Kooperation von Europäischem Gerichtshof und Bundesverfassungsgericht im Bereich des Grundrechtsschutzes
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Kooperation von Europäischem Gerichtshof und Bundesverfassungsgericht im Bereich des Grundrechtsschutzes
Tübinger Schriften zum internationalen und europäischen Recht, Vol. 48
(1999)
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Abstract
Im Bereich der Gewährleistung des Grundrechtsschutzes gegen europäische Rechtsakte verfechten EuGH und BVerfG jeweils ihre Letztentscheidungskompetenz. Im Ausgangspunkt werden die unterschiedlichen Positionen des EuGH und des BVerfG hierzu, sodann im Hauptteil der vom BVerfG entwickelte Kooperationsbegriff unter Beachtung dessen verfassungs- und europarechtlichen Wurzeln untersucht. Die aufgefundene Kooperationsmaxime ist auf die Rechtsprechung des EuGH und des BVerfG über die ihnen unterliegenden Streitgegenstände anzuwenden: Für Gemeinschaftsrechtsakte und nationale Durchführungsakte kommt die vom BVerfG verfochtene Auffangstellung nicht in Betracht, für den Bereich rein nationaler Rechtsakte erwächst aus der Kooperationsmaxime eine Pflicht des BVerfG zur Berücksichtigung der Rechtsprechung des EuGH bei der eigenen Auslegung und Anwendung unabdingbarer Grundrechtsstandards. Rechtsvergleichend werden das Kompetenzverständnis einzelner Oberster Gerichte ausgewählter Mitgliedstaaten im Verhältnis zum EuGH erörtert und in einem Ausblick abschließend institutionalisierte Kooperationsmodelle vorgestellt und bewertet.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
A. Problemstellung | 13 | ||
B. Einleitung | 17 | ||
I. Grundrechtsschutz des Europäischen Gerichtshofes | 17 | ||
1. Europäische Grundrechte als Prüfungsmaßstab | 17 | ||
2. Streitgegenstand | 21 | ||
a) Rechtsakte der Gemeinschaft | 21 | ||
b) Nationale Durchführungsmaßnahmen | 22 | ||
c) Mitgliedstaatliches Handeln im Bereich des Gemeinschaftsrechts, insbesondere Beschränkungen der Grundfreiheiten | 24 | ||
3. Letztentscheidungskompetenz des EuGH | 25 | ||
II. Grundrechtsschutz des Bundesverfassungsgerichts | 27 | ||
1. Rolle des EuGH als gesetzlicher Richter i. S. d. Art. 101 Abs. 1 S. 2 GG aus bundesverfassungsrechtlicher Sicht | 27 | ||
2. Zuständigkeit des BVerfG | 29 | ||
a) Fortbestehen nationaler Grundrechtsrechtsprechungsgewalt | 29 | ||
b) Zuständigkeitsverteilung nach Streitgegenstand („Akt der öffentlichen Gewalt“) | 30 | ||
c) Umfang bundesverfassungsgerichtlicher Überprüfung sekundären Gemeinschaftsrechts am Maßstab deutscher Grundrechte bzw. Maßgeblichkeit deutscher Grundrechte | 32 | ||
aa) Solange I-Beschluß vom 29. Mai 1974 | 33 | ||
bb) Vielleicht-Beschluß vom 25. Juli 1979 | 33 | ||
cc) Solange II-Beschluß vom 22. Oktober 1986 | 34 | ||
dd) Tabaketikettierungsrichtlinie, Beschluß vom 12. Mai 1989 | 34 | ||
ee) Nachtarbeit-Urteil vom 28. Januar 1992 | 35 | ||
C. Kooperative Rechtsprechung über Gemeinschaftsrechtsakte | 36 | ||
I. Der Kooperationsgedanke | 36 | ||
1. Der Kooperationsgedanke im Maastricht-Urteil vom 12. Oktober ‘93 – Kritik | 36 | ||
2. Der Kooperationsgedanke in der Verteilung nationaler Rechtsprechungskompetenzen auf dem Gebiet der Grundrechte | 40 | ||
a) Kooperativer Föderalismus in der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverfassungsgericht – Landesverfassungsgerichte)? | 42 | ||
