Die Bedeutung der »Keck«-Rechtsprechung im System der Grundfreiheiten
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Die Bedeutung der »Keck«-Rechtsprechung im System der Grundfreiheiten
Ein Beitrag zur Konvergenz der Freiheiten
Schriften zum Europäischen Recht, Vol. 95
(2003)
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Abstract
Die Autorin beschäftigt sich mit den Grundfreiheiten des Europarechts. Im Vordergrund steht dabei die Analyse der Rechtsprechung des EuGH, die von Anfang an eine besondere Bedeutung für die Entwicklung des Europarechts hatte. Unter Einbeziehung der Literatur wird jedoch versucht, die verschiedenen Entwicklungen der Rechtsprechung zu den Grundfreiheiten in Bezug zu setzen und ein einheitliches Konzept für das "System der Grundfreiheiten" anzubieten. Gleichzeitig ist das ein Beitrag zur "Konvergenz der Grundfreiheiten": Der EuGH hat in vielen Entscheidungen gezeigt, daß er die verschiedenen Grundfreiheiten nicht als separate Bereiche versteht, sondern als "Gesamtheit". Die Überlegungen zu einem System der Grundfreiheiten bauen auf diesen Beobachtungen auf und versuchen sie fruchtbar zu machen.Als Ausgangspunkt dient die Keck-Rechtsprechung des EuGH zur Warenverkehrsfreiheit mit ihrer Differenzierung zwischen produktbezogenen Regelungen und solchen über "Verkaufsmodalitäten". Hier wird zunächst eine tragfähige Interpretation des Keck-Urteils für den Warenimport als eigentlichen Anwendungsbereich gesucht, die klare, handhabbare Kriterien für die Differenzierung verschiedener Fallgruppen bietet und auf einem nachvollziehbaren teleologischen Hintergrund beruht. Erst dieser Schritt eröffnet die Möglichkeit, nach der Übertragbarkeit auf die anderen Grundfreiheiten und nach dort vorhandenen oder zu entwickelnden parallelen Differenzierungen zu fragen.Dabei zeigt sich unter anderem, daß die übliche Dichotomie von Diskriminierungsverbot und Beschränkungsverbot nicht nur einer feineren Untergliederung bedarf, sondern damit überflüssig wird.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | VII | ||
Inhaltsverzeichnis | IX | ||
Abkürzungsverzeichnis | XVII | ||
Einleitung | 1 | ||
Erster Teil: Die Pionierfreiheit: Funktion und Anwendungsbereich des Art. 28 EGV | 9 | ||
§ 1 Die Vorgeschichte – Kurzer Überblick über die EuGH-Rechtsprechung seit ‚Dassonville‘ und ‚Cassis de Dijon‘ | 9 | ||
I. Die klassische Linie: Dassonville und Cassis de Dijon | 10 | ||
II. Abweichende Argumentationslinien | 11 | ||
1. Keine Beeinträchtigung des zwischenstaatlichen Handels | 12 | ||
a) Handel bleibt grundsätzlich möglich; „kein Zusammenhang mit der Einfuhr der Waren“ | 12 | ||
b) „Zu ungewiß und zu mittelbar“ | 13 | ||
c) Preisregelungen | 13 | ||
2. Rechtfertigung über „soziale und kulturelle Besonderheiten“ – die „Sunday-Trading“-Fälle | 14 | ||
III. Zusammenfassung | 16 | ||
§ 2 Die neuere Entwicklung – EuGH-Rechtsprechung seit ‚Keck und Mithouard’ | 17 | ||
I. Verkaufsmodalitäten: Keck und Mithouard und die Folgeentscheidungen | 17 | ||
II. Produktbezogene Regelungen | 20 | ||
III. Sonstige als Beschränkung eingestufte Maßnahmen | 22 | ||
1. Zulassungserfordernisse | 22 | ||
2. Monopole | 23 | ||
3. Gewerblicher Rechtsschutz | 24 | ||
4. Direkt auf die Einfuhr bezogene Maßnahmen | 25 | ||
IV. Von Peralta bis Corsica Ferries France: zu ungewiß und zu mittelbar | 25 | ||
