Religiöse Freiheit und staatliche Letztentscheidung
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Religiöse Freiheit und staatliche Letztentscheidung
Die verfassungsrechtlichen Garantien religiöser Freiheit unter veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen
Staatskirchenrechtliche Abhandlungen, Vol. 29
(1997)
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Abstract
Der religiöse und weltanschauliche Pluralismus, der sich in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland zu bilden begonnen hat, macht staatliches Handeln erforderlich. Der Staat muß anders als noch vor wenigen Jahrzehnten gegenüber Interessen, die als religiös fundiert bezeichnet werden, Gemeinwohlbelange durchsetzen. Die Notwendigkeit hierzu wird vor allem belegt durch die Aktivitäten der mitunter als »Jugendsekten« apostrophierten neuartigen (pseudo-)religiösen oder weltanschaulichen Gemeinschaften und die vielfätigen Gefahren, die von ihnen ausgehen.Das Grundgesetz schützt Religion und Weltanschauung, bietet aber zugleich den staatlichen Stellen hinreichende Möglichkeiten, ihre Gemeinwohlverantwortung auch in Angelegenheiten mit religiösem oder weltanschaulichem Bezug wahrzunehmen. Die Verfassung weist dem Staat das Letztentscheidungsrecht zu. Es äußert sich auf der Ebene des Schutzbereichs der einzelnen verfassungsrechtlichen Gewährleistungen darin, daß der Staat für die fraglichen Rechtsbegriffe die Definitionsmacht inne hat. Soweit der Schutzbereich eines Freiheitsrechts betroffen ist, üben die staatlichen Stellen ihr Letztentscheidungsrecht aus, indem sie von den jeweiligen Gewährleistungsschranken Gebrauch machen. Die vom Grundgesetz geformte Verfassungsordnung läßt der Religion und den Religionsgemeinschaften weitreichende Freiräume zur Entfaltung in allen Bereichen des Lebens, erlaubt aber zugleich, bestimmten als gemeinwohlschädlich erkannten Aktivitäten wirkungsvoll entgegenzutreten.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | V | ||
Inhaltsübersicht | VII | ||
Inhaltsverzeichnis | X | ||
Abkürzungsverzeichnis | XVI | ||
ERSTER TEIL: Einführung und Problemübersicht | 1 | ||
Kapitel 1: Veränderungen des religiösen Lebens in Deutschland | 1 | ||
Kapitel 2: Verfassungsrechtliche Problemfelder religiöser Freiheit | 5 | ||
A. Die grundrechtliche Religionsfreiheit | 5 | ||
I. Das Verständnis religiös geprägter Rechtsbegriffe | 5 | ||
1. Interpretationsschwierigkeiten in Rechtsprechung und Literatur | 5 | ||
2. Die juristische Problematik | 8 | ||
II. Die geschützten Verhaltensweisen | 13 | ||
1. Extensive Auslegung der religiösen Freiheitsrechte in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 13 | ||
2. Versuche zur Eingrenzung des grundrechtlich geschützten Betätigungsfeldes | 14 | ||
3. Die Schranken der Religionsfreiheit | 16 | ||
a) Kollisionen von Religionsfreiheit und einfachem Recht | 17 | ||
b) Abmilderung des Geltungsanspruchs einfachen Rechts | 20 | ||
III. Verstärkung des Grundrechtsschutzes für religiös fundierte Interessen mit Hilfe der Gewissensfreiheit | 21 | ||
B. Das Selbstbestimmungsrecht der Religions- und der Weltanschauungsgemeinschaften | 23 | ||
C. Fazit | 23 | ||
ZWEITER TEIL: Die Grundlagen staatlicher Letztentscheidung in Angelegenheiten mit religiösem oder weltanschaulichem Bezug | 27 | ||
Kapitel 3: Der Ausgangspunkt: Staatliches Handeln im Interesse des Gemeinwohls | 27 | ||
A. Selbstbestimmung als Ausdruck grundrechtlicher Freiheit | 27 | ||
