Die Verwertung gepfändeter Sachen im Internet
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Die Verwertung gepfändeter Sachen im Internet
Schriften zum Prozessrecht, Vol. 250
(2018)
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Felix Loth studierte von 2005 bis 2010 Rechtswissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Während des Studiums arbeitete er bei Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio am Institut für Öffentliches Recht – Abteilung Staatsrecht. Nach dem ersten Staatsexamen war er wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Dr. Christoph G. Paulus am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Zivilprozess- und Insolvenzrecht sowie Römisches Recht der Humboldt-Universität zu Berlin. Das Referendariat absolvierte er zwischen 2012 und 2014 am Landgericht Köln mit Station am Kammergericht. Im Anschluss an das zweite Staatsexamen arbeitete er als Unternehmensjurist sowie am Lehrstuhl von Prof. Dr. de la Durantaye an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit April 2018 ist er Richter in Berlin.Abstract
Der Gesetzgeber hat mit dem »Gesetz über die Internetversteigerung in der Zwangsvollstreckung« eine weitere Verwertungsmöglichkeit für gepfändete Sachen geschaffen. Doch anstatt die vorhandenen und etablierten privatrechtlichen Plattformen zu wählen, entschied sich der Gesetzgeber für eine Verwertung über eine nahezu unbekannte öffentlich-rechtliche Plattform. Aus rein ökonomischer Sicht verwundert diese Entscheidung: Da eine Erhöhung der Anzahl der Bieter auch die Einkünfte des Veräußerers erhöht, hätte es nahegelegen, die Plattform mit der höchsten Anzahl potenzieller Bieter zu wählen. Der Gesetzgeber begründete seine Entscheidung gegen die Nutzung privatrechtlicher Plattformen mit den bei einer Gesamtschau überwiegenden Nachteilen gegenüber ihren Vorteilen. Als Nachteile benennt er unter anderem den Entfall des umfassenden Gewährleistungsausschlusses, zudem seien die Vorschriften über den Fernabsatzvertrag und den Verbrauchsgüterkauf anwendbar und es falle Umsatzsteuer zwischen staatlichem Vollstreckungsorgan und Erwerber an. Die Arbeit prüft die Behauptungen des Gesetzgebers und kommt zu dem Ergebnis, dass sämtliche vom Gesetzgeber aufgeführten »Nachteile einer privatrechtlichen Verwertung« tatsächlich gar nicht existieren. Der Gesetzgeber hätte daher bei der Neuregelung problemlos die Verwertung über eine privatrechtliche Plattform wählen können, gegebenenfalls - im Sinne der Effektivitätsmaxime - sogar wählen müssen.»The Realisation of Attached Goods via the Internet«With the »Law on internet auctions in compulsory enforcement proceedings« (»Gesetz über die Internetversteigerung in der Zwangsvollstreckung«) German lawmakers have implemented an additional means for bailiffs to facilitate the realisation of attached goods. However, instead of harnessing the long-established internet platforms governed by private law, the legislator has opted for a realisation via a - largely unknown - platform organised under public law. The work examines if the reasons for this decision expressly invoked by the legislator are well-founded.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
A. Einleitung | 13 | ||
B. „Klassische“ Verwertungsformen | 17 | ||
I. Versteigerung vor Ort, § 814 II Nr. 1 ZPO | 17 | ||
1. Verfahren | 17 | ||
2. Rechtliche Einordnung | 18 | ||
a) Gebot und Zuschlag, § 817 I ZPO | 19 | ||
aa) Privatrechtliche Auffassung | 19 | ||
bb) Öffentlich-rechtliche Auffassung | 21 | ||
cc) Streitentscheid | 22 | ||
dd) Ergebnis | 26 | ||
b) Ablieferung, § 817 II ZPO | 27 | ||
aa) Privatrechtliche Auffassung | 28 | ||
bb) Öffentlich-rechtliche Auffassung | 28 | ||
cc) Streitentscheid | 29 | ||
dd) Ergebnis | 29 | ||
c) Exkurs: Aktuelle Diskussion | 30 | ||
