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Kriegsbegeisterung und mentale Kriegsvorbereitung

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Linden, M., Mergner, G. (Eds.) (1991). Kriegsbegeisterung und mentale Kriegsvorbereitung. Interdisziplinäre Studien. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-47130-0
Linden, Marcel van der and Mergner, Gottfried. Kriegsbegeisterung und mentale Kriegsvorbereitung: Interdisziplinäre Studien. Duncker & Humblot, 1991. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-47130-0
Linden, M, Mergner, G (eds.) (1991): Kriegsbegeisterung und mentale Kriegsvorbereitung: Interdisziplinäre Studien, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-47130-0

Format

Kriegsbegeisterung und mentale Kriegsvorbereitung

Interdisziplinäre Studien

Editors: Linden, Marcel van der | Mergner, Gottfried

Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Vol. 61

(1991)

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Abstract

Krieg bedeutet die Totalisierung aller Schrecken, die sich die Menschen zur Vernichtung, Erniedrigung und Qual füreinander ausgedacht haben. - Und dafür sollten sich "Menschen-Massen" begeistern können? Immer wieder haben sich Gelehrte über eine mögliche "Kriegsbegeisterung" der Bevölkerung gewundert und spekulative Theorien zu ihrer Erklärung gefunden. Doch bei näherem Hinsehen zeigt sich die mentale Integration der Bevölkerungen in das jeweilige historische Kriegsgeschehen, gar die generelle Begeisterung der Bevölkerung für den Krieg, als ein äußerst kompliziertes Phänomen mit vielen übersehenen Ausnahmen, Widersprüchen und Ambivalenzen.

Zu Beginn der Aufklärung - im 17. Jahrhundert - breitete sich unter den Wissenschaftlern Skepsis gegenüber dem Massenwahn, der religiösen Begeisterung und dem Fanatismus des niedrigen Volkes aus. Später sollten die staatstreuen Intellektuellen zu unterscheiden lernen zwischen der "edlen Begeisterung" des Volkes, sich für die Ideale der Nation, des "gemeinsamen Vaterlandes", aufzuopfern und den "niedrigen, selbstsüchtigen Instinkten der Massen". Die Spannung zwischen dem "edlen Volk" und der angsterregenden "Unberechenbarkeit und Selbstsucht der Massen" beherrscht bis heute den Diskurs der politisch Interessierten in den Industriegesellschaften. Auch die wissenschaftlichen Kriegsgegner und die Kriegsbefürworter haben in dieser Dichotomie gedacht. Die Angst vor der "verführbaren Masse" machte oft blind für die geschichtliche Wirklichkeit der mentalen Einstellungen der Bevölkerung zu und in der jeweiligen Kriegssituation.

