Heideggers Frage nach dem Gewährenden und die exakten Wissenschaften
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Heideggers Frage nach dem Gewährenden und die exakten Wissenschaften
Philosophische Schriften, Vol. 5
(1992)
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Abstract
Thema der Untersuchung ist die Frage nach dem Gewährenden (d.h. Ermöglichenden) des Entwurfes der exakten Wissenschaften. Der Verfasser bezieht diese Frage insbesondere auf Mathematik und mathematische Naturwissenschaften und zeigt, daß für Heidegger zur Besinnung auf den wissenschaftlichen Entwurf unmittelbar die Rückbesinnung auf den zugrundeliegenden "schon offenen Bereich" gehört. Es geht in der Untersuchung zunächst darum, auf das Zusammengehen dieser beiden Fragen hinzulenken, indem auf das "rätselhafte Gegenüber" des Gegenstandes in der objektiven Erkenntnis verwiesen wird. Die weiteren Ausführungen verfolgen das Ziel, deutlich zu machen, inwiefern diese Rätselhaftigkeit schwindet, wenn das Fundierungsproblem mit Heidegger einer angemessenen Klärung zugeführt wird. Dabei muß sich nicht zuletzt erweisen, daß sich primär "Seiendes selbst" von sich her zeigen kann als das, was es ist, und auch als das, was es nicht ist. Besonders wichtig ist dem Verfasser, daß die durch den Intentionalitätsbegriff mögliche phänomenologische Aufhellung nicht von vornherein abwegig unterlaufen wird. Heideggers Hinweis auf ein zugrundeliegendes "Einander-gehören von Denken und Sein" wird in diesem Zusammenhang die größte Bedeutung zugemessen. Für den Entwurf der Wissenschaft selbst wird unter Rückbezug auf Kant (auf das gezielte Herangehen an die Natur) die Rolle des "herausfordernden Stellens" bei Heidegger untersucht. Da die Frage nach dem "Gewährenden" die Frage nach der Ermöglichung der mathematischen Wissenschaft enthält, werden - eingebunden in den durchgehenden Grundgedanken - Elemente des modernen Wissenschaftsbegriffs konkret vorgestellt. Der Verfasser präferiert eine konstruktiv begründete Mathematik, weil sie erkennen läßt, daß wissenschaftlich-mathematisches "Verstehen" auf ein Konstruieren- und "Machen-können" verweist, in dessen Leistung (jedenfalls im Sinne eines analogen Könnens) der Erfolg der modernen mathematischen Wissenschaft schon mit angelegt ist. Mit Recht habe Heidegger den Begriff dieses "Machens" vom griechischen Poiesisbegriff unterschieden. Hauptziel der Untersuchung ist es, einerseits die Erfolge der exakten Wissenschaften zu begründen und zu unterstreichen, andererseits aber mit Heidegger auf die Gefahr eines Denkens hinzuweisen, das einseitig bleibt, solange nicht erfahren wird, daß der Mensch auch in seinen Leistungen dem "Geschehen der Wahrheit" von vornherein "überantwortet" ist.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhalt | 5 | ||
A. Vorwort | 7 | ||
B. Einführung | 13 | ||
C. Das rätselhafte ‚Gegenüber‘ des Gegenstandes | 28 | ||
I. Der ‚Gegenstand‘ der naturwissenschaftlichen Erkenntnis | 28 | ||
II. Heideggers Vorbehalte gegen Bewußtseinstheorien | 32 | ||
III. Subjektsphäre und ‚Hinterwelt‘ – eine Vorstellung, die immer noch Verwirrung stiftet | 33 | ||
D. Intentionalität und Wahrheit | 37 | ||
I. Der Bezug auf ‚Seiendes selbst‘ und die Möglichkeit der Täuschung | 37 | ||
II. Die Intentionalität (Wahrnehmung und Herstellung) | 40 | ||
III. Die Fundierungszusammenhänge | 42 | ||
IV. Das Verfehlte eines Wahrheitsbegriffes, der an vorgestellten Relationen orientiert ist | 44 | ||
E. Die Wesensbestimmung des Menschen und das Wahrheitsgeschehen | 47 | ||
I. Der Logos und das Maß der Physis | 47 | ||
II. Der Mensch ist ‚einbezogen‘ in das Wahrheitsgeschehen | 49 | ||
F. Der Entwurf der neuzeitlichen Naturwissenschaft und Kants Frage nach den ‚Bedingungen der Möglichkeit der Erkenntnis‘ | 52 | ||
I. Die Bedingungen der neuzeitlichen Naturwissenschaft (Kants Thesen und Heideggers Vortrag über ‚Die Zeit des Weltbildes‘) | 52 | ||
II. Die ‚Anwendbarkeit‘ der Mathematik nach Kant | 59 | ||
1. Vorbemerkung | 59 | ||
2. Die Mathematik und ihr ‚unmittelbarer‘ Objektbezug | 60 | ||
3. Die Anwendung der Mathematik in der Physik | 65 | ||
III. Das ‚herausfordernde Entbergen‘ und die ‚Sinnkrise‘ der modernen Naturwissenschaft | 71 | ||
IV. Die moderne Mathematik und Naturwissenschaft im Lichte der ‚Rückfrage‘ Heideggers | 74 | ||
G. Elemente des modernen Wissenschaftsbegriffes | 79 | ||
I. Der ‚Kalkül‘. Ein endliches Regelsystem – bezogen auf ein endliches Alphabet | 79 | ||
II. Sprachbezug und Spracherweiterung in der Mathematik | 83 | ||
III. L. E. J. Brouwer und das Fundament von Logik und Mathematik. Die philosophische Relevanz der Arbeiten Brouwers | 86 | ||
IV. Formale Logik | 98 | ||
V. Die ‚Sicherheit‘ der Wahrheiten der Logik und der ‚exakten Wissenschaften‘ | 104 | ||
1. Vorbemerkung | 104 | ||
2. Worauf beruht die ‚Sicherheit‘ der Logik? | 106 | ||
3. Die Logik und die Wissenschaften | 107 | ||
H. Herausforderndes Entbergen und freies Verhältnis zur Wahrheit | 109 | ||
I. Der Mensch ist selbst herausgefordert zum herausfordernden Entbergen | 109 | ||
II. Die Möglichkeit des Freiseins gegenüber dem ‚Gestell‘ | 110 | ||
III. Schlußbetrachtung. Die Ermöglichung des ‚freigebenden Sein-bei‘ und die ‚exakten Wissenschaften‘ | 114 |