Ostasien denkt und handelt anders: Konsequenzen für Deutschland
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Ostasien denkt und handelt anders: Konsequenzen für Deutschland
Schriftenreihe des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, Vol. 142
(1996)
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Abstract
»Der Aufbau des Wirtschaftslebens vollzieht sich auf der Basis der Kulturbedingungen«. Diese grundlegende Erkenntnis des deutschen Volkswirtes Werner Sombart (1863-1941) scheint hierzulande in den letzten Jahrzehnten in Vergessenheit geraten zu sein. Anders dürfte die in der hier vorliegenden Studie mehrfach beschriebene und laut beklagte, weit verbreitete Konzeptionslosigkeit gegenüber der wachsenden Konkurrenz aus Japan/Asien bei gleichzeitig aus deutscher Sicht ungenutzten Marktchancen in dieser Weltregion nicht zu erklären sein. Der Autor Siegfried Böttcher weist auf die andersartigen »Transaktionsrahmen« des Wirtschaftslebens in Asien nachdrücklich hin.Siegfried Böttcher ist getrieben und motiviert von der Sorge darüber, daß hier infolge der falschen Einschätzung der Grundlagen und Erfolgsbedingungen des »East Asian Miracle« in Unternehmen und in der Wirtschaftspolitik großer Schaden für die hiesige Wirtschaft entstehen wird. Damit sind Gegenstand dieser Studie Kultur und Wirtschaft in Japan, im chinesischen Wirtschaftsraum und in Deutschland/Europa zugleich. In der Gegenüberstellung dieser drei Welten bleibt Böttcher nicht bei einer Situationsanalyse stehen, sondern gibt konkrete und weitreichende Handlungsanweisungen für Unternehmen und Wirtschaftspolitik.Dazu ist er von seiner Biographie wie kaum ein anderer befähigt. Bereits seine Promotion führte ihn Mitte der fünfziger Jahre für zwei Jahre nach Japan. Es schlossen sich verschiedene Aufgaben im Bundesministerium für Wirtschaft, im Auswärtigen Amt und im Bundesministerium des Inneren an. Von 1981 bis 1993 leitete er das Referat Japan, Taiwan, Hongkong, Macao im Bundesministerium für Wirtschaft und gestaltete hier die deutsche Außenwirtschaftspolitik gegenüber diesen Ländern wesentlich mit. Die Studie »Ostasien denkt und handelt anders: Konsequenzen für Deutschland« ist damit die Quintessenz des Arbeitslebens von Siegfried Böttcher.Es ist zu wünschen, daß die hier vom Autor vermittelten Erkenntnisse Eingang in die gesellschaftspolitischen, wirtschaftspolitischen und unternehmerischen Strategien gegenüber Japan und Asien finden werden.Aus dem Vorwort von Prof. Dr. K. H. Oppenländer
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Worte des Dankes | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Thesen | 14 | ||
I. Religiös-geistige Basis: | 14 | ||
II. Sozio-ökonomischer Makrobereich: | 14 | ||
III. Wirtschaftlicher Mikrobereich: | 15 | ||
Einführung: Um der Sache und unserer Zukunft willen | 17 | ||
A. Unterschiedliche Religions- und Kultursysteme prägen unterschiedliche Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme im Westen und in Ostasien | 24 | ||
I. Fehlende Gesamtsicht zwischen beiden Regionen führt zu gravierenden Fehleinschätzungen | 24 | ||
1. Im Überblick | 24 | ||
2. Unzureichende Erklärungsansätze im einzelnen | 25 | ||
3. Teil- und Fehlvorstellungen führen zu tragischen Folgen | 27 | ||
II. Religions- und Kulturbezogenheit von Werte- und Verhaltensstrukturen | 28 | ||
III. Wirtschaftliche und wirtschaftspolitische Auswirkungen aus dem jeweils anderen Wertezusammenhang | 31 | ||
1. Westliche Markttheoreme passen nicht recht auf den Osten | 32 | ||
2. Das dualistische westliche Weltbild paßt nicht | 33 | ||
3. Die Formel „Globalisierung“ ist interpretationsbedürftig | 34 | ||
4. Konservativ-progressiv als Grundzug | 35 | ||
5. Deutschland muß in eine globale Rolle hineinwachsen | 36 | ||
6. Internationalisten und Revisionisten | 37 | ||
7. Die deutsche „reine“ Lehre bietet in Ostasien wenig Ansatzpunkte | 39 | ||
IV. „Durchgängige“ Alternativmodelle in Ostasien werfen internationale Probleme auf | 40 | ||
