Öffentliche Kommunikation auf sozialen Netzwerkplattformen
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Öffentliche Kommunikation auf sozialen Netzwerkplattformen
Eine Rekonzeption des grundrechtlichen Persönlichkeits- und Datenschutzes im Zeitalter sozialer Medien
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1385
(2018)
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Christoph Gieseler studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Münster und Prag. Anschließend verfasste er seine Dissertation, die von Prof. Dr. Bodo Pieroth betreut und von der Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert wurde. Parallel war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Öffentliches Recht und Politik der Universität Münster und absolvierte sein Referendariat am Oberlandesgericht Celle mit Stationen in Hannover und Tel Aviv. Nach einer Tätigkeit als Rechtsanwalt in einer wirtschaftsberatenden Kanzlei ist er nunmehr bei einem Einzelhandelsunternehmen im Bereich Datenschutz tätig.Abstract
Im Zeitalter der Kommunikation in sozialen Netzwerken ist die Erzeugung personenbezogener Daten ein Element der alltäglichen Persönlichkeitsentfaltung. Zugleich können Dritte durch die Auswertung der Daten ein umfassendes Profil des Betroffenen generieren. Während das Bundesverfassungsgericht eine differenzierte Rechtsprechung zu »analoger« Kommunikation entwickelt hat, räumt es dem Betroffenen bei der Datenverarbeitung nach wie vor ein pauschales »Recht auf informationelle Selbstbestimmung« ein. Christoph Gieseler überträgt die aus dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht hergeleiteten Gedanken selbst verantworteter Privatsphäre und Selbstdarstellung auf die besonderen Gefährdungen durch die automatisierte Datenverarbeitung. Danach stellt sich der Persönlichkeits- und Datenschutz auf sozialen Netzwerkplattformen als ein Schutz freier kommunikativer Persönlichkeitsentfaltung vor einer dauerhaften Speicherung, Zusammenstellung und Auswertung der dabei entstehenden Daten dar.»Public Communication on Social Network Sites«While the German Constitutional Court has developed a differentiated jurisdiction on »analogue« communication, it still grants the data subject a blanket »right to informational self-determination« when it comes to data processing. However, the free development of personality requires only accountability concerning privacy and self-portrayal. This concept can be transferred to the special risks posed by automated data processing.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 13 | ||
A. Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes | 14 | ||
I. Tatsächliche Grundlagen und Ansatzpunkte | 14 | ||
II. Rechtliche Grundlagen und Ansatzpunkte | 16 | ||
B. Gang der Untersuchung | 19 | ||
1. Kapitel: Öffentliche Kommunikation und die Konzeption informationeller Selbstbestimmung | 22 | ||
A. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung | 22 | ||
I. Die Idee des Volkszählungsurteils | 22 | ||
II. Informationen und Daten | 25 | ||
B. Kritik an der Konzeption der informationellen Selbstbestimmung | 27 | ||
I. Das Recht geht zu weit: Folgen der Konzeption informationeller Selbstbestimmung für die verdatete Kommunikation | 28 | ||
1. Die Kritik in der Literatur | 28 | ||
