Die Beiladung im Verwaltungsprozeß
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Die Beiladung im Verwaltungsprozeß
Schriften zum Prozessrecht, Vol. 124
(1995)
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Abstract
Obwohl die Beiladung im Verwaltungsprozeß tägliche Gerichtspraxis und Gegenstand zahlreicher juristischer Abhandlungen ist, bestehen Uneinigkeit und Unklarheit in zahlreichen Einzelfragen. Es ist Aufgabe dieser Arbeit, die verfassungsrechtlichen Grundlagen der Beiladung als Drittbeteiligungsform und die der Rechtsstellung des Beigeladenen herauszuarbeiten und davon ausgehend die Lösung der einfachgesetzlichen Probleme zu finden.Das Institut der Beiladung findet dann seine Grundlage in Art. 103 Abs. 1 GG, wenn in einem Prozeß zumindest auch über Rechte des nicht bereits formell am Verfahren beteiligten Dritten entschieden werden soll. Trifft die Gestaltungswirkung eines Anfechtungsurteils den nicht beteiligten Dritten in seinem Recht, gebietet außerdem Art. 3 Abs. 1 GG seine Beteiligung. Die Rechtsstellung des Beigeladenen wird durch Art. 103 Abs. 1 GG und ggf. die Freiheitsgrundrechte determiniert.Die Auslegung der einfachgesetzlichen Regelung der Beiladung unter Berücksichtigung der verfassungsrechtlichen Vorgaben führt zu folgenden, stichwortartig aufgeführten Einzelergebnissen: Dritter i. S. d. § 65 VwGO sind nicht Behörden eines bereits selbst oder durch eine seiner Untergliederungen am Prozeß beteiligten Rechtsträgers. Ein rechtliches Interesse setzt voraus, daß das Unterliegen einer Partei die Rechtsstellung des Dritten nur faktisch beeinträchtigt. Davon sind auch privatrechtliche Interessen erfaßt. Die einfache Beiladung ist verfassungsrechtlich nicht geboten. Die notwendige Beiladung setzt voraus, daß ein eigenes Recht des Dritten Teil des Streitgegenstandes ist. Die Notwendigkeit ergibt sich bei Anfechtungsklagen aus der Gestaltungswirkung des möglichen Urteils auf das Recht des Dritten. Bei Leistungs- und Feststellungsklagen ist die Beiladung notwendig im Fall des Dritten, »den es angeht«, um zu vermeiden, daß dieser Dritte mit widersprüchlichen Verhaltensanforderungen belastet wird. Im Normenkontrollverfahren ist die Beiladung i. d. R. unzulässig. Die Rechtsstellung des notwendig Beigeladenen ist weitgehend der der Parteien angeglichen bzw. anzugleichen. Dabei verstoßen die Regelungen über die Klagerücknahme und die Rücknahme von Rechtsmitteln gegen Verfassungsrecht, denn sie lassen keine Mitwirkung des notwendig Beigeladenen zu.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einführung | 13 | ||
Teil 1: Verfassungsrechtliche Grundlagen | 15 | ||
Kapitel 1: Beiladung als verfassungsrechtlich gebotene Drittbeteiligung | 17 | ||
I. Art. 103 Abs. 1 GG | 17 | ||
1. Die Wortlautauslegung | 17 | ||
2. Die geschichtliche Auslegung | 19 | ||
3. Der Sinn und Zweck des Art. 103 Abs. 1 GG | 20 | ||
