Die parlamentarische Befassungskompetenz unter dem Grundgesetz
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Die parlamentarische Befassungskompetenz unter dem Grundgesetz
Eine Untersuchung zum allgemeinpolitischen Mandat von Volksvertretungen
Beiträge zum Parlamentsrecht, Vol. 49
(2001)
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Abstract
Der Autor geht der Frage nach, ob den Parlamenten in der Bundesrepublik Deutschland auf Landes- und Bundesebene ein allumfassendes Debattier- und unverbindliches Beschlußrecht auch jenseits des ihnen zur Regelung übertragenen Bereiches zusteht. Diese Problematik des sogenannten "allgemeinpolitischen Mandats" ist bislang lediglich bezüglich Kommunalvertretungen und Studentenschaften untersucht worden. Diese Frage ist aber auch auf parlamentarischer Ebene von Bedeutung, wie zum einen die Debattierpraxis der bundesrepublikanischen Parlamente, die sich an keinerlei kompetenzielle Grenzen gebunden fühlt, zum anderen aber ein Urteil des Brandenburgischen Verfassungsgerichts aus dem Jahre 1999 zeigt, das im Ergebnis den Volksvertretungen ein solches Recht aberkennt.Weiterhin fragt der Verfasser, ob ein kompetenzfreier Raum unter dem Grundgesetz existiert. Da dies im Ergebnis verneint wird, besteht die Notwendigkeit, eine - mangels expliziter Regelung ungeschriebene - verfassungsrechtliche Kompetenznorm zu finden, die zum allgemeinpolitischen Diskurs berechtigt. Als verfassungsrechtliches Instrument zum Ermitteln solch stillschweigender Kompetenzen wird vom Autor die im U.S.-amerikanischen Verfassungsrecht entwickelte "doctrine of implied and resulting powers" herangezogen, deren Übertragbarkeit auf das Grundgesetz vorab untersucht und bejaht wird. Die Kompetenz zur Ausübung dieses allgemeinpolitischen Mandats wird schließlich aus dem parlamentarischen Repräsentationsmodell der Bundesrepublik Deutschland hergeleitet. Aufgrund einer Interdependenz von Staats- und Volkswillensbildung ist der parlamentarische Diskurs nicht reiner Annex zur Regelungskompetenz, sondern ein originäres Parlamentsrecht, das lediglich durch wenige Mißbrauchsgrenzen eingeschränkt wird.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 12 | ||
Erster Teil: Problemdarstellung und Streitstand in Literatur und Rechtsprechung | 15 | ||
1. Problemdarstellung und Untersuchungsgegenstand | 15 | ||
a) Beispiele aus der Praxis des Deutschen Bundestages | 17 | ||
b) Beispiele aus Debatten des Landtages von Baden-Württemberg | 18 | ||
c) Beispiele aus anderen Bundesländern | 19 | ||
2. Darstellung des Streitstandes in der Literatur | 19 | ||
3. Darstellung der Rechtsprechung | 27 | ||
Zweiter Teil: Kompetenzfreies Handeln von Staatsorganen | 32 | ||
1. Die Entwicklung der bundesverfassungsgerichtlichen Rechtsprechung zur Reichweite von Art. 30 GG | 32 | ||
a) Das erste Volksbefragungsurteil vom 30. Juli 1958 | 33 | ||
b) Das erste Femseh-Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 28. Februar 1961 | 34 | ||
c) Das Jugendhilfe-Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 18. Juli 1967 | 34 | ||
d) Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung vom 2. März 1977 | 35 | ||
2. Die Behandlung von kompetenzfreien Räumen in der Literatur | 37 | ||
a) Die Lehre vom Verbandskompetenzfreien Raum | 38 | ||
b) Die Ansicht, von Art. 30 GG werde nur rein fiskalisches Handeln nicht erfaßt | 40 | ||
c) Die Ansicht, Art. 30 GG erfasse lückenlos die Gesamtheit aller staatlichen Tätigkeiten | 40 | ||
3. Eigene Stellungnahme | 41 | ||
a) Auseinandersetzung mit den Argumenten der Vertreter eines verbandskompetenzfreien Raumes | 41 | ||
b) Das Verhältnis von Staat und Verfassung als Legitimation eines verbandskompetenzfreien Raumes? | 42 | ||
aa) Die von der Existenz eines präkonstitutionellen Staates ausgehende Ansicht | 43 | ||
bb) Die von dem aus der Verfassung geborenen Staat ausgehende Ansicht | 45 | ||
cc) Eigene Stellungnahme | 47 | ||
