Die Beteiligung des Bundestags beim Erlaß von Rechtsverordnungen
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Die Beteiligung des Bundestags beim Erlaß von Rechtsverordnungen
Zur verfassungsrechtlichen Beurteilung parlamentarischer Mitwirkungsvorbehalte
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 873
(2002)
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Abstract
Gegenstand der vorliegenden Studie ist, ob und inwieweit Mitwirkungsvorbehalte zugunsten des Bundestags verfassungsrechtlich zulässig oder zu beanstanden sind.Johannes Schmidt arbeitet zunächst die Beteiligung des Bundestags beim Erlaß von Rechtsverordnungen als staatsrechtliches Problem heraus, bestimmt anschließend die verfassungsrechtlichen Direktiven für die Delegation von Rechtsetzungsbefugnissen, bereitet die einzelnen Beteiligungsformen beim Erlaß von Rechtsverordnungen auf, führt die Mitwirkungsvorbehalte zugunsten des Bundestags einer verfassungsrechtlichen Beurteilung zu und untersucht dabei insbesondere die für die Rechtfertigung dieser Vorbehalte zentrale Kompensationsthese.Unter Anwendung funktionell-rechtlicher Kriterien wird anhand von Beispielen aus modernen Gesetzen gezeigt, daß insbesondere die vom Verfasser als "verdrängende Mitwirkungsvorbehalte" bezeichneten obligatorischen Änderungsvorbehalte es dem parlamentarischen Gesetzgeber nicht erlauben, dem Dilemma zwischen drohendem Steuerungsverlust und der Unregelbarkeit der Materie zu entkommen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsübersicht | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
Α. Die Beteiligung des Bundestags beim Erlaß von Rechtsverordnungen als staatsrechtliches Problem | 17 | ||
I. Die delegierte Rechtsetzung in Geschichte und Gegenwart | 17 | ||
1. Zur Entwicklung delegierter Rechtsetzung durch die Exekutive seit dem 19. Jahrhundert | 17 | ||
a) Die Ausbildung delegierter exekutivischer Rechtsetzung im Konstitutionalismus | 18 | ||
b) Delegierte exekutivische Rechtsetzung in der Weimarer Republik und im Dritten Reich | 20 | ||
c) Die Regelung delegierter Rechtsetzung im Grundgesetz (Überblick) | 22 | ||
2. Ausbildung und Entwicklung parlamentarischer Mitwirkung an delegierter exekutivischer Rechtsetzung | 23 | ||
a) Parlamentarische Mitwirkungsvorbehalte bis zum Ende der Weimarer Republik | 23 | ||
b) Expansion der Mitwirkungsvorbehalte seit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes | 24 | ||
II. Thematische Abgrenzungen, Erkenntnisinteresse und Gang der Untersuchung | 26 | ||
1. Thematische Abgrenzung | 26 | ||
2. Erkenntnisinteresse | 27 | ||
3. Gang der Untersuchung | 29 | ||
B. Verfassungsrechtliche Direktiven für die Delegation von Rechtsetzungsbefiignissen | 32 | ||
I. Der Vorbehalt des Gesetzes als objektbezogene Delegationssperre | 33 | ||
1. Der Vorbehalt des Gesetzes und moderne Erweiterungstendenzen unter rechtsstaatlichen Aspekten | 35 | ||
2. Die Kriterien der Wesentlichkeitsrechtsprechung als Ansatzpunkte zur Bestimmung der Reichweite des Gesetzes- und des Parlamentsvorbehalts | 37 | ||
a) Die Kritik an der Wesentlichkeitsrechtsprechung | 41 | ||
b) Der funktionell-rechtliche Ansatz als sinnvolle Ergänzung der Wesentlichkeitstheorie | 43 | ||
II. Das Bestimmtheitsgebot als modalitätenbezogene Delegationssperre | 46 | ||
1. Das Bestimmtheitsgebot und der Parlaments vorbehält | 46 | ||
2. Art. 8012 GG und materielle Bestimmtheitsmaßstäbe | 49 | ||
a) Die Formeln des Bundesverfassungsgerichts zum Bestimmtheitsgebot | 50 | ||
b) Die Position des Gesetzgebers und der Literatur | 52 | ||
c) Probleme der Normierbarkeit | 52 | ||
III. Ergebnis: Kriterien zur Bestimmung von Delegationssperren | 54 | ||
C. Einzelne Beteiligungsformen beim Erlaß von RechtsverOrdnungen | 56 | ||
I. Untersuchungsgegenstand | 56 | ||