a) Art. 103 Abs. 1 GG als Konkretisierung des Rechtsstaatsprinzips | 21 | ||
b) Art. 103 Abs. 1 GG als Konkretisierung der Menschenwürdegarantie | 24 | ||
II. Art. 19 Abs. 4 GG | 28 | ||
III. Materielle Grundrechte | 33 | ||
1. Die verfahrensrechtliche Grundrechtsdimension | 33 | ||
2. Grundrechtliche Betroffenheit durch Urteilswirkungen | 36 | ||
a) Art. 3 Abs. 1 GG | 36 | ||
b) Mittelbare Grundrechtsbeeinträchtigungen | 37 | ||
IV. Ergebnisse des 1. Kapitels | 39 | ||
Kapitel 2: Rechtsstellung des Beigeladenen | 40 | ||
I. Anforderungen aus Art. 103 Abs. 1 GG | 40 | ||
II. Grundrechtliche Anforderungen | 43 | ||
1. Der Gleichheitsgrundsatz | 43 | ||
a) Die rechtskräftige Entscheidung über die Position des notwendig Beigeladenen | 44 | ||
b) Die rechtskräftige Entscheidung über die Position des einfach Beigeladenen | 44 | ||
2. Sonstige Grundrechte | 45 | ||
a) Die Dispositionsfreiheit als Teil grundrechtlich geschützter Freiheit | 45 | ||
b) Die prozessuale Dispositionsbefugnis als Fortsetzung der materiellrechtlichen Dispositionsfreiheit | 47 | ||
III. Ergebnisse des 2. Kapitels | 48 | ||
Teil 2: Einfachgesetzliche Regelung der Beiladung | 49 | ||
Kapitel 1: Einfachgesetzliche Ausgestaltung der Beiladung als Drittbeteiligungsform | 50 | ||
I. Der Begriff des anderen bzw. Dritten in § 65 VwGO | 50 | ||
1. Allgemeines | 50 | ||
2. Insbesondere: Die Doppelstellung des Staates | 51 | ||
a) Ausgangspunkt | 52 | ||
b) Die Beiladung des Staates als Fiskus | 52 | ||
c) Das organisationsrechtliche Binnenverhältnis | 55 | ||
aa) Klagen gegen den Rechtsträger | 57 | ||
bb) Klagen gegen eine Behörde | 60 | ||
II. Die Betroffenheit in einem rechtlichen Interesse als Voraussetzung der einfachen Beiladung | 64 | ||
1. Der Begriff der Betroffenheit in einem rechtlichen Interesse | 65 | ||
2. Insbesondere: Privatrechtliche Interessen als rechtliche Interessen i. S. von § 65 Abs. 1 VwGO | 70 | ||
a) Zulässigkeit der Beiladung von in privatrechtlichen Interessen betroffenen Dritten | 71 | ||
aa) Die Rechtswegzuweisung des § 40 Abs. 1 S. 1 VwGO | 71 | ||
bb) Die Dispositionsfreiheit des Dritten | 72 | ||
cc) Rechtsweggarantie | 73 | ||
dd) Art. 101 Abs. 1 S. 2 GG: Gesetzlicher Richter | 73 | ||
(1) Die Bestimmung des gesetzlichen Richters durch § 65 VwGO | 74 | ||
(2) § 65 VwGO als spezialgesetzliche Rechtswegzuweisung | 74 | ||
b) Die rechtswegübergreifende Wirkung der Rechtskraft | 78 | ||
c) Exkurs: Streitgegenstand, Rechtshängigkeit und Rechtskraft | 80 | ||
d) Praktische Konsequenzen | 82 | ||
3. Die verfassungsrechtliche Gebotenheit der einfachen Beiladung | 82 | ||
III. Das Erfordernis einheitlicher Entscheidung als Voraussetzung der notwendigen Beiladung | 85 | ||
1. Die Wortlautauslegung | 86 | ||
2. Die systematische Auslegung | 88 | ||
a) Das Verhältnis zur einfachen Beiladung | 88 | ||
b) Der Vergleich mit zivilprozeßrechtlichen Drittbeteiligungsinstituten | 88 | ||
