Das Pressegeheimnis
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Das Pressegeheimnis
Wandel und Perspektiven gesetzlicher Sicherungen der Pressefreiheit gegen strafprozessuale Zwangsmaßnahmen
Schriften zu Kommunikationsfragen, Vol. 24
(1998)
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Abstract
Zu den drängendsten und umstrittensten Problemen des Verhältnisses von Staat und Presse gehört die Frage des Schutzes der Presse gegen auf das Strafprozeßrecht gestützte staatliche Zwangsmaßnahmen (Zeugniszwang, Durchsuchung, Beschlagnahme). Diese strafprozessualen Zwangsbefugnisse eröffnen dem Staat die Möglichkeit zu schwerwiegenden - häufig auch mißbräuchlichen - Eingriffen in die Pressearbeit, zu Eingriffen, die in besonderer Weise auch das berufsethische Selbstverständnis der Journalisten belasten, weil sie die traditionell (unpräzise) als "Redaktionsgeheimnis" bezeichnete Vertraulichkeitssphäre der Presse verletzen.Der Autor untersucht, inwieweit der Schutz der Presse gegen strafprozessuale Zwangsmaßnahmen durch die Gewährleistung der Pressefreiheit vom Grundgesetz vorgegeben ist und versucht, das verfassungsrechtlich gebotene $aPressegeheimnis$z und seinen zeitgemäßen Schutzumfang herauszuarbeiten. Dazu wird zum einen erläutert, wie sich die heute geltende Schutzregelung in der StPO mit ihren Schwachstellen im Laufe einer über 100jährigen Geschichte herausgebildet hat, zum anderen das Schutzbedürfnis der Presse im Hinblick auf die reale Gefährdung verschiedener Aspekte der Pressetätigkeit bestimmt.Hierbei zeigt sich, daß sich entgegen der Auffassung des Bundesverfassungsgerichts die Mißstände des geltenden Rechts auch nicht dadurch ausgleichen lassen, daß im Einzelfall ein über die StPO hinausgehender Schutz aus Art. 5 GG abgeleitet wird, denn der negative Eindruck etwa von Durchsuchungen im Pressebereich auf die Öffentlichkeit kann durch nachträgliche gerichtliche Korrekturen nicht mehr kompensiert werden. Um das Vertrauen der Allgemeinheit in die Eigenständigkeit und Staatsfreiheit der Presse zu schützen, bedarf es vielmehr einer generellen gesetzlichen Vorfeldsicherung des Pressegeheimnisses. Gegen Ende der Arbeit wird nach einer Bewertung der dem Bundestag vorliegenden aktuellen Gesetzentwürfe ein eigener Vorschlag unterbreitet, wie eine solche verfassungsnahe Schutzregelung aussehen könnte.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 13 | ||
A. Historische Entwicklung bis 1975 | 17 | ||
I. Zeugniszwang und Presseschutzbestrebungen im Kaiserreich | 17 | ||
1. Von der Zensur zum Zeugniszwang | 17 | ||
2. Die Handhabung des Zeugniszwangs gegen die Presse | 18 | ||
3. Versuch einer Verankerung eines Zeugnisverweigerungsrechts der Presse im RPG | 20 | ||
4. Versuch der Einführung eines Zeugnisverweigerungsrechts der Presse in der StPO | 24 | ||
5. Weitere Entwicklung und Beurteilung in der Literatur | 27 | ||
6. Zusammenfassung | 28 | ||
II. Schutz des Pressegeheimnisses in der Weimarer Republik | 29 | ||
1. Die rechtliche Situation der Presse in der Weimarer Zeit | 29 | ||
a) Die verfassungsrechtliche Ausgangslage | 29 | ||
b) Die einfachgesetzliche Ausgestaltung | 31 | ||
c) Zusammenfassung | 32 | ||
2. Der Schutz des Pressegeheimnisses durch das Gesetz vom 27.12.1926 | 33 | ||