V. Zusammenfassung | 26 | ||
§ 3 Erklärungsversuche – Die wesentlichen Vorschläge in der Literatur und von seiten der Generalanwälte | 27 | ||
I. Weit verstandenes Diskriminierungsverbot | 27 | ||
II. Von „circumstances“ zu „Verkaufsmodalitäten“ | 29 | ||
1. White | 29 | ||
2. Mortelmans | 32 | ||
3. Tesauro | 33 | ||
4. Befürwortung Keck-Konzept | 33 | ||
III. Marktzugang und Durchdringung der nationalen Märkte statt Abschottung und Aufsplitterung | 34 | ||
IV. Spezifische Beschränkung des zwischenstaatlichen Handels | 38 | ||
V. Spürbarkeitserfordernis: de minimis non curat lex | 40 | ||
VI. „Binnenmarktvergleich“ | 43 | ||
VII. Festhalten am klassischen Konzept; Ausscheiden nur von reinen Inlandsfällen | 45 | ||
§ 4 Analyse und Bewertung der ‚Keck’-Rechtsprechung – Dogmatischer Hintergrund und übertragbare Prinzipien | 46 | ||
I. Der Konflikt zwischen Binnenmarktziel und föderaler Kompetenzverteilung als dogmatischer Ausgangspunkt | 46 | ||
II. Kriterien zur Abgrenzung des Anwendungsbereichs | 52 | ||
1. Spezifische Belastung der Grenzüberschreitung ergibt sich aus der Natur der Maßnahme | 52 | ||
2. Der Test: EG-weite Regelung gleichen Inhalts /Regelungsunterschiede | 53 | ||
a) Vorbemerkung | 53 | ||
b) Die Testfrage | 54 | ||
c) Zwei Beispiele zur Verdeutlichung | 57 | ||
d) Verhältnis zum Begriffspaar der Keck-Entscheidung – und ein wichtiges Charakteristikum | 58 | ||
3. Gegenkontrollen | 59 | ||
a) Faktische Diskriminierung? | 60 | ||
b) Marktzugang darf nicht versperrt werden | 61 | ||
4. Ein Prüfungsschema | 65 | ||
5. Einordnung dieses Konzepts – und ein vorgezogenes „Fazit“ | 65 | ||
III. Anwendung des Tests auf einige (weniger problematische) Fallgruppen | 73 | ||
1. „Typische“ Verkaufsmodalitäten | 73 | ||
2. Preisregelungen | 74 | ||
3. „Zu ungewiß und zu mittelbar“ – Fälle | 75 | ||
4. Verkaufsmodalitäten-Regelungen, die an Produktmerkmale anknüpfen | 76 | ||
5. Produktbezogene Regelungen | 76 | ||
6. Verkaufs- und Nutzungsverbote | 76 | ||
§ 5 Kritische Fallgruppen – Werbung und Monopole als „Gretchenfragen“ | 77 | ||
I. Werbung und Absatzförderung | 77 | ||
1. Einordnung und Beurteilung im Rahmen des hier entwickelten Systems | 78 | ||
a) Produktbezogene Herstellerwerbung | 79 | ||
b) Werbung des Händlers | 83 | ||
aa) Nur innerstaatlich tätige Händler | 83 | ||
bb) Grenzüberschreitend tätige Händler | 84 | ||
c) Anwendung auf kritische Fälle vor Keck | 87 | ||
2. Die Rechtsprechung nach Keck zu Werbung und Absatzmodalitäten – insbesondere: Das Urteil De Agostini und TV-Shop | 90 | ||
a) Die Rechtsprechung des EuGH vor De Agostini und TV-Shop | 91 | ||
aa) Regelungen der Werbung seitens inländischer Wiederverkäufer | 91 | ||
bb) Der Fall Ortscheit | 93 | ||
cc) Produktbezogene Regelungen | 95 | ||
b) Das Urteil De Agostini und TV-Shop | 95 | ||
aa) Rs. C-34/95, De Agostini | 96 | ||
bb) Rs. C-35/95 und 36/95, TV-Shop | 99 | ||
II. Verkaufsmonopole und ähnliche Regelungen | 100 | ||
1. Einordnung nach dem hier vertretenen Konzept | 100 | ||
a) Besonderheiten für Monopole; Verhältnis von Art. 31 zu Art. 28 EGV | 100 | ||
b) Anwendung des Tests | 102 | ||
aa) Unmittelbare Belastung der Grenzüberschreitung; Offene Diskriminierungen | 102 | ||
bb) EG-weit-Test | 104 | ||
cc) Faktische Benachteiligung eingeführter Waren | 105 | ||
dd) Erhebliche Behinderung des Marktzugangs | 105 | ||