3. Die historischen Grundlagen der notwendigen Beiladung | 91 | ||
4. Die teleologische Auslegung | 93 | ||
a) Die Wirkungen eines Anfechtungsurteils: Absolutheit oder Relativität der Gestaltungswirkung | 95 | ||
b) Die Wirkungen von Leistungs- und Feststellungsurteilen | 97 | ||
5. Ergebnis | 103 | ||
IV. Insbesondere: Die Beiladung im Normenkontrollverfahren nach § 47 VwGO | 106 | ||
1. Die notwendige Beiladung | 107 | ||
a) Die notwendige Einheitlichkeit der Sachentscheidung | 107 | ||
aa) Die Rechtskrafterstreckung auf ansonsten ungebundene Dritte | 107 | ||
bb) Die gestaltungsähnliche Wirkung des Urteils | 107 | ||
b) Die Beteiligung am streitigen Rechtsverhältnis | 108 | ||
2. Die einfache Beiladung | 110 | ||
V. Rechtsfolgen unterlassener Beiladung | 112 | ||
1. Die unterlassene einfache Beiladung | 112 | ||
2. Die unterlassene notwendige Beiladung | 112 | ||
a) Das Nachholen der Beiladung | 113 | ||
aa) Die zeitliche Grenze des rechtskräftigen Verfahrensabschlusses | 113 | ||
bb) Die zeitliche Grenze der noch nicht erfolgten Anhängigkeit in höherer Instanz | 115 | ||
(1) Insbesondere: Die Zulässigkeit erstmaliger notwendiger Beiladung in der Berufungsinstanz | 116 | ||
(a) Bedenken aus Art. 103 Abs. 1 GG als teleologischer Determinante der Beiladungsvorschriften | 116 | ||
(b) Bedenken aus Art. 3 Abs. 1 GG als teleologischer Determinante der Beiladungsvorschriften | 118 | ||
(c) Konsequenzen | 119 | ||
(2) Insbesondere: Die erstmalige Beiladung im Revisionsverfahren | 119 | ||
(3) Ergebnis | 120 | ||
b) Die nicht mehr nachholbare Beiladung | 120 | ||
aa) Zur Wirksamkeit von Gestaltungsurteilen bei unterbliebener notwendiger Beiladung | 121 | ||
(1) Die Folgen eines Verstoßes gegen Art. 103 Abs. 1, Art. 3 Abs. 1 GG für die Wirksamkeit des Urteils | 121 | ||
(2) Die Folgen des möglicherweise fehlenden Eintritts der Gestaltungswirkung für die Wirksamkeit des Urteils | 121 | ||
(a) Die Regelung des § 113 Abs. 1 S. 1 VwGO | 122 | ||
(b) Die Konsequenzen des Eintritts der Gestaltungswirkung auf den unbeteiligten Dritten | 122 | ||
(c) Die Regelung des § 142 VwGO | 127 | ||
(3) Die revisionsrechtliche Behandlung des wirksamen Gestaltungsurteils bei unterbliebener notwendiger Beiladung | 128 | ||
(4) Ergebnis | 130 | ||
bb) Zur Wirksamkeit von Leistungs- und Feststellungsurteilen bei unterbliebener notwendiger Beiladung | 131 | ||
Kapitel 2: Rechtsstellung des Beigeladenen | 132 | ||
I. Die bestehende einfachgesetzliche Ausgestaltung der Rechtsstellung des Beigeladenen | 132 | ||
1. Die verfahrensrechtliche Stellung außerhalb konkreter Prozeßhandlungen | 132 | ||
2. Die Mitwirkung an Prozeßhandlungen der Parteien | 133 | ||
a) Prozeßhandlungen der Parteien, für die die Mitwirkung des Beigeladenen vorgesehen ist | 133 | ||
aa) Prozeßhandlungen unter Mitwirkung aller Beteiligten | 133 | ||
