Kriegsbegeisterung und mentale Kriegsvorbereitung
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Kriegsbegeisterung und mentale Kriegsvorbereitung
Interdisziplinäre Studien
Editors: Linden, Marcel van der | Mergner, Gottfried
Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Vol. 61
(1991)
Additional Information
Book Details
Pricing
Abstract
Krieg bedeutet die Totalisierung aller Schrecken, die sich die Menschen zur Vernichtung, Erniedrigung und Qual füreinander ausgedacht haben. - Und dafür sollten sich "Menschen-Massen" begeistern können? Immer wieder haben sich Gelehrte über eine mögliche "Kriegsbegeisterung" der Bevölkerung gewundert und spekulative Theorien zu ihrer Erklärung gefunden. Doch bei näherem Hinsehen zeigt sich die mentale Integration der Bevölkerungen in das jeweilige historische Kriegsgeschehen, gar die generelle Begeisterung der Bevölkerung für den Krieg, als ein äußerst kompliziertes Phänomen mit vielen übersehenen Ausnahmen, Widersprüchen und Ambivalenzen.Zu Beginn der Aufklärung - im 17. Jahrhundert - breitete sich unter den Wissenschaftlern Skepsis gegenüber dem Massenwahn, der religiösen Begeisterung und dem Fanatismus des niedrigen Volkes aus. Später sollten die staatstreuen Intellektuellen zu unterscheiden lernen zwischen der "edlen Begeisterung" des Volkes, sich für die Ideale der Nation, des "gemeinsamen Vaterlandes", aufzuopfern und den "niedrigen, selbstsüchtigen Instinkten der Massen". Die Spannung zwischen dem "edlen Volk" und der angsterregenden "Unberechenbarkeit und Selbstsucht der Massen" beherrscht bis heute den Diskurs der politisch Interessierten in den Industriegesellschaften. Auch die wissenschaftlichen Kriegsgegner und die Kriegsbefürworter haben in dieser Dichotomie gedacht. Die Angst vor der "verführbaren Masse" machte oft blind für die geschichtliche Wirklichkeit der mentalen Einstellungen der Bevölkerung zu und in der jeweiligen Kriegssituation.Das moderne Kriegsgeschehen umfaßt die ganze Gesellschaft, doch führte dies selten zu einer Vereinheitlichung der mentalen Einstellung der Gesamtbevölkerung zum Krieg. Was als allgemeine Kriegsbegeisterung identifiziert worden ist, war oft nur das Produkt der Propaganda kleiner, wenn auch einflußreicher Eliten oder das Ergebnis des Wunschdenkens der Kriegspropagandisten. Die Einheit und Einigkeit der Bevölkerung war meistens nur die Folge wirksamer Unterdrückung des Widerstandes oder das Resultat einer weit verbreiteten politischen Resignation. Wenn die Forschung den vielfältigen Erscheinungsformen wirklicher historischer "Kriegsbegeisterung" nachgeht, verliert sie leicht ihren Gegenstand. Die breite Palette der Ausnahmen, Besonderheiten und Widersprüche verwirrt und macht Globalurteile unzulässig.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Einleitung | 7 | ||
Marcel van der Linden/Gottfried Mergner: Kriegsbegeisterung und mentale Kriegsvorbereitung | 9 | ||
I. | 12 | ||
II. | 15 | ||
III. | 16 | ||
IV. | 19 | ||
V. | 22 | ||
Kontexte | 25 | ||
George L. Mosse: Über Kriegserinnerungen und Kriegsbegeisterung | 27 | ||
Elmar Stolpe: Wilde Freude, fürchterliche Schönheit. Die romantische Ästhetisierung des Krieges | 37 | ||
Der Erste Weltkrieg | 55 | ||
Jürgen Rojahn: Arbeiterbewegung und Kriegsbegeisterung: Die deutsche Sozialdemokratie 1870–1914 | 57 | ||
1. Kriegsbegeisterung als moralische Kraft | 57 | ||
2. Kriegsbegeisterung als vorhersehbares elementares Ereignis | 62 | ||
3. Kriegsbegeisterung als empirisches Phänomen | 63 | ||
a) 1870 | 63 | ||
b) 1914 | 67 | ||
Wolfgang Kruse: Die Kriegsbegeisterung im Deutschen Reich zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Entstehungszusammenhänge, Grenzen und ideologische Strukturen | 73 | ||
1. Die Entstehungszusammenhänge der Kriegsbegeisterung | 73 | ||
2. Die Grenzen der Kriegsbegeisterung | 77 | ||
3. Die ideologischen Strukturen der Kriegsbegeisterung | 82 | ||
Jay M. Winter: Kriegsbilder: Die Bildende Kunst und der Mythos der Kriegsbegeisterung | 89 | ||
I. | 92 | ||
II. | 103 | ||
Henk te Velde: Neutralismus und kriegerische Tugenden. Liberale Gedanken zu Armee und Krieg in den Niederlanden, 1870–1914 | 113 | ||
Richard Bessel: Kriegserfahrungen und Kriegserinnerungen: Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges auf das politische und soziale Leben der Weimarer Republik | 125 | ||