c) Resümee: Keine Existenz verbandskompetenzfreier Räume | 47 | ||
Dritter Teil: Ungeschriebene Organkompetenzen im Geltungsbereich des Grundgesetzes | 49 | ||
1. Keine explizite Kompetenzzuweisung | 49 | ||
2. Die bisherige Auseinandersetzung mit ungeschriebenen Oigankompetenzen | 49 | ||
3. The Doctrine of Implied and Resulting Powers | 50 | ||
a) Entstehung in den U. S. A. | 50 | ||
b) Die Entwicklung ungeschriebener Bundeszuständigkeiten in Deutschland | 53 | ||
c) Ungeschriebene Bundeszuständigkeiten unter dem Grundgesetz | 55 | ||
aa) Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 55 | ||
bb) Der Streitstand in der Literatur | 56 | ||
4. Faktisch anerkannte stillschweigende Organkompetenzen unter dem Grundgesetz | 58 | ||
a) Das materielle Prüfungsrecht des Bundespräsidenten | 58 | ||
b) Weitere stillschweigende Kompetenzen des Bundespräsidenten | 60 | ||
c) Stillschweigende Aufgaben der Bundesregierung | 62 | ||
5. Übertragbarkeit der Implied Powers-Grundsätze auf Organkompetenzen | 63 | ||
a) Diskussion in den U. S. A. | 63 | ||
aa) Youngstown Sheet & Tube Co. v. Sawyer | 63 | ||
bb) United States v. Nixon | 64 | ||
cc) Goldwater v. Carter | 66 | ||
dd) In re Debs | 67 | ||
ee) Bewertung | 67 | ||
b) Ansätze in der deutschen Staatsrechtslehre und eigene Wertung | 70 | ||
Vierter Teil: Die parlamentarische Kompetenz zur Ausübung des allgemeinpolitischen Mandats | 76 | ||
1. Verfassungsgewohnheitsrechtliche Kompetenz | 76 | ||
2. Das allgemeinpolitische Mandat als stillschweigende Oigankompetenz | 79 | ||
a) Die in der Staatsrechtslehre vertretenen Repräsentationsmodelle | 80 | ||
aa) Die absorptive Repräsentation | 80 | ||
bb) Die responsive Repräsentation | 82 | ||
(1) Grundsätzliche Herleitung | 82 | ||
(2) Staatsfreie Volkswillensbildung in der responsiven Demokratie | 84 | ||
(3) Die werbend-responsive Repräsentation | 84 | ||
cc) Die koresponsive bzw. diskursive Repräsentation | 85 | ||
b) Das vom Bundesverfassungsgericht vertretene Repräsentationsmodell | 87 | ||
aa) Das dem ersten Volksbefragungsurteil vom 30. Juli 1958 (BVerfGE 8, 104 ff.) zugrundeliegende Repräsentationsmodell | 88 | ||
bb) Das Parteienfinanzierungsurteil vom 19. Juli 1966 (BVerfGE 20,56ff.) | 89 | ||
cc) Das Öffentlichkeitsarbeitsurteil vom 2. März 1977 (BVerfGE 44, 125 ff.) | 90 | ||
dd) Weitere diesbezüglich relevante Äußerungen des Bundesverfassungsgerichts | 91 | ||
c) Auseinandersetzung mit den verschiedenen Repräsentationsmodellen unter Berücksichtigung klassischer Parlamentstheorien | 93 | ||
3. Etwaige verfassungsrechtliche Grenzen des allgemeinpolitischen Mandats der Volksvertretungen | 102 | ||
a) Das allgemeinpolitische Mandat der Parlamente im Verhältnis zur Judikative (Art. 97 Abs. 1GG) | 102 | ||
aa) Die Ansicht des Bundesverfassungsgerichts | 103 | ||
bb) Art. 97 Abs. 1 GG als reines Weisungsverbot | 104 | ||
cc) Art. 97 Abs. 1 GG als Verbot auch rein faktischer Beeinflussungen | 104 | ||
dd) Vermittelnde Ansichten bezüglich der Reichweite von Art. 97 Abs. 1 GG | 105 | ||
ee) Eigene Stellungnahme | 107 | ||
b) Das allgemeinpolitische Mandat der Parlamente im Verhältnis zur Exekutive | 110 | ||
aa) Die auswärtige Gewalt | 111 | ||
bb) Der Verwaltungsvorbehalt | 113 | ||
cc) Zusammenfassung | 114 | ||
c) Das allgemeinpolitische Mandat der Parlamente und die föderale Kompetenzverteilung | 114 | ||
d) Das allgemeinpolitische Mandat von Volksvertretungen und Doppelkompetenzen unter dem Grundgesetz | 119 | ||
aa) Die Diskussion im Rahmen des Art. 31 GG | 119 | ||
bb) Grundsätzliches Verbot von Doppelkompetenzen unter dem Grundgesetz? | 121 | ||
e) Das allgemeinpolitische Mandat der Volksvertretungen und die verfassungsrechtlichen Treueprinzipien | 126 | ||
aa) Das Prinzip der Bundestreue | 126 | ||
bb) Die Verfassungsorgantreue | 129 | ||
f) Zusammenfassung der Mißbrauchsgrenzen | 132 | ||
Fünfter Teil: Zusammenfassung | 133 | ||
Literaturverzeichnis | 135 | ||
Stichwortverzeichnis | 151 |