Kleinunternehmer und Politik in Deutschland
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Kleinunternehmer und Politik in Deutschland
Eine Studie zur politischen Konstitution der Reproduktionsbedingungen und Erfolgschancen kleiner und mittlerer selbständiger Unternehmen in der fortgeschrittenen Industriegesellschaft
Volkswirtschaftliche Schriften, Vol. 454
(1996)
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Abstract
Die neuerdings immer wieder beschworene »Renaissance« der kleinen und mittleren (»mittelständischen«) Unternehmen zeigt es schlagend: Allen Unkenrufen zum Trotz ist der selbständige Mittelstand der industriellen Entwicklung (bislang jedenfalls) nicht zum Opfer gefallen. Ganz im Gegenteil will die aktuelle Forschung eine Reihe von relativen Vorteilen der klein- gegenüber der großbetrieblichen Produktion aus- und geltend machen: In diesem Zusammenhang ist typischerweise vom innovativen und flexiblen Kleinbetrieb die Rede.Auffallend ist freilich, daß in der Kleinbetriebsforschung in der Regel ausschließlich auf organisatorische, technologische und ökonomische Betriebs- und Umweltparameter Bezug genommen wird. In entschiedener Kritik an dieser reduktionistischen Forschungsstrategie rückt die vorliegende Studie die »politische« Dimension in den Vordergrund: Es geht um die zentrale Frage, inwiefern und inwieweit die Erfolgschancen kleiner Unternehmen vor allem (auch) politisch bzw. staatlich bestimmt und vermittelt sind.Antworten werden in theoriegeschichtlicher und empirisch-theoretischer Hinsicht gesucht: So wird zunächst mit Blick auf die Entwicklung der modernen Marktwirtschaft seit dem frühen 19. Jahrhundert nachgezeichnet, daß die relativen Unternehmensgrößen in beträchtlichem Maße von den jeweiligen wirtschaftspolitischen Interessen der Nationalstaaten bestimmt gewesen sind, um dann in konkretem Blick auf die Bundesrepublik seit 1949 zu zeigen, wie sehr es in den ordnungspolitischen Auseinandersetzungen immer auch um die Gestaltung der Betriebsgrößenverhältnisse gegangen ist und geht.Die Studie belegt überzeugend, daß über Persistenz und Erfolg kleiner Unternehmen in der modernen Industriegesellschaft nicht allein ökonomische und technologische Parameter entscheiden: Theoriestrategisch unverzichtbar ist daher die Reflexion vor allem auf die Interessen des Staates. So offenbart sich am Beispiel des kleinbetrieblichen Sektors schließlich die essentielle »politische Vermitteltheit« der Ökonomie überhaupt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 9 | ||
Inhaltsverzeichnis | 11 | ||
1. Zur Einführung: Themenstellung, Aktualität der Forschungsfrage, Definitorisches | 15 | ||
1.1 Die ‘kleinen Unternehmen’: Zur ‘Renaissance’ eines Forschungsthemas | 16 | ||
1.2 Definitorische Abgrenzungen: Zum Begriff des ‘kleinen’ bzw. ‘mittelständischen’ Unternehmens | 24 | ||
2. Zur ‘Theorie-’ und ‘Problemgeschichte’ der Kleinunternehmerforschung: Die ‘Politik’ als weitgehend vernachlässigte Dimension der bisherigen Kleinunternehmerforschung | 35 | ||
2.1 Das ‘Politikdefizit’ der Kleinunternehmerforschung: Einführende Problemexposition | 35 | ||
2.2 Das Kleinunternehmen in historischer Perspektive: Ein kritischer Literaturüberblick über die Haupttraditionen der Kleinunternehmerforschung | 41 | ||
2.2.1 Von den englischen Klassikern zur Marxschen Prognose vom notwendigen ‘Untergang’ der kleinen selbständigen Unternehmen | 41 | ||
2.2.2 Exkurs: Die ‘Marginalisierung’ des Kleinunternehmens in der modernen Ökonomik und in den soziologischen ‘Theorien der industriellen Gesellschaft’ | 51 | ||
