Weiterentwicklung des deutschen Produkthaftungsrechts durch Einflüsse des US-amerikanischen Produkthaftungsrechts unter besonderer Berücksichtigung der Automobilindustrie
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Weiterentwicklung des deutschen Produkthaftungsrechts durch Einflüsse des US-amerikanischen Produkthaftungsrechts unter besonderer Berücksichtigung der Automobilindustrie
Studien zum vergleichenden Privatrecht / Studies in Comparative Private Law, Vol. 4
(2018)
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Der Autor studierte von 1993 bis 1998 an der Juristenfakultät der Universität Leipzig und absolvierte sein Referendariat am OLG Nürnberg von 1998 bis 2000. Die vorliegende Arbeit wurde als Dissertation an der Juristenfakultät der Universität Leipzig eingereicht und von Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Rauscher betreut. Erfahrungen in der Praxis des US-amerikanischen Deliktsrecht sammelte er Im Rahmen seiner Pflichtwahlstation in den Law Offices of Bisno & Samberg in Pasadena/CA. Zur Recherche für diese Arbeit weilte der Autor im Jahre 2011 als Visiting Researcher an der University of Pennsylvania Law School, Philadelphia/PA.Abstract
Vier aktuellen Problemen der deutschen Herstellerhaftung wird in dieser Arbeit mit dem Ziel nachgegangen, rechtsdogmatisch fundiert praktikable Haftungsprinzipien zu entwickeln. Dafür wird bezüglich dieser Problemkreise ein Querschnitt des US-amerikanischen Produkthaftungsrechts dargestellt. Die ersten beiden Problemkreise beschäftigen sich mit den rechtstheoretischen Fragestellungen um den Produktfehlerbegriff und der Haftungssubjekte im ProdHaftG. Die beiden letzten Problemkreise stellen praktische Probleme verdeutlicht an realen Unfällen mit Kraftfahrzeugen in den Mittelpunkt. Zum einen handelt es sich um die Lösung des Beweisnotstandes bei fehlerhaften nichtkörperlichen Datenverarbeitungsvorgängen oder einer nicht reproduzierbaren Zerstörung des Fahrzeugs. Zum anderen sollen mit einem Vorschlag zur Neujustierung der Rechtsfolgen die präventive Ziele der Herstellerhaftung auch dann sicher gestellt werden, wenn es für den Hersteller finanziell lukrativer wäre, fehlerhafte Produkte in den Verkehr zu bringen und eine eventuelle Haftung aus dem damit verbundenen Gewinn auszugleichen.Four problems of German products liability - two theoretical questions concerning the concept of product defects in the Product Liability Act and two practical problems as illustrated by real accidents with motor vehicles - are investigated with the aim of developing dogmatically sound and practicable liability principles. For this purpose, a cross-section of US products liability law is presented with regard to these topics. The author comes to the conclusion that the term of a defective product in the Product Liability Act must be determined in accordance with strict products liability, which is supported by the legal regulation on manufacturer and retailer in § 4 ProdHaftG. To solve procedural evidence problems to prove a product defect or the relationship between defect and damage in the case of faulty non-physical data processing operations or non-reproducible destruction of the vehicle, which will increase significantly in the future, leads to the US-American principle of preponderance of evidence. To protect consumers against dangerous products as a result of reprehensible conduct of the manufacturer, and in the absence of other preventive measures, there is a need to increase the immaterial compensation owed pursuant to § 823 (1).
