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Die Vermutungen des GWB

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Ittner, D. (1998). Die Vermutungen des GWB. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49286-2
Ittner, Dirk. Die Vermutungen des GWB. Duncker & Humblot, 1998. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49286-2
Ittner, D (1998): Die Vermutungen des GWB, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-49286-2

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Die Vermutungen des GWB

Ittner, Dirk

Schriften zum Wirtschaftsrecht, Vol. 116

(1998)

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Abstract

Obwohl gesetzliche widerlegbare Vermutungen im allgemeinen nur Beweislastnormen sind, werden die kartellrechtlichen Vermutungen immer wieder als »Aufgreiftatbestände«, »keine Vermutungen im zivilrechtlichen Sinne«, »prima-facie-Regeln« oder »konkretisiert typische wettbewerbliche Gefährdungslagen« eingeordnet. Teils wird kritisiert, sie seien verfassungswidrig, da in der Eingriffsverwaltung die Voraussetzungen freiheitsbelastender Verwaltungsakte vollständig vom Staat nachgewiesen werden müßten. Unsicherheiten herrschen auch zu der Frage, ob die kartellrechtlichen Vermutungen die Amtsermittlungspflicht beschränken. Soweit dies bejaht wird, stellt sich die verfassungsrechtliche Problematik, inwieweit die betroffenen Unternehmen trotz des hohen Maßes an Informationsmöglichkeiten und -rechten der Kartellbehörde mit der Aufklärungsverantwortung belastet werden dürfen. Ungeklärt ist schließlich, ob und welche Vermutungen im »normalen« Zivilprozeß nach § 35 GWB Anwendung finden.

