Produktwerbung in der Europäischen Union zwischen gemeinschaftlichen Kompetenzschranken und europäischem Grundrechtsschutz
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Produktwerbung in der Europäischen Union zwischen gemeinschaftlichen Kompetenzschranken und europäischem Grundrechtsschutz
Zum Rechtsschutz gegen das vorgeschlagene Verbot direkter und indirekter Tabakwerbung in Europa
Schriften zum Europäischen Recht, Vol. 47
(1998)
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Abstract
Das seit dem Ende der 80er Jahre von der Europäischen Kommission zielstrebig verfolgte Vorhaben eines allgemeinen Werbeverbotes für Tabakerzeugnisse wirft Grundfragen der gemeinschaftsrechtlichen Kompetenz-Verteilung und des Grundrechtsschutzes auf, die bereits als "constitutional time-bomb" apostrophiert worden sind.Die vorgelegte Untersuchung widmete sich dieser zweifachen Problematik aus gemeinschaftsrechtlicher Perspektive. Im Rahmen des kompetenzrechtlichen Untersuchungsteils wird die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs zur Abgrenzung konkurrierender Kompetenzgrundlagen der Gemeinschaft eingehend untersucht und ihre Bedeutung für die Kompetenzabgrenzung zwischen der Gemeinschaft und den Mitgliedstaaten beleuchtet. Der grundrechtliche Untersuchungsteil konzentriert sich auf den gemeinschaftsrechtlichen Schutz der Meinungsfreiheit und wertet neben der neueren Rechtsprechung des EGMR auch die Rechtsprechung des kanadischen und des U.S.-amerikanischen Supreme Court aus. Abschließend zeigt die Untersuchung prozeßrechtliche Konsequenzen auf und setzt sich intensiv mit der Frage auseinander, wie ein adäquater Rechtsschutz gegen Kompetenzübergriffe und Grundrechtsbeeinträchtigungen gewährt werden kann. Dabei stehen die Folgerungen im Vordergrund, die sich aus der grundrechtlichen Schutzpflicht für eine Verpflichtung der Bundesregierung zur Erhebung einer Nichtigkeitsklage gemäß Art. 173 Abs. 2 EGV ergeben.Insgesamt versteht sich diese Arbeit als Beitrag zur gegenwärtigen Diskussion um eine ausgewogene Kompetenzverteilung und einen gehobenen Grundrechtsschutz in der Integrationsgemeinschaft Europas.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 11 | ||
A. Gegenstand der Untersuchung | 15 | ||
I. Entwicklung und Stand des Vorhabens zur Werbebeschränkung für Tabakwaren in der Gemeinschaft | 15 | ||
1. Die maßgebliche Kompetenzgrundlage | 16 | ||
2. Die wesentlichen Erwägungsgründe | 16 | ||
3. Die wichtigsten Bestimmungen der Richtlinie | 17 | ||
II. Die unterschiedlichen rechtlichen Bewertungen von Rat und Kommission | 18 | ||
1. Die Auffassung des Juristischen Dienstes des Rates | 18 | ||
2. Die Beurteilung der Europäischen Kommission | 19 | ||
3. Die Position der deutschen Bundesregierung | 19 | ||
III. Marktstrukturen der betroffenen Werbewirtschaft | 20 | ||
1. Die wirtschaftliche Bedeutung der Tabakwerbung | 20 | ||
2. Die Besonderheiten der Kino- und Plakatwerbung | 20 | ||
IV. Die maßgeblichen Fragestellungen | 21 | ||
B. Regelungskompetenzen für das vorgeschlagene Werbeverbot im EGV | 22 | ||