aa) Kooperation im Bereich der Verwerfungskompetenz? | 43 | ||
bb) Kooperation im Bereich der Bestätigungskompetenz? | 44 | ||
(1) Vorbedingung der Kooperation | 45 | ||
(2) Kooperationsähnliche Kompetenzzuordnung der Landesverfassungsgerichte und des BVerfG? | 49 | ||
b) US-Supreme Court und einzelstaatliche Gerichte in den Vereinigten Staaten von Amerika in der Staatsform des Bundesstaates | 51 | ||
3. Der Kooperationsgedanke im allgemeinen Völkerrecht | 53 | ||
4. Der Kooperationsgedanke im Vertragsprinzip der „Gemeinschaftstreue“ gem. Art. 10 EGV n.F. (Art. 5 EGV a.F.) | 55 | ||
II. Grundlagen der Kooperation im deutschen Verfassungsrecht | 57 | ||
1. Kooperation oder Subordination als Organisations- und Handlungsmaxime in Europa – Festlegung durch die Präambel? | 57 | ||
a) Gleichstellung als Kooperationsbedingung | 57 | ||
b) Gemeinsame Handlungsbasis als Kooperationsbedingung: Europäische Wurzel der Grundrechte | 58 | ||
2. Art. 23 Abs. 1 GG als „Kooperations“vorschrift | 62 | ||
a) Rechtsprechungsgewalt im Bereich der Grundrechte als Hoheitsrecht i. S. d. Art. 23 Abs. 1 S. 2 GG | 63 | ||
b) Kooperation oder Subordination als Handlungsmaxime des Art. 23 Abs. 1 GG? | 64 | ||
aa) Subordinationsrechtliches Verständnis: Fortbestehen subsidiärer nationaler Rechtsprechungsgewalt auf dem Gebiet der Grundrechte | 64 | ||
bb) Kooperationsrechtliches Verständnis: Verzicht auf die Ausübung nationaler Rechtsprechungsgewalt im Bereich der Grundrechte | 68 | ||
cc) Ausnahmen vom Verzichtsgrundsatz? | 69 | ||
(1) Ergänzungsgedanke | 69 | ||
(a) Unzureichender Individualrechtsschutz | 70 | ||
(b) Bestimmte Grundrechte | 74 | ||
(c) Einstweiliger Rechtsschutz | 76 | ||
(2) Evidenzkontrolle, Vertretbarkeitskontrolle, intensivierte inhaltliche Kontrolle | 79 | ||
c) Unabdingbare europäische Grundrechtsstandards als Kooperationsbedingung, Art. 23 Abs. 1 Satz 1 GG | 81 | ||
aa) Bindung an Grundrechtsstandards | 81 | ||
bb) Umfang der Bindung an Grundrechte | 83 | ||
(1) Hypothekentheorie | 83 | ||
(2) Grundrechtsstandard nach Art. 79 Abs. 3 GG? | 84 | ||
(3) Wesensgehaltsgarantie | 85 | ||
d) Die Verwirklichung der Kooperationsbedingung „Schutz unabdingbarer Grundrechtsstandards“ | 89 | ||
aa) Richterrechtliche Grundrechtsentwicklung durch den EuGH oder Notwendigkeit eines europäischen Grundrechtskataloges? | 89 | ||
bb) Verfassungsrechtliche Vermutung für ausreichenden Grundrechtsschutz auf europäischer Ebene? | 92 | ||
cc) Sicherung der „unabdingbaren Grundrechtsstandards“ auf europäischer Ebene durch Art. 6 Abs. 2 EUV n.F. (Art. F Abs. 2 EUV a.F.) | 94 | ||
(1) Die in Art. 6 Abs. 2 EUV n.F. (Art. F Abs. 2 EUV a.F.) normierte Beachtungspflicht als Erfüllung der Kooperationsbedingung | 94 | ||
(2) Inhalt der Beachtungspflicht des Art. 6 Abs. 2 EUV n.F. (Art. F Abs. 2 EUV a.F.) | 95 | ||
(3) Kooperative Ausgestaltung des unabdingbaren Grundrechtsstandards durch die Methode wertender Rechtsvergleichung des EuGH | 97 | ||
dd) Zwischenergebnis | 102 | ||
D. Kooperative Grundrechtsrechtsprechung im Bereich nationaler Durchführungsmaßnahmen | 104 | ||
I. Die nationalen Durchführungsakte | 104 | ||
1. Ausdehnung der Grundrechtsrechtsprechung des EuGH auf nationale Maßnahmen, die Grundfreiheiten beschränken? | 104 | ||
2. Grundrechtsrechtsprechung des EuGH über „nationale Durchführungsmaßnahmen“ | 108 | ||
