Friedensrecht und Toleranz
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Friedensrecht und Toleranz
Zur Politik des preußischen Staates gegenüber der katholischen Kirche in Schlesien 1740-1806
Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, Vol. 18
(1999)
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Abstract
In der neueren Geschichtswissenschaft ist es vorherrschende Lehrmeinung, daß die Religionspolitik des preußischen Staates im 18. Jahrhundert von umfassender Toleranz geleitet war. Dementsprechend wird die Position, die der Katholizismus in Preußisch-Schlesien einnahm, aus der von König Friedrich II. deklarierten und von seinen führenden Mitarbeitern mitgetragenen Toleranzpolitik abgeleitet. Ein ganz anderes Bild ergibt sich indes, wenn man die staats- und völkerrechtlichen Grundlagen der Politik des friderizianischen Staates gegenüber der katholischen Kirche in Schlesien analysiert.Am Leitfaden der Religionspolitik werden in der hier anzuzeigenden Studie sowohl Entstehung als auch Wirkung und zeitgenössische Interpretationen der preußisch-habsburgischen Friedensverträge über Schlesien bis zur Säkularisation am Beginn des 19. Jahrhunderts untersucht. Dabei zeigt sich, daß die zwischenstaatlichen Bindungen, die Friedrich II. in den Abkommen von Breslau, Berlin und Hubertusburg eingegangen war, entscheidend dafür wurden, welchen Platz die katholische Kirche in Preußisch-Schlesien einnahm. Denn auch gegenüber Kirche und Religion behauptete der absolutistische König die Unbegrenztheit seiner Herrschaftsbefugnis. Toleranz zog diesem unumschränkten Herrschaftsanspruch keine »ganz scharfe Grenze«. Gerade in der Auseinandersetzung um Formulierung, Deutung und Anwendung der Friedensverträge tritt dies scharf hervor. Die Beschäftigung mit den internationalen Vereinbarungen über den Status der katholischen Kirche in Schlesien wirft mithin ein bezeichnendes Licht auf Grenzen und Reichweite des Toleranzverständnisses eines aufgeklärten Monarchen. An einem festumrissenen Themenbereich erhält man ferner Einblick in die Funktionsweisen internationaler Konfliktregelung im Ancien régime. Darüber hinaus wird sichtbar, wie sich unter veränderten politischen und geistesgeschichtlichen Bedingungen auch die Kriterien für die Deutung völkerrechtlicher Normen wandelten. Indem die innenpolitischen Rückwirkungen internationaler Abkommen verfolgt werden, wird zudem die Abhängigkeit absolutistischer Herrschaft von außenpolitischen Zwängen sichtbar.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 11 | ||
I. Grundlagen der Religionspolitik im friderizianischen Preußen | 13 | ||
1. Die friedensvertraglichen Regelungen über die katholische Kirche in Schlesien im Licht der Forschung | 13 | ||
2. Der rationale Territorialismus | 20 | ||
3. Das Religions- und Kirchenverständnis Friedrichs des Großen | 24 | ||
a) Theoretische Voraussetzungen | 24 | ||
b) Toleranz | 28 | ||
c) Träumereien und Projekte | 31 | ||
4. Fragestellungen | 36 | ||
5. Quellen | 38 | ||
II. Krieg und Konfession 1740–1748 | 42 | ||
1. Konfessionelle Argumente in der zwischenstaatlichen Politik 1740/41 | 42 | ||
2. Die Einführung der Konfessionsfrage in die zwischenstaatlichen Verhandlungen über Schlesien | 44 | ||
3. Positionsbestimmungen in der Konfessionsfrage im Sommer und Herbst 1741 | 47 | ||
4. Religions- und Kirchenpolitik in Preußisch-Schlesien im vertragsfreien Raum | 51 | ||
a) Preußische Verlautbarungen | 51 | ||
b) Der Versuch zur Neuordnung des katholischen Kirchenwesens | 56 | ||
5. Die Friedensverträge von Breslau und Berlin 1742 | 63 | ||
a) Die Ausgangslage | 63 | ||
b) Der Verhandlungsgang in Breslau | 65 | ||
c) Nachbesserungen in Berlin | 70 | ||
d) Ergebnisse und Probleme | 72 | ||
6. Ein Zwischenspiel: Dresden | 74 | ||
7. Ein Vergleich: Der preußisch-französische Bündnisvertrag von 1741 | 76 | ||
