Das Wahlrecht zum Deutschen Bundestag – Architektur eines organschaftlichen Rechts
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Das Wahlrecht zum Deutschen Bundestag – Architektur eines organschaftlichen Rechts
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1393
(2019)
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Abstract
Das Verständnis des Wahlrechts als subjektives Individualrecht ist fester Bestandteil der deutschen Literatur und Rechtsprechung. Die Autorin zeichnet die Argumentationslinien zur Begründung dieser These nach und deckt deren Widersprüchlichkeiten auf. Sie legt dar, dass es sich beim Wahlrecht hingegen um ein Recht handelt, das dem Einzelnen als Teil des Volkes als des höchsten Staatsorgans in der Demokratie zusteht - um ein organschaftliches Recht. Hieraus ergeben sich neben der Verfassungsmäßigkeit einer Wahlpflicht auch verfassungsprozessuale Folgen, insbesondere im Hinblick auf die Möglichkeit eines Organstreitverfahrens. Die Untersuchung vermisst den verfassungsrechtlichen Rahmen für die Geltendmachung des Wahlrechts durch das Volk im Organstreitverfahren.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
A. Einleitung | 13 | ||
I. Problemstellung und Gang der Untersuchung | 13 | ||
II. Terminologische Grundannahmen | 17 | ||
1. Unterscheidung zwischen subjektivem und objektivem Wahlrecht | 17 | ||
2. Der Begriff des subjektiven Rechts | 18 | ||
B. Theoretische Zugänge zum Wahlrecht in Europa in unterschiedlichen historischen Kontexten | 22 | ||
I. Historische Deutung des Wahlrechts | 23 | ||
1. Französische Lehre nach 1789 | 23 | ||
2. Englische Lehre ab 1830 | 28 | ||
3. Deutsche Staatslehre ab 1871 | 29 | ||
a) Verfassung des Deutschen Reiches | 29 | ||
b) Weimarer Reichsverfassung | 37 | ||
4. Schweizer Lehre | 40 | ||
II. Kategorisierung der Ansichten | 45 | ||
1. Individual-rechtliche Theorien | 45 | ||
2. Funktionale Theorien/Organtheorien | 46 | ||
3. Dualistische Theorien | 47 | ||
III. Schlussfolgerungen für den weiteren Gang der Untersuchung | 47 | ||
C. Das Wahlrecht im Parlamentarischen Rat | 48 | ||
D. Die überwiegend individual-rechtliche Sichtweise auf das Wahlrecht in der Literatur und der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 56 | ||
I. Kategorisierungen des Wahlrechts | 59 | ||
1. Das Wahlrecht als politisches/demokratisches Grundrecht | 59 | ||
2. Das Wahlrecht als Recht des „status activus“ | 60 | ||
3. Das Wahlrecht als Teilhaberecht | 64 | ||
4. Das Wahlrecht als Zusammensetzung aus Abwehr- und Leistungsrechten | 65 | ||
II. Nicht ausschließlich individual-rechtliche Auffassungen | 67 | ||
1. Das Wahlrecht zugleich als „Bewirkungsrecht“ und Organkompetenz | 68 | ||
2. Das Wahlrecht zwischen organschaftlichem Recht und Individualrecht | 69 | ||
III. Uneinheitliche normative Anknüpfung des Wahlrechts | 71 | ||
IV. Inhalt des Wahlrechts | 73 | ||
1. Unklarheiten über den Inhalt | 73 | ||
2. Die Wahlgrundsätze als eigene Individualrechte? | 75 | ||
3. Recht auf tatsächliche Einflussnahme? | 81 | ||
a) Die Wirkung von Wählerstimmen in unterschiedlichen Wahlsystemen | 82 | ||
aa) Die Wirkung von Wählerstimmen im Mehrheitswahlsystem | 83 | ||
bb) Die Wirkung von Wählerstimmen im Verhältniswahlsystem | 84 | ||
b) Ergebnis | 86 | ||
4. Ergebnis | 87 | ||
V. Begründung des Wahlrechts als Individualrecht | 87 | ||
1. Herleitung aus dem Wortlaut des Art. 38 Abs. 2 GG | 88 | ||
2. Herleitung aus Art. 93 Abs. 1 Nr. 4 a GG | 89 | ||
3. Herleitung aus der Menschenwürde | 90 | ||
4. Herleitung aus dem Grundsatz der freien Wahl | 97 | ||
