Enthaltung und Nichtbeteiligung bei staatlichen Wahlen und Abstimmungen
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Enthaltung und Nichtbeteiligung bei staatlichen Wahlen und Abstimmungen
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 912
(2003)
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Abstract
Vom Volk über die Parlamente und die Verwaltungsausschüsse bis zu den Gerichten gibt es eine Vielzahl von staatlichen Kollegialorganen, die in Wahlen und Abstimmungen entscheiden. Die Mitglieder dieser Gremien haben neben einer Entscheidung mit Ja oder Nein unter Umständen auch die Möglichkeit, durch Fernbleiben nicht an der Abstimmung teilzunehmen oder sich bei der Abstimmung der Stimme zu enthalten. Enthaltung und Nichtbeteiligung ist ungeachtet der Notwendigkeit ihrer Unterscheidung eine neutrale Haltung gemeinsam, die sie neben Zustimmung und Ablehnung als dritte Variante des Verhaltens von Stimmberechtigten bei kollektiven Entscheiden erscheinen lässt.Jan Roscheck beschäftigt sich mit dieser Form des Verhaltens bei staatlichen Wahlen und Abstimmungen in der Bundesrepublik. Grundfragen sind dabei die individuelle Zulässigkeit von Enthaltungen und Nichtbeteiligungen (Bestehen einer Stimmpflicht) und die Auswirkungen von Enthaltungen und Nichtbeteiligungen auf das Zustandekommen von Beschlüssen (Quoren und Mehrheiten). In der Praxis gibt es zwischen den einzelnen Kollegien große Unterschiede in der Behandlung von Enthaltungen und Nichtbeteiligungen. Nicht selten besteht hierüber auch Streit.Der Autor stellt die in den verschiedenen Gremien geltenden Regeln mit ihren Hintergründen umfassend dar. Dabei gelangt er zu dem Ergebnis, dass der Zahl der Mitglieder des jeweiligen Kollegiums entscheidende Bedeutung zukommt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Kapitel 1: Einleitung | 19 | ||
Abschnitt 1: Der Gegenstand der Untersuchung | 19 | ||
A. Enthaltung und Nichtbeteiligung als Phänomene staatlicher Wahlen und Abstimmungen | 19 | ||
B. Grundfragen der Behandlung von Enthaltung und Nichtbeteiligung | 22 | ||
C. Die Unterschiedlichkeit und Unübersichtlichkeit der Praxis | 23 | ||
D. Die Aufgabe einer systematischen Darstellung | 25 | ||
Abschnitt 2 Der Gang der Untersuchung | 26 | ||
Kapitell 2: Volk | 28 | ||
Abschnitt 1: Das Volk in Bund und Ländern | 28 | ||
A. Stimmpflicht | 28 | ||
I. Einführung | 28 | ||
1. Geschichte | 28 | ||
2. Heutige Rechtslage | 30 | ||
II. Das Stimmrecht als Zuständigkeit | 33 | ||
1. Das Stimmrecht | 33 | ||
2. Recht und Pflicht | 33 | ||
3. Aktiv und Passiv | 34 | ||
4. Die Funktion der Verfassungsvorschriften | 35 | ||
5. Entstehungsgeschichte | 36 | ||
6. Konsequenzen | 36 | ||
III. Das Stimmrecht in der Staatstheorie | 36 | ||
1. Die rationalistische Deutung | 36 | ||
2. Das wertrelativistische Verständnis | 38 | ||
3. Schlussfolgerungen für das positive Recht | 38 | ||
IV. Die Gemein wohl Verpflichtung der Aktivbürger | 39 | ||
1. Demokratie- und Republikprinzip | 39 | ||
a) Der Grundsatz der Demokratie | 39 | ||
b) Der Grundsatz der Republik | 42 | ||
2. Amtseidbestimmungen | 43 | ||
a) Bedeutung und Wirkung des Amtseides | 43 | ||