2.2.3 Stationen der ‘klassischen’ Kritik der ‘Untergangstheorie’ vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum zweiten Weltkrieg | 59 | ||
2.2.4 Die Wiederaufnahme der Diskussion nach dem zweiten Weltkrieg: Die handlungstheoretisch ansetzende Kölner Mittelstandssoziologie und die subjektbezogene Tradition der amerikanischen ‘small-business’-Forschung | 72 | ||
2.2.5 Nach der ‘Stagnation’ in den 70er Jahren: Der überraschende Boom der Kleinunternehmerforschung in den 80er Jahren und die Begeisterung für das ‘flexible Kleinunternehmen’ und seine vermeintlichen selektiven Vorteile | 78 | ||
2.3 Zusammenfassung: Das ‘Politikdefizit’ und die ‘politische Kurzschlüssigkeit’ der Kleinunternehmerforschung | 96 | ||
3. Das Kleinunternehmen und der moderne Staat: Zur Konzeptualisierung einer ‘politikzentrierten’ Forschungs- und Theorieperspektive | 103 | ||
3.1 Eucken, das ‘Monopolproblem’ und seine Kritik am ‘Mythos von der Zwangsläufigkeit der Entwicklung’ und dem ‘notwendigen Untergang der Konkurrenz’ | 105 | ||
3.2 Euckens ‘Wettbewerbsordnung’ der ‘vollständigen Konkurrenz’ als ‘mittelständisches’ Ordnungsideal | 129 | ||
3.2.1 Euckens Marktform der ‘vollständigen Konkurrenz’ als ‘zureichende Ordnung’ für die moderne Wirtschaft? | 130 | ||
3.2.2 Die ‘Wettbewerbsordnung’ als ‘mittelständisches’ Ordnungsideal | 133 | ||
4. Zur historisch-systematischen Bestimmung des Verhältnisses von modernem Staat und marktwirtschaftlicher Ökonomie | 147 | ||
4.1 Zur Orientierung und Methodik der Argumentation: Ausblick auf das 4. und 5. Kapitel | 147 | ||
4.2 Die zünftig geordnete Handwerksökonomie | 155 | ||
4.3 Der Siegeszug der modernen ‘kapitalistischen’ bzw. ‘marktwirtschaftlichen’ Produktionsweise | 166 | ||
4.3.1 Der moderne Staat als Proakteur der marktwirtschaftlichen Produktionsweise | 168 | ||
4.3.2 Die marktwirtschaftliche Produktionsweise und der ‘kapitalistische Reichtum’ | 179 | ||
4.3.3 Der moderne Staat als ‘Steuerstaat’ oder die ‘politische Funktionalisierung’ der Ökonomie | 183 | ||
4.3.4 Exkurs: Die historische Durchsetzung der ‘Steuerhoheit’ | 192 | ||
4.4 Zusammenfassung: Moderner Staat, Ökonomie und die ‘politische Vermittlung’ der Produktions- und Reproduktionsbedingungen in der Marktwirtschaft | 202 | ||
5. Der moderne Staat und die kleinen Unternehmen: Das Beispiel der Bundesrepublik Deutschland seit 1949 | 207 | ||
5.1 Vorbemerkung | 207 | ||
5.2 Historischer Exkurs: Kleinunternehmen und nationalsozialistische Wirtschaftspolitik | 212 | ||
5.3 Walter Eucken und die ‘Neuordnung’ der bundesrepublikanischen Nachkriegsökonomie | 217 | ||
5.3.1 ‘Momente der Krisis’: 1945 and the years after | 218 | ||
5.3.2 Das Kartellgesetz als ‘Grundgesetz der Marktwirtschaft’ | 226 | ||
5.3.3 Die ‘soziale Marktwirtschaft’ und das Konzept des ‘funktionsfähigen Wettbewerbs’ | 229 | ||
5.4 Mittelstandspolitik und kleinbetriebliche Reproduktionsbedingungen in der Bundesrepublik | 236 | ||
5.4.1 Vorbemerkung zur Argumentationslogik | 237 | ||
5.4.2 Mittelstandspolitische Programmatik und Mittelstandspolitik im zeitgenössischen Deutschland | 240 | ||
5.4.3 Staat und kleine Unternehmen: ‘Materielle’ und ‘gesellschaftspolitische’ Aspekte seines ‘mittelständischen’ Interesses | 248 | ||
6. Schlußbetrachtung: Zur ‘politisch vermittelten’ Konstanz der kleinen und mittleren selbständigen Unternehmen in der fortgeschrittenen Industriegesellschaft | 265 | ||
Literatur | 269 |