Extraterritoriale Wirkungen von Grundrechten im Mehrebenensystem
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Extraterritoriale Wirkungen von Grundrechten im Mehrebenensystem
Das Recht der inneren und äußeren Sicherheit, Vol. 9
(2019)
Additional Information
Book Details
Pricing
About The Author
Timo Schwander studierte Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau und Glasgow und war anschließend bis 2017 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Münster (Lehrstuhl für Öffentliches Recht, insb. Verwaltungswissenschaften, Kultur- und Religionsverfassungsrecht) tätig, wo er 2018 zum Dr. jur. promoviert wurde. Neben dem Referendariat am Kammergericht war er bis 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt-Universität zu Berlin (Lehrstuhl für Öffentliches Recht, insb. Verwaltungsrecht). Er ist Mitglied der Redaktion des JuWissBlogs und interessiert sich für Fragen des Verfassungs- und Völkerrechts, des Sicherheitsrechts und der Verfassungstheorie.Abstract
Staatliches Handeln spielt sich immer häufiger auch jenseits des Staatsgebietes ab. Während Grundgesetz und Staatsrechtslehre dem deutschen Staat im Inland aber eine weitgehend lückenlose Grundrechtsbindung und damit letztlich einen umfassenden Rechtfertigungszwang auferlegen, ist dies jenseits der Staatsgrenze nach wie vor nicht abschließend geklärt. Die Arbeit nimmt diese Befunde zum Anlass, eine Dogmatik der extraterritorialen Grundrechtsbindung zu erarbeiten, die sich nicht auf einzelne Bereiche staatlichen Handelns beschränkt. Sie greift Erkenntnisse des menschenrechtlichen Mehrebenensystems auf und kommt zum Ergebnis, dass die Grundrechtsbindung des deutschen Staates an die Ausübung deutscher Staatsgewalt, nicht den Bezug zu deutschem Staatsgebiet, anknüpft. Für Bereichsausnahmen besteht demnach ebenso wenig Raum wie für eine Sonderdogmatik, die auf Grundlage des völkerrechtlichen Menschenrechtsschutzes verfassungsrechtliche Grundrechte zurückzunehmen versucht.»Extraterritorial Effects of German Constitutional Rights in Multi-Level Human Rights Protection«While the fact that every public authority is bound by constitutional rights is perhaps the most fundamental lesson in German constitutional law, it is less clear if this commitment is limited to domestic actions or if it applies equally beyond the borders. Using arguments from the similar debates on human rights treaties, the author argues that German constitutional rights apply whenever a German public authority acts, regardless of whether or not the action happens on German soil.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
A. Einleitung | 11 | ||
Erster Teil: Bestandsaufnahme im Mehrebenensystem | 21 | ||
B. Begriffe und Gegenstand der Arbeit | 23 | ||
I. Wirkung, Geltung, Anwendbarkeit und Durchsetzbarkeit | 23 | ||
II. Extraterritorialität | 25 | ||
III. Grundlinien: Zwischen Universalismus nund Herrschaftsverband | 30 | ||
C. Der Status Quo unter dem Grundgesetz | 36 | ||
I. Staatspraxis | 37 | ||
II. Rechtsprechung | 41 | ||
1. Verfassungsgerichte | 41 | ||
a) 1949 – 1960: Von „Elfes“ zum Washingtoner Abkommen | 41 | ||