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 4 | ||
Inhaltsverzeichnis | 6 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 11 | ||
Teil 1: Einführung – Ist im Produkthaftungsrecht schon alles gesagt? | 22 | ||
A. Das Produkthaftungsgesetz | 23 | ||
B. Die Rechtsforschung seit dem Inkrafttreten des ProdHaftG | 24 | ||
C. Das moderne Produkthaftungsrecht als Verbraucherschutzrecht am Beispiel von Kraftfahrzeugen | 27 | ||
D. Der Einfluss des US-amerikanischen auf das deutsche Produkthaftungsrecht | 29 | ||
E. Der Fokus der Arbeit | 31 | ||
Teil 2: Der Produktfehler – Wofür haftet der Hersteller? | 34 | ||
A. Die deliktische Haftung aufgrund der Benutzung eines Gegenstandes | 34 | ||
I. Der Produktfehler als Verletzung einer Verkehrssicherungspflicht | 36 | ||
II. Der Produktfehler als Verstoß gegen die berechtigten Sicherheitserwartungen | 38 | ||
B. Der Haftungsgrund in der strict products liability | 40 | ||
I. Die Ziele und Zwecke der Produkthaftung | 42 | ||
1. Die Ziele und Zwecke des deutschen Produkthaftungsrechts | 42 | ||
2. Die Ziele und Zwecke der strict products liability | 46 | ||
3. Der Vergleich der Ziele und Zwecke in beiden Rechtsordnungen | 51 | ||
II. Der Haftungscharakter der Produkthaftung | 53 | ||
1. Der Haftungscharakter der deutschen Produkthaftung im ProdHaftG | 53 | ||
2. Der Haftungscharakter der strict products liability | 55 | ||
3. Der Vergleich des Haftungscharakters des Produkthaftungsrechts in beiden Rechtsordnungen | 57 | ||
III. Der objektbezogene Produktfehler in der strict products liability | 60 | ||
1. Das unreasonable dangerous product | 65 | ||
a) Der consumer expectation test | 67 | ||
b) Die risk/utility-analysis | 72 | ||
2. Die Verhaltensbezogenheit der risk/utility-analysis | 79 | ||
3. Die fehlende Schutzbedürftigkeit des Verbrauchers | 82 | ||
a) Die Offensichtlichkeit der Gefahr – open and obvious danger rule | 82 | ||
b) Der Missbrauch – unanticipated and abnormal misuse | 84 | ||
c) Die Eigengefährdung – assumption of risk rule | 88 | ||
d) Die fehlende Schutzbedürftigkeit des Geschädigten im deutschen Produkthaftungsrecht | 90 | ||
e) Die fehlende Schutzbedürftigkeit des Geschädigten als Haftungsbeschränkung im ProdHaftG | 94 | ||
4. Die fehlende Zumutbarkeit der Gefahrenvermeidung | 95 | ||
a) Fall 1: Die unbekannte Produktgefahr | 96 | ||
aa) Die state-of-the-art-defense | 96 | ||
bb) Der Stand von Wissenschaft und Technik – der Entwicklungsfehler | 107 | ||
cc) Die unbekannte Produktgefahr als Haftungsbegrenzung im ProdHaftG | 113 | ||
b) Fall 2: Die unvermeidbare Produktgefahr | 115 | ||
aa) Die Gefahrenvermeidung mittels Anleitungen und Warnungen – duty to warn | 119 | ||
bb) Die Entwicklungslücke | 124 | ||
cc) Die Haftung für die unvermeidbare Produktgefahr im ProdHaftG | 131 | ||
c) Fall 3: Die gesetzes- und vorschriftenkonforme Produktkonstruktion | 132 | ||
aa) Der regulatory safety standard als Haftungsbeschränkung | 132 | ||
bb) Gesetzliche Normen und Verwaltungsakte als Haftungsbeschränkung | 134 | ||
cc) Die technischen Regeln als Haftungsbegrenzung im ProdHaftG | 137 | ||
d) Fall 4: Die Einhaltung des üblichen Sicherheitsniveaus | 138 | ||
aa) Industry custom and usage | 138 | ||
bb) Das übliche Sicherheitsniveau in der Produkthaftung | 140 | ||
cc) Die Einhaltung des üblichen Sicherheitsniveaus als Haftungsbegrenzung im ProdHaftG | 141 | ||