Der Verfasser löst die gestellten Fragen rechtsgebietsübergreifend aus dem Wesen der materiellen Beweislast selbst. Er zeigt, daß die Vermutungen des GWB keine Sonderstellung im allgemeinen System der materiellen Beweislast einnehmen. Er legt dar, daß sie bis auf § 23a Abs. 2 S. 1, Halbs. 2 GWB nicht in die nur durch Verfahrensmaximen bestimmten Verantwortlichkeiten für die Sachverhaltsaufklärung eingreifen. Die Untersuchung der verfassungsrechtlichen Determinierung des Gesetzgebers beim Erlaß von Beweislastnormen ergibt, daß alle Vermutungen verfassungsgemäß sind, wobei allerdings die Verfahrensvorschrift des § 23a Abs. 2 S. 1, Halbs. 2 GWB verfassungskonform einschränkend auszulegen ist. Schließlich wird gezeigt, daß die §§ 22 Abs. 3 und 26 Abs. 2 S. 3 GWB auch in Zivilrechtsstreitigkeiten die Wirkung echter Beweislastnormen haben und daß die dortige Geltung der Verhandlungsmaxime im Rahmen dieser Vermutungen des GWB verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden ist.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Inhaltsverzeichnis 7
§ 1 Einleitung 13
I. Einführung in die Problematik 13
II. Thematische Beschränkungen und Gang der Untersuchung 15
Erster Teil: Grundlagen 19
§ 2 Die Vermutungen des GWB 19
I. Die fraglichen Normen und ihr Wirkungsbereich 19
1. Die Vermutungen des § 22 III GWB 19
2. Die Vermutungen des § 23a GWB 22
a) § 23a I GWB 23
b) § 23a II GWB 24
3. Die Abhängigkeitsvermutung des § 26 II 3 GWB 31
II. § 26 V GWB 34
§ 3 Entstehungsgeschichte und Gesetzesmaterialien 36
I. Die zweite GWB-Novelle vom 5.8.1973 36
II. Die vierte GWB-Novelle vom 26.4.1980 39
1. Die Vermutungen des § 23a I GWB 42
2. § 23a II GWB 45
3. § 26 II 3 GWB 47
IIΙ. Die fünfte GWB-Novelle vom 22.12.1989 49
IV. Zwischenergebnis 50
Zweiter Teil: Die Vermutungen des GWB im Kartellverwaitungs- und KarteÜbeschwerdeverfahren 53
§ 4 Problemstellung und Streitstand 53
I. Der Streitstand im Schrifttum 55
1. Objektive Beweislast 55
2. Weitere materiellrechtliche Wirkung 59
3. Amtsermittlungspflicht, Mitwirkungspflicht, Behauptungs- und Beweisführungslast 60
a) §§ 22 III, 23a I und 26 II 3 GWB 60
b) § 23a II GWB 63
II. Die Sichtweise der Rechtsanwendungspraxis 65
ΙII. Zwischenergebnis 67
§ 5 Die Wirkung der Vermutungen des GWB im Kartellverwaltungs- und Beschwerdeverfahren 68
I. Die Wirkung gesetzlicher widerlegbarer Vermutungen außerhalb des GWB 68
1. Die Wirkung gesetzlicher widerlegbarer Vermutungen in Verfahren mit Verhandlungsmaxime 69
2. Die Wirkung gesetzlicher widerlegbarer Vermutungen in Verfahren mit Untersuchungsmaxime 73
3. Zwischenergebnis 82
4. Abgrenzung zu benachbarten Rechtsfiguren 83
a) Tatsächliche Vermutungen und prima-facie-Beweis 83
b) Verwaltungsrechtliche Regelbeispiele und abstrakte Gefährdungstat-, bestände 86
II. Vermutung und Prognose 90
1. Problematik 90
2. Stellungnahme 93
ΙII. Vermutungen und statistische Lebenserfahrung 100
1. Objektive Beweislast und statistische Wahrscheinlichkeit 104
2. Zweck der Vermutungen des GWB 109
a) Gesetzgebungsgeschichte und Motive 110
b) Stellungnahme 113
3. Besonderheiten der Eingriffsverwaltung 118
4. Anforderungen an die Gestaltung der Vermutungsvoraussetzungen 119
IV. Weitere materiellrechtliche Wirkung der Vermutungen 119
V. Prima-facie-Regeln 125
VI. Aufgreiftatbestände 129
1. Objektive Beweislast 129
2. Doppelfunktion 132
VII. Untersuchungsgrundsatz, Mitwirkungspflichten, Behauptungs- und Beweisführungslast 137
1. §§ 22 III, 23a I,26 II 3 GWB 142
2. § 23a II GWB 148
3. Zwischenergebnis 152
VIII. Kritik an der BGH-Rechtsprechung 153
IX. Ergebnis zu § 5 155
§ 6 Die Verfassungsmäßigkeit der Beweislastverteilung durch die Vermutungen des GWB 157
I. Einleitung 157
1. Ansatz aus dem Wesen der materiellen Beweislast 160
2. Der Gang der Untersuchung in § 6 163
II. Rechtsprechung und Schrifttum zur verfassungsrechtlichen Determinierung der Beweislast 163
1. Rechtsprechung 163
2. Schrifttum 180
ΙII. Eigener Ansatz 183
1. Trennung der Determinanten für die Risikozuweisung von denen für die Gestaltung der Sachverhaltsaufklärung 183
2. Bezüge zu den Beweislasttheorien 189
3. Umfang der gesetzgeberischen Freiheit 199
IV. Die Determinierung des materiellen Inhalts der Vermutungen des GWB durch einzelne Verfassungsgewährleistungen 201
1. Art. 3 I GG 202
a) Waffengleichheit und faires Verfahren 202
b) Sachlich-inhaltliche Ausprägungen, insbesondere Systemgerechtigkeit 204
2. Art. 19 IV GG 208
3. Weitere Aspekte des Rechtsstaatsprinzips 211
a) Verfassungsrechtliches Beweislastprinzip? 211
b) Besonderheiten der Eingriffsverwaltung 214
4. Freiheitsgrundrechte und Verhältnismäßigkeitsgrundsatz 217
a) Maßstab der verfassungsrechtlichen Prüfung/tangierte Grundrechte 219
b) Grundrechte als materielle Vermutungsregeln? 224
c) Art. 12 I GG 226
aa) Schranken 226
bb) Schranken-Schranken (Verhältnismäßigkeitsgrundsatz/Stufenlehre) 226
(1) Legitimer Zweck 227
(2) Geeignetheit 230
(3) Notwendigkeit 231
(4) Angemessenheit (Verhältnismäßigkeit i.e.S.) 233
d) Art. 9 I GG 236
aa) Art. 9 II GG und Grundrechtskollision 236
bb) Grundrechtskonkurrenz 238
V. Ergebnis zu § 6 239
§ 7 Die Verfassungsmäßigkeit der Gestaltung der Sachverhaltsaufklärung 241
I. §§ 22 III, 23a I und 26 II 3 GWB 241
II. § 23a II GWB 242
1. Anknüpfung an bereits erzielte Ergebnisse/Problemstellung 242
2. Die Verfassunesmäßigkeit der durch § 23a II 1, Halbs. 2 GWB bestimmten Aufklärungsverantwortung 243
a) Zugang zu den Widerlegungstatsachen 243
b) Den Grundrechtsschutz effektuierende Verfahrensgestaltung 245
aa) Waffengleichheit und faires Verfahren 246
bb) Effektiver (Grund-)Rechtsschutz, Art. 19 IV GG 249
cc) Verhältnismäßigkeit 250
3. Folgerungen für den Tätigkeitsumfang des BkartA/ Kritik an der Rechtsprechung des Kammergerichts 251
ΙII. Ergebnis zu § 7 253
Dritter Teil: Die Vermutungen des GWB im Zivilrechtsstreit 254
§ 8 Die Vermutungen des GWB unter der Verhandlungsmaxime 254
I. Anwendbarkeit der §§ 22 ΙII, 26 II 3 GWB im Zivilprozeß - Meinungsstand 254
1. § 22 IIΙ GWB 254
2. § 26 II 3 GWB 257
II. Stellungnahme 258
1. Materielle Beweislast 259
2. Aufklärungsverantwortung (Verhandlungsmaxime) 263
a) § 22 IIΙ 1 Nr. 1 GWB 266
b) § 22 IIΙ 1 Nr. 2 GWB 268
c) § 26 II 3 GWB 269
IIΙ. Ergebnis zu § 8 271
§ 9 Gesamtergebnis der Untersuchung 272
Literaturverzeichnis 277
Sachwortverzeichnis 286