II. Der Rechtsprechungsauftrag des BVerfG und seine Vorlagepflicht | 111 | ||
1. Vorlagepflicht des BVerfG nach Art. 234 Abs. 3 EGV n.F. (Art. 177 Abs. 3 EGV a.F.) | 111 | ||
a) Das BVerfG als letztinstanzliches Gericht nach Art. 234 Abs. 3 EGV n.F. (Art. 177 Abs. 3 EGV a.F.) | 111 | ||
b) Der Prüfungsmaßstab des BVerfG im Rahmen seiner Vorlagepflicht | 113 | ||
c) Ergebnis | 114 | ||
2. Verbleibendes richterliches Entscheidungsrecht | 114 | ||
a) Die Prüfung einer bestehenden Vorlagepflicht | 114 | ||
b) Entscheidung über Vorliegen einer Durchführungsmaßnahme | 115 | ||
c) Art. 234 EGV n.F. (Art. 177 EGV a.F.) als Kooperationsnorm | 116 | ||
E. Kooperative Grundrechtsrechtsprechung über rein nationale Hoheitsakte? | 118 | ||
I. Grundrechtsschutz des EuGH gegen nationale Akte? | 118 | ||
II. BVerfG und Grundrechtsschutz gegen nationale Akte | 119 | ||
III. Lösungsansätze in der Literatur | 121 | ||
1. Kein europäischer Grundrechtsschutz gegen nationale Hoheitsakte, die keine Durchführungsmaßnahmen sind | 121 | ||
2. Bejahung europäischen Grundrechtsschutzes gegen rein nationale Hoheitsakte | 122 | ||
3. Eigener Vorschlag | 123 | ||
a) Notwendigkeit „positiver“ Kooperation | 123 | ||
b) Umfang der Grundrechtsbindung nach Art. 1 Abs. 3 GG? | 124 | ||
F. Oberste Gerichtsbarkeiten ausgewählter Mitgliedstaaten und EuGH | 127 | ||
I. Conseil Constitutionnel in Frankreich | 129 | ||
1. Übertragung von Rechtsprechungsgewalt im Bereich der Grundrechte. | 129 | ||
2. Integrationsschranke: „libertés publiques“ | 130 | ||
3. Fortbestehen oder Verzicht auf nationale Grundrechtsrechtsprechung? | 132 | ||
II. Corte costituzionale in Italien | 133 | ||
1. Übertragung von Rechtsprechungsgewalt im Bereich der Grundrechte. | 133 | ||
2. Integrationsschranke: „diritti inviolabili dell’umo“ | 134 | ||
3. Fortbestehen oder Verzicht auf nationale Grundrechtsrechtsprechung? | 136 | ||
III. Der österreichische Verfassungsgerichtshof | 137 | ||
1. Übertragung von Rechtsprechungsgewalt im Bereich der Grundrechte | 137 | ||
2. Integrationsschranken? | 138 | ||
G. Ausblick auf weiterführende Kooperationsmodelle beim Grundrechtsschutz | 141 | ||
I. Intensivierung der bestehenden „positiven“ Kooperationspflichten | 141 | ||
1. Intensivierung des Vorlageverfahrens | 141 | ||
2. Durch die Erarbeitung eines gemeinsamen Grundrechtskataloges? | 143 | ||
3. Durch informelle Beratungen und Anhörungen? | 145 | ||
a) Zulässigkeit bilateraler „informeller Beratungen“ | 145 | ||
b) Anhörung des EuGH in konkreten Verfahren vor dem BVerfG? | 146 | ||
c) Zulässigkeit „multilateraler“ informeller Beratungen | 147 | ||
II. Institutionalisierte Kooperationsmodelle | 150 | ||
1. Europäischer Gemeinsamer Senat | 150 | ||
a) Abweichung des EuGH von der Grundrechtsrechtsprechung des BVerfG bei Gemeinschaftsrechtsakten und nationalen Durchführungsmaßnahmen | 151 | ||
b) Abweichung des BVerfG von der Grundrechtsrechtsprechung des EuGH bei nationalen Akten | 153 | ||
2. Europäischer Gerichtshof für Grundrechte | 154 | ||
a) Variante: Parallelzuständiger EGG bei nationalen Akten | 155 | ||
b) Variante: Vorlagepflicht des BVerfG an den alleinzuständigen EGG bei nationalen Akten | 158 | ||
c) Variante: Ausschließliche Zuständigkeit des EGG für Grundrechte bei nationalen Akten | 160 | ||
H. Zusammenfassung | 162 | ||
Literaturverzeichnis | 166 | ||
Stichwortverzeichnis | 178 |