5. Herleitung aus dem Demokratieprinzip | 98 | ||
VI. Gründe für die individual-rechtliche Betrachtung des Wahlrechts | 99 | ||
1. Sprachliche Implikationen | 99 | ||
2. Vermischung bürgerlicher Freiheitsrechte und staatsbürgerlicher Mitwirkungsrechte | 100 | ||
3. Uneindeutigkeit des Begriffs „Bürger“ | 101 | ||
VII. Ergebnis zur individual-rechtlichen Sicht der Literatur | 102 | ||
VIII. Kritik an der individual-rechtlichen Sicht | 103 | ||
1. Keine Aufzählung des Wahlrechts im Grundrechtsteil | 103 | ||
2. Wechselbezügliche Abhängigkeit des Wahlrechts | 103 | ||
3. Keine Rückführbarkeit der Wählerstimme auf den Wähler | 105 | ||
4. Rechtsträgerschaft erst ab Beginn der Rechtsmündigkeit | 106 | ||
5. Ausschlussmöglichkeit vom Wahlrecht wegen strafgerichtlicher Verurteilung | 110 | ||
6. Die Aberkennung des Wahlrechts nach Art. 18 GG i. V. m. § 39 Abs. 2 BVerfGG | 111 | ||
7. Strafbarkeit der Wählerbestechung nach § 108b StGB | 113 | ||
8. Ergebnis | 115 | ||
E. Das Volk als Staatsorgan in der Demokratie des Grundgesetzes | 116 | ||
I. Das Volk als Staatsorgan in der Literatur | 116 | ||
II. Das Volk als Staatsorgan in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 119 | ||
III. Organschaft | 123 | ||
IV. Staatsorgan | 124 | ||
V. Die unterschiedlichen Rollen des Volkes im Grundgesetz | 129 | ||
1. Das Volk als nicht-staatliche, gesellschaftliche Größe | 130 | ||
2. Das Volk als pouvoir constituant | 131 | ||
3. Das Volk als pouvoir constitué | 133 | ||
a) Das Volk als Träger der Staatsgewalt | 134 | ||
b) Das Volk in der Ausübung von (innerstaatlicher) Staatsgewalt: die Aktivbürgerschaft | 137 | ||
c) Künstliches Auseinanderfallen von Volk und Aktivbürgerschaft aufgrund der unzureichenden Verwirklichung des Grundsatzes der allgemeinen Wahl? | 141 | ||
d) Das Volk in Wahlen | 142 | ||
e) Das Volk in Abstimmungen | 144 | ||
VI. Handeln des Volkes für den Staat? | 146 | ||
1. Handeln des Volkes für sich selbst? | 147 | ||
2. Rechtsqualität der Entscheidung | 149 | ||
3. Legitimation der Staatsgewalt durch kontinuierliches Rechtssubjekt | 151 | ||
VII. Mögliche Einwände gegen die organschaftliche Stellung des Volkes | 152 | ||
1. Handlungsunfähigkeit des Volkes? | 152 | ||
2. Uneinheitlichkeit des Volkswillens? | 155 | ||
a) Unterschiedliche Verwendung des Begriffs „Volkswillen“ | 156 | ||
b) Gesellschaftliche Willensbildung keine Volkswillensbildung | 156 | ||
c) Volkswille als Staatswille | 159 | ||
d) Volkswille ist vermittlungsbedürftig | 160 | ||
e) Zwischenergebnis | 162 | ||
3. Unvereinbarkeit der souveränen Stellung des Volkes mit einer staatsorganschaftlichen Stellung? | 162 | ||
VIII. Zwischenergebnis | 167 | ||
IX. Eigenschaften des Staatsorgans Volk | 167 | ||
1. Gleichordnung des Volkes mit den obersten Staatsorganen? | 167 | ||
2. Das Volk als ständiges Organ | 168 | ||
3. Abhängigkeit des Volkes von seinen Organwaltern | 170 | ||
4. Die Gesellschaft als „Forum“ des Volkes | 171 | ||
X. Rechte des Volkes | 172 | ||
F. Der Einzelne im Wahlakt | 176 | ||
I. Das Wahlrecht des einzelnen Bürgers als Recht der gesellschaftlichen Sphäre? | 176 | ||
II. Anknüpfung der Demokratie an den Einzelnen | 179 | ||
1. Die demokratische Freiheitsidee | 179 | ||
2. Die Metamorphose von der individuellen Freiheit zur demokratischen Freiheit des Einzelnen | 180 | ||
3. Notwendigkeit von individueller Freiheit neben der demokratischen Mitwirkung | 184 | ||
III. Der Bürger im Wahlakt als Amtsträger? | 185 | ||
1. Der Amtsbegriff | 185 | ||
2. Gemeinwohlbindung des Wählers? | 189 | ||
a) Bindung an ein vorher bestimmtes Gemeinwohl? | 190 | ||
