Menu Expand

»Negotiated Rulemaking« in den USA und normvertretende Absprachen in Deutschland

Cite BOOK

Style

Schnöckel, S. (2005). »Negotiated Rulemaking« in den USA und normvertretende Absprachen in Deutschland. Eine rechtsvergleichende Analyse kooperativen Verwaltungshandelns. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-51843-2
Schnöckel, Stefan. »Negotiated Rulemaking« in den USA und normvertretende Absprachen in Deutschland: Eine rechtsvergleichende Analyse kooperativen Verwaltungshandelns. Duncker & Humblot, 2005. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-51843-2
Schnöckel, S (2005): »Negotiated Rulemaking« in den USA und normvertretende Absprachen in Deutschland: Eine rechtsvergleichende Analyse kooperativen Verwaltungshandelns, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-51843-2

Format

»Negotiated Rulemaking« in den USA und normvertretende Absprachen in Deutschland

Eine rechtsvergleichende Analyse kooperativen Verwaltungshandelns

Schnöckel, Stefan

Schriften zum Internationalen Recht, Vol. 152

(2005)

Additional Information

Book Details

Pricing

Abstract

Stefan Schnöckel vergleicht zwei Formen kooperativen Verwaltungshandelns: das amerikanische »Negotiated Rulemaking« und die deutschen normvertretenden Absprachen bzw. Selbstverpflichtungen. Beide Handlungsformen gleichen sich insoweit, als sie darauf gerichtet sind, auf der Grundlage von Verhandlungen generell-abstrakte Problemlösungen hervorzubringen; sie unterscheiden sich vor allem dadurch, dass am Ende des »Negotiated Rulemaking« eine verbindliche staatliche Verordnung steht, wohingegen der Staat bei normvertretenden Absprachen gerade auf die Normsetzung verzichtet.

Trotz dieser Unterschiede werfen beide Verfahren ähnliche Probleme auf, weil sie beide auf Defizite des traditionellen Verordnungsgebungsprozesses reagieren. Von diesen Problemen greift Stefan Schnöckel drei auf:

- Die Zufriedenheit aller Beteiligten ist offenbar kein gutes Indiz für die sachliche Richtigkeit eines Verhandlungsergebnisses. Erklären lässt sich das am besten unter Rückgriff auf psychologische Erkenntnisse, insbesondere auf die Theorie der kognitiven Dissonanz und den Hawthorne-Effekt.

- Am Verhandlungstisch gelingt es gut organisierten Minderheiten häufig, überproportionale Macht auszuüben, da größere Gruppen mit Problemen kollektiven Handelns zu kämpfen haben.

- Normvertretende Absprachen regeln vielfach Situationen, die keiner Regelung bedürfen, weil die zugrundeliegenden Gefahren objektiv viel geringer sind, als die Betroffenen subjektiv - etwa aufgrund kognitiver Fehleinschätzungen - annehmen.