(1) Die Klageänderung nach § 91 Abs. 1 VwGO | 133 | ||
(2) Der Vergleich nach § 106 VwGO | 133 | ||
(a) Die Mitwirkung des notwendig Beigeladenen | 135 | ||
(b) Die Mitwirkung des einfach Beigeladenen | 136 | ||
bb) Prozeßhandlungen ohne Mitwirkungsbefugnisse anderer Beteiligter bzw. ohne eindeutige Regelung der Mitwirkungsberechtigten | 137 | ||
(1) Der gewillkürte Parteiwechsel | 137 | ||
(2) Die einseitige Erledigungserklärung | 137 | ||
(3) Die übereinstimmende Erledigungserklärung | 138 | ||
(4) Der Verzicht | 139 | ||
(5) Das Anerkenntnis | 140 | ||
(6) Anträge auf Ergänzung des Urteils, § 120 VwGO | 140 | ||
b) Prozeßhandlungen unter Ausschluß der Mitwirkung des Beigeladenen | 141 | ||
c) (Sonstige) Prozeßanträge der Parteien | 141 | ||
3. Eigene Prozeßhandlungen des Beigeladenen | 142 | ||
a) Die Regelung des § 66 VwGO | 142 | ||
b) Die Befugnis zur Einlegung von Rechtsmitteln und deren Rücknahme | 144 | ||
aa) Die Einlegung von Rechtsmitteln | 144 | ||
bb) Die Rücknahme von Rechtsmitteln | 149 | ||
cc) Die Sprungrevision | 150 | ||
c) Sonstige Anträge | 150 | ||
II. Die Verfassungsmäßigkeit der einfachgesetzlichen Regelungen | 152 | ||
1. Verfassungsrechtlich unbedenkliche Regelungen | 152 | ||
2. Die Verfassungsmäßigkeit von Vorschriften, die nur den notwendig Beigeladenen den Parteien gleichstellen | 154 | ||
3. Die Verfassungsmäßigkeit von Regelungen, die die Dispositionsfreiheit nur des notwendig Beigeladenen auf andere Weise als durch Mitwirkung an Verfahrenshandlungen der Parteien sicherstellen wollen | 155 | ||
a) Die Ausnahme nur des einfach Beigeladenen | 156 | ||
b) Die Sicherung der Dispositionsfreiheit beim notwendig Beigeladenen | 156 | ||
4. Die Verfassungsmäßigkeit von Vorschriften, die den Beigeladenen von der Mitwirkung an der jeweiligen Verfahrenshandlung ausschließen | 157 | ||
a) Der Ausschluß des einfach Beigeladenen | 157 | ||
aa) Die Vereinbarkeit mit Art. 103 Abs. 1 GG | 157 | ||
bb) Die Vereinbarkeit mit Freiheitsrechten | 157 | ||
cc) Die Vereinbarkeit mit Art. 3 Abs. 1 GG | 158 | ||
b) Der Ausschluß des notwendig Beigeladenen | 158 | ||
aa) Bei der Klagerücknahme, § 92 Abs. 1 VwGO | 159 | ||
(1) Die Vereinbarkeit mit Freiheitsrechten | 159 | ||
(2) Die Vereinbarkeit mit Art. 3 Abs. 1 GG | 160 | ||
bb) Bei der Zurücknahme von Rechtsmitteln | 160 | ||
(1) Die Vereinbarkeit der Zurücknahme vor Ablauf der Rechtsmittelfrist mit Freiheitsrechten | 161 | ||
(2) Die Vereinbarkeit der Zurücknahme nach Ablauf der Rechtsmittelfrist mit Freiheitsrechten | 162 | ||
(3) Die Vereinbarkeit der Rücknahmeregelungen mit Art. 3 Abs. 1 GG | 163 | ||
cc) Bei der Sprungrevision, § 134 VwGO | 164 | ||
(1) Die Vereinbarkeit mit Freiheitsrechten | 164 | ||
(2) Die Vereinbarkeit mit Art. 3 Abs. 1 GG | 167 | ||
(3) Möglichkeiten einer verfassungskonformen Auslegung | 167 | ||
5. Ergebnis | 168 | ||
Zusammenfassung | 170 | ||
Literaturverzeichnis | 176 |