B. Harte Konkurrenz zwischen unterschiedlichen Religions- und Wertesystemen in beiden Regionen | 41 | ||
I. Andere, universistische Wertesysteme in Ostasien als Prägekräfte | 41 | ||
1. Sogenannter Meta-Konfuzianismus – nur eine Teilerklärung | 41 | ||
2. Shinto als entscheidende Grundlage für Japan | 43 | ||
3. Vorherrschende chinesische Volksgottheiten auf Taiwan | 46 | ||
4. Die chinesische Trinität: Reichtum, Glück und langes Leben | 47 | ||
5. Neues Aufblühen von Religionsströmungen in ganz Ostasien | 48 | ||
6. Heterogene Religions- und Wertevorstellungen in Ostasien erschweren regionale Zusammenschlüsse | 48 | ||
II. Welche Religions- und Wertesysteme sind „leistungs“-fähiger? | 49 | ||
1. Relative Schwäche der „Westkirchen“ | 50 | ||
2. Abschwächungstendenzen auch in Fernost | 51 | ||
3. Die relative Stärke der unterschiedlichen religiösen Kräfte ist entscheidend | 51 | ||
4. Ohne solide religiös-geistige Basis nehmen wir im Westen Schaden | 52 | ||
III. Schlußfolgerung: Wir müssen unser „Haus“ in Ordnung bringen und von der „Negativ- zur Positivgesellschaft“ kommen | 52 | ||
C. Andere Transaktionsrahmen für die Wirtschaft in Ostasien | 54 | ||
I. Drei unterschiedliche und für die „Weltwirtschaft“ entscheidende Transaktionsrahmen | 54 | ||
1. Erster Transaktionsrahmen: Horizontaler Marktkapitalismus im Westen, ein westliches Kulturkonstrukt | 54 | ||
2. Zweiter Transaktionsrahmen: Ichiban-Konsens-Kapitalismus in Japan auf der Basis einer Vertikalhierarchie | 55 | ||
3. Dritter Transaktionsrahmen: Der chinesische Guanxi-Kapitalismus, d. h. quasi-familiäre Netzwerkbeziehungen | 58 | ||
4. Kapitalismus wider Kapitalismus, anhaltende, „stabile“ Ungleichgewichte in der „Weltwirtschaft“ | 58 | ||
5. Vier Zukunftsszenarien | 59 | ||
II. Interkulturelle Globalisierung und intrakulturelle (gleichkulturelle) Regionalisierung | 61 | ||
1. Beispiele für interkulturelle Schwierigkeiten und Grenzen | 62 | ||
a) Rechts- und Strukturprobleme | 62 | ||
b) Verständigungsschwierigkeiten auf Regierungsebene | 63 | ||
2. Was bedeutet Globalisierung für die Wirtschaft? | 64 | ||
III. Schlußfolgerung: Nach „gemischten Turniererfahrungen“ in Japan müssen wir mehr Eingang in den chinesischen Kultur-und Wirtschaftsraum anstreben | 65 | ||
1. Enttäuschende Erfahungen im japanischen Transaktionsrahmen | 65 | ||
2. Positive Perspektiven für den chinesischen Transaktionsrahmen | 67 | ||
D. Mehrere Wege führen zu unterschiedlichen Marktwirtschaften | 69 | ||
I. Wesentliche Unterschiede zwischen horizonalen Marktwirtschaften im Westen und vertikalen Marktwirtschaften in Ostasien | 69 | ||
II. Beispiele für eigenständige Marktwirtschaftsstrukturen in Ostasien | 70 | ||
III. Schlußfolgerung: Wir müssen uns auf eine harte weltweite Konkurrenz und auf mögliche Kooperationen im interkulturellen Kontext einstellen | 71 | ||
E. Andere Formen der Wirtschaftspolitik in Ostasien erfordern bei uns wirtschaftspolitische Konsequenzen | 72 | ||
I. „Contest-Based Competition Policy“ = abgestimmte Industriepolitik in Ostasien und ihre Bewertung | 72 | ||
II. Beispiele für andere wirtschaftspolitische Konzeptionen und Aktivitäten in Ostasien | 73 | ||
III. Schlußfolgerung: Handeln ist das Gebot der Stunde im Innen- wie im Außenverhältnis | 74 | ||
F. Umdenken bei Unternehmern und Gewerkschaften tut not: von der Konfrontation zum Miteinander im 21. Jahrhundert | 75 | ||
I. Problemaufriß: schlechtes Management, nicht mehr zeitgemäße Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen, überholtes Konfrontationsdenken | 75 | ||
II. Andere Verhaltensweisen bei japanischen Unternehmern und betriebsinternen Gewerkschaften, andere und bessere Ergebnisse | 79 | ||
III. Schlußfolgerung: Abkehr vom Gegeneinander zu einer zukunftsgerichteten Gemeinsamkeit | 80 | ||
G. Versuch einer Gesamtsicht: Die harte Konkurrenz zwischen unterschiedlichen Kultur- und Wirtschaftssystemen erfordert durchgehende Verhaltensänderungen und umfassende Maßnahmen bei uns | 81 | ||
