Die Reichweite des Kapitalerhaltungsgrundsatzes aus § 30 Abs. 1 GmbHG, die Finanzierungsverantwortung des Gesellschafters und das Eigenkapitalersatzrecht in der GmbH
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Die Reichweite des Kapitalerhaltungsgrundsatzes aus § 30 Abs. 1 GmbHG, die Finanzierungsverantwortung des Gesellschafters und das Eigenkapitalersatzrecht in der GmbH
Schriften zum Wirtschaftsrecht, Vol. 120
(1999)
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Abstract
Die Rechtsprechung hat das Kapitalersatzrecht anhand von Fallgruppen geprägt und benutzt heute den Begriff der »Finanzierungsfolgeverantwortung«, in dem sie die Leitgedanken zu diesen Fallgruppen bündelt. Der Oberbegriff ist jedoch nur so aussagekräftig wie die einzelnen Grundgedanken, auf die er sich stützt. Bei der Untersuchung zeigt sich, daß schon diese Grundüberlegungen angreifbar sind und daß darüber hinaus auch die »Finanzierungsfolgeverantwortung« bislang nicht zum deduktionsfähigen Rechtsbegriff geworden ist.Das Kapitalersatzrecht läßt sich auf das Kapitalerhaltungsrecht stützen. Dies zeigt sich an dessen historischer Entwicklung im GmbHG. Außerdem wird der Einfluß des Steuerrechts auf das Kapitalersatzrecht dargestellt. Im Kern geht es um die Rolle des Stammkapitals: Die Gesellschafter legen mit dem Stammkapital fest, welches Gesellschaftsvermögen ihrem Zugriff entzogen sein soll; daran knüpft ihre Finanzierungsverantwortung an. Entsprechend dem $atelos$z der Kapitalerhaltungsregeln dürfen die Gesellschafter auf das Gesellschaftsvermögen zugreifen, wenn ihre Forderung derjenigen eines Dritten entspricht. Das Eigenkapitalersatzrecht verliert so seinen Mythos und erweist sich als Unterfall der allgemeinen Kapitalerhaltungsgrundsätze; somit ist es von der materiellen Unterkapitalisierung abgrenzbar. Die bisher von der Rechtsprechung behandelten Fallgruppen lassen sich widerspruchslos lösen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
A. Einleitung | 11 | ||
B. Leitgedanken zur „Finanzierungsverantwortung“ in BGH-Entscheidungen | 14 | ||
I. Finanzierungsverantwortung, -freiheit, -entscheidung und -risiko | 14 | ||
II. Rechtsmißbrauch als Leitgedanke | 16 | ||
1. Verstoß gegen Treu und Glauben | 16 | ||
2. Anscheinshaftung und Verbot der Täuschung | 19 | ||
3. Verbot der Risikoüberwälzung | 21 | ||
III. Einfluß als Leitgedanke | 22 | ||
1. Anknüpfen an Gesellschafterstellung | 22 | ||
2. Einbeziehung Dritter | 22 | ||
3. Einfluß auf Liquidationsmöglichkeit | 25 | ||
IV. Subjektive Voraussetzungen | 26 | ||
1. Erkennbarkeit der Krise und Finanzierungsentscheidung | 27 | ||
2. Motive zur Unterstützung der Gesellschaft | 29 | ||
V. Zwischenergebnis: Kennzeichen der Finanzierungs(folge)verantwortung | 30 | ||
C. Andere Konzepte und Kritik an der „Finanzierungsfolgeverantwortung“ | 32 | ||
I. Finanzierungsverantwortung als einschränkendes Zurechnungskriterium | 32 | ||
1. Konzept K. Schmidts | 32 | ||
2. Stellungnahme | 35 | ||
II. Eigenkapitalersatzrecht als allgemeines Schadensersatzrecht | 35 | ||
1. Das Gegenkonzept Reiners | 36 | ||
2. Stellungnahme | 37 | ||
III. Eigenkapitalersatzrecht als Ausprägung des Kapitalmarktrechts | 39 | ||
1. Finanzierungsverantwortung als kapitalmarktrechtliches Prinzip | 39 | ||
2. Stellungnahme | 40 | ||
IV. Eigenkapitalersetzende Leistungen als stille Beteiligungen | 41 | ||
V. Eigenkapitalersatzrecht als Ausdruck des Verbots der Gläubigergefährdung | 44 | ||
VI. Eigenkapitalersatzrecht als Ausdruck einer Sicherungspflicht | 45 | ||
VII. Eigenkapitalersatzrecht ohne ratio legis | 46 | ||
D. Tragfähigkeit der einzelnen Komponenten der „Finanzierungsfolgeverantwortung“ | 48 | ||
I. Vertrauensschutz bei Finanzierung durch Gesellschafter | 48 | ||
II. Risikoverteilung und widersprüchliches Verhalten | 53 | ||
1. Pflicht zur Entscheidung in der Krise | 54 | ||
2. Risikoverteilung in der GmbH und Pflicht zur Entscheidung | 56 | ||