II. Überblick liber die wichtigsten Mitwirkungsvorbehalte zugunsten des Bundestags | 58 | ||
1. Der Kenntnisvorbehalt | 58 | ||
2. Der Genehmigungsvorbehält („Zustimmungsverordnung") | 59 | ||
a) Erscheinungsformen | 59 | ||
b) Teilnahme des Bundestags an der Rechtsetzung durch die Ausübung des Zustimmungsvorbehalts? | 60 | ||
(1) Die fehlende Aussagekraft der Eingangs- und Schlußformel: Zustimmungen als Teilakte | 61 | ||
(2) Der einfache Zustimmungsvorbehalt: Der Zeitpunkt der Zustimmung als entscheidender Faktor für die Sachherrschaft | 62 | ||
(3) Inhaltliche Einflußmöglichkeiten des Bundestags durch Maßgabebeschlüsse | 64 | ||
3. Die Kassationsbefugnis und Nachlaufverordnungen | 65 | ||
4. Der Änderungsvorbehält | 67 | ||
a) Unterscheidungskriterien für echte und unechte Änderungs vorbehalte: Bildung von Fallgruppen | 67 | ||
(1) Explizite Formulierung | 68 | ||
(2) Unentbehrlichkeit der Verordnung unter dem Aspekt der gesetzgeberischen Einheit | 68 | ||
(3) Unentbehrlichkeit der Rechtsverordnung in ihrem Regelungszusammenhang und Erfüllung grundrechtlicher Schutzpflichten | 70 | ||
(4) Ermessensreduzierung aufgrund von gemeinschaftsrechtlichen Vorgaben | 71 | ||
b) Die Fallgruppen in der Praxis | 73 | ||
(1) §292IVHGB | 73 | ||
(2) §40 GenTGa.F. | 74 | ||
(3) § 20 II UmweltHG | 77 | ||
(4) §42d BRAOa.F. | 78 | ||
(5) § 59 KrW-/AbfG | 79 | ||
c) Zwischenergebnis für die Änderungsvorbehalte: Überwiegen der obligatorischen Änderungsvorbehalte | 85 | ||
III. Einflüsse der Verfahrensregeln auf die Verteilung der Sachherrschaft | 86 | ||
1. Das innerparlamentarische Verfahren | 86 | ||
a) Einfache Vetovorbehalte | 86 | ||
b) Verfahrensfragen, die sowohl Zustimmungsvorbehalte als auch Änderungsvorbehalte betreffen | 87 | ||
c) Ungeklärte Fragen im Bereich der Änderungsvorbehalte | 87 | ||
2. Das Verfahren zwischen den Verfassungsorganen (navette-Verfahren) | 90 | ||
IV. Ergebnis: Die Verteilung der Sachherrschaft im Verfahren der Verordnungsgebung | 92 | ||
D. Die verfassungsrechtliche Bewertung der Mitwirkungsvorbehalte | 96 | ||
I. Vorbemerkungen | 97 | ||
1. „Positive und negative" Fehlerquellen | 97 | ||
2. Gang der Untersuchung | 98 | ||
II. Positivrechtliche und systematische Aussagen zur verfassungsrechtlichen Beurteilung der Mitwirkungsvorbehalte | 98 | ||
1. Positivrechtliche Vorgaben | 98 | ||
2. Umkehrschluß aus fehlender positivrechtlicher Normierung | 99 | ||
III. Mitwirkungsvorbehalte und Demokratieprinzip | 101 | ||
IV. Rechtsstaatliche Anforderungen an die Mitwirkungsvorbehalte | 103 | ||
1. Mitwirkung des Bundestags und Kompetenzüberschreitungen hinsichtlich des Gegenstands der zu regelnden Materie | 103 | ||
2. Die Übernahme formeller Regelungsbefugnisse und deren verfassungsrechtliche Folgen | 105 | ||
a) Die kompetenzrechtliche Stellung des Bundestags und des Verordnungsgebers im Verfahren der Verordnungsgebung | 105 | ||
(1) Das Wesen der Delegation | 105 | ||
(2) Art. 80I1 GG und Selbstdelegation | 107 | ||
(3) Die tatsächliche Sachherrschaft als Merkmal für die Überschreitung von Kompetenzbereichen | 108 | ||
b) Der Grundsatz der Formenstrenge | 108 | ||
c) Die kompetenzrechtlichen Auswirkungen der Übernahme der formellen Regelungsbefugnisse bei einzelnen Mitwirkungsvorbehalten | 109 | ||
(1) Zustimmungsvorbehält | 110 | ||
(2) Kassationsvorbehalt | 111 | ||
(3) Fakultativer Änderungsvorbehalt | 112 | ||
(4) Obligatorische Maßgabezustimmung und Änderungsvorbehalt | 112 | ||
(5) Verdrängende Mitwirkungsvorbehalte und das a-majore-ad-minus- Argument des Bundesverfassungsgerichts | 116 | ||
(6) Das „legitime Interesse" des Gesetzgebers | 119 | ||
d) Auswirkungen der Mitwirkungsvorbehalte auf die Kompetenzen des Bundesrats | 119 | ||
e) Zwischenergebnis zur Kompetenzverteilung und Formenstrenge | 120 | ||
