung der weltlichen Gerichtsbarkeit 146
5. Entwicklung des materiellen Rechts am Beispiel des Rechtsstatus der Sklaven und der Frauen 153
III. Entwicklung des mittelalterlichen Bildungswesens im westkirchlichen Christentum 162
1. Entwicklung des Schulwesens 162
2. Entstehung und Organisationsform der Pariser ,Professorenuniversitätˋ 163
3. Entstehung und Organisationsform der ,Studentenuniversitätˋ in Bologna 165
4. Gründung einer ,obrigkeitlichen Universitätˋ in Neapel durch Kaiser Friedrich II. 167
IV. Entwicklung des Verhältnisses von göttlicher Prädestination und menschlicher Willensfreiheit im westkirchlichen Christentum 168
1. Augustins Prädestinationslehre als Ausgangspunkt der entsprechenden Kontroversen in der Westkirche 168
2. Beschlüsse der Synode von Orange im Jahre 529 und deren Bestätigung auf der Synode von Quierzy 853 als Grundlage der westkirchlichen Prädestinationslehre 171
3. Hochmittelalterliche Präzisierungen bzw. Modifikationen der Prädestinationslehre 173
4. Spätmittelalterliche Entwürfe zum Verhältnis von göttlicher Prädestination und menschlicher Willensfreiheit 175
5. Entwicklung des Bußsakramentes und dessen Bedeutung für die Vorstellung von der menschlichen Willensfreiheit 178
V. Entwicklung des christlichen Gottesverständnisses in Antike und Mittelalter 186
1. Die jesuanische Gottesvorstellung im Neuen Testament 186
2. Entwicklung der Gottesvorstellung bis zum Konzil von Nizäa 188
3. Entscheidung der trinitarischen Frage auf den Konzilien von Nizäa (325) und Konstantinopel (381) 192
4. Frage nach der ,Gott- und Menschheit Jesu Christiˋ als Gegenstand von Auseinandersetzungen bis zum Konzil von Konstantinopel (680/681) 193
5. Scheitern der neuplatonischen Kritik des Johannes Scotus Eriugena (gest. 877) an der dogmatisierten Gotteslehre 197
Exkurs: Christliche Bibelexegese in Antike und Mittelalter 198
6. Hochmittelalterliche Beiträge zur Trinitätslehre und Christologie 201
7. Neue Ansätze in Bezug auf die Gottesvorstellung bei Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 206
C. Vergleichende Analyse der dargestellten Entwicklungen im mittelalterlichen Islam sowie im abendländischen Christentum und Auswertung der Ergebnisse dieser Analyse 210
I. Vergleichende Analyse der Entwicklungen in den fünf Themenfeldern 210
1. Vergleichende Analyse der Entwicklung des Kalifenamtes und des Verhältnisses von weltlicher und geistlicher Obrigkeit im westkirchlichen Christentum 210
a) Wahrung sowohl der Trennung von weltlicher und geistlicher Gewalt im westkirchlichen Christentum als auch der Einheit beider Gewalten im Amt des Kalifen 210
b) Gründe für die Veränderungen in Bezug auf das Amt des Kalifen 211
c) Gründe für die Veränderungen in Bezug auf das Verhältnis von weltlicher und geistlicher Obrigkeit im westkirchlichen Christentum 214
d) Vergleich der Gründe für die Entwicklung des Kalifenamtes und des Verhältnisses von weltlicher und geistlicher Obrigkeit im westkirchlichen Christentum 219
2. Vergleichende Analyse der mittelalterlichen Entwicklung des Rechtswesens im sunnitischen Islam und im westkirchlichen Christentum 220
a) Wichtige Ergebnisse der mittelalterlichen Entwicklung des Rechtswesens im sunnitischen Islam und Gründe für die Stagnation in diesem Bereich 220
b) Wichtige Ergebnisse der Entwicklung des Rechtswesens im westkirchlichen Christentum und Gründe für die relative Dynamik des Rechtswesens im westkirchlichen Bereich 222
3. Vergleichende Analyse der Entwicklung des Bildungswesens im Damaszener und Bagdader Kalifat mit der im westkirchlichen Christentum 224
a) ,Studentenuniversitätˋ in Bologna und ,Professorenuniversitätˋ in Paris als Beispiele für das Zurückdrängen der Kirche im hochmittelalterlichen Hochschulwesen 224
b) Formen der islamischen Hochschulausbildung mit ihren ausgeprägten Abhängigkeitsverhältnissen und ihrer fehlenden Offenheit 225
c) Trennung und Einheit der beiden obersten Gewalten als Grund für die unterschiedlichen Strukturen im westkirchlichen und islamischen Hochschulwesen des Mittelalters 226
4. Vergleichende Analyse der Entwicklung des Verhältnisses von göttlicher Prädestination und menschlicher Willensfreiheit im sunnitischen Islam und im abendländischen Christentum 228
a) Entwicklung der sunnitischen Vorstellung von der göttlichen Prädestination und die Gründe für den Erfolg der ,Prädestinatianerˋ 228
b) Entwicklung der christlichen Vorstellung vom Verhältnis zwischen göttlicher Allmacht und menschlicher Willensfreiheit und die Gründe für den Erfolg des synergistischen Modells 230
c) Vergleich der Gründe für die unterschiedliche Antwort auf die Frage nach dem Verhältnis von göttlicher Prädestination und menschlicher Willensfreiheit im sunnitischen Islam und im westkirchlichen Christentum 232
5. Vergleichende Analyse der Entwicklung der Gottesvorstellung im sunnitischen Islam und im abendländischen Christentum 234
a) Entwicklung des sunnitischen Gottesverständnisses und ihre Bestimmungsfaktoren 234
b) Entwicklung des christlichen Gottesverständnisses und ihre Bestimmungsfaktoren 239
c) Ausprägung anthropomorph‌(-istisch-)‌er Züge in der sunnitischen und christlichen Gottesvorstellung 242
d) Bedeutung der ,Ein‌(s)‌heit Gottes‘ in der christlichen und islamischen Theologiegeschichte sowie des damit verbundenen unterschiedlichen Verständnisses von Bibel und Koran 243
II. Zusammenführung der Teilergebnisse des Vergleichs und deren abschließende Auswertung 246
1. Bedeutung der unterschiedlichen Ausgangssituation von Christentum und Islam 246
2. Unterschiedliche Entwicklung als Resultat einer ausgeprägten Traditionsgebundenheit im Islam und einer relativen Offenheit im Christentum 248
Schlussteil: Ausblick auf die negativen Folgen der spätmittelalterlichen Verfasstheit des sunnitischen Islam für die neuzeitliche Entwicklung in dessen damaligem Verbreitungsgebiet 254
Nachwort: Geltungsanspruch und aktuelle Bedeutung der Untersuchung 257
Anhang 260
Anhang 1: Dekret des Kalifen al-Qadir aus dem Jahre 1017 260
Anhang 2: ,Dictatus Papaeˋ Papst Gregors VII. (1073–1085) 261
Anhang 3: Stammtafel zu Mohammed sowie zu wichtigen Clans und Familien in der Zeit des Damaszener und Bagdader Kalifats 263
Anmerkungen 264
Literaturverzeichnis 280
I. Quellen 280
II. Nachschlagewerke 280
III. Sekundärliteratur 280
Personen- und Sachregister 289