e) Fall 5: Die Umsetzbarkeit der Gefahrenbeseitigung | 141 | ||
aa) Das feasible alternative design | 143 | ||
bb) Die Erfüllbarkeit der Herstellerpflicht | 155 | ||
cc) Die Umsetzbarkeit als Haftungsbegrenzung im ProdHaftG | 160 | ||
f) Fall 6: Die mangelnde Perfektion des Herstellers – der Fabrikationsfehler | 162 | ||
aa) Der manufacturing defect | 163 | ||
bb) Der Fabrikationsfehler | 164 | ||
cc) Die Haftungsbegrenzung bei mangelhafter Herstellung | 167 | ||
C. Die objektbezogene Produktfehlerbestimmung im § 3 ProdHaftG | 168 | ||
I. Die Fehlerhaftigkeit des Produkts aufgrund dessen unangemessener Gefährlichkeit | 169 | ||
II. Die Auswirkungen in der Rechtsanwendung | 177 | ||
Teil 3: Die Hersteller- und Händlerhaftung – Wer haftet für die Gefährlichkeit des Produkts? | 185 | ||
A. Das Haftungssubjekt im deutschen Produkthaftungsrecht | 185 | ||
I. Die Produzentenhaftung der Hersteller | 186 | ||
II. Die Produzentenhaftung des Warenhändlers | 192 | ||
III. Die Produzentenhaftung des Importeurs | 195 | ||
IV. Zusammenfassung und Schlussfolgerung | 202 | ||
B. Das Haftungssubjekt in der strict products liability | 203 | ||
I. Die Rechtslage in der negligence | 203 | ||
II. Die Rechtslage in der strict products liability | 205 | ||
C. Die Hersteller- und Händlerhaftung in einer objektbezogenen Produktfehlerhaftung | 214 | ||
Teil 4: Die Beweislast des Klägers – Wie kann der Geschädigte den Schaden aufgrund eines Produktfehlers beweisen? | 218 | ||
A. Die Beweislast im Produkthaftungsrecht | 218 | ||
B. Die prozessuale Konfliktsituation | 219 | ||
C. Die Beweistiefe im deutschen Produkthaftungsrecht | 222 | ||
I. Das Verbot eines Ausforschungsbeweises | 222 | ||
II. Die generelle Verringerung der Beweistiefe aus Billigkeitsgesichtspunkten | 222 | ||
III. Die Anwendbarkeit des § 287 ZPO | 223 | ||
IV. Die Beweislast nach Einflusssphären | 223 | ||
V. Der Anscheinsbeweis im Produkthaftungsrecht | 225 | ||
VI. Der Indizienbeweis im Produkthaftungsrecht | 229 | ||
VII. Schlussfolgerungen zur Beweiswürdigung im Produkthaftungsrecht | 229 | ||
D. Die Beweislastverlagerung im deutschen Produkthaftungsrecht | 230 | ||
I. Die Beweislastumkehr zur objektiven Pflichtwidrigkeit und zum Verschulden | 230 | ||
II. Die Beweislastumkehr als Folge einer Verletzung der Beweissicherungspflicht | 235 | ||
III. Die Beweislastumkehr gemäß § 1 Abs. 4 Satz 2 ProdHaftG | 238 | ||
E. Die Beweisführung in der strict products liability | 241 | ||
I. Die Beweislast in der strict products liability | 241 | ||
II. Der prima facie case zur Fehlerhaftigkeit des Produkts | 245 | ||
II. Der prima facie case zur Schadensursächlichkeit des Produktfehlers | 249 | ||
IV. Schlussfolgerungen zur Beweisführung im ProdHaftG | 252 | ||
F. Die hinreichende Beweistiefe in der strict products liability – standard of proof | 253 | ||
I. Die Beweisregel res ipsa loquitor | 256 | ||
II. Die Übertragung der res ipsa loquitor auf den Fehler- und Kausalitätsbeweis | 259 | ||
III. Die Beweiswürdigung bei Unfällen mit Kraftfahrzeugen | 263 | ||
G. Die Beweislastumkehr in der strict products liability | 273 | ||
H. Alternative Haftungsverteilungen in der strict products liability | 275 | ||
I. Der Beweismaßstab des § 286 ZPO im Produkthaftungsrecht | 278 | ||
Teil 5: Die Zahlungspflichten des Herstellers im Produkthaftungsrecht – Muss das Produkthaftungsrecht mehr als ein Recht des Schadenausgleichs sein? | 287 | ||
