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Präuer, A. (1997). Zwischen Schicksal und Chance. Arbeit und Arbeitsbegriff in Großbritannien im 17. und 18. Jahrhundert auf dem Hintergrund der »Utopia« des Thomas More. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49208-4
Präuer, Andreas. Zwischen Schicksal und Chance: Arbeit und Arbeitsbegriff in Großbritannien im 17. und 18. Jahrhundert auf dem Hintergrund der »Utopia« des Thomas More. Duncker & Humblot, 1997. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49208-4
Präuer, A (1997): Zwischen Schicksal und Chance: Arbeit und Arbeitsbegriff in Großbritannien im 17. und 18. Jahrhundert auf dem Hintergrund der »Utopia« des Thomas More, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-49208-4

Format

Zwischen Schicksal und Chance

Arbeit und Arbeitsbegriff in Großbritannien im 17. und 18. Jahrhundert auf dem Hintergrund der »Utopia« des Thomas More

Präuer, Andreas

Schriften zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Vol. 52

(1997)

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Abstract

Ziel der vorliegenden Abhandlung ist die Entwicklung eines vorindustriellen Arbeitsbegriffes mittels einer hermneneutischen Methode, die auf das Verständnis dieses Begriffes aus seiner Zeit heraus setzt. Die Begrifflichkeit rund um die Arbeit wird mit stetem Blick auf die konkreten zeitgenössischen Arbeitswelten entwickelt. Historische Darstellung und philosophische Reflexion sind untrennbar miteinander verknüpft. Neben bekannten Philosophen kommen Wirtschaftslobbyisten, politische Schriftsteller und einfache Zeitzeugen zu Wort.

Der Rückgriff auf die »Utopia« des Thomas Morus ermöglicht einen differenzierten Blick auf die unterschiedlichen Versuche, der Arbeit rationale Räume zu schaffen, welche die Neuzeit kennzeichnen. Dies gilt sowohl für die soziale Organisation der Arbeit als auch für die Bedeutung von Arbeit als Mittel zur rationalen Aneignung der Wirklichkeit in einer Epoche, die noch ohne Dampfkraft und Elektrizität auskommen mußte. Dabei eröffnen sich immer wieder neue Horizonte und Perspektiven, oft jedoch nur, um sich schon recht bald als Sackgassen zu erweisen.

Die Rolle der Arbeit wird im individuellen und im sozialen Leben beleuchtet sowie als Mittel der Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur. Arbeit erscheint als abhängige Beschäftigung und als selbständiges Business, als ordnungs- und sozialpolitisches Instrument, als Erziehungsmittel und Ziel von Erziehung sowie als Chance auf Reichtum und Selbstverwirklichung. So facettenreich die Arbeitswelten sind, so polymorph ist der vorindustrielle Arbeitsbegriff.