b) Gemeinwohlorientierung als Verfassungserwartung | 44 | ||
c) Gemeinwohlbindung als Verfassungsvoraussetzung | 45 | ||
3. Spezielle Gemein Wohlvorschriften | 47 | ||
4. Grundpflichten in Weimar und unter dem Grundgesetz | 48 | ||
a) Grundpflichten in der Weimarer Reichsverfassung | 48 | ||
b) Grundpflichten nach dem Grundgesetz | 49 | ||
c) Grundpflichten in älteren Landesverfassungen | 50 | ||
5. Die Freiheit von Wahlen und Abstimmungen | 51 | ||
6. Schlussfolgerungen | 52 | ||
V. Das Interesse an einem Votum der Einzelnen | 52 | ||
1. Einführung | 52 | ||
2. Stimmzahl und Qualität von Entscheidungen in der Theorie Condorcets | 53 | ||
3. Konsequenzen für das Volk | 56 | ||
4. Die Gefahr mangelnder Repräsentativität | 57 | ||
5. Wahlen und Sachentscheide | 57 | ||
6. Differenzierung nach der Bedeutung? | 58 | ||
7. Ergebnis | 59 | ||
VI. Die Freiheit von Wahlen und Abstimmungen | 59 | ||
1. Die Frage nach der Reichweite des Freiheitsgrundsatzes | 59 | ||
2. Die Genese des Freiheitsgrundsatzes | 60 | ||
3. Sinn und Zweck des Freiheitsgrundsatzes | 61 | ||
VII. „Sittliche" Stimmpflicht | 62 | ||
1. Grundsatz | 62 | ||
2. Ausnahmen | 64 | ||
VIII. Persönlich sanktionierte Stimmpflicht | 65 | ||
1. Rechtliche Zulässigkeit | 65 | ||
a) Erscheinens- oder Teilnahmepflicht | 65 | ||
b) Pflicht zur Abgabe einer gültigen Stimme | 67 | ||
c) Ergebnis | 68 | ||
2. Zweckmäßigkeit | 68 | ||
B. Quoren und Mehrheiten | 69 | ||
I. Einfache Volksgesetzgebung | 69 | ||
1. Die einzelnen Regelungen in den Ländern | 69 | ||
2. Der Grundkonflikt | 74 | ||
3. Art. 28 IGG und die Quorenfrage | 76 | ||
a) Die bundesrechtliche Zulässigkeit von Quoren | 77 | ||
aa) Die Gleichheit der Abstimmung | 77 | ||
bb) Die Freiheit der Abstimmung | 78 | ||
cc) Die Geheimheit der Abstimmung | 79 | ||
dd) Rechtfertigung | 80 | ||
b) Die bundesrechtliche Notwendigkeit von Quoren | 80 | ||
aa) Die Frage und ihr Anlass | 80 | ||
bb) Art. 28 11 GG und die Mehrheit im Plebiszit | 80 | ||
II. Verfassungsändernde Volksgesetzgebung | 84 | ||
1. Die Regelungslage in den Ländern | 84 | ||
2. Das Prinzip erschwerter Abänderbarkeit | 86 | ||
3. Die rechtspolitische Diskussion | 88 | ||
4. Art. 28 I GG und die Mehrheit im verfassungsändernden Plebiszit | 89 | ||
a) Der Begriff der verfassungsmäßigen Ordnung | 89 | ||
b) Der Vorrang der Verfassung | 90 | ||
c) Der Grundsatz der Demokratie | 92 | ||
d) Ergebnis | 93 | ||
III. Parlamentswahl und Parlamentsauflösung | 93 | ||
1. Parlaments wähl | 93 | ||
2. Parlamentsauflösung | 95 | ||
Abschnitt 2: Das Volk in den Kommunen | 95 | ||
A. Stimmpflicht | 95 | ||
B. Quoren und Mehrheiten | 96 | ||
I. Bürgerentscheide | 96 | ||
1. Die einzelnen Vorschriften in den Ländern | 96 | ||
2. Art. 28 GG und die Mehrheit im Bürgerentscheid | 98 | ||
a) Art. 28 II GG | 99 | ||
b) Art. 28 12 GG | 100 | ||
c) Art. 28 11 GG | 100 | ||
II. Wahlen | 100 | ||
Kapitel 3: Gesetzgebung | 102 | ||
Abschnitt 1: Bundestag und Landesparlamente | 102 | ||
A. Stimmpflicht | 102 | ||
I. Das Mandat der Abgeordneten | 102 | ||
1. Das Stimmrecht | 102 | ||
2. Recht und Pflicht | 103 | ||
II. Die Abgeordneten als Vertreter des ganzen Volkes | 105 | ||