2. Überprüfung einzelner Fälle aus der Rechtsprechung des EuGH anhand dieser Kriterien | 105 | ||
a) Einfuhr- und Vertriebsmonopole | 106 | ||
b) Einzelhandelsmonopole | 107 | ||
aa) Franzén (Alkoholmonopol) | 107 | ||
bb) Banchero (Tabakmonopol) | 109 | ||
c) Beschränkung des Verkaufs auf bestimmte Berufsgruppen oder Geschäftstypen | 111 | ||
aa) Apothekenvorbehalte und andere spezialisierte Geschäfte | 111 | ||
(1) Babymilch | 111 | ||
(2) Delattre, Monteil und Samanni; LPO, Quietlynn | 113 | ||
bb) TK-Heimdienst | 114 | ||
d) Lagerung und Transport | 116 | ||
aa) Ligur Carni (Beförderung von Frischfleisch) | 116 | ||
bb) Rinderbesamungsstationen | 117 | ||
3. Abschließende Betrachtung | 120 | ||
Zweiter Teil: Die anderen Grundfreiheiten: Gemeinsamkeiten und Unterschiede | 121 | ||
§ 6 Die Dienstleistungsfreiheit – Ein einheitliches Konzept für die Produktfreiheiten? | 121 | ||
I. Systematische Einordnung der Dienstleistungsfreiheit | 122 | ||
1. Verständnis des Art. 49 EGV | 122 | ||
2. Übertragbarkeit der Überlegungen zur Warenverkehrsfreiheit auf die Dienstleistungsfreiheit | 125 | ||
II. Anwendung des entwickelten Prüfungsschemas | 126 | ||
1. Grundsätzliche Formulierung für die Dienstleistungsfreiheit | 126 | ||
a) Direktes Anknüpfen an Grenzüberschreitung | 126 | ||
b) Formelle (offene) und versteckte Diskriminierungen | 127 | ||
c) EG-weit-Test / Regelungsunterschiede | 131 | ||
d) Gegenkontrollen | 133 | ||
2. Fallgruppen | 133 | ||
a) Leistungserbringer betreffende Regelungen | 133 | ||
aa) Qualifikation | 133 | ||
bb) Finanzielle Garantien, Zulassungserfordernisse, Doppelkontrollen u.ä. | 133 | ||
cc) Niederlassungs- und Anwesenheitserfordernisse | 134 | ||
dd) Sozialrechtliche Anforderungen | 137 | ||
ee) „Begleitrechte“ | 138 | ||
ff) Sonderfall – Unzulässigkeit der Dienstleistung überhaupt | 138 | ||
b) Leistungs(erbringungs)bezogene Regelungen | 139 | ||
aa) Leistungsinhalt und „Leistungsmodalitäten“ | 139 | ||
(1) Auf den Leistungsinhalt bezogene Regelungen | 139 | ||
(2) „Leistungsmodalitäten“ | 144 | ||
(3) Zwischenfazit: Die Übertragbarkeit der Keck-Rechtsprechung | 146 | ||
(4) „Weit überwiegender Auslandsbezug“ | 148 | ||
(5) Prüfungsmaßstab | 149 | ||
bb) Besondere Fallgruppen | 150 | ||
(1) Fernsehen – Demonstrationsfälle für den maßgeblichen grenzüberschreitenden Bezug | 150 | ||
(a) Die unterschiedlichen Leistungsbeziehungen | 150 | ||
(b) Grenzüberschreitende Leistung des nur inländisch tätigen Kabelanbieters? | 152 | ||
(c) Grenzüberschreitend tätiger Kabel- bzw. Satellitenbetreiber | 156 | ||
(d) Leistung des Senders für den Werbetreibenden | 156 | ||
(e) Abschließende Bewertung | 159 | ||
(2) Werbung | 159 | ||
(3) Arbeitsrecht | 161 | ||
c) Empfängerbezogene Vorschriften; Nachfragerfreiheit | 163 | ||
aa) Regelungen des Sitzlands | 163 | ||
bb) Regelungen des Gastlands (Sitzland des Leistenden) | 166 | ||
cc) „Fremdenführer“-Konstellationen | 168 | ||
d) Dienstleistungsmonopole | 169 | ||
aa) Unmittelbare Beschränkung der monopolisierten Leistung | 169 | ||
bb) Mittelbare Beschränkung anderer Leistungen | 176 | ||
III. Fazit: Strukturelle Unterschiede, aber doch ein einheitliches Konzept | 177 | ||
§ 7 Niederlassungsfreiheit und Freizügigkeit der Arbeitnehmer – abweichende Wertungen bei den Personenverkehrsfreiheiten? | 179 | ||