Somit zeigt sich, daß die Perspektive der Industriellen Revolution einer Zeit, in der »industry« noch »Fleiß« statt »Industrie« bedeutet, nicht gerecht wird und daß der Liberalismus Smith'scher Prägung nicht die einzige und unausweichliche Antwort auf die Fragen der Epoche vor 1776 war. Der Blick auf die Wurzeln und die Vorgeschichte des Liberalismus ist gerade angesichts dessen heutiger Renaissance aufschlußreich.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Hinweise zur Textgestaltung 14
Einleitung 15
A. Von der ‘Utopia’ zum ‘Wohlstand’ – Die Klammer um die Epoche 19
Der zeitliche Rahmen 19
Agrargesellschaft, Knappheitsgesellschaf 20
I. Ansätze und Ausgangspunkte 23
1. Der Ansatz der ‘Utopia’ 25
Der Status der idealen Insel 25
Die Eindimensionalität der utopischen Rationalität und Joseph Halls frühe satirische Kritik daran 26
2. Der Ansatz des ‘Wohlstands der Nationen’ 28
II. Von der utopischen Rationalität zum liberalen Effizienzdenken 30
Natürliches Bedürfnis und freier Konsument 30
Vernunft und Brauch 31
Kontrolle und Markt 34
Verfügbarkeit und Mobilität 35
Vermögen und Kapital 37
Perfektion und Dynamik 39
Haus und Weltmarkt 41
B. Horizonte und Perspektiven menschlicher Arbeit 44
I. Arbeit und der menschliche Horizont 44
Heilsame Aktivität... 44
...oder abstumpfender Alltag? 46
David Humes optimistische Fortschrittsperspektive 48
Adam Smith und die Kosten des Fortschritts 50
II. Business und Beschäftigung – Fleiß und Arbeit: eine Begriffsklärung 52
1. Selbständiges Business, abhängige Beschäftigung 52
Verordnete Arbeit 53
Beschäftigung als neues Mittel der Armenpolitik 54
Defoes lehrbuchmäßige Unterscheidung von Business und Beschäftigung 56
Der Charakter des Tradesman als Businesstreibendem 58
2. Der Fleiß als die Seele der Arbeit 60
Mun, Burton und der Rückgriff auf Aristoteles 60
Mandevilles Definition des Fleißes 61
Fleiß und Erfindungsgabe: Sir James Steuart 65
Kapital und Arbeit: Adam Smith und die neuen Kategorien 66
III. Das Haus: Ausgangspunkt und Kategorie im Hintergrund 68
Das aristotelische Erbe, John Locke und das soziale Verhältnis der Arbeit 68
Der ‘Servant’ 70
Das Haus und die Republik 72
Volkswirtschaftliche Knechte 73
IV. Nationaler Reichtum durch Beschäftigung des Volkes 76
1. Das Arbeitshaus 77
Das Arbeitshaus als Hoffnungsträger 78
Das Scheitern des Arbeitshausgedankens 80
2. Sir William Petty – Beschäftigungspolitik unter der verwaltenden Vernunft 83
Zukunftsorientierte Armenpolitik 84
Ökonomische Hebammendienste für Irland 86
‘Spare Hands’: übrige oder ungenutzte Hände 88
Die Perspektive 90
V. Arbeit als individuelle Chance 91
1. Arbeit-Geben als Gnadenakt: Thomas Mun 92
2. Arbeit als Ware und der Versuch, ihr einen fairen Markt zu schaffen: Hartlibs und Robinsons ‘Office of Addresses’ 94
3. Gemeinschaftliche Arbeit als Chance für den Einzelnen 98
a) Kampf jeglicher Mittelbarkeit: Gerrard Winstanley 99
Das Gesetz Gottes und der Vernunft 100
Arbeit als Sozialisationsvollzug: Würde statt individueller Profit 102
Eine zukunftweisende Inkonsequenz 103
b) Interessengemeinschaft von Kapital und Arbeit: John Bellers’ Colledge of Industry 104
Wechselseitige Pflichten 105
Wertmaß Arbeit: Interne Geldlosigkeit und Solidarität 107
Fleiß und soziale Perspektive 109
4. Arbeit als Chance und Verantwortung: Daniel Defoe und der ‘Woollen Trade’ 111
Selbstverantwortung am Arbeitsmarkt 111
Idylle der Arbeitsamkeit 114
Schutz der heimischen Arbeit vor Importen 115
Sozialversicherung aus Verantwortungsgefühl 117
5. Die Chance im Systemwandel – Steuart und Smith 119
Die Erfassung der ökonomischen Situation 119
Bestimmungsfaktoren des Arbeitslohnes: Wachstum, Fleiß und Fortschritt 121
Arbeit und Kapital; Lohn und Profit 125
Der Umgang mit den Folgen der Arbeitsteilung 127
Die Perspektive an der Schwelle zum Industriezeitalter 128
C. Konkrete Arbeitswelten in den verschiedenen Bereichen der Volkswirtschaft 131
I. Die Landwirtschaft 132
1. Die ökonomische Situation 133
Produktivität und Subsistenzwirtschaft 134
Größere Produktionseinheiten und Spezialisierung 136
2. Landwirtschaft als an sich wertvolle Tätigkeit 139
II. Die Schiffahrt 144
Kapital, Arbeit und Qualifikation 144
Defoes Projekt einer Vermittlungsstelle 145
Die Berufsrealität 147
III. Handwerk und Industrie 153
1. Arbeit zwischen Kunst und Norm 154
2. Größe und Struktur des Handwerksbetriebes: Arbeitswelt im Wandel 157
Arbeit außer Haus: Das Baugewerbe 158
Arbeit im Haus: Meister und Lehrling 159
3. Die Suche nach neuen Strukturen: Bellers und Crowley 161
a) Organisation von Arbeitswelt im Colledge of Industry 162
b) Das Fabrikgesetzbuch von Crowleys Eisenwerken 165
Die Fabrik 165
Der Eintritt in eine eigene Welt 166