b) Bildung des Gemeinwohls durch Kumulierung der Individualinteressen? | 191 | ||
c) Bildung des Gemeinwohls durch Kumulierung der individuellen Vorstellungen vom Gemeinwohl | 194 | ||
d) Einbeziehung welcher Interessen in das Gemeinwohl? | 197 | ||
e) Ergebnis zur Gemeinwohlbindung | 198 | ||
3. Organisatorisches Amt | 198 | ||
4. Ergebnis | 199 | ||
IV. Individual-rechtlicher Gehalt der Wahlgrundsätze | 200 | ||
1. Der Grundsatz der gleichen Wahl | 201 | ||
2. Der Grundsatz der unmittelbaren Wahl | 203 | ||
3. Der Grundsatz der freien Wahl | 203 | ||
4. Der Grundsatz der geheimen Wahl | 204 | ||
5. Der Grundsatz der allgemeinen Wahl | 206 | ||
a) Vergleichbarkeit der Allgemeinheit der Wahl mit anderen Rechten des „status activus“ | 207 | ||
b) Umfang des Rechts | 209 | ||
c) Abstraktes Recht des Einzelnen auf Mitwirkung an der Staatsgewalt | 210 | ||
6. Normative Anknüpfung des Wahlrechts | 211 | ||
V. Verhältnis der Rechte der Aktivbürgerschaft zu den Rechten des Aktivbürgers | 211 | ||
VI. Verfassungsmäßigkeit einer Wahlpflicht? | 216 | ||
1. Wahlpflicht aus der Rechtsnatur des Wahlrechts ableitbar? | 217 | ||
2. Verstoß gegen die (negative) Wahlfreiheit oder das Wesen des Wahlrechts? | 219 | ||
3. Verstoß gegen das Demokratieprinzip? | 221 | ||
4. Verletzung von Grundrechten? | 223 | ||
a) Verletzung von Grundrechten durch faktischen Eingriff durch die Pflicht, zur Wahl zur gehen | 224 | ||
b) Verletzung von Grundrechten durch direkten Eingriff durch die Pflicht, zur Wahl zu gehen | 225 | ||
c) Verletzung von Grundrechten durch die Pflicht zur Abgabe eines Stimmzettels | 230 | ||
aa) Geltung der Grundrechte bei der Stimmabgabe? | 230 | ||
bb) Verstoß gegen Freiheitsrechte? | 234 | ||
cc) Verstoß gegen die Menschenwürde? | 235 | ||
dd) Ergebnis | 237 | ||
5. Ergebnis | 237 | ||
VII. „Verschmelzung“ von grundrechtlichem und staatsrechtlichem Status des Wählers? | 237 | ||
G. Prozessuale Folgen | 242 | ||
I. Aktuelle Rechtswege in Wahlrechtsangelegenheiten | 243 | ||
1. Die Wahlprüfungsbeschwerde | 243 | ||
a) Die Wahlprüfungsbeschwerde bis zum „Gesetz zur Verbesserung des Rechtsschutzes in Wahlsachen“ | 244 | ||
b) Kritik der Literatur am Verfahrensgegenstand der Wahlprüfungsbeschwerde | 246 | ||
c) Änderungen der Wahlprüfungsbeschwerde vom 12.07.2012 | 247 | ||
2. Die Verfassungsbeschwerde als Rechtsbehelf in Wahlrechtsfragen | 248 | ||
a) Die Verfassungsbeschwerde als „Popularklage“ in Wahlrechtsfragen | 249 | ||
b) Weitere Friktionen | 252 | ||
II. Neubestimmung des Prozessrechts nach der hier gefundenen Lösung | 254 | ||
1. Das Organstreitverfahren als einschlägiger Rechtsbehelf | 254 | ||
a) Parteifähigkeit | 255 | ||
aa) Parteifähigkeit des Volkes | 255 | ||
bb) Prozessstandschaft für das Volk? | 257 | ||
cc) Parteifähigkeit des wahlberechtigten Bürgers | 259 | ||
b) Antragsgegenstand und Antragsgegner | 261 | ||
aa) Erlass eines verfassungswidrigen Wahlgesetzes | 261 | ||
bb) Nichterlass eines Wahlgesetzes | 262 | ||
cc) Nichtanordnung von Neuwahlen | 263 | ||
dd) Entleerung der Herrschaftsgewalt des Volkes | 264 | ||
ee) Nichtzulassung zur Wahl (Nichtausstellen eines Wahlscheins / Nichteintragung in das Wählerverzeichnis) | 265 | ||
c) Ergebnis | 267 | ||
2. Bewertung des Wahlprüfungsverfahrens und der Änderung der wahlrechtlichen Rechtsbehelfe vor diesem Hintergrund | 268 | ||
3. Die Verfassungsbeschwerde als Rechtsbehelf zur Durchsetzung des Grundsatzes der allgemeinen Wahl | 270 | ||
III. Ergebnis zu den prozessualen Folgen | 270 | ||
H. Fazit | 272 | ||
Literaturverzeichnis | 276 | ||
Sachwortverzeichnis | 303 |