Grenzen
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Grenzen
Zur Territorialität des Staates
Wissenschaftliche Abhandlungen und Reden zur Philosophie, Politik und Geistesgeschichte, Vol. 94
(2018)
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Josef Isensee studierte Rechtswissenschaften und Philosophie in Freiburg i.Br., Wien und München. Seinen juristischen Vorbereitungsdienst sowie beide juristischen Staatsprüfungen absolvierte er in München. An der Universität Erlangen-Nürnberg erfolgte die Promotion (1967) und die Habilitation für die Fächer Staats- und Verwaltungsrecht sowie Steuerrecht (1970). Im Jahr 1971 wurde er zum ordentlichen Professor an der Universität des Saarlandes, Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht, berufen. Von 1975 bis 2002 lehrte er Öffentliches Recht an der Universität Bonn. Nach seiner Emeritierung nahm er Gastprofessuren an den Universitäten Jena, Berlin (FU) und Eichstätt-Ingolstadt wahr. Seit 1986 ist er ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste zu Düsseldorf.Abstract
Die räumlichen Grenzen des Staates - das Thema ist aktuell, wie es immer schon aktuell gewesen ist, seit es den Staat gibt. Die Geschichte lässt sich geradezu als Geschichte seiner räumlichen Grenzen schreiben, Geschichte ihres Ursprungs, der Kämpfe um ihre Bewahrung oder Veränderung, aber auch die Gegengeschichte der Entgrenzung, der Entwürfe zur Überwindung der Grenzen und der Hoffnungen auf eine Weltgesellschaft, die keine Grenzen mehr kennt.Das Thema hat viele Facetten. Die Studie widmet sich der Grenze in ihrer unterschiedlichen Bedeutung als Grenzlinie und als Grenzregime. Gegenstand sind die positiven Regelungen des nationalen, supranationalen und internationalen Rechts, aber auch die Bedeutung der Grenze als Vorgabe von Staat und Verfassung. Zu den gegenwärtigen Erscheinungen treten historische Grundlagen und utopische Gegenentwürfe. Das Thema weckt die Erinnerung an den mythischen Hüter der Grenze, die römische Gottheit Terminus, aber sie weist auch auf ihren heutigen Hüter, die Weltgemeinschaft der Staaten. Die Grenze zeitigt heikle politische Relevanz in der Flüchtlingskrise 2015. Sie durchzieht über ihre territorialstaatliche Präsenz hinaus die ganze Rechtsordnung und bildet ein Formelement der menschlichen Daseinsverfassung. Jenseits der rechtlichen und realen Phänomene erheben sich die philosophischen Wesens- und Sinnfragen.»Borders. A Study Concerning the Territoriality of the State«Borders - the territoriality of state: this topic contains many different aspects. Consequently, the study is dedicated to the various semantics of the border. On the one hand, there are positive regulations of the national, supranational and international law, but on the other hand the border serves as a requirement of the state as well as the constitution. In addition to the current phenomena both their historical basis and utopian counter ideas are discussed. This subject awakens memories of the mythical border guardian, the Roman deity Terminus, but it also refers to our international community, which assumes this role today. Moreover, the border carries delicate political relevance in the refugee crisis of 2015. Extending beyond its national territorial presence, the border permeates the whole legal system. Thus, it constitutes a formal element of the basic issues of human existence. Beyond legal and real phenomena philosophical and essential questions of meaning arise.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Räumliche Grenzen des Staates | 13 | ||