A. Die immaterielle Entschädigung in Deutschland | 290 | ||
I. Die gesetzliche Regelung | 290 | ||
1. Die Ausgleichsfunktion der immateriellen Entschädigung | 291 | ||
2. Die Theorie von der Doppelfunktion der immateriellen Entschädigung | 294 | ||
3. Die Entschädigung als präventive Maßnahme | 298 | ||
a) Die Präventionsfunktion als Ausfluss der Genugtuungsfunktion | 299 | ||
b) Die immaterielle Entschädigung als Privatstrafe | 300 | ||
c) Ausgewählte Beispiele von immateriellen zivilrechtlichen Entschädigungsleistungen mit präventivem Charakter | 304 | ||
d) Die immaterielle Entschädigung als Gewinnabschöpfung | 309 | ||
II. Die immaterielle Entschädigung im Produkthaftungsrecht | 311 | ||
1. Das Handeln des Herstellers als motiv- und interessengeleitete deliktische Handlung | 319 | ||
2. Die Subsidiarität gegenüber präventiv wirkenden öffentlich-rechtlichen Normen | 322 | ||
3. Die besondere Verwerflichkeit des Herstellerverhaltens | 327 | ||
4. Vermeidung einer „Amerikanisierung“ des Deliktsrechts | 331 | ||
B. Die punitive damages in den USA | 336 | ||
I. Die Rechtsnatur von punitive damages | 337 | ||
II. Die Funktionen der punitive damages | 339 | ||
III. Die Haftungssubjekte der punitive damages | 344 | ||
IV. Die Beweislast zur Erlangung von punitive damages | 346 | ||
V. Der Ausschluss von punitive damages in einigen Rechtsordnungen | 347 | ||
VI. Die punitive damages in der kritischen Diskussion | 349 | ||
VII. Die Notwendigkeit der Verhängung von punitive damages | 358 | ||
VIII. Die Bemessung von punitive damages | 364 | ||
1. Die reprehensibility | 368 | ||
2. Die reasonable relationship von punitive damages | 371 | ||
3. Die Höhe sonstiger Sanktionen | 374 | ||
4. Der Profitentzug | 375 | ||
5. Die wirtschaftlichen Verhältnisse des Schädigers | 376 | ||
6. Die Berücksichtigung der Rechtsverfolgungskosten | 378 | ||
7. Die Berücksichtigung von Sanktionen wegen des gleichen Verhaltens | 380 | ||
8. Die Berücksichtigung unerwünschter volkswirtschaftlicher Folgen | 382 | ||
IX. Gesetzliche Maßnahmen zur Begrenzung und Verteilung von punitive damages | 383 | ||
1. Absolute und verhältnismäßige Obergrenzen für punitive damages | 383 | ||
2. Die Beteiligung der Staatskasse an punitive damages | 384 | ||
C. Die billige immaterielle Entschädigung in der deutschen Produzentenhaftung | 386 | ||
I. Die Bemessung der billigen immateriellen Entschädigung in der Produzentenhaftung | 386 | ||
II. Die Bemessung der billigen Entschädigung im Einzelfall | 390 | ||
1. Die Notwendigkeit einer präventiven Verhaltenssteuerung | 390 | ||
2. Die Bemessung einer präventiv-verhaltenssteuernden Entschädigung | 393 | ||
III. Der Begünstigte der präventiv-verhaltenssteuernden Entschädigung | 397 | ||
Teil 6: Schlussfolgerungen – Der objektbezogene Produktfehler und die Erhöhung der immateriellen Entschädigung zur Verfolgung präventiver Ziele sind die Grundlage für ein modernes und verbraucherschützendes Produkthaftungsrecht | 399 | ||
A. Der Produktfehler im ProdHaftG | 401 | ||
B. Die Haftung von Nichtherstellern im ProdHaftG | 406 | ||
C. Der Maßstab für den erbrachten Beweis eines objektbezogenen Produktfehlers und dessen Kausalität für die Verletzung | 408 | ||
D. Die präventiv-verhaltenssteuernde Entschädigung in der Produzentenhaftung | 411 | ||
E. Zusammenfassung | 416 | ||
Rechtsprechungsverzeichnis | 419 | ||
Literaturverzeichnis | 453 | ||
Stichwortverzeichnis | 468 |