B. Die Notwendigkeit des Ausgleichs von individueller Selbstbestimmung und staatlicher Gemeinwohlverantwortung | 28 | ||
C. Staatliche Gemeinwohlverantwortung in Angelegenheiten mit religiösem oder weltanschaulichem Bezug | 34 | ||
Kapitel 4: Methodische Vorgaben für ein staatliches Letztentscheidungsrecht | 38 | ||
A. Die „staatliche Sicht“ der Verfassungsinterpretation | 38 | ||
B. Gewährleistung religiöser Freiheit nach Maßgabe der Verfassung | 41 | ||
C. Der begrenzte Nutzen außerjuristischer Deutungsversuche | 44 | ||
Kapitel 5: Grundrechtstheoretische Grundlagen | 46 | ||
A. Die Ideologieanfälligkeit der Grundrechte | 46 | ||
B. Die Wertetheorie der Grundrechte und das staatliche Letztentscheidungsrecht über die Reichweite religiöser Freiheit | 47 | ||
C. Von der allgemeingültigen Grundrechtstheorie zur Multifunktionalität der Grundrechte | 49 | ||
D. Die Grundrechte als sachlich begrenzte Verbürgungen | 51 | ||
I. Kein pauschaler Freiheitsstatus | 51 | ||
II. Kein allgemeines Gebot zur Maximierung der individuellen Freiheit | 53 | ||
Kapitel 6: Die Bedeutung objektiv bestimmter Rechtsbegriffe für die Entfaltung der Verfassungsnormen | 61 | ||
A. Die Konturierung des Schutzbereichs als Voraussetzung für die Entfaltung des Grundrechts | 61 | ||
B. Gefahren für die Entfaltung anderer verfassungsrechtlicher Positionen durch eine subjektivistische Interpretation der religiösen Freiheitsrechte | 63 | ||
C. Insbesondere: Die staatliche Verantwortung für Verfasssungsgüter | 64 | ||
I. Gefahren für verfassungsrechtlich garantierte Positionen im Zuge der Veränderungen des religiösen Lebens | 64 | ||
II. Die staatliche Pflicht zum Schutze grundrechtlich garantierter Güter | 67 | ||
III. Die staatliche Verantwortung für nicht grundrechtlich geschützte Verfassungswerte | 70 | ||
Kapitel 7: Religiös-weltanschauliche Neutralität und staatliche Letztentscheidung | 71 | ||
A. Die Vieldeutigkeit des Neutralitätsbegriffs | 72 | ||
B. Die religiös-weltanschauliche Neutralität als Basis und Grenze staatlicher Letztentscheidungsbefugnis | 75 | ||
Kapitel 8: Religionsrechtliche Parität durch staatliche Letztentscheidung | 82 | ||
A. Die Gefahr der Ungleichbehandlung | 82 | ||
B. Parität als Motor des staatlichen Letztentscheidungsrechts | 86 | ||
Kapitel 9: Die staatliche Letztentscheidung als Ausdruck der inneren Souveränität | 90 | ||
A. Souveränität als rechtlich gebundene Vorrangstellung des Staates gegenüber den Kräften der Gesellschaft | 90 | ||
B. Die moderne Souveränitätskritik | 92 | ||
C. Unverzichtbarkeit der Souveränität im Verfassungsstaat | 97 | ||
I. Die Unterscheidung von Staat und Gesellschaft | 97 | ||
II. Notwendigkeit und Legitimität staatlicher Souveränität | 99 | ||
III. Aktualität des Souveränitätsgedankens | 104 | ||
D. Staatliche Souveränität und religiöse Freiheitsrechte | 106 | ||
I. Religion und Weltanschauung im Gesamtzusammenhang staatlicher Vorrangstellung über die Gesellschaft | 106 | ||
II. Die Souveränität als Pfeiler des staatlichen Letztentscheidungsrechts | 114 | ||
Kapitel 10: Kein Widerspruch des staatlichen Letztentscheidungsrechts zum Toleranzgedanken | 116 | ||
Kapitel 11: Zwischenergebnis: Staatliches Letztentscheidungsrecht und Letztentscheidungsgebot | 121 | ||
A. Staatliche Definitionsbefugnis | 121 | ||
B. Staatliche Schrankenziehung | 123 | ||