I. Die Binnenmarktkompetenz nach Art. 100a EGV | 23 | ||
1. Bereichsausnahmen gemäß Art. 100a Abs. 2 EGV | 23 | ||
2. Vorrang spezieller Befugnisse nach Art. 100a Abs. 1 Satz 1 EGV | 23 | ||
a) Das kompetenzrechtliche Grundverständnis | 24 | ||
b) Die erforderliche Abgrenzung der fraglichen Kompetenzen | 26 | ||
c) Die maßgeblichen Abgrenzungskriterien | 27 | ||
aa) Die Titandioxid-Entscheidung des EuGH | 27 | ||
bb) Die Kritik des Schrifttums | 28 | ||
cc) Die nachfolgende Rechtsprechungsentwicklung | 29 | ||
dd) Weitere Anwendbarkeit der Titandioxid-Rechtsprechung? | 30 | ||
d) Weitere Gesichtspunkte der Kompetenzqualifikation | 31 | ||
e) Kompetenzielle Zuordnung der vorgeschlagenen Richtlinie | 32 | ||
aa) Formale Zuordnungskriterien | 32 | ||
bb) Verfahrensbedingte Zuordnungsgesichtspunkte | 33 | ||
cc) Inhaltliche Zuordnungsmaßstäbe | 35 | ||
f) Ergebnis | 36 | ||
3. Der Umfang der Binnenmarktkompetenz nach Art. 100a EGV | 36 | ||
a) Grenzüberschreitende Produktwerbung im Binnenmarkt | 37 | ||
b) Der freiheitssichernde Kern der Binnenmarktkompetenz | 37 | ||
c) Kompetenzbegründung kraft Wettbewerbswirkungen? | 39 | ||
d) Kompetenzbegrenzung durch die de minimis-Regel | 42 | ||
e) Ergebnis | 44 | ||
II. Die Anforderungen des Subsidiaritätsprinzips | 44 | ||
1. Anwendungsvoraussetzungen | 45 | ||
a) Nicht ausschließliche Zuständigkeit der Gemeinschaft | 45 | ||
b) Justitiabilität des Subsidiaritätsprinzips | 46 | ||
2. Die inhaltlichen Maßstäbe der Subsidiaritätsprüfung | 46 | ||
a) Die Maßstäbe des Subsidiaritätsprotokolls von Amsterdam | 47 | ||
b) Verstoß gegen das Subsidiaritätsprinzip | 47 | ||
3. Ergebnis | 48 | ||
III. Die Einhaltung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit gemäß Art. 3b Abs. 3 EGV | 48 | ||
1. Der gemeinschaftsrechtliche Prüfungsmaßstab | 49 | ||
2. Erforderlichkeit zur Binnenmarktverwirklichung | 50 | ||
a) Das Verbot der Gratisverteilung | 50 | ||
b) Das Verbot indirekter Werbung | 50 | ||
aa) Geeignetheit des Verbots indirekter Werbung | 51 | ||
bb) Erforderlichkeit eines Verbots indirekter Werbung | 52 | ||
c) Erforderlichkeit eines pauschalen Verbotes | 53 | ||
aa) Die Grenzen der Binnenmarktkompetenz nach Art. 100a EGV | 53 | ||
bb) Grenzen für die Beseitigung von Wettbewerbsverzerrungen | 54 | ||
3. Rechtfertigung aus Gründen des Gesundheitsschutzes | 55 | ||
a) Eignung des Werbeverbots zum Gesundheitsschutz | 55 | ||
aa) Die empirische Basis für die Eignungsbewertung | 55 | ||
bb) Empirische Eignungsbewertung zum Schutz Heranwachsender | 57 | ||
b) Erforderlichkeit eines Werbeverbotes | 58 | ||
4. Gerichtliche Kontrolldichte | 59 | ||
5. Ergebnis | 60 | ||
C. Der europarechtliche Schutz der freien Meinungsäußerung | 61 | ||
I. Der primärrechtliche Befund | 61 | ||
1. Die normative Ausgangslage | 61 | ||
2. Gewinnungsmethode und Bedeutung der Rechtsvergleichung | 62 | ||
II. Niveau des gemeinschaftsrechtlichen Grundrechtsschutzes | 62 | ||
III. Der europarechtliche Grundrechtsschutz der Werbung | 63 | ||