I. | 125 | ||
II. | 126 | ||
III. | 131 | ||
IV. | 133 | ||
V. | 136 | ||
VI. | 139 | ||
Der Zweite Weltkrieg | 141 | ||
Sabine Behrenbeck: Heldenkult und Opfermythos. Mechanismen der Kriegsbegeisterung 1918–1945 | 143 | ||
1. Kriegsbegeisterung und Todestrieb | 143 | ||
2. Der Opfermythos zur Sinnstiftung des Soldatentodes | 146 | ||
3. Das Opfer des Helden im Nationalsozialismus | 150 | ||
4. Die Bedeutung des Opferkultes für die Kriegsbegeisterung im Zweiten Weltkrieg | 156 | ||
Ilse Modelmog: Kriegsbegeisterung! Kriegsbegeisterung? Zur soziologischen Dimension des Kriegserlebnisses | 161 | ||
Der Geist | 163 | ||
Das Gefühl | 166 | ||
Die Materie | 172 | ||
Kriegsbegeisterung! Kriegsbegeisterung? | 177 | ||
Gottfried Mergner: Gläubiger Fatalismus. Zur Mentalitätsgeschichte des „totalen Krieges“ am Beispiel der Kriegstagebücher meiner Mutter, 1940–1946 | 179 | ||
Zum Material | 179 | ||
Zum Begriff des „Sachzwanges“ | 180 | ||
Zum Begriff des „gläubigen Fatalismus“ | 181 | ||
„Gläubiger Fatalismus“ dokumentiert am Beispiel der Tagebücher meiner Mutter (1940–1946) | 182 | ||
Die Darstellung des „gläubigen Fatalismus“ an Hand von einzelnen Zitaten aus den Tagebüchern | 184 | ||
1. Zur Länge des Krieges | 184 | ||
2. Der Glaube an das „fatum“ wird durch den Führer repräsentiert | 186 | ||
3. Ambivalenzen im Glauben und die höhere Einheit in der göttlichen Vernunft | 187 | ||
Nach den Weltkriegen | 193 | ||
Tessel Pollmann: Kolonialgewalt als „Polizeiaktion“: Der niederländische Krieg gegen die indonesischen Nationalisten, 1945–1949 | 195 | ||
Dawud Gholamasad: Heiliger Krieg und Martyrium bei den iranischen Schiiten im Golfkrieg, 1980–1988 | 219 | ||
Export der Revolution | 221 | ||
Opferbereitschaft | 224 | ||
Sonderbeziehung zum Imam | 227 | ||
Sendungsbewußtsein | 228 | ||
Zusammenfassung | 230 | ||
Wissenschaft, Theologie, Erziehung und Politik | 231 | ||
Otto Seeber: Kriegstheologie und Kriegspredigten in der Evangelischen Kirche Deutschlands im Ersten und Zweiten Weltkrieg | 233 | ||
Die evangelische Kriegstheologie im Ersten Weltkrieg (1914–1918) | 233 | ||
Der Krieg treibt die Massen wieder in die Kirche | 234 | ||
August 1914 – ein Pfingstwunder | 237 | ||
Der Krieg als Sendungsauftrag | 238 | ||
Jesu Opfertod Vorbild für den Heldentod | 239 | ||
Gegen Kriegsmüdigkeit | 241 | ||
Die evangelische Kirche im Nationalsozialismus | 243 | ||
Predigt und Seelsorge im zweiten Weltkrieg | 245 | ||
Polenfeldzug | 246 | ||
Helden und Heilige | 249 | ||
Der Heldentod | 251 | ||
Der Kriegschoral | 252 | ||
Kriegsbegeisterung | 252 | ||
Themen-Verzeichnis für 150 Kriegsbetstunden | 256 | ||
I. Aus der allgemeinen Kriegslage | 256 | ||
II. Militärische Dinge als Gleichnisse für Größeres | 256 | ||
III. Bei Siegesfeiern | 256 | ||
IV. Gedanken aus Volk und Vaterland | 256 | ||
a) Gegenwart | 256 | ||
b) Zukunft | 256 | ||
V. Religiöse und dogmatische Ausgangspunkte | 257 | ||
VI. Anklänge aus dem Kirchenjahr | 257 | ||
VII. Die durch den Krieg geschaffenen Zustände im Volk | 258 | ||
Siegfried Grubitzsch: Wo bleiben die Wissenschaftler mit ihren Kriegserinnerungen? | 259 | ||
1. Vorbemerkung | 259 | ||
2. Sigmund Freud | 259 | ||
3. Emil Kraepelin | 260 | ||
4. Vergleichendes | 262 | ||
5. Psychologen im Nationalsozialismus | 263 | ||
6. ... und danach | 264 | ||
Joany Knol: Das „Committee on the Present Danger“ und die Kriegserinnerungen, 1976–1985 | 267 | ||
Das Wiederaufleben der sowjetischen Bedrohung | 268 | ||
Die Rolle der Kriegserinnerungen | 271 | ||
Die Lehren der Geschichte | 276 | ||
Wilfried von Bredow: Unernste Rechtfertigung, apokalyptischer Protest: Nuklear-Kriegs-Szenarien | 279 | ||
1. Hyde-Park Corner für Fortgeschrittene | 279 | ||
2. Das Genre | 281 | ||
3. Typologie von Nuklearkriegsszenarien | 283 | ||
a) Ungebrochene Kontinuität | 283 | ||
b) Vollständige Zerstörung | 284 | ||
c) Durcheinander | 285 | ||
d) Ersatzteil-Lager | 286 | ||
4. Die Schwierigkeit, über die moralische Zulässigkeit von Nuklearwaffen zu reden | 287 | ||
a) Die Auffassung der römisch-katholischen Kirche von der moralischen Qualität nuklearer Abschreckung | 287 | ||
b) Die Hypokrisie des Nuklearpazifismus | 289 | ||
5. Die engen Grenzen der Einbildungskraft | 292 | ||
Appendix: Nuklearkriegsszenarien | 293 | ||
Autorenverzeichnis | 295 |