DRITTER TEIL: Inhalt und Grenzen der verfassungsrechtlichen Garantien religiöser und weltanschaulicher Freiheit | 125 | ||
Kapitel 12: Die Schutzbereiche der Garantien religiöser Freiheit | 125 | ||
A. Kein einheitliches Grundrecht der Religionsfreiheit | 125 | ||
B. Die Garantien des Art. 4 Abs. 1 und 2 GG | 130 | ||
I. Die verfassungsrechtlichen Begriffe der Religion und der Weltanschauung | 131 | ||
1. Inhaltliche Anforderungen an eine Religion oder Weltanschuung im Sinne des Grundgesetzes | 131 | ||
2. Die Unterscheidung von Religion und Weltanschauung | 135 | ||
II. Glaubensfreiheit | 139 | ||
1. Freiheit der Gedanken | 139 | ||
2. Die negative Glaubensfreiheit | 140 | ||
III. Bekenntnisfreiheit | 145 | ||
1. Schutz der Kundgabe religiöser Überzeugungen | 145 | ||
2. Die negative Bekenntnisfreiheit | 147 | ||
IV. Religionsausübungsfreiheit | 148 | ||
1. Freiheit der Ausübung von Religion und Weltanschauung | 148 | ||
2. Kein fest umrissener Begriff der Religionsausübung | 149 | ||
3. Die negative Religionsausübungsfreiheit | 153 | ||
V. Gewissensfreiheit | 154 | ||
1. Abwehrrecht gegenüber aufgezwungenen Konflikten | 154 | ||
2. Das Kriterium persönlicher Verantwortung | 162 | ||
VI. Religiöse Vereinigungsfreiheit | 163 | ||
1. Keine einheitliche verfassungsrechtliche Grundlage für religiös motivierte Personenvereinigungen und ihre Tätigkeit | 163 | ||
a) Die Bildung von Religionsgemeinschaften | 164 | ||
b) Die Bildung religiöser Vereine | 165 | ||
2. Die negative Vereinigungsfreiheit | 167 | ||
VII. Kollektive Religionsfreiheit | 169 | ||
1. Bekenntnis und Religionsausübung durch Personengemeinschaften | 169 | ||
2. Das Verhältnis von kollektiver Religionsfreiheit zum grundrechtlichen Schutz des einzelnen | 170 | ||
a) Der verfassungsrechtliche Status der Religionsgemeinschaft und der eines einzelnen Mitglieds | 171 | ||
b) Keine Eingrenzung der Gewissensfreiheit von Außenseitern durch die Lehren von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften | 175 | ||
c) Kollektive positive Religionsfreiheit und individuelle negative Religionsfreiheit | 176 | ||
C. Das Selbstbestimmungsrecht der Religions- und der Weltanschauungsgemeinschaften | 181 | ||
I. Das Verhältnis des Selbstbestimmungsrechts zur grundrechtlichen Religionsfreiheit | 181 | ||
II. Der materielle Gehalt des Selbstbestimmungsrechts | 184 | ||
1. Der Streit um den Inhalt des Selbstbestimmungsrechts | 184 | ||
2. Insbesondere: Die Thesen Joachim Wielands | 186 | ||
3. Kein feststehender Bestand der vom Selbstbestimmungsrecht geschützten Angelegenheiten | 192 | ||
III. Die Träger des Selbstbestimmungsrechts | 192 | ||
D. Zwischenergebnis: Die verbleibende Bedeutung des religiösen Selbstverständnisses auf der Ebene des Schutzbereichs | 195 | ||
Kapitel 13: Verfassungsimmanente Grenzen der Garantien religiöser Freiheit | 196 | ||
A. Die Legitimität verfassungsimmanenter Grenzen grundrechtlicher Schutzbereiche | 197 | ||
B. Keine allgemeine Grenze des Grundrechtsmißbrauchs | 204 | ||
C. Das Gewaltverbot als Grenze der Grundrechtsausübung | 206 | ||
I. Kein Grundrechtsschutz für die gewaltsame Beseitigung der grundrechtlichen Ordnung | 206 | ||
II. Das Gewaltverbot als Grenze jeder Grundrechtsausübung | 212 | ||
D. Rechte Dritter als verfassungsimmanente Grenzen grundrechtlicher Freiheit | 215 | ||
I. Die Menschenwürdegarantie und das Recht auf Leben als Grenzen grundrechtlicher Freiheit | 215 | ||
II. Die Anmaßung fremder Rechtspositionen | 220