b) 1961 – 1971: Von der Auslieferung bei drohender Todesstrafe zur „Spanier“-Entscheidung | 43 | ||
c) 1973 – 1987: Vom Grundlagenvertrag zum Teso-Urteil | 45 | ||
d) 1995 – 1999: Zweitregisterurteil, Asylrecht und Fernmeldeaufklärung | 48 | ||
e) Neuere Entscheidungen | 51 | ||
f) Zusammenfassung | 52 | ||
2. Fachgerichte | 53 | ||
a) Insbesondere: Gefangennahme mutmaßlicher Piraten | 55 | ||
b) Insbesondere: Drohnen-Einsätze und die Ramstein Air Base | 56 | ||
III. Positionierung der Literatur | 59 | ||
1. Systematisierung und Untermauerung der Rechtsprechung | 59 | ||
2. Weitgehende Auslandsgeltung | 63 | ||
3. Territorialprinzip | 65 | ||
4. Verfassungsrechtsverhältnis und Verfassungskollisionsrecht | 69 | ||
5. Art. 1 Abs. 3 GG als dynamische Verweisung | 74 | ||
6. Differenzierte Ansätze | 79 | ||
a) Relevanz des Schutzbereiches einzelner Grundrechte | 79 | ||
b) Relevanz des staatlichen Tätigkeitsfeldes | 85 | ||
IV. Zwischenergebnis | 88 | ||
D. Internationaler Menschenrechtsschutz | 91 | ||
I. Europäische Menschenrechtskonvention | 91 | ||
1. Travaux préparatoires | 95 | ||
2. Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte und der ehemaligen Menschenrechtskommission | 96 | ||
a) 1965 – 2001: Prä-Banković | 96 | ||
b) 2001: Banković | 99 | ||
c) 2002 – 2008: Post-Banković | 101 | ||
d) 2009 – 2011: Al-Saadoon und Al-Skeini | 105 | ||
e) Neuere Entscheidungen | 107 | ||
f) Zusammenfassung | 111 | ||
3. Stellungnahmen der Literatur | 112 | ||
4. Zwischenergebnis | 115 | ||
II. Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte | 117 | ||
1. Travaux préparatoires | 119 | ||
2. Entscheidungs- und Staatenpraxis | 121 | ||
a) General Comments und Concluding Observations des Menschenrechtsausschusses | 121 | ||
b) Individualbeschwerden vor dem Menschenrechtsausschuss | 123 | ||
c) Internationaler Gerichtshof und weitere Akteure | 125 | ||
3. Literatur | 125 | ||
4. Zwischenergebnis | 128 | ||
III. Charta der Grundrechte der Europäischen Union | 130 | ||
1. Rechtsprechung und Praxis der Unionsorgane | 132 | ||
a) Prä-Charta-Entscheidungen | 132 | ||
b) Libanon und West-Sahara: Grundrechtecharta und völkerrechtliche Abkommen | 134 | ||
c) Neuere Entscheidungen | 136 | ||
d) Praxis der Kommission | 137 | ||
2. Literatur | 138 | ||
3. Zwischenergebnis | 142 | ||
IV. Zwischenergebnis | 142 | ||
1. Zusammenfassung | 142 | ||
2. Jurisdiktion als Kontrolle | 143 | ||
E. Das Verhältnis der verschiedenen Ebenen | 146 | ||
I. Grundsätzliches Verhältnis | 146 | ||
1. Europäische Menschenrechtskonvention | 146 | ||
2. Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte | 149 | ||
3. Grundrechtecharta der Europäischen Union | 150 | ||
4. Zusammenführung | 154 | ||
II. Verhältnis bei der extraterritorialen Wirkung und Problemfelder | 154 | ||
1. Regelmäßige Bindung | 154 | ||
2. Fernmeldeaufklärung als beispielhafter Problemfall | 156 | ||
a) Fernmeldeaufklärung nach der Europäischen Menschenrechtskonvention | 156 | ||
b) Fernmeldeaufklärung nach dem Zivilpakt | 159 | ||
c) Fernmeldeaufklärung nach der Grundrechtecharta | 159 | ||