8. Die Liquidierung der bisherigen Kirchenpolitik in Preußisch-Schlesien | 77 | ||
a) Problemstellung | 77 | ||
b) Die Auseinandersetzungen um das Notifikationspatent und das Generalvikariat | 78 | ||
c) Ergebnisse | 85 | ||
9. Die Grenzen des Rechts: Schaffgotsch | 86 | ||
a) Die Einsetzung Schaffgotschs als Koadjutor | 86 | ||
b) Die Rechtsfrage im Schatten des Zweiten Schlesischen Krieges | 90 | ||
c) Internationale Reaktionen auf das Koadjutorprojekt vor dem Zweiten Schlesischen Krieg | 93 | ||
d) Die Lösung der Koadjutorfrage in der Endphase des Österreichischen Erbfolgekrieges | 103 | ||
e) Ergebnisse | 107 | ||
10. Die Religionsfrage in der Mächtepolitik vom Dresdener bis zum Aachener Frieden | 110 | ||
Exkurs: Ersetzt Frankreich die Habsburgermonarchie als Protektor der katholischen Kirche in Preußisch-Schlesien? | 118 | ||
11. Die Interventionsgefahr als Faktor der preußischen Religionspolitik | 120 | ||
III. Die Deutung und Anwendung der Friedensverträge 1742–1756 | 123 | ||
1. Kirchenpolitischer Regelungsbedarf | 123 | ||
2. Territorialistische Tendenzen in der schlesischen Kirchenpolitik | 124 | ||
3. Der König von Preußen als Rechtsnachfolger der Habsburger in Schlesien | 128 | ||
4. Recht und Herkommen | 132 | ||
a) Grenzen des Wirkungsbereichs der Status-quo-Klauseln | 132 | ||
b) Extensive oder restriktive Deutung des Status quo | 134 | ||
c) Im Widerstreit von Staatsinteresse und Status quo | 140 | ||
d) Veränderungen des Status quo mit kirchlicher Billigung | 147 | ||
e) Protestanten und Katholiken: Die Altranstädter Konvention nach 1740 | 149 | ||
5. Die Wirkung der Status-quo-Klauseln der Friedensverträge von 1742: Eine Bilanz nach vierzehn Jahren | 152 | ||
IV. Hubertusburg | 157 | ||
1. Religionspolitische Konzeptionen | 157 | ||
a) Vorbemerkung | 157 | ||
b) Die Konfessionsfrage in den preußischen Friedenskonzepten | 157 | ||
c) Die österreichischen Pläne | 165 | ||
d) Die Konzeption der Kurie | 171 | ||
2. Die Friedensverhandlungen | 176 | ||
a) Rahmenbedingungen | 176 | ||
b) Die Verhandlungen über den Religionsartikel | 179 | ||
c) Der Religionsartikel des Hubertusburger Friedens | 189 | ||
d) Sonstige religionspolitische Vereinbarungen | 191 | ||
e) Bewertungen | 193 | ||
3. Die religionspolitischen Wirkungen des Hubertusburger Friedens | 194 | ||
a) Die Auseinandersetzungen um die schlesische Parochialordnung | 194 | ||
b) Flucht und Verbannung des Fürstbischofs Schaffgotsch | 203 | ||
V. Die Isolierung der katholischen Kirche Schlesiens im preußischen und europäischen Umfeld | 211 | ||
1. Staatskirchliche Tendenzen in den katholischen Staaten Europas | 211 | ||
2. Die Rückwirkungen der staatskirchlichen Tendenzen in den katholischen Ländern Europas auf Preußisch-Schlesien | 216 | ||
a) Eine Grundsatzentscheidung | 216 | ||
b) Ein Nachfolger für Schaffgotsch | 220 | ||
c) Die Verweigerung einer Neuregulierung der Breslauer Diözesangrenzen durch Preußen | 222 | ||
3. Die Teilungen Polens | 226 | ||
a) Schlesien als Modell für die Gestaltung der kirchlichen Verhältnisse in Westpreußen und dem Ermland? | 226 | ||
b) Die kirchenpolitischen Konsequenzen der zweiten und dritten Teilung Polens | 233 | ||
c) Der südpreußische Ressortstreit | 236 | ||
VI. Die Durchsetzung alternativer Deutungen der Friedensverträge für Schlesien | 241 | ||
1. Das Kirchenverständnis des preußischen Allgemeinen Landrechts | 241 | ||
2. Die Diskussion um die Durchsetzung des Simultaneums in den preußischen Staaten | 246 | ||
3. Der Konflikt um die leerstehenden katholischen Kirchen in Schlesien | 250 | ||
4. Die Weichenstellung zur Säkularisation in Schlesien | 259 | ||
VII. Schluß: Absolutistische Herrschaft und internationales Recht | 269 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 278 | ||
1. Archivalische Quellen | 278 | ||
2. Gedruckte Quellen | 278 | ||
3. Literatur | 282 | ||
Personen- und Sachregister | 311 |