a) Das Zeugnisverweigerungsrecht in der StPO | 33 | ||
b) Der Beschlagnahmeschutz | 35 | ||
c) Bewertung in der zeitgenössischen Literatur | 36 | ||
3. Zusammenfassung und Bewertung | 36 | ||
III. NS-Diktatur | 37 | ||
IV. Besatzungszeit | 43 | ||
V. Entwicklung in der Bundesrepublik | 44 | ||
1. Erste landesrechtliche Regelungen und das Gesetz zur Wiederherstellung der Rechtseinheit | 44 | ||
2. Die Erweiterung durch das Dritte Strafrechtsänderungsgesetz und ihre Probleme | 46 | ||
3. Die SPIEGEL-Affäre | 52 | ||
4. Reformversuche auf Bundesebene | 54 | ||
5. Zeugnisverweigerungsrecht und Beschlagnahmeschutz in den Landespressegesetzen der 60er Jahre | 56 | ||
6. Zusammenfassung | 61 | ||
VI. Die Rechtsprechung des BVerfG zum Pressegeheimnis bis 1975 | 62 | ||
1. BVerfGE 15, 77 – Einstweilige Anordnung im SPIEGEL-Verfahren | 62 | ||
2. BVerfGE 20, 162 – SPIEGEL | 62 | ||
3. BVerfGE 25, 296 – STERN | 67 | ||
4. BVerfGE 33, 367 – Sozialarbeiter | 68 | ||
5. BVerfGE 36, 193 – Zeugnisverweigerungsrecht im HessPresseG | 70 | ||
6. BVerfGE 36, 314 und 38, 103 – HambPresseG | 70 | ||
7. Zusammenfassung | 71 | ||
B. Geltendes Strafprozeßrecht | 72 | ||
I. Entstehung der §§ 53 I Nr. 5, 97 V StPO | 72 | ||
1. Der Gesetzentwurf des Bundesrates | 72 | ||
2. Der Gesetzentwurf der CDU/CSU-Fraktion | 73 | ||
3. Vom Regierungsentwurf zum Gesetz über das Zeugnisverweigerungsrecht der Mitarbeiter von Presse und Rundfunk | 74 | ||
II. Der strafprozessuale Pressegeheimnisschutz seit 1975 | 76 | ||
1. Zeugnisverweigerungsrecht | 76 | ||
a) Geschützter Personenkreis | 76 | ||
aa) Überblick | 76 | ||
bb) Die Berufsmäßigkeit der Mitwirkung | 78 | ||
(1) Problemstellung | 78 | ||
(2) Meinungsstand in der Literatur | 79 | ||
cc) Das Erfordernis der Periodizität | 81 | ||
(1) Problemstellung | 81 | ||
(2) Meinungsstand in der Literatur | 82 | ||
b) Gegenstand und Umfang des Zeugnisverweigerungsrechts | 84 | ||
aa) Überblick | 84 | ||
(1) Person des Informanten | 84 | ||
(a) Umfassender Informantenschutz | 84 | ||
(b) Die restriktive Rechtsprechung des BGH | 85 | ||
(aa) Der “Klein-Beschluß” des BGH | 85 | ||
(bb) Stellungnahmen in der Literatur | 86 | ||
(cc) Bewertung | 88 | ||
(2) Mitteilungen | 89 | ||
bb) Beschränkung auf den redaktionellen Teil | 90 | ||
(1) Problemstellung | 90 | ||
(2) Meinungsstand in der Literatur | 91 | ||
cc) Zeugnisverweigerungsrecht bei schweren Straftaten | 93 | ||
(1) Problemstellung | 93 | ||
(2) Meinungsstand in der Literatur | 93 | ||
2. Beschlagnahmeschutz | 95 | ||
a) Geschützte Personen und Räume | 95 | ||
b) Strafverstrickungsklausel und Richtervorbehalt | 97 | ||
aa) Problemstellung | 97 | ||
bb) Meinungsstand in der Literatur | 100 | ||
c) Terroristische Bekennerbriefe | 101 | ||
3. Schutz vor Durchsuchungen | 104 | ||
4. Schutz eigener Beobachtungen und des selbsterarbeiteten Materials | 104 | ||
a) Problemstellung | 104 | ||
b) Meinungsstand in der Literatur | 110 | ||
aa) Befürworter des geltenden Rechts | 110 | ||
bb) Kritik am geltenden Recht | 112 | ||
C. Pressegeheimnisschutz nach dem Grundgesetz | 115 | ||
I. Vorbemerkung | 115 | ||
II. Die Rechtsprechung des BVerfG zum Pressegeheimnis seit 1975 | 115 | ||
1. BVerfG StV 1981, 16 und BVerfGE 56, 247 – Rekrutengelöbnis | 115 | ||