Erster Teil: Vom Wesen der Grenze | 20 | ||
I. Anthropologische Notwendigkeit von Grenzen | 20 | ||
II. Ontologie der Grenze | 22 | ||
1. Grenze als Abstraktum | 22 | ||
a) Begriff der Grenze | 22 | ||
b) Funktionen und Eigenschaften | 24 | ||
2. Raumbezug der Grenze | 27 | ||
3. Die Staatlichkeit der räumlichen Grenzen | 29 | ||
III. Mythos der Grenze | 30 | ||
IV. Staatsgrenzen als Kunstschöpfungen des Rechts | 35 | ||
Zweiter Teil: Völkerrechtliche Daten | 39 | ||
I. Parzellierung des Planeten | 39 | ||
1. Land | 39 | ||
a) Bestimmung des Herrschaftsraums von der Mitte oder von den Grenzen her | 39 | ||
b) Demarkation | 40 | ||
2. Meer | 42 | ||
3. Die dritte Dimension | 44 | ||
a) Das Modell des Kegels | 44 | ||
b) Luftraum – Weltraum | 46 | ||
c) Innerer Erdraum | 48 | ||
4. Ätherraum | 50 | ||
5. Virtueller Raum Cyberspace | 51 | ||
II. Begrenzte Kapazität des Erdraums | 53 | ||
III. Völkerrechtlich sanktionierte Kontingenz | 57 | ||
1. Kontingenz der bestehenden Staatsgrenzen | 57 | ||
2. Grenzen nach Maßgabe des Selbstbestimmungsrechts? | 60 | ||
3. Machtpolitische Indifferenz | 64 | ||
IV. Formale Strukturen der territorialen Grenze | 66 | ||
1. Unterscheidung von Grenzlinie und Grenzregime | 66 | ||
2. Geltungsmodus der Grenzlinie | 67 | ||
a) Allgemeine Normeigenschaften | 67 | ||
b) Territoriale und funktionale Grenzlinien | 71 | ||
3. Vom Raum zur Zuständigkeit | 72 | ||
Dritter Teil: Bedeutung für Staat und Verfassung | 77 | ||
I. Die Grenze als Bedingung und Merkmal des modernen Staates | 77 | ||
1. „Der Staat“ immer nur einer unter mehreren | 77 | ||
2. Kein Staat ohne Gebiet | 79 | ||
3. Territoriale Souveränität und Gebietshoheit | 83 | ||
4. Das territoriale und das personale Prinzip | 85 | ||
a) Personale und territoriale Begründung von Herrschaft | 85 | ||
b) Ius sanguinis – ius soli | 87 | ||
5. Seßhaftigkeit als Staatsmerkmal | 88 | ||
6. Grenzen des Geltungsanspruchs und der Durchsetzbarkeit staatlicher Normen | 90 | ||
7. Impermeabilität, Gewaltverbot, Interventionsverbot | 92 | ||
8. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit | 93 | ||
a) Zwischenstaatliches Nachbarrecht | 93 | ||
b) Grenzüberschreitende Regionen | 96 | ||
9. Inklusion und Exklusion durch Grenzen | 97 | ||
II. Raumbegründete Individualität des Staates | 98 | ||
III. Hege national-kultureller Eigenart und kultureller Vielfalt | 101 | ||
IV. Staatsgrenzen und Staatsverfassung | 104 | ||
1. Außengrenzen als Vorgabe der Verfassung | 104 | ||
2. Binnengrenzen als Thema der Verfassung | 106 | ||
3. Territoriale und funktionale Reichweite der Staatstätigkeit | 107 | ||
4. Relevanz für Rechtsstaat, Demokratie und Sozialstaat | 108 | ||
Vierter Teil: Das Grenzregime | 112 | ||
I. Regelungspflicht und Gestaltungsmacht des Territorialstaats | 112 | ||
II. Grundsätze des deutschen Grenzregimes | 115 | ||
III. Bedingte Europäisierung des nationalen Grenzregimes | 116 | ||