1. Formale und inhaltliche Repräsentation | 105 | ||
2. Die Gemeinwohlverpflichtung der Abgeordneten | 106 | ||
III. Das Interesse an der Stimmabgabe | 108 | ||
1. Das Ziel der Mitwirkung aller | 108 | ||
2. Rechtliche Verankerung des Ziels | 109 | ||
3. Der Konflikt mit dem Interesse an einem Nichtvotum | 110 | ||
IV. Die Freiheit des Mandats | 110 | ||
1. Der Gewissensbegriff der Mandatsregel | 110 | ||
2. Die Unabhängigkeit der Abgeordneten | 113 | ||
3. Die Reichweite der Unabhängigkeit | 114 | ||
V. Die Verpflichtung auf das Gewissen | 115 | ||
1. Grundlagen der Gewissensbindung | 115 | ||
2. Abgeordneter und Fraktion | 116 | ||
3. Folgen überzeugungswidriger Enthaltung oder Nichtbeteiligung | 117 | ||
4. Ergebnis | 118 | ||
VI. Regelungen in Geschäftsordnungen und Abgeordnetengesetzen | 118 | ||
1. Teilnahmepflicht | 118 | ||
a) Die Regelungslage | 118 | ||
b) Die Verpflichtung zur Abstimmungsbeteiligung | 119 | ||
2. Die Zulässigkeit von Enthaltungen | 122 | ||
a) Heutige Rechtslage | 122 | ||
b) Historische Entwicklung | 123 | ||
B. Quoren und Mehrheiten | 125 | ||
I. Die Regelbeschlussfähigkeit | 126 | ||
1. Die Voraussetzung der Anwesenheit der Mehrheit | 126 | ||
2. Die Beschlussfähigkeitsvermutung | 128 | ||
3. Die Tradition verfassungsrechtlicher Bedenken | 129 | ||
4. BeschlussfähigkeitsVermutung und Grundgesetz | 130 | ||
5. Beschlussfähigkeitsvermutung und Landesverfassungen | 133 | ||
6. Reformansätze | 135 | ||
II. Die Regelmehrheit | 136 | ||
1. Die Vorschriften | 136 | ||
2. Die Verfassungstradition | 137 | ||
3. Der Inhalt der Regelmehrheit | 139 | ||
a) Die Bedeutung von Nichtbeteiligungen | 139 | ||
b) Die Rolle von Stimmenthaltungen | 139 | ||
III. Besondere Vorschriften | 142 | ||
1. Einführung | 142 | ||
2. Anwesenheits- und Mitgliedermehrheit | 143 | ||
3. Das Ziel der besonderen Vorschriften | 144 | ||
4. Fälle der Geltung besonderer Vorschriften | 144 | ||
a) Wahl des Regierungschefs | 144 | ||
b) Verfassungsänderungen | 145 | ||
5. Vergleich zwischen Parlament und Volk | 146 | ||
Abschnitt 2: Bundesrat | 147 | ||
A. Stimmpflicht | 147 | ||
B. Quoren und Mehrheiten | 148 | ||
Kapitel 4: Vollziehende Gewalt | 151 | ||
Abschnitt 1: Verwaltungsausschüsse | 151 | ||
A. Stimmpflicht | 151 | ||
I. Rechtsgrundlagen | 151 | ||
1. Einführung | 151 | ||
2. Analogie zu den Prozessgesetzen | 153 | ||
3. Das Stimmrecht | 154 | ||
II. Die Gemeinwohlverpflichtung von Ausschussmitgliedern | 156 | ||
III. Das Interesse an einem Votum | 158 | ||
1. Der Sinn des Kollegialprinzips | 158 | ||
2. Die Bedeutung der Stimmbeteiligung | 160 | ||
3. Der Konflikt mit dem Interesse an einer Enthaltung oder Nichtbeteiligung | 162 | ||
IV. Die Abstimmungsfreiheit von Ausschussmitgliedern | 162 | ||
1. Verfassungsrecht | 162 | ||
2. Einfaches Gesetzesrecht | 163 | ||
V. Die Grundrechte von Ausschussmitgliedern | 165 | ||
VI. Das Stimmrecht als Stimmpflicht | 167 | ||
1. Stimmpflicht und Entschuldigungsgründe | 167 | ||
2. Die Zulässigkeit von Nichtbeteiligungen | 167 | ||
3. Die Zulässigkeit von Stimmenthaltungen | 169 | ||
a) Die Bewertung der Gründe für Stimmenthaltungen | 169 | ||
aa) Überzeugung | 169 | ||
bb) Mangelnde Fachkenntnis bzw. Information | 171 | ||