a) Grundaussagen zur Risikozuweisung | 57 | ||
b) Kapitalaufbringungsregeln und Risikozuweisung | 58 | ||
c) Kapitalerhaltungsregeln und Risikozuweisung | 62 | ||
d) Ergebnis zur Risikozuweisung | 64 | ||
III. Methodische Kritik | 66 | ||
E. Gesellschaftsvertragliche Wurzeln der Finanzierungsverantwortung | 68 | ||
I. Ausgangslage und bisherige Auffassung | 68 | ||
1. Gesetzgebungsmaterialien von 1892 | 69 | ||
a) Ges etzliches Leitbild der GmbH | 69 | ||
b) Stammkapital und Gesellschaftsvermögen | 72 | ||
aa) Stammkapital | 73 | ||
bb) Sonstiges Gesellschaftsvermögen und Kapitalbindung in der GmbH | 75 | ||
c) Zwischenergebnis | 77 | ||
2. Spätere Reformüberlegungen | 78 | ||
a) Ausschuß für G.m.b.H.-Recht der Akademie für Deutsches Recht | 78 | ||
aa) Aufbringung und Erhaltung des Stammkapitals | 78 | ||
bb) Behandlung von Gesellschafterdarlehen | 79 | ||
b) Referentenentwurf zum GmbH-Gesetz von 1969 | 80 | ||
aa) Erhaltung des Stammkapitals | 80 | ||
bb) Behandlung von Gesellschafterdarlehen | 81 | ||
c) GmbHG-Novelle von 1980 | 83 | ||
3. Behandlung eigenkapitalersetzender Gesellschafterdarlehen im Steuerrecht | 84 | ||
4. Ergebnis: Kapitalschutz nach den Materialien | 91 | ||
II. Bisheriges Verständnis der §§ 30, 31 GmbHG | 92 | ||
III. Ansatz für die werbende Gesellschaft | 96 | ||
1. Lösung über § 30 Abs. 1 GmbHG unmittelbar | 101 | ||
a) Vermögen, Eigenkapital und Stammkapital | 101 | ||
aa) Gesellschaftsvermögen | 101 | ||
bb) Eigenkapital | 102 | ||
cc) Stammkapital | 103 | ||
dd) Unterbilanz und Überschuldung | 104 | ||
b) Wortlaut des § 30 Abs. 1 GmbHG | 106 | ||
c) Kapitalerhaltung nach den Vorstellungen des GmbH-Gesetzgebers | 107 | ||
d) Systematische Stellung des § 30 Abs. 1 GmbHG | 108 | ||
e) Festlegung der Stammkapitalziffer durch die Gesellschafter | 109 | ||
aa) Bedeutung der Festlegung des Stammkapitals | 110 | ||
(1) Stammkapital und Kapitalaufbringungsregeln | 110 | ||
(2) Stammkapital und Kapitalerhaltungsregeln | 112 | ||
bb) Entscheidung über Stammkapital und Eigenkapital | 115 | ||
cc) Funktion des Stammkapitals | 116 | ||
(1) Funktion im Rahmen der Kapitalaufbringung | 117 | ||
(2) Funktion im Rahmen der Kapitalerhaltung | 119 | ||
dd) Eigener Regelungsinhalt der §§ 30 f. GmbHG und Finanzierungsentscheidung der Gesellschafter | 122 | ||
ee) Verbindlichkeit der Finanzierungsentscheidung | 124 | ||
ff) Teleologische Reduktion des § 30 Abs. 1 GmbHG | 125 | ||
gg) Beweislast | 127 | ||
f) Zwischenergebnis | 130 | ||
2. Unterschied zu bisheriger Auffassung | 131 | ||
a) Gleichstellung mit Drittverbindlichkeit, nicht Eigenkapitalcharakter | 134 | ||
b) Klare Abgrenzung zur materiellen Unterkapitalisierung | 136 | ||
3. Praktische Konsequenzen | 137 | ||
a) Drittvergleich als Maßstab für Ausnahmen vom Verbot des § 30 Abs. 1 GmbHG | 137 | ||
b) Behandlung „eigenkapitalersetzender Darlehen“ | 139 | ||
aa) In der Krise gewährte Darlehen | 139 | ||
bb) In der Krise stehengelassene Darlehen | 139 | ||
c) Erfordernis der Kenntnis der Krise und Beweislast für Kenntnis | 141 | ||
d) Kreditwürdigkeit | 143 | ||
e) Eigenkapitalersetzende Bürgschaft | 143 | ||
f) Eigenkapitalersetzende Nutzungsüberlassung | 145 | ||
4. Funktion und Inhalt des § 31 GmbHG | 147 | ||
IV. Liquidation und Insolvenz der GmbH | 150 | ||
1. Kapitalbindung und Liquidation | 150 | ||
2. Verhältnis der §§ 30, 31 GmbHG zu § 32 a GmbHG | 153 | ||
a) Umfang der Vermögensbindung | 154 | ||
b) Maßstab zur Bestimmung des „Eigenkapitalersatzcharakters“ | 155 | ||
c) Beweislast | 156 | ||
d) Rückforderung „eigenkapitalersetzender Leistungen“ im Konkurs bzw. im Insolvenzverfahren | 157 | ||
e) Fazit | 158 | ||
F. Zusammenfassung in Thesen | 159 | ||
Übersicht über Fundstellen zu den BGH-Entscheidungen | 163 | ||
Überblick über die Gesetzesmaterialien | 168 | ||
Literaturverzeichnis | 169 | ||
Stichwortverzeichnis | 177 |