2. BVerfG NStZ 1982, 253 – Bekenneranruf | 116 | ||
3. BVerfGE 64, 108 – Chiffregeheimnis | 118 | ||
4. BVerfGE 66, 116 – Wallraff | 120 | ||
5. BVerfGE 77, 65 – Brokdorf | 121 | ||
6. Zusammenfassung | 127 | ||
III. Verfassungsrechtliche Anforderungen an einen zeitgemäßen Pressegeheimnisschutz | 127 | ||
1. Das Pressegeheimnis als Schutzbereichselement von Art. 5 I 2 GG | 127 | ||
a) Der Pressebegriff des Art. 5 I 2 GG | 128 | ||
b) Geschützter Personenkreis | 129 | ||
c) Geschützte Tätigkeiten | 129 | ||
d) Art. 5 I 2 GG als Abwehrrecht | 130 | ||
e) Die Pressefreiheit als objektiv-rechtliches Schutzgebot | 131 | ||
2. Die Vorschriften über Zeugniszwang, Beschlagnahme und Durchsuchungen als allgemeine Gesetze | 139 | ||
3. Abwägung | 142 | ||
a) Unverzichtbarkeit der Einzelfallabwägung | 142 | ||
b) Schutzgut Strafrechtspflege | 144 | ||
c) Die Pressefreiheit in der Abwägung | 146 | ||
aa) Objektiv-rechtlicher Grundrechtsgehalt und öffentliche Aufgabe | 146 | ||
bb) Gewicht der Beeinträchtigung der Presse | 148 | ||
cc) Berufsmäßige und nichtberufliche Pressetätigkeit | 152 | ||
dd) Behandlung des Anzeigenteils | 153 | ||
ee) Periodische und nichtperiodische Presse | 154 | ||
ff) Fremdmaterial und Eigenrecherche | 155 | ||
gg) Zwischenbilanz | 158 | ||
hh) Kein absoluter Vorrang der Pressefreiheit | 160 | ||
d) Folgerungen | 162 | ||
D. Problemgewichtung und Stellungnahme | 167 | ||
I. Gesetzgeberische Ziele | 167 | ||
II. Einzelfragen | 169 | ||
1. Das Berufsmäßigkeitserfordernis | 169 | ||
2. Das Periodizitätserfordernis | 170 | ||
3. Ausschluß des Anzeigenteils | 170 | ||
4. Ausnahmen vom Pressegeheimnisschutz bei schweren Straftaten? | 171 | ||
5. Beschlagnahmeschutz | 174 | ||
a) Entscheidende Bedeutung des Beschlagnahmeschutzes | 174 | ||
b) Probleme der Strafverstrickungsklausel | 175 | ||
aa) Teilnahmeverdacht | 175 | ||
bb) Producta et instrumenta sceleris | 182 | ||
cc) Zwischenergebnis | 183 | ||
6. Der Ausschluß selbsterarbeiteten Materials und eigener Beobachtungen | 183 | ||
a) Zweck des Pressegeheimnisses | 183 | ||
b) Vergleich mit anderen Zeugnisverweigerungsberechtigten | 185 | ||
c) Berufsethik und presserechtliche Sorgfaltspflichten | 188 | ||
d) Fehlen rechtsvergleichender Reformimpulse | 190 | ||
e) Zwischenergebnis | 191 | ||
7. Neue Gefahren für das Pressegeheimnis | 192 | ||
III. Ergebnis | 194 | ||
E. Lösungsmöglichkeiten | 195 | ||
I. Gesetzentwürfe der letzten Jahre | 195 | ||
1. Der Entwurf der Fraktion DIE GRÜNEN von 1988 | 195 | ||
2. Der Entwurf der SPD-Fraktion von 1989 | 196 | ||
3. Der Entwurf des Bundesrates | 196 | ||
a) Vorbemerkung | 196 | ||
b) Inhalt | 196 | ||
aa) Geschützter Personenkreis | 197 | ||
bb) Inhaltliche Erweiterung: Schutz des selbstrecherchierten Materials | 197 | ||
c) Kritik | 198 | ||
4. Der Gesetzentwurf der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 15.7.1996 | 203 | ||
II. Problementschärfung durch Kooperation | 204 | ||
III. Eigene Reformvorschläge | 206 | ||
1. Änderungen der Strafprozeßordnung | 206 | ||
2. Änderungen des Strafgesetzbuches | 207 | ||
3. Änderung des Fernmeldeanlagengesetzes | 208 | ||
Schlußbetrachtung und Ausblick | 209 | ||
Anhang: Synopse der wichtigsten Pressegeheimnisschutzvorschriften | 214 | ||
Literaturverzeichnis | 220 |