cc) Bewertungsunsicherheit | 172 | ||
dd) Loyalitätserwägungen, Protest | 172 | ||
ee) Das Fehlen rechtfertigender Gründe | 173 | ||
b) Die Reichweite des Verbots von Stimmenthaltungen | 174 | ||
aa) Beschränkung auf Ausschüsse, die vollständig besetzt sein müssen? | 174 | ||
bb) Beschränkung auf förmliche bzw. justizförmige Verfahren? | 175 | ||
cc) Beschränkung auf professionell besetzte Ausschüsse? | 176 | ||
dd) Ausnahmen für mit Parlamentariern besetzte Ausschüss | 178 | ||
ee) Ausnahmen für große Ausschüsse? | 178 | ||
c) Zusammenfassung | 179 | ||
VII. Folgen von Verstößen gegen die Stimmpflicht | 180 | ||
1. Persönliche Sanktionen | 180 | ||
2. Auswirkungen auf Beschlüsse | 181 | ||
a) Grundsätzliches | 181 | ||
b) Die Erheblichkeit von Nichtbeteiligungen | 181 | ||
c) Die Beachtlichkeit von Stimmenthaltungen | 183 | ||
3. Stimmpflicht und Geheimheit der Abstimmung | 184 | ||
I. Beschlussfähigkeit | 185 | ||
1. Die Grundregel des § 901 VwVfG | 185 | ||
2. Spezialgesetzliche Sonderregeln | 187 | ||
3. Beschlussfähigkeit im schriftlichen Verfahren | 188 | ||
4. Notbeschlussfähigkeit | 188 | ||
5. Feststellung und Folgen der Beschlussunfähigkeit | 189 | ||
II. Mehrheiten | 190 | ||
1. Abstimmungsmehrheit als Regelfall | 190 | ||
a) Die allgemeine Vorschrift des § 91 S. 1 VwVfG | 190 | ||
b) Spezialgesetzliche Abstimmungsmehrheiten | 192 | ||
c) Sonderfälle der Anwendung | 193 | ||
2. Anwesenheitsmehrheiten | 194 | ||
3. Mitgliedermehrheiten | 195 | ||
4. Keine Besonderheiten bei Wahlen | 196 | ||
Abschnitt 2: Regierungen | 197 | ||
A. Stimmpflicht | 197 | ||
B. Quoren und Mehrheiten | 198 | ||
I. Beschlussfähigkeit | 198 | ||
II. Mehrheiten | 199 | ||
Kapitel 5: Rechtsprechung | 200 | ||
Abschnitt 1: Stimmpflicht | 200 | ||
A.Einführung | 200 | ||
B. Richterliches Stimmrecht und Stimmpflicht | 201 | ||
I. Rechtsgrundlagen des richterlichen Stimmrechts | 201 | ||
II. Die Gemeinwohlverpflichtung der Richter | 201 | ||
III. Sinn und Zweck kollegialer Abstimmung | 202 | ||
IV. Das Prinzip des gesetzlichen Richters | 203 | ||
V. Die Unabhängigkeit und die Grundrechte der Richter | 204 | ||
VI. Prozessgesetzliche Hinweise | 205 | ||
VII. Stimmpflicht und Entschuldigungsgründe | 206 | ||
1. Die Zulässigkeit von Nichtbeteiligungen | 206 | ||
2. Die Zulässigkeit von Stimmenthaltungen | 207 | ||
C. Folgen von Stimmpflichtverletzungen | 208 | ||
I. Persönliche Folgen | 208 | ||
II. Auswirkungen auf den Bestand von Gerichtsentscheidungen | 209 | ||
III. Stimmpflicht und Abstimmungsgeheimnis | 210 | ||
Abschnitt 2: Quoren und Mehrheiten | 211 | ||
A. Das Prinzip der gesetzlichen Mitgliederzahl | 211 | ||
B. Ausnahmen vom Grundsatz der gesetzlichen Mitgliederzahl | 213 | ||
Kapitel 6: Enthaltung und Nichtbeteiligung bei staatlichen Wahlen und Abstimmungen | 215 | ||
Abschnitt 1: Die einzelnen Regeln in der Zusammenschau | 215 | ||
Abschnitt 2: Gemeinsamkeiten und Unterschiede | 217 | ||
A. Die Grundkonflikte | 217 | ||
B. Die Rolle der Mitgliederzahl | 218 | ||
C. Die Bedeutung anderer Gesichtspunkte | 221 | ||
Abschnitt 3: Zusammenfassung | 222 | ||
Literaturverzeichnis | 223 | ||
Sachwortverzeichnis | 241 |