Qualitätsstandards: Kontrolle, Anleitung und Verantwortung 168
Hohe Anforderungen an die Loyalität der Arbeiter 171
Crowleys ‘Regierungsziel’: Gerechtigkeit und ein blühendes Volk 173
Geistliche und soziale Versorgung: Die Geschlossenheit der Arbeitswelt 175
IV. Der Handel 178
1. Der Konflikt zwischen Produktion und Handel 178
Die Monopole 179
Die Weber gegen die Ostindische Kompanie: Der Höhepunkt des Konfliktes 180
2. Die Funktionen des Handels 183
Kritik am Handel als der Instanz der Ausschließlichkeit: Gerrard Winstanley 183
Inventur der Vermittler: Sir William Petty 186
Die Chance im Gefüge wechselseitiger Abhängigkeiten: Defoes Lob des Zwischenhandels 187
Der Außenhandel als Ort des Fleißes: John Locke 188
Fernhandel als Wissensvermittler: Francis Bacon und die Royal Society 190
Der Kaufmann als Vermittler des Fortschritts: David Hume 192
V. Vermittlung und Geldwesen 194
1. Das Geld in der Welt des Tradesman 195
Die konkrete Bedeutung von Wucher und Kredit 195
Der Schuldner: moralische Pflichten und Perspektive 197
Die fremde Welt des Geldes 198
2. Was ist Geld? Zwei mögliche Antworten 199
John Locke 199
Adam Smith 201
VI. Akademiker 203
1. Mediziner 204
2. Klerus und Juristen 206
Utopische Direktheit statt zum Mißbrauch einladende Vermittlung 206
Revolutionäre Kritik an den Stützen eines verhaßten Systems 208
Winstanleys Kampf gegen ‘Pfaffentrug und Advokatenlist’ 209
Von der grundsätzlichen zur pragmatischen Betrachtungsweise: Petty und Smith 211
VII. Dienstboten 213
Unproduktive Arbeit 213
Knecht als Teil des Hauses 215
VIII. Der Bettel 217
Erfassung und Kriminalisierung 217
Business Bettel 219
IX. Konsum und Muße: Gegenpol und Ziele der Arbeit 220
‘Suffsistenz’: Alkohol als einziger Fluchtweg aus einem perspektivlosen Arbeitsalltag 221
Luxus und Verschwendung: vom Laster zur Nachfrage 223
Neues Konsumverhalten 225
Unfähigkeit zur Muße? 226
X. Krieger und Sklaven 228
1. Das Kriegswesen 229
Von der Kriegsmacht zur Handelsmacht: Bacon und Hume 230
Volksmiliz, Bürgerarmee oder stehendes Heer? 233
2. Die Sklaverei 238
Philosophische Begriffsdefinition nach John Locke 238
Utopische Sklaverei als Strafe mit erzieherischer Komponente 240
Die fürsorgliche Sklaverei Sir James Steuarts 242
Fakten zur amerikanischen Negersklaverei 244
Koloniale Sklaverei unter dem Banner der Freiheit und LockesVerfassungsentwurf für Carolina 246
Die Selbstverständlichkeit der Negersklaverei 248
Arbeitsbedingungen und Rentabilitätsrechnungen 251
Kampf gegen die Sklaverei auf biblischer Grundlage: Samuel Sewall 253
Kampf gegen die Sklaverei auf moralisch-vernünftiger Grundlage: John Wesley 255
Die Absage an die Sklaverei auf der Grundlage ökonomischen Interesses: Adam Smith 258
D. Schicksal und Chance in der Auseinandersetzung mit der Natur 261
I. Der Fluch 261
Die Anatomie des Fluches 261
Variationen und Relevanzverlust 263
II. Zwei Optionen: Bacon und Locke 265
Paradies oder Naturzustand? Eine wichtige Vorentscheidung 265
Die unterschiedlichen Anxsatzpunkte 267
Lockes Primat der Moral 269
Bacons Primat tätiger Naturerkenntnis 271
III. Die Option des Forschers 273
Winstanleys Variante 273
Forschung: Die Musterehe von Kraft und Verstand 275
Die Royal Society, eine Gemeinschaft freier Forscher 277
Bacons Anspruch 279
Bacons Utopie Neu Atlantis 281
IV. Die Gestaltung der menschlichen Natur mittels Erziehung 283
1. Erziehung zum Verständnis – John Brinsley 285
Das Ziel: Verständnis 286
Die Methode: Spielerischer Wettbewerb und die Zergliederung von Fragen 287
2. Operatives Wissen und Persönlichkeitsbildung zwischen Anspruch und Wirklichkeit – Hartlib, Dury und Bellers 288
Ingenieure für die neue Republik 289
Hartlibs Plan einer Armenschule und die reale Situation 292
Bellers’ Colledge of Industry: Die große Integration 294
3. Erziehung zur Souveränität – John Locke 297
Arbeit zur Vermittlung des Realitätsbezugs 298
Arbeit, Spiel, Ausgleich 299
4. Erziehung der Knechte – Bernard Mandeville 301
5. Reparaturarbeiten an den Opfern der Arbeitsteilung – Adam Smith 302
V. Die Option des Benutzers 304
1. Die Entzauberung der Natur 304
Land und Leute, betrachtet mit den Augen des Nutzers: Defoes Tour durch England 305
Naturgestaltung: Zweierlei Maß mangels Orientierung 308
2. Die Stellung des Menschen, der sich selbst besitzt 310
Lockes Eigentumslehre im Kontext 310
Die Rolle des Fleißes 312
Von Locke zu Smith 313
3. Die demographische Komponente: Sir James Steuart 315
4. Der Neue Fluch 318
Mehr oder Nichts 319
Adam Smith und die List der Natur 320
Der Preis des Fortschritts 322
Schluß 326
Illusion, Vision und Perspektive in der behandelten Epoche 327
Die moderne Perspektive und die Folgen eines gewandelten Arbeitsbegriffes 329
Literaturverzeichnis 331
Register 339