Vor diesem Hintergrund befürwortet die in Deutschland von Prof. Dr. Hans-Joachim Cremer und in den USA von Prof. Cass R. Sunstein betreute Arbeit die Anwendung der Kosten-Nutzen-Analyse. Denn wenngleich dieses Instrument auf theoretischer Ebene umstritten sein mag, sind seine konkreten Auswirkungen doch so vielversprechend, dass sein stärkerer Einsatz wünschenswert erscheint.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Danksagung 5
Inhaltsverzeichnis 7
Α. Einleitung 15
Β. „Negotiated Rulemaking" in den USA und normvertretende Absprachen in Deutschland: Gründe für ihre Entstehung und Darstellung ihrer rechtlichen Ausformung 20
I. Gründe für die Einführung des „Negotiated Rulemaking" in den USA 20
1. Mängel des traditionellen amerikanischen Verordnungsgebungsverfahrens 20
2. Mit dem neuen Verhandlungsverfahren verbundene Hoffnungen 22
II. Der „Negotiated Rulemaking Act" 24
III. Die Auswirkungen des „Negotiated Rulemaking Act" 27
1. Verkürzt das „Negotiated Rulemaking" Verordnungsgebungsverfahren und hilft es, Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden? 28
2. Die Bewertung des „Negotiated Rulemaking" durch die Wirtschaftsverbände 31
3. Spieltheoretische Überlegungen 32
IV. Vergleichbarkeit von amerikanischem „Negotiated Rulemaking" und deutschen normvertretenden Absprachen 33
V. Gründe für normvertretende Absprachen in Deutschland 35
1. Vorzüge von Absprachen 36
2. Schattenseiten der Absprachen 38
3. Absprachen beim Gesetzesvollzug 40
VI. Die rechtliche Bewertung der normvertretenden Absprachen 41
1. Bindungswirkung 41
2. Schadensersatzansprüche bei Verstoß gegen Absprachen? 44
a) Amtshaftung 44
b) Verschulden bei Vertragsverhandlungen 46
c) Umdeutung 47
3. Normvertretende Absprachen und das Wettbewerbsrecht 48
a) Grundsätzliche Überlegungen zur Vereinbarkeit von Absprachen und Wettbewerbsrecht 49
b) Die rechtswissenschaftliche Diskussion dieses Themas 51
c) Die Frage nach der Zuordnung der Absprachen zum öffentlichen Recht bzw. zum Privatrecht 53
4. Der staatliche Mitwirkungsakt 56
a) Ermächtigungsgrundlage 58
(1) Erfordernis einer Ermächtigungsgrundlage im Verhältnis zu den an der Absprache Beteiligten 58
(2) Erfordernis einer Ermächtigungsgrundlage im Verhältnis zu Dritten 62
b) Zuständigkeit 64
c) Verfahrensanforderungen 66
(1) Anwendbarkeit der Geschäftsordnungen der Bundesregierung und der Bundesministerien auf Absprachen 66
(2) Erforderlichkeit der Zustimmung des Bundesrats 67
(3) Entsprechende Anwendung sonstiger Beteiligungsvorschriften? 68
d) Veröffentlichung des Absprachewortlauts 70
e) Gesetzgebungspflichten 72
f) Zwecktauglichkeit 72
5. Zwischenergebnis zum deutschen Recht 73
VII. Vorläufiger Vergleich des amerikanischen „Negotiated Rulemaking" mit den deutschen normvertretenden Absprachen 74
C. Die abfallwirtschaftliche Absprache aus dem Jahr 1977 als Beispiel für normvertretende Absprachen in Deutschland - Zugleich eine Einführung in die ökonomische Analyse der Regulierung umweltverschmutzenden Verhaltens 75
I. Zustandekommen und Inhalt der abfallwirtschaftlichen Absprache 76
II. Von der Absprache zu lösende Probleme 79
1. Probleme aufgrund der Produktion und Entsorgung von Einwegbehältnissen 79
2. Externe Effekte und Marktversagen 80
3. Maßstäbe für die Beurteilung verschiedener Regelungsinstrumente 83
III. Tauglichkeit privatrechtlichen Vorgehens 84
IV. Brauchbarkeit öffentlich-rechtlicher Instrumente 86
1. Informationspflichten 86
2. Verbot der nicht ordnungsgemäßen Entsorgung von Einwegbehältern 87
3. Verbot der Produktion bzw. des Inverkehrbringens von Einwegbehältern 88
4. Abgaben 90
a) Vorzüge von Abgaben 90
b) Bedenken 93
5. Dosenpfand 96
a) Nutzen des Dosenpfands 97
b) Einwände 98
V. Bewertung der abfallrechtlichen Absprache 100