2. Öffentliche Kommunikation und informationelle Selbstbestimmung | 29 | ||
II. Das Recht greift zu kurz: Schutz vor Verarbeitung selbst preisgegebener oder veröffentlichter Daten | 33 | ||
1. Die Schwächen des privatautonomen Ansatzes | 33 | ||
2. Die Veröffentlichung eigener Daten und die informationelle Selbstbestimmung | 35 | ||
a) Die öffentliche Kommunikation als Einwilligung? | 35 | ||
b) Die Öffentlichkeit der Kommunikation als Abwägungsgesichtspunkt | 39 | ||
c) Die Fokussierung der informationellen Selbstbestimmung auf Daten als Grundproblem | 41 | ||
III. Zusammenfassung | 43 | ||
C. Zugrunde gelegtes Grundrechtsverständnis | 44 | ||
I. Das traditionelle Grundrechtsverständnis, insbesondere die Schutzpflicht | 44 | ||
II. Die Lehre von den Gewährleistungsgehalten | 46 | ||
III. Kritik an der Lehre von den Gewährleistungsgehalten | 48 | ||
IV. Fazit | 52 | ||
2. Kapitel: Das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit | 56 | ||
D. Die Persönlichkeit und ihre Entfaltung | 56 | ||
I. Der Begriff der Identität | 57 | ||
II. Die soziale Konstituierung von Identität | 58 | ||
III. Identität und Individualität | 60 | ||
IV. Kritik an den traditionellen Vorstellungen von Identität | 63 | ||
V. Autonomie und Individualität | 64 | ||
VI. Zusammenfassung | 66 | ||
E. Die Funktion des allgemeinen Persönlichkeitsrechts in Abgrenzung zur allgemeinen Handlungsfreiheit | 67 | ||
I. Die Abgrenzung nach der „Relevanz“ des Sachverhalts | 68 | ||
II. Die Abgrenzung nach „Tun“ und „Sein“ | 70 | ||
III. Verstärkung der Schutzintensität durch die Einbeziehung der Menschenwürde? | 73 | ||
IV. Zwischenergebnis | 76 | ||
F. Das Recht der Selbstdarstellung | 78 | ||
I. Der verfehlte Gedanke der Selbstbestimmung | 78 | ||
1. Die Entwicklung in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 78 | ||
2. Selbstdarstellung als multipolare grundrechtliche Entfaltungskonstellation | 79 | ||
II. Der Gedanke der Selbstverantwortung | 81 | ||
III. Abwehrrecht und Schutzpflicht | 84 | ||
IV. Zusammenfassung | 85 | ||
G. Das Recht auf Privatsphäre | 85 | ||
I. Das Recht auf thematische Privatsphäre | 86 | ||
1. Zweck in Abgrenzung zum Recht der Selbstdarstellung | 87 | ||
2. Schutzbereich | 88 | ||
3. Eingriff | 90 | ||
a) Notwendigkeit einer Differenzierung zwischen Staat und Privaten | 90 | ||
b) Weitergabe privater Informationen als Übergriff | 91 | ||
II. Das Recht auf situative Privatsphäre | 93 | ||
1. Zweck | 94 | ||
2. Schutzbereich | 95 | ||
a) Definition durch soziale Konventionen | 95 | ||
b) Rechtlich konstituierte Privatsphärerechte | 97 | ||
3. Eingriff und Schutzdimensionen | 98 | ||
III. Weitere Ausprägungen des Privatsphäreschutzes | 99 | ||
IV. Zusammenfassung | 101 | ||
3. Kapitel: Das Recht auf Datenschutz | 103 | ||
H. Das allgemeine Persönlichkeitsrecht als „Wegweiser“ für eine Rekonzeption des grundrechtlichen Datenschutzes | 103 | ||
J. Selbstdarstellungskomponente: Der Schutz vor Profilbildung | 105 | ||
I. Der Grund des Schutzes | 105 | ||
1. Die „Vergegenbildlichung“ des Alltags als Hemmnis für die Persönlichkeitsentfaltung | 105 | ||
2. Die „Regie“ über die Entwicklung der Gegenbilder | 108 | ||
3. Die Möglichkeit der Anreicherung von Daten mit „Vorwissen“ | 109 | ||
4. Staatliche Profilbildung | 112 | ||