Das moderne Kriegsgeschehen umfaßt die ganze Gesellschaft, doch führte dies selten zu einer Vereinheitlichung der mentalen Einstellung der Gesamtbevölkerung zum Krieg. Was als allgemeine Kriegsbegeisterung identifiziert worden ist, war oft nur das Produkt der Propaganda kleiner, wenn auch einflußreicher Eliten oder das Ergebnis des Wunschdenkens der Kriegspropagandisten. Die Einheit und Einigkeit der Bevölkerung war meistens nur die Folge wirksamer Unterdrückung des Widerstandes oder das Resultat einer weit verbreiteten politischen Resignation. Wenn die Forschung den vielfältigen Erscheinungsformen wirklicher historischer "Kriegsbegeisterung" nachgeht, verliert sie leicht ihren Gegenstand. Die breite Palette der Ausnahmen, Besonderheiten und Widersprüche verwirrt und macht Globalurteile unzulässig.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Inhaltsverzeichnis 5
Einleitung 7
Marcel van der Linden/Gottfried Mergner: Kriegsbegeisterung und mentale Kriegsvorbereitung 9
I. 12
II. 15
III. 16
IV. 19
V. 22
Kontexte 25
George L. Mosse: Über Kriegserinnerungen und Kriegsbegeisterung 27
Elmar Stolpe: Wilde Freude, fürchterliche Schönheit. Die romantische Ästhetisierung des Krieges 37
Der Erste Weltkrieg 55
Jürgen Rojahn: Arbeiterbewegung und Kriegsbegeisterung: Die deutsche Sozialdemokratie 1870–1914 57
1. Kriegsbegeisterung als moralische Kraft 57
2. Kriegsbegeisterung als vorhersehbares elementares Ereignis 62
3. Kriegsbegeisterung als empirisches Phänomen 63
a) 1870 63
b) 1914 67
Wolfgang Kruse: Die Kriegsbegeisterung im Deutschen Reich zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Entstehungszusammenhänge, Grenzen und ideologische Strukturen 73
1. Die Entstehungszusammenhänge der Kriegsbegeisterung 73
2. Die Grenzen der Kriegsbegeisterung 77
3. Die ideologischen Strukturen der Kriegsbegeisterung 82
Jay M. Winter: Kriegsbilder: Die Bildende Kunst und der Mythos der Kriegsbegeisterung 89
I. 92
II. 103
Henk te Velde: Neutralismus und kriegerische Tugenden. Liberale Gedanken zu Armee und Krieg in den Niederlanden, 1870–1914 113
Richard Bessel: Kriegserfahrungen und Kriegserinnerungen: Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges auf das politische und soziale Leben der Weimarer Republik 125
I. 125
II. 126
III. 131
IV. 133
V. 136
VI. 139
Der Zweite Weltkrieg 141
Sabine Behrenbeck: Heldenkult und Opfermythos. Mechanismen der Kriegsbegeisterung 1918–1945 143
1. Kriegsbegeisterung und Todestrieb 143
2. Der Opfermythos zur Sinnstiftung des Soldatentodes 146
3. Das Opfer des Helden im Nationalsozialismus 150
4. Die Bedeutung des Opferkultes für die Kriegsbegeisterung im Zweiten Weltkrieg 156
Ilse Modelmog: Kriegsbegeisterung! Kriegsbegeisterung? Zur soziologischen Dimension des Kriegserlebnisses 161
Der Geist 163
Das Gefühl 166
Die Materie 172
Kriegsbegeisterung! Kriegsbegeisterung? 177
Gottfried Mergner: Gläubiger Fatalismus. Zur Mentalitätsgeschichte des „totalen Krieges“ am Beispiel der Kriegstagebücher meiner Mutter, 1940–1946 179
Zum Material 179
Zum Begriff des „Sachzwanges“ 180
Zum Begriff des „gläubigen Fatalismus“ 181
„Gläubiger Fatalismus“ dokumentiert am Beispiel der Tagebücher meiner Mutter (1940–1946) 182
Die Darstellung des „gläubigen Fatalismus“ an Hand von einzelnen Zitaten aus den Tagebüchern 184
1. Zur Länge des Krieges 184
2. Der Glaube an das „fatum“ wird durch den Führer repräsentiert 186
3. Ambivalenzen im Glauben und die höhere Einheit in der göttlichen Vernunft 187
Nach den Weltkriegen 193
Tessel Pollmann: Kolonialgewalt als „Polizeiaktion“: Der niederländische Krieg gegen die indonesischen Nationalisten, 1945–1949 195
Dawud Gholamasad: Heiliger Krieg und Martyrium bei den iranischen Schiiten im Golfkrieg, 1980–1988 219
Export der Revolution 221
Opferbereitschaft 224
Sonderbeziehung zum Imam 227
Sendungsbewußtsein 228
Zusammenfassung 230
Wissenschaft, Theologie, Erziehung und Politik 231
Otto Seeber: Kriegstheologie und Kriegspredigten in der Evangelischen Kirche Deutschlands im Ersten und Zweiten Weltkrieg 233
Die evangelische Kriegstheologie im Ersten Weltkrieg (1914–1918) 233
Der Krieg treibt die Massen wieder in die Kirche 234
August 1914 – ein Pfingstwunder 237
Der Krieg als Sendungsauftrag 238
Jesu Opfertod Vorbild für den Heldentod 239
Gegen Kriegsmüdigkeit 241
Die evangelische Kirche im Nationalsozialismus 243
Predigt und Seelsorge im zweiten Weltkrieg 245
Polenfeldzug 246
Helden und Heilige 249
Der Heldentod 251
Der Kriegschoral 252
Kriegsbegeisterung 252
Themen-Verzeichnis für 150 Kriegsbetstunden 256
I. Aus der allgemeinen Kriegslage 256
II. Militärische Dinge als Gleichnisse für Größeres 256
III. Bei Siegesfeiern 256
IV. Gedanken aus Volk und Vaterland 256
a) Gegenwart 256
b) Zukunft 256
V. Religiöse und dogmatische Ausgangspunkte 257
VI. Anklänge aus dem Kirchenjahr 257
VII. Die durch den Krieg geschaffenen Zustände im Volk 258
Siegfried Grubitzsch: Wo bleiben die Wissenschaftler mit ihren Kriegserinnerungen? 259
1. Vorbemerkung 259
2. Sigmund Freud 259
3. Emil Kraepelin 260
4. Vergleichendes 262
5. Psychologen im Nationalsozialismus 263
6. ... und danach 264
Joany Knol: Das „Committee on the Present Danger“ und die Kriegserinnerungen, 1976–1985 267
Das Wiederaufleben der sowjetischen Bedrohung 268
Die Rolle der Kriegserinnerungen 271
Die Lehren der Geschichte 276
Wilfried von Bredow: Unernste Rechtfertigung, apokalyptischer Protest: Nuklear-Kriegs-Szenarien 279
1. Hyde-Park Corner für Fortgeschrittene 279
2. Das Genre 281
3. Typologie von Nuklearkriegsszenarien 283
a) Ungebrochene Kontinuität 283
b) Vollständige Zerstörung 284
c) Durcheinander 285
d) Ersatzteil-Lager 286
4. Die Schwierigkeit, über die moralische Zulässigkeit von Nuklearwaffen zu reden 287
a) Die Auffassung der römisch-katholischen Kirche von der moralischen Qualität nuklearer Abschreckung 287
b) Die Hypokrisie des Nuklearpazifismus 289
5. Die engen Grenzen der Einbildungskraft 292
Appendix: Nuklearkriegsszenarien 293
Autorenverzeichnis 295