1. Das Schutzniveau gemäß Art. 10 EMRK | 64 | ||
a) Kommerzielle Werbung als Schutzgut von Art. 10 EMRK | 64 | ||
b) Die Abwägungskriterien der Rechtsprechung des EGMR | 66 | ||
2. Die Rechtsprechung mitgliedstaatlicher Gerichte | 68 | ||
a) Rechtsvergleichende Erkenntnisse zu Tabakwerbeverboten | 68 | ||
b) Weitere Elemente der verfassungsgerichtlichen Judikatur | 69 | ||
3. Der Grundrechtsschutz gegen Werbeverbote in der Judikatur des Canadian Supreme Court | 70 | ||
a) Die tragenden Entscheidungsgründe | 71 | ||
b) Das Minderheitenvotum | 72 | ||
4. Werbeverbote in der Rechtsprechung des U.S. Supreme Court | 73 | ||
a) Der klassische Prüfungsansatz | 73 | ||
b) Vorsichtige Neuorientierung der plurality opinion | 74 | ||
c) Grundsätzliche Schutzverstärkung der commercial speech | 74 | ||
5. Zusammenfassende Beurteilung | 75 | ||
D. Rechtsschutz gegen Kompetenzüberschreitungen | 76 | ||
I. Die vom EG-Vertrag gewährten Rechtsschutzmöglichkeiten | 76 | ||
1. Keine Individualklagen gegen Normativakte | 76 | ||
2. Rechtsschutz Privater im Vorabentscheidungsverfahren? | 78 | ||
a) Eingeschränkte Vorlageverpflichtung | 79 | ||
b) Erhebliche Verfahrensdauer | 79 | ||
c) Inkongruenz der Gerichtsverfahren | 81 | ||
3. Die Stellung privilegierter Kläger in Art. 173 Abs. 2 EGV | 81 | ||
II. Die Verpflichtung der Bundesrepublik Deutschland zur Erhebung einer Nichtigkeitsklage nach Art. 173 Abs. 2 EGV | 83 | ||
1. Gemeinschaftsrechtliche Bindungen | 83 | ||
a) Unterschiede zur Aufsichtsklage nach Art. 169 EGV | 83 | ||
b) Die Pflicht zur loyalen Zusammenarbeit | 84 | ||
c) Die mitgliedstaatliche Beteiligung an der Rechtswahrung | 85 | ||
2. Die verfassungsrechtliche Verpflichtung | 86 | ||
a) Die diplomatische Schutzverpflichtung | 86 | ||
b) Die grundrechtliche Schutzpflicht | 87 | ||
c) Anspruch auf fehlerfreie Entscheidung | 89 | ||
d) Zulässige Ermessensgesichtspunkte | 90 | ||
e) Einzelfallbezogene Ermessensausübung | 92 | ||
aa) Ermessensreduzierung auf Grund öffentlicher Interessen | 92 | ||
bb) Grundrechtsbedingte Ermessensreduzierung | 93 | ||
E. Gesamtergebnis der Untersuchung in Thesen | 96 | ||
I. Zuständigkeiten der Gemeinschaft für ein Tabakwerbeverbot | 96 | ||
II. EG-Grundrechtsschutz gegen vollständige Werbeverbote | 100 | ||
III. Rechtsschutzfragen eines Tabakwerbeverbotes | 101 | ||
Anhang 1: Summary of the study’s principal results | 103 | ||
I. The question of EC competences to ban tobacco advertisement | 103 | ||
II. EC-fundamental rights protection against advertising bans | 106 | ||
III. Judicial protection against a comprehensive ban on tobacco advertising | 107 | ||
Anhang 2: Le résumé de la recherche | 109 | ||
I. Les compétences de la Communauté Européenne pour l’interdiction de la publicité pour le tabac | 109 | ||
II. La proposition de la directive en vue de la protection du droit fondamental communautaire | 112 | ||
III. La protection juridique contre l’interdiction de la publicité pour le tabac | 113 | ||
Literatur- und Dokumentenverzeichnis | 115 | ||
Sachverzeichnis | 122 |