3. Mitwirkungs vorbehalte und Verantwortungsklarheit | 121 | ||
a) Kassationsvorbehalt | 123 | ||
b) Einfacher Zustimmungsvorbehalt | 123 | ||
c) Einfacher Änderungsvorbehalt | 125 | ||
d) Verdrängende Mitwirkungsvorbehalte | 125 | ||
e) Zwischenergebnis | 125 | ||
4. Rechtssicherheit | 126 | ||
a) Vorhersehbarkeit staatlichen Handelns | 126 | ||
b) Vertrauensschutz | 127 | ||
V. Ergebnis | 128 | ||
E. Die verfassungsrechtliche Bewertung der Kompensationsidee | 130 | ||
I. Der Kompensationsgedanke im öffentlichen Recht | 132 | ||
II. Die einzelnen Elemente des Kompensationsarguments | 133 | ||
1. Ausgleichsbedürftigkeit | 133 | ||
a) Fehlerquellen | 133 | ||
b) Fehlerszenarien | 134 | ||
2. Ausgleichszulässigkeit | 135 | ||
III. Voraussetzungen für die Herstellung der Äquivalenz | 135 | ||
1. Funktionell-rechtliche Kriterien zur Bewertung der Äquivalenz | 136 | ||
2. Funktionell-rechtliche Eigenschaften der beteiligten Verfassungsorgane in bezug auf die Verordnungsgebung und die Gesetzgebung | 137 | ||
a) Der parlamentarische Gesetzgeber | 138 | ||
b) Die Bundesregierung und die Verordnungsgebung | 140 | ||
3. Zwischenergebnis: Die spezifischen funktionell-rechtlichen Eigenschaften der Normgeber Bundestag und Bundesregierung | 143 | ||
IV. Zulässigkeit einer Kompensation bei verschiedenen Mitwirkungsformen | 144 | ||
1. Kassations- und Kenntnisvorbehalt | 144 | ||
a) Verfahren und Beteiligte beim Erlaß von Rechts Verordnungen unter Kassations- oder Kenntnisvorbehalt | 144 | ||
b) Eignung zur Kompensation von Legitimationsdefiziten | 145 | ||
2. Zustimmungsvorbehält und Maßgabebeschlüsse | 146 | ||
a) Verfahren und Beteiligte des Zustimmungsverfahrens | 146 | ||
b) Legitimationsdefizite im Rahmen der Delegationsvorschriften des § 51 II, III EStG | 148 | ||
c) Die Eignung des Zustimmungsverfahrens und der Maßgabebeschlüsse zur Kompensation von Legitimationsdefiziten | 150 | ||
(1) Personelle demokratische Legitimation | 150 | ||
(2) Öffentlichkeit des Verfahrens | 151 | ||
(3) Integrationsfähigkeit des Verfahrens | 152 | ||
(4) Zustimmungsvorbehalte und rechtsstaatliche Kontrollmöglichkeiten | 154 | ||
(5) Zwischenergebnis zur Zulässigkeit eines Ausgleichs durch Zustimmungsvorbehalte | 155 | ||
d) „Überschießende Tendenzen" und „legitimes Interesse" | 156 | ||
(1) Komplexe Materien | 156 | ||
(2) Effektiver Grundrechtsschutz | 158 | ||
e) Zwischenergebnis für die Zustimmungsvorbehalte | 160 | ||
3. Änderungs vorbehalte | 161 | ||
a) Funktionell-rechtliche Eigenschaften des Verfahrens zum Erlaß von Änderungsvorbehaltsverordnungen | 162 | ||
b) Legitimationsdefizite im Rahmen des §59 KrW-/AbfG und des §2011 UmweltHG | 163 | ||
c) Kompensation von Steuerungsdefiziten durch Änderungsvorbehalte? | 169 | ||
(1) Personelle demokratische Legitimation und Öffentlichkeit des Verfahrens | 169 | ||
(2) Integrationsfähigkeit des Verfahrens und rechtsstaatliche Kontrollmöglichkeiten | 170 | ||
(3) Zwischenergebnis zur Zulässigkeit eines Ausgleichs durch Änderungsvorbehalte | 172 | ||
d) Das „legitime Interesse" | 172 | ||
(1) Komplexe Materien | 172 | ||
(2) Eilbedürftige Materien und effektiver Grundrechtsschutz | 173 | ||
e) Zwischenergebnis für die Kompensation von Legitimationsdefiziten durch Änderungsvorbehalte | 174 | ||
V. Diskussion der Ergebnisse | 175 | ||
1. Ungelöste Verfahrensfragen | 175 | ||
2. Verfassungsrechtliche Auswirkungen der verdrängenden Mitwirkungs vorbehalte | 175 | ||
3. Das „legitime Interesse" | 176 | ||
a) Reaktionsgeschwindigkeit und Komplexität | 176 | ||
b) Dauerlast und Entlastung | 178 | ||
4. Selbstentmachtung und Zweckprogrammierung | 179 | ||
5. Lösungsvorschläge | 181 | ||
F. Zusammenfassung in Thesen | 183 | ||
Literaturverzeichnis | 186 | ||
Sachwortverzeichnis | 198 |