aa) „Renaissance“ der privatrechtlichen Auffassung | 30 | ||
bb) Einschränkung des Erwerbs | 33 | ||
(1) Anwendung von § 1244 BGB | 33 | ||
(2) Ansicht Müller | 38 | ||
(a) Wandel der Rechtsanschauung in der Zwangsvollstreckung | 38 | ||
(b) Bewertung der Ablieferung nach heutiger Dogmatik | 42 | ||
(c) Bewertung Ansicht Müller | 49 | ||
d) Zwischenergebnis | 51 | ||
II. Andere Art der Verwertung, § 825 ZPO | 52 | ||
1. Freihändiger Verkauf, § 825 I ZPO | 52 | ||
a) Verfahren | 52 | ||
b) Rechtliche Einordnung | 53 | ||
2. Verwertung durch eine andere Person, § 825 II ZPO | 54 | ||
a) Verfahren | 55 | ||
b) Rechtliche Einordnung | 55 | ||
C. Verwertung über das Internet | 56 | ||
I. Verwertung über eine öffentlich-rechtliche Plattform | 56 | ||
1. Verfahren | 57 | ||
2. Rechtliche Einordnung | 58 | ||
II. Verwertung über eine privatrechtliche Plattform | 59 | ||
1. Rechtliche Einordnung der privaten „Internetversteigerung“ | 60 | ||
2. Einordnung in das System der Verwertung | 61 | ||
a) Öffentliche Versteigerung, § 814 ZPO | 61 | ||
aa) Versteigerung vor Ort, § 814 II Nr. 1 ZPO | 62 | ||
(1) Zuschlag/dreimaliger Aufruf, § 817 I ZPO, § 156 BGB | 62 | ||
(2) Präsenzgebot | 64 | ||
(3) (Bar-)Zahlungsgebot, § 817 II ZPO | 66 | ||
bb) Versteigerung im Internet, § 814 II Nr. 2 ZPO | 67 | ||
b) Andere Art der Verwertung, § 825 ZPO | 68 | ||
aa) Verwertung durch eine andere Person, § 825 II ZPO | 68 | ||
bb) Freihändiger Verkauf, § 825 I ZPO | 68 | ||
c) Ergebnis | 69 | ||
3. Konsequenzen aus der Neuregelung für die Verwertung über eine private Plattform | 70 | ||
4. Betrachtungen im Detail | 71 | ||
a) Verfahren | 71 | ||
b) Rechtliche Einordnung | 72 | ||
aa) Obligatorisches Grundgeschäft | 72 | ||
bb) Dingliches Vollzugsgeschäft | 73 | ||
c) Pflichten | 73 | ||
aa) Erwerber | 74 | ||
bb) Gerichtsvollzieher | 77 | ||
d) Gewährleistung | 77 | ||
aa) Einordnung der Veräußerung in das System der Verwertung | 78 | ||
bb) Generelle Anwendbarkeit von § 806 ZPO auf den Freihandverkauf | 78 | ||
cc) Anwendbarkeit von § 806 ZPO bei einem Freihandverkauf über eine private Internetplattform | 80 | ||
(1) Konkludente Vereinbarung der Mängelgewährleistungsrechte | 80 | ||
(2) Teleologische Reduktion von § 806 ZPO | 81 | ||
(3) Zwischenergebnis | 86 | ||
dd) Ergebnis | 86 | ||
e) Anfechtung | 87 | ||
aa) Obligatorisches Grundgeschäft | 87 | ||
bb) Dingliches Vollzugsgeschäft | 90 | ||
f) Lastentragung (Gefahrtragung) | 91 | ||
aa) Leistungsgefahr | 92 | ||
bb) Preisgefahr | 93 | ||
(1) Anwendung von § 447 BGB | 94 | ||
(a) (Analoge) Anwendung auf den öffentlich-rechtlichen Vertrag | 94 | ||
(b) (Analoge) Anwendung bei fehlendem Synallagma | 96 | ||
(aa) Anfängliche planwidrige Unvollständigkeit | 96 | ||
[a] Geschichte der (kaufrechtlichen) Gefahrtragung bis 1877 | 97 | ||
[b] Verwertung in der Zwangsvollstreckung (1877) | 100 | ||
[c] Zwischenergebnis | 101 | ||
(bb) Nachträgliche planwidrige Unvollständigkeit | 102 | ||
[a] Geschichte der (kaufrechtlichen) Gefahrtragung nach 1877 | 102 | ||
[b] Verwertung in der Zwangsvollstreckung nach 1877 | 105 | ||
[c] Zwischenergebnis | 106 | ||
(cc) Vergleichbarkeit der Interessenlage | 107 | ||
(2) Ergebnis | 108 | ||
g) Verbraucherschutzrecht | 109 | ||
aa) Verbrauchsgüterkaufrecht | 109 | ||
bb) Fernabsatzrecht | 113 | ||
(1) Rechtslage bis zum 12. Juni 2014 | 113 | ||
(2) Rechtslage ab dem 13. Juni 2014 | 114 | ||
h) Wettbewerbsrecht | 115 | ||
i) Umsatzsteuerrecht | 117 | ||
aa) Lieferung oder sonstige Leistung, § 3 UStG | 118 | ||
bb) Hilfsweise: Unternehmer, § 2 UStG | 123 | ||
(1) Rechtslage bis zum 31. Dezember 2016 | 124 | ||
(2) Rechtslage ab dem 1. Januar 2017 | 128 | ||
D. Abschließende Betrachtung | 130 | ||
I. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse | 130 | ||
II. Praktische Hinweise | 131 | ||
Literaturverzeichnis | 132 |