I. Die Niederlassungsfreiheit | 179 | ||
1. Die Funktion der Niederlassungsfreiheit | 180 | ||
2. Spezifische Belastung der Grenzüberschreitung | 181 | ||
a) Spezifische Belastung der Grenzüberschreitung aufgrund der Natur der Maßnahme | 183 | ||
aa) Offene Diskriminierungen | 183 | ||
bb) Direktes Anknüpfen an die Grenzüberschreitung; Zuzugs- und Wegzugsregelungen | 188 | ||
b) Andere Beschränkungen: EG-weit-Test und Gegenkontrollen | 191 | ||
aa) Anforderungen des Berufs- und Gewerberechts | 192 | ||
(1) Objektive Zulassungs- und Ausübungsbeschränkungen | 192 | ||
(2) Subjektive Zulassungs- und Ausübungsbeschränkungen | 194 | ||
(a) Qualifikation | 194 | ||
(b) Genehmigungen, Kontrollen etc. | 197 | ||
(c) Zulassungserfordernisse | 198 | ||
bb) Ausübungsregelungen | 198 | ||
(1) Produktions- und Vertriebsregelungen | 199 | ||
(a) EG-weit-Test | 199 | ||
(b) Keine Kombination mit Art. 28 EGV | 200 | ||
(c) „Glaubhaftmachung“ des „Systemfalls“ | 201 | ||
(d) Kontrollüberlegung: Begründung der Anwendung des Art. 43 EGV durch die Behinderung des Marktzutritts | 201 | ||
(e) Rechtfertigung | 203 | ||
(f) Bedeutung dieser Einordnung | 203 | ||
(g) Eingrenzungen | 204 | ||
(3) Sonstige ausübungsbezogene Regelungen | 206 | ||
cc) „Mittelbare“ Beeinträchtigungen | 206 | ||
3. Fazit: Unterschiedliche Gewichtungen in einem einheitlichen Konzept | 207 | ||
II. Die Freizügigkeit der Arbeitnehmer | 209 | ||
1. Grundsätzlich gleiche Funktion | 209 | ||
2. Abweichende Schwerpunktsetzung in der Praxis: Teilhabe statt Befreiung | 211 | ||
3. Andere Beschränkungen | 215 | ||
a) Zuzug, Wegzug und Aufenthalt: direktes Anknüpfen an die Grenzüberschreitung | 216 | ||
b) Regelungen der Berufstätigkeit | 218 | ||
aa) Offene Diskriminierung | 218 | ||
bb) EG-weit-Test | 221 | ||
(1) Ausbildung, Diplome | 222 | ||
(2) Doppelregelungen | 223 | ||
(3) Sonstige Fälle | 223 | ||
cc) Faktische Diskriminierung | 225 | ||
dd) Erhebliche Zugangsbehinderung? | 226 | ||
4. Fazit | 227 | ||
§ 8 Die Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit – Welche Maßstäbe gelten für die „Fünfte Freiheit“? | 228 | ||
I. Funktion und Struktur der Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit | 228 | ||
II. Fallgruppen | 230 | ||
1. Unmittelbar an die Grenzüberschreitung anknüpfende Regelungen | 231 | ||
2. Offene (vor allem „mittelbare“) Diskriminierungen | 232 | ||
3. EG-weit-Test? | 237 | ||
a) „Reine“ Kapitalbewegungen | 240 | ||
aa) Behinderungen des Anlegers | 240 | ||
bb) Behinderungen des Anbieters von Anlageformen | 242 | ||
b) Zahlungen | 243 | ||
c) Andere Mischformen | 244 | ||
4. Faktische Diskriminierungen und extreme Zugangsbehinderungen? | 246 | ||
5. Rechtfertigung | 246 | ||
III. Fazit | 247 | ||
Dritter Teil: Zusammenfassung und Abrundung: Die Konvergenz der Grundfreiheiten | 249 | ||
§ 9 Zusammenführung der Ergebnisse – Ein System der Grundfreiheiten | 249 | ||
I. Hintergründe und Aufbau des eigenen Konzepts | 249 | ||
II. Die Bedeutung der Keck-Rechtsprechung | 252 | ||
III. Die Konvergenz der Grundfreiheiten | 256 | ||
§ 10 Abrundungen – Einige Anmerkungen zu den vernachlässigten Exportfreiheiten und zur Rechtfertigung mitgliedstaatlicher Maßnahmen | 258 | ||
I. Die Exportfreiheiten | 258 | ||
II. Die Rechtfertigung mitgliedstaatlicher Maßnahmen | 263 | ||
Literaturverzeichnis | 267 | ||
Sachwortverzeichnis | 282 |