D. Die Interessenvertretung im amerikanischen „Negotiated Rulemaking", insb. die Frage nach dem Nutzen der Beteiligung von Umweltverbänden 104
I. Einleitung 104
II. Beispiele für „Negotiated Rules" 106
1. Die Koksofenverordnung („Coke Oven Emissions Rule") 107
a) Die Missachtung des Vorrangs des Gesetzes durch die Koksofenverordnung und ihr Beitrag zur Beibehaltung alter Technologien 107
b) Zu enge Definition des Begriffs „Neue Anlage" („New Source") 110
c) Zu frühe Überprüfung der Grenzwerte 111
d) Ergebnis 111
2. Die Holzmöbelverordnung („Standards for Hazardous Air Pollutant Emissions from Wood Furniture Manufacturing Operations") 113
a) Verletzung von CAA § 112 (d) durch zu großzügige Grenzwerte für bereits bestehende Anlagen und durch die Weigerung, Unterkategorien festzulegen 114
b) Verletzung von CAA § 112 (d)(3) durch die Grenzwerte für neue Anlagen 117
c) Ergebnis 118
3. Die Holzofen Verordnung („Woodstoves Rule") 118
a) Zu kleiner Anwendungsbereich der Verordnung aufgrund zu enger Definition des Begriffs der Veränderung („Modification") 119
b) Verletzung des Clean Air Act (CAA § 111 (a)( 1 )) durch unterschiedliche Anforderungen an Holzöfen mit und ohne Katalysatoren 120
c) Rechtswidrige Begünstigung kleiner Hersteller 123
d) Verschiedenes 124
4. Ergebnis 124
III. Warum sind Teilnehmer an Verhandlungskomitees mit Verordnungen zufrieden, die den von ihnen vertretenen Interessen zuwiderlaufen? 125
1. Empirische Untersuchungen 126
2. Überraschende Ergebnisse der empirischen Untersuchungen 129
3. Die Theorie der kognitiven Dissonanz 131
a) Beschreibung 131
b) Anwendung der Theorie der kognitiven Dissonanz auf das „Negotiated Rulemaking" 134
c) Empirische Untersuchung zum Einfluss der Initiation auf die Wertschätzung einer Gruppe 135
d) Übertragung der Ergebnisse des Initiationsexperiments auf das „Negotiated Rulemaking" 137
e) Kognitive Dissonanz und die deutschen normvertretenden Absprachen 140
4. Der Hawthorne-Effekt 141
IV. Vergleich zwischen „Negotiated Rulemaking" und traditionellem „Notice-and- Comment Rulemaking" 145
1. Das traditionelle amerikanische Verordnungsgebungsverfahren 146
2. Einordnung des neuen „Negotiated Rulemaking" in das herkömmliche, auf Ausgewogenheit bedachte System 147
V. Übertragung der Ergebnisse dieses Abschnitts auf das deutsche Recht und auf die Frage nach erweiterten Beteiligungsmöglichkeiten für Umweltverbände 150
E. Verfahrensbeteiligung und Probleme kollektiven Handelns 152
I. Beispiele 154
1. „Grand Canyon Visibility Rule" 154
a) Entstehungsgeschichte und gesetzliche Grundlagen 154
b) Einführung in die ökonomische Bewertung natürlicher Ressourcen 158
c) Ergebnis der Verordnungsverhandlungen 163
d) Gründe für das Erreichen eines Kompromisses in den Verhandlungen 165
e) Besonderheiten der Vereinbarung 166
(1) Das Problem der geringen Sichtweiten 166
(2) Die Zusammensetzung des Kreises der Verhandlungsteilnehmer 168
2. Holzofenverordnung („Woodstoves Rule") 172
II. Unterschiede zwischen parlamentarischer Gesetzgebung und kooperativer Verordnungsgebung 173
1. Pluralismus 174
2. Von Interessengruppen vertretene Interessen 179
3. Soziale Stellung der typischen Verbandsmitglieder 182
4. Bei der Organisation von Gruppen auftretende Probleme kollektiven Handelns 184
a) Kollektivgüter und große Gruppen 185
b) Einwände gegen dieses Erklärungsmodell 189
c) Empirische Untersuchungen zur Bedeutung selektiver Vorteile 191
d) Schwierigkeiten der Verhandlungsteilnahme für Gruppen, die durch selektive Vorteile zusammengehalten werden 193
5. Zur Möglichkeit des Kongresses, mit Hilfe umfassender Strategieentscheidungen den Einfluss von Interessengruppen zu schwächen 194