II. Die Reichweite des Schutzes | 114 | ||
1. Der Abruf von Daten | 114 | ||
2. Die Erstellung von Persönlichkeitsprofilen | 115 | ||
III. Verhältnis zu anderen Grundrechten | 116 | ||
IV. Zusammenfassung | 118 | ||
K. Privatsphärekomponente: Der Schutz vor Überwachung | 119 | ||
I. Der Grund des Schutzes | 119 | ||
1. Die Wahrung des Verhaltenskontextes durch die Rechte am eigenen Bild und Wort | 119 | ||
2. Der Schutz des „Randbereichsverhaltens“ | 121 | ||
3. Überwachung als rechtlich relevante Beeinträchtigung der Persönlichkeitsentfaltung | 122 | ||
II. Die Reichweite des Schutzes | 125 | ||
1. Verdatung | 125 | ||
a) Permanenz der Verdatung: Die Archivierung | 125 | ||
aa) Die Abrufbarkeit von Daten als Voraussetzung eines Grundrechtseingriffs | 125 | ||
bb) Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen menschlicher Wahrnehmung und der Erzeugung von Daten | 126 | ||
cc) Schlussfolgerung: Flüchtige und permanente Daten | 128 | ||
b) Personenbezug | 129 | ||
c) Systematische Verdatung als Erweiterung der Verhaltensbeobachtung | 131 | ||
d) Verhältnis der vorstehenden Voraussetzungen | 133 | ||
2. Abruf | 133 | ||
III. Verhältnis zu anderen Grundrechten | 134 | ||
IV. Zusammenfassung | 134 | ||
L. Zwischenfazit: Die Phasen der Datenverarbeitung und ihre rechtliche Relevanz | 136 | ||
M. Folgerungen für die Rechte am eigenen Bild und Wort | 137 | ||
I. Archivierung | 137 | ||
II. Verbreitung und Abruf | 139 | ||
N. Die Gewichtung des Schutzes | 141 | ||
I. Die Persönlichkeitsrelevanz der Daten? | 141 | ||
II. Der Zweck der Datenverarbeitung | 143 | ||
1. Differenzierung nach den Folgen eines Abrufs | 143 | ||
a) Bedeutung der Folgen für die persönlichkeitsrechtliche Bewertung | 143 | ||
b) Zusammenhang zwischen Informationsprofilen und Eingriffen | 144 | ||
2. Der Grundsatz der Zweckbindung | 146 | ||
III. Die Größe des Profils | 149 | ||
IV. Unterschiede zwischen staatlicher und privater Datenverarbeitung | 150 | ||
V. Zusammenfassung | 153 | ||
4. Kapitel: Dispositionen im allgemeinen Persönlichkeitsrecht | 155 | ||
O. Der Grundrechtsverzicht | 155 | ||
I. Begriff | 155 | ||
II. Zulässigkeit und normative Grundlage | 157 | ||
III. Voraussetzungen | 159 | ||
IV. Verzicht auf die Schutzwirkung? | 161 | ||
V. Bindungswirkung des Verzichts | 163 | ||
P. Die Folgen eigenen Handelns im allgemeinen Persönlichkeitsrecht | 165 | ||
I. Das Recht auf Privatsphäre | 165 | ||
1. Art. 13 GG | 165 | ||
2. Das allgemeine Recht auf Privatsphäre | 168 | ||
a) Beschränkung des Schutzbereichs | 168 | ||
b) Grundrechtsverzicht | 170 | ||
c) Grundrechtsverzicht mit Folgen für den Schutzbereich | 170 | ||
aa) Das Beispiel der konsentierten medialen Veröffentlichung | 170 | ||
bb) Voraussetzungen und Folgen des Verzichts | 173 | ||
II. Das Recht der Selbstdarstellung | 174 | ||
1. Dogmatische Einordnung von Dispositionen | 175 | ||
2. Kein „Alles oder nichts“ bei den Folgen für den Schutzbereich | 176 | ||
III. Das Recht am eigenen Bild | 177 | ||
1. Dogmatische Einordnung von Dispositionen | 177 | ||
2. Differenzierung zwischen verfassungsrechtlichem und einfach-rechtlichem Recht am eigenen Bild | 179 | ||
IV. Zusammenfassung | 180 | ||
Q. Dispositionen im Recht auf Datenschutz | 181 | ||
I. Dogmatische Einordnung | 181 | ||