3. Zusammenfassung | 162 | ||
III. Maßgaben des allgemeinen Völkerrechts | 162 | ||
a) Irrelevanz völkerrechtlicher Maßgaben im status negativus | 162 | ||
b) Kriterien für den status positivus | 163 | ||
IV. Menschenrechte und innerstaatliche Umsetzungsverpflichtung | 169 | ||
Zweiter Teil: Schlussfolgerungen für das deutsche Verfassungsrecht | 173 | ||
F. Integration extraterritorialer Wirkungen in die allgemeine Grundrechtsdogmatik | 175 | ||
I. Reichweite der Grundrechtswirkung | 175 | ||
1. Strenges Territorialprinzip | 176 | ||
a) Wortlaut des Grundgesetzes | 176 | ||
b) Verfassungsgeschichte: „Alte“ Verfassungen | 178 | ||
c) Intentionen des Parlamentarischen Rates | 182 | ||
d) Grundgedanken der Verfassung | 183 | ||
2. Territoriale und personale Kontrolle als Voraussetzung der Grundrechtsbindung | 189 | ||
3. Bereichsausnahmen | 191 | ||
4. Verfassungsrechtsverhältnis durch Anknüpfungsmoment | 194 | ||
5. Maßgebliches Kriterium: Ausübung deutscher Staatsgewalt | 195 | ||
6. Sonderfall: Freizügigkeit (Art. 11 Abs. 1 GG) | 198 | ||
II. Inhaltliche Modifikation der Grundrechtswirkung | 200 | ||
1. Vorüberlegungen: Dimensionen, Rechtsnatur, Bindungswirkung | 200 | ||
a) Grundrechtsdimensionen: Beschränkung auf die Abwehrfunktion? | 200 | ||
b) Rechtsnatur: Bloße objektive Rechtssätze? | 205 | ||
c) Bindungswirkung: Bloße „Leitwirkung“? | 206 | ||
d) Status-Abgrenzung in multinationalen Konstellationen | 210 | ||
2. Schutzbereich und Eingriff | 212 | ||
a) Personeller Schutzbereich: Beschränkung auf Deutsche? | 212 | ||
b) Exkurs: Ausländische juristische Personen und Staatsorgane | 217 | ||
c) Sachlicher Schutzbereich: Reduktion auf international anerkannte Menschenrechte? | 224 | ||
d) Eingriff: Beschränkung auf klassisch-imperative nGrundrechtsverkürzungen? | 225 | ||
3. Rechtfertigung: Modifikationen an den Schranken-Schranken? | 227 | ||
a) Übermaßverbot und außenpolitische Einschätzungsprärogative | 227 | ||
b) Untermaßverbot | 229 | ||
c) Vorbehalt des Gesetzes und Wesentlichkeitstheorie | 233 | ||
d) Bestimmtheitsgebot | 238 | ||
e) Zitiergebot | 238 | ||
f) Besondere Verfahrensanforderungen, insb. Richtervorbehalte | 239 | ||
III. Ergebnis | 243 | ||
G. Konsequenzen für ausgewählte Rechtsgebiete | 248 | ||
I. Einsatz von Streitkräften | 248 | ||
1. Besondere Eingriffsermächtigungen | 249 | ||
2. Allgemeine Eingriffsermächtigungen | 251 | ||
a) Meinungsstand | 251 | ||
b) Eingriffsbefugnisse im bewaffneten Konflikt | 255 | ||
c) Eingriffsbefugnisse außerhalb bewaffneter Konflikte | 258 | ||
3. Verfassungsrechtliche Maßgaben für Gesetzgebung und Gesetzesanwendung | 261 | ||
II. Fernmeldeaufklärung durch Nachrichtendienste | 262 | ||
1. Rechtsgrundlagen | 263 | ||
a) Überblick | 263 | ||
b) Ausland-Ausland-Fernmeldeaufklärung nach dem BNDG | 266 | ||
2. Verfassungsrechtliche Beurteilung | 268 | ||
a) Grundrechtsrelevanz | 268 | ||
b) Anforderungen an eine gesetzliche Ausgestaltung | 269 | ||
c) Verfassungswidrigkeit der §§ 6 ff. BNDG | 273 | ||
III. Zusammenfassung | 279 | ||
H. Fazit | 280 | ||
Literaturverzeichnis | 285 | ||
Stichwortverzeichnis | 334 |