1. „Raum ohne Binnengrenzen“ | 116 | ||
2. Gemeinsames europäisches Asylsystem | 121 | ||
IV. Sicherung der Grenze | 123 | ||
1. Vollzug des Grenzregimes | 123 | ||
2. Grenzsicherungsanlagen | 125 | ||
3. Politische und moralische Hemmungen, die Grenzen zu sichern | 128 | ||
Fünfter Teil: Der territoriale Status des Individuums | 132 | ||
I. Unterscheidung zwischen Staatsangehörigen und Ausländern | 132 | ||
1. Einreise und Aufenthalt | 132 | ||
a) Völkerrechtliche Vorgaben | 132 | ||
b) Staatsrechtliche Gewährleistungen | 134 | ||
c) Grundrechtsbindung und Staatsraison | 135 | ||
2. Grundrechtskonstitution durch Gebietskontakt | 137 | ||
3. Rechtliche Einreise und realer Gebietskontakt | 139 | ||
a) Grenzübergangsstellen | 139 | ||
b) Erlaubte und unerlaubte Einreise | 141 | ||
II. Sonderstatus des Asylsuchenden | 142 | ||
1. Bedeutung für das Grenzregime | 142 | ||
2. Entfaltung des Asylrechts | 142 | ||
a) Tradition der Freistatt | 142 | ||
b) Das Werden des Grundrechts | 144 | ||
c) Massen auf Asylsuche | 149 | ||
3. Verschiedene Kreise von Schutzberechtigten | 150 | ||
4. Abhängigkeit des Asylrechts vom Gebietskontakt | 152 | ||
a) Asylantrag an der Grenze | 152 | ||
b) Asylantrag im Landesinnern | 154 | ||
c) Asylantrag auf Hoher See | 155 | ||
d) Abgabe des Asylantrags in der Botschaft | 158 | ||
e) Diplomatisches Asyl in der Botschaft | 160 | ||
5. Einreise- und Bleibeanspruch kraft Asylgesuchs | 161 | ||
6. Grenzen des Grundrechts auf Asyl | 163 | ||
7. Inkurs: Grenzen außer Kontrolle – die deutsche Flüchtlingskrise 2015 | 168 | ||
III. Externalisierung des Grenzschutzes | 172 | ||
Sechster Teil: Umwertung, Ablösung und Auflösung von Staatsgrenzen | 175 | ||
I. Die Europäische Union | 175 | ||
1. „Raum ohne Binnengrenzen“ | 175 | ||
2. Fließende Strukturen und Grenzen des Staatenverbundes | 176 | ||
3. Grenzregime zweier Staatsebenen | 178 | ||
a) Der gemeinsame Binnenmarkt | 178 | ||
b) Integrationsstufen oberhalb des Binnenmarktes | 180 | ||
4. Inkongruenz der Funktionsräume – Diversität der Grenzlinien | 181 | ||
5. Räumliches Wachstum ohne räumliche Grenzen | 185 | ||
II. Großräume | 189 | ||
1. Carl Schmitts Begriff des völkerrechtlichen Großraums | 189 | ||
2. Aktualität von Großräumen | 191 | ||
III. Universalismus der Ideen | 194 | ||
1. Universalismus versus Partikularität | 194 | ||
2. Universalität der Menschenrechte | 196 | ||
3. Idee des Weltstaats | 199 | ||
a) Erwartungen | 199 | ||
b) Verfassungspolitische Planspiele | 201 | ||
c) Konfliktpotential | 203 | ||
4. Vitale Staaten-Vielfalt | 205 | ||
Siebter Teil: Grenzen als allgemeine Strukturen der Rechtsordnung | 208 | ||
I. Omnipräsenz rechtlicher Grenzen | 208 | ||
II. Grundrechtliche Raum-Metaphorik | 209 | ||
III. Kompetenzen als Parzellen der Staatsorganisation | 211 | ||
IV. Rechtliche Grenzen möglicher Regulierung | 212 | ||
Achter Teil: Außerrechtliche Grenzen | 214 | ||
I. Grenzen der möglichen Reichweite des Rechts | 214 | ||
1. Recht unter dem Vorbehalt des Möglichen | 214 | ||
2. Begrenzte Notwendigkeit des Rechts | 215 | ||
II. Gesellschaftsautonome Grenzen | 215 | ||
III. Gewissenssanktionierte Grenzen | 217 | ||
Signaturen der Endlichkeit | 218 | ||
Sachverzeichnis | 219 |