6. Warum der Gesetzgeber Interessen beachtet, die bei der kooperativen Verordnungsgebung vernachlässigt werden 196
a) Empirische Untersuchungen zur Situation in den USA 196
(1) Interesse der amerikanischen Abgeordneten an ihrer Wiederwahl 197
(2) Aufmerksame Öffentlichkeit vs. Unaufmerksame Öffentlichkeit 200
b) Übertragbarkeit der für die USA gewonnenen Ergebnisse auf Deutschland 204
c) Anwendung der Erkenntnisse über das Verhalten von Abgeordneten auf die kooperative Verordnungsgebung 207
(1) Allgemeine Bemerkungen 207
(2) Der Clean Air Act als Beleg für die Ausrichtung der Abgeordneten an den Interessen der unaufmerksamen Öffentlichkeit 210
(3) Anwendung auf die „Grand Canyon Visibility Rule" 212
(4) Anwendung auf die Holzofen Verordnung 214
d) Lösungsmöglichkeiten: Publizität und Wahl von Vertretern? 218
III. Ergebnis dieses Abschnitts 220
F. Abschluss von Selbstverpflichtungen in Fällen, in denen der Staat nicht ohne weiteres handeln kann, aber die Öffentlichkeit staatliches Tätigwerden verlangt 224
I. Selbstverpflichtung der Mobilfunkbetreiber 225
1. Inhalt 225
2. Bewertung der Selbstverpflichtung der Mobilfunkbetreiber 227
a) Abgrenzung geringe Wahrscheinlichkeit/objektive Ungewissheit 228
b) Vernachlässigung von Wahrscheinlichkeiten 229
(1) Experiment zum Nachweis des Zusammenhangs zwischen Gefühlen und Wahrscheinlichkeitsbewertungen 231
(2) „Certainty Effect" und binäre Erklärungsmodelle 232
c) Rivalisierende Rationalitäten? 234
d) Informationsdefizite und einseitige Betrachtungsweisen 238
(1) Allgemeines 238
(2) Asbest in New Yorker Schulen 239
(3) „Negotiated Rulemaking: Asbestos containing materials in schools" 240
e) Weiteres zum Einfluss von Gefühlen auf Risikobewertungen 242
f) Sozialprozesse und ihr Einfluss auf Risikowahrnehmungen 244
g) Warum die Aufklärung der Bevölkerung oft keinen Erfolg verspricht 245
(1) Ergebnis einer Studie zur Wahrnehmung von Risiken aufgrund elektromagnetischer Felder 245
(2) Ergebnisse anderer Studien 247
(3) Anwendung auf den Fall der Mobilfunkbetreiber 248
h) Möglichkeit staatlichen Handelns bei Angst der Bevölkerung vor elektromagnetischen Feldern 250
i) Auswirkungen der Selbstverpflichtung der Mobilfunkbetreiber auf das inter-kommunale Verhältnis 254
j) Auswirkungen der Selbstverpflichtung auf das intra-kommunale Verhältnis 255
II. Selbstverpflichtung der Kinderbekleidungsindustrie 257
1. Inhalt 257
2. Verfügbarkeitsheuristik („Availability Heuristic") 258
a) Beschreibung 258
b) Beispiel: „Worst case analysis under ΝΕΡΑ" 261
3. Anwendung der Erkenntnisse der Verfügbarkeitsheuristik auf die Selbstverpflichtung der Kinderbekleidungsindustrie 265
4. Ermächtigungsgrundlage für staatliches Handeln zweifelhaft (§ 7 ProdSG) 266
5. Lösung dieses Problems mit Hilfe des BGB und des ProdHaftG? 269
6. Warum man sich nicht auf ProdHaftG und BGB verlassen hat 271
7. Bewertung der Selbstverpflichtung der Kinderbekleidungsindustrie 273
III. Ergebnis zu den Selbstverpflichtungen der Kinderbekleidungshersteller und der Mobilfunkbetreiber 276
G. Schlussbetrachtung 278
I. „Negotiated Rulemaking" in Deutschland? 278
II. Probleme, die sowohl „Negotiated Rulemakings" und normvertretende Absprachen als auch den parlamentarischen Gesetzgeber betreffen 283
III. Probleme, die nur „Negotiated Rulemaking" und normvertretenden Absprachen eigen sind 284
IV. Kosten-Nutzen-Analyse 287
1. Verwendung der Kosten-Nutzen-Analyse in Deutschland 287
2. Kosten-Nutzen-Analyse in den USA 289
3. Kritik an der Kosten-Nutzen-Analyse 290
4. Vorteile der Kosten-Nutzen-Analyse 294
5. Weitere Einwände gegen die Kosten-Nutzen-Analyse 298
6. Ergebnis 302
H. Zusammenfassung 303
English Summary (Englische Zusammenfassung) 316
Anhang: Negotiated Rulemaking Act 319
Literaturverzeichnis 325
Personen-und Sachregister 340