I. Religiös-geistige Schieflage und Neuinterpretation westlicher Werte, mit Handlungsvorschlägen | 81 | ||
1. Positiver denken, ein Feld für Bürgerinitiativen und Parteien | 81 | ||
2. Mehr Gesamtverantwortung der Medien, mehr positive Zukunftsorientierung der politischen Parteien | 82 | ||
3. Es hinterfragt und negativiert sich so schön, bringt aber nichts mehr | 82 | ||
4. Von Ostasien lernen | 83 | ||
5. Nach inhaltlichen Werten ausrichten | 83 | ||
6. Multikulturelle Gesellschaft nur auf der Basis eigener Stärke | 84 | ||
7. Konservativ-progressiv als Leitmotiv | 84 | ||
8. Lichtblicke in Deutschland | 85 | ||
9. Journalistische und gesellschaftspolitische Umorientierung kann nur der Anfang sein | 85 | ||
10. Christentum neu interpretieren | 86 | ||
11. Auf Laienforderungen eingehen, nicht mehr vertretbare Machtbastionen aufgeben | 86 | ||
12. Loslassen, Reform an Haupt und Gliedern | 87 | ||
13. Verhängnisvolle „Umformung“ des Christentums überwinden | 87 | ||
14. Neuer Paradigmenwechsel ist fällig | 88 | ||
15. Paradigmenwechsel von unten anstreben | 89 | ||
II. Andere Wirtschaftsstrukturen und andere Formen der Wirtschaftspolitik in Ostasien, mit Handlungsvorschlägen | 90 | ||
1. Handlungsvorschläge für das Innenverhältnis: | 90 | ||
a) Langes „Sündenregister“ als Ausgangslage | 90 | ||
b) Entrümpelung | 90 | ||
c) Berührungsängste zwischen Forschung, Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften überwinden | 91 | ||
d) Innovationsschwäche basiert auf allgemeiner Saturiertheit der deutschen Gesellschaft | 91 | ||
e) Dialog zwischen den Institutionen intensivieren und institutionalisieren | 91 | ||
f) Dezentrale Moderation von Technologieanwendung | 92 | ||
g) „Killerphrasen“ gelten nicht | 93 | ||
2. Handlungsvorschläge für das Außenverhältnis | 94 | ||
a) Marktöffnung, d. h. Öffnung der Strukturen und deren Wahrnehmung in Ostasien | 94 | ||
aa) Druck auf strukturelle Öffnung | 94 | ||
bb) Zusammentreffen von Strukturbarrieren mit unzureichendem westlichem Marketing | 94 | ||
cc) Keine Resignation gegenüber Japan | 95 | ||
dd) Marktöffung auch in China und Südkorea notwendig, weitaus weniger in Taiwan | 95 | ||
ee) Künftige Behandlung von Strukturbarrieren | 95 | ||
ff) Generelle Reziprozität ist keine Lösung | 95 | ||
gg) Selektive Reziprozität ist jedoch anwendbar | 96 | ||
b) Marktwahrnehmung in Ostasien: Bündelung der Kräfte unter zielgerichteter Moderation, vom Drei-Säulen-Konzept zum Fünf-Säulen-Konzept | 96 | ||
aa) Neue und konzertierte Wege | 96 | ||
bb) Deutscher Mittelstand nach Ostasien | 97 | ||
cc) Netz Deutscher Häuser auf dezentraler Basis (vierte Säule) | 97 | ||
dd) Deutsch-deutsche Kooperationen (fünfte Säule) bei dezentraler Moderation, vom Drei-Säulen- zum Fünf-Säulen-Konzept | 97 | ||
ee) Deutsch-chinesische Joint Ventures | 98 | ||
ff) Deutsch-chinesische Mittelstandstreffen | 99 | ||
gg) Huckepackverfahren | 99 | ||
hh) Eigene Stärken aufbauen und ausspielen | 99 | ||
III. Umsteuern im unternehmerischen und gewerkschaftlichen Bereich, mit Handlungsvorschlägen | 100 | ||
1. Im Innenverhältnis in Deutschland: | 100 | ||
a) Das Zusammenspiel in japanischen Firmen als Meßlatte | 100 | ||
b) Konfrontationen abbauen | 100 | ||
c) Umdenken erforderlich | 100 | ||
d) Schlankes Management nicht allein zu Lasten der Arbeitslosenversicherung | 100 | ||
e) Anzeichen für ein Umsteuern | 101 | ||
f) Erfolgreiche Anwendung japanischen Managements bei britischen Transplants | 101 | ||
g) Optimales Management setzt Zusammenarbeit voraus | 101 | ||
2. Im Außenverhältnis zu Ostasien | 102 | ||
IV. Zusammenfassung für alle drei o.a. Bereiche | 102 | ||
Ausblick | 103 | ||
I. Perspektiven der Wirtschaftsintegration im Größeren China | 103 | ||
II. Menschenrechte auf dem Festland China | 105 | ||
III. Welche Werte- und Wirtschaftssysteme erscheinen leistungsfähiger? | 105 | ||
IV. Zu einer neuen Innovations- und Wagniskultur in Deutschland | 108 |