II. Wirksamkeitsvoraussetzungen | 184 | ||
1. Erklärung | 184 | ||
2. Freiwilligkeit | 185 | ||
3. Materielle Anerkennung | 187 | ||
a) Schutz der Demokratie vor einer Totalüberwachung | 187 | ||
b) Schutz der Menschenwürde vor einem Persönlichkeitsprofil | 190 | ||
4. Wirkungsdauer der Einwilligung | 192 | ||
III. Zusammenfassung | 193 | ||
5. Kapitel: Folgerungen für die Informations- und Datenverarbeitung auf sozialen Netzwerkplattformen | 195 | ||
R. Relevanz der Veröffentlichung von Daten aus Sicht des Rechts auf Datenschutz | 196 | ||
I. Archivierung | 196 | ||
II. Profilbildung | 199 | ||
1. Profile in sozialen Netzwerken und ihre Entstehung | 199 | ||
a) Zusammenstellung von Daten | 199 | ||
b) Identifizierbarkeit: Klarnamen- und Identifizierungspflichten | 201 | ||
2. Die Zurechnung der Profilbildung | 202 | ||
a) Profilerstellung durch den Betreiber | 203 | ||
b) Hinzufügen von Daten durch andere Nutzer | 205 | ||
3. Einwilligung des Betroffenen | 206 | ||
III. Zusammenfassung | 208 | ||
S. Schutz vor öffentlicher personenbezogener Kommunikation durch das traditionelle allgemeine Persönlichkeitsrecht | 209 | ||
I. Das Recht auf Privatsphäre | 209 | ||
1. Die Veröffentlichung von Informationen über Dritte | 209 | ||
2. Die Veröffentlichung den Veröffentlichenden selbst betreffender Informationen | 211 | ||
II. Das Recht der Selbstdarstellung | 212 | ||
1. Die Veröffentlichung von Informationen über Dritte | 212 | ||
2. Die Veröffentlichung den Veröffentlichenden selbst betreffender Informationen | 214 | ||
III. Das Recht am eigenen Bild | 215 | ||
1. Die Veröffentlichung fremder Bilder | 215 | ||
2. Die Veröffentlichung von Bildern durch den Abgebildeten selbst | 216 | ||
IV. Zusammenfassung | 218 | ||
T. Der Abruf von Daten im sozialen Netzwerk | 219 | ||
I. Der Abruf öffentlicher Daten | 219 | ||
1. Eingriffswirkung unter Privatsphäregesichtspunkten | 220 | ||
2. Eingriffswirkung unter Selbstdarstellungsgesichtspunkten | 222 | ||
a) Festlegung eines Bildes vom Betroffenen | 223 | ||
b) Mangelnde Kontrolle über den sozialen Kontext des Abrufs | 224 | ||
c) Erstellung algorithmenbasierter Prognosen | 225 | ||
d) Einwilligung in die Selbstdarstellungsbeeinträchtigung | 226 | ||
II. Die Schaffung und der Schutz privater Räume in sozialen Netzwerken | 227 | ||
1. Einordnung und Voraussetzungen der Bestimmung des Empfängerkreises | 227 | ||
2. Der Schutz vor Zugriffen Dritter | 229 | ||
3. Der Schutz vor einem „Erschleichen“ der Zugriffsmöglichkeit | 231 | ||
III. Zusammenfassung | 234 | ||
U. Speicherung und Zusammenführung veröffentlichter Daten | 235 | ||
I. Schutz vor Profilbildung | 235 | ||
II. Schutz vor Überwachung | 236 | ||
1. Permanenz | 236 | ||
2. Personenbezug | 238 | ||
3. Systematik | 238 | ||
III. Einwilligung des Betroffenen | 239 | ||
IV. Zusammenfassung | 240 | ||
W. Ausblick: Die Folgen der Google-Entscheidung des EuGH | 241 | ||
I. Die Zukunft der Suchmaschinen | 241 | ||
1. Die besondere persönlichkeitsrechtliche Problematik der Suchmaschinen | 241 | ||
2. Die Abwägung des EuGH | 244 | ||
II. Die Regelung multipolarer Datenverarbeitungskonstellationen | 245 | ||
III. Die Pflicht zum Vergessen | 248 | ||
Zusammenfassende Thesen | 251 | ||
Literaturverzeichnis | 268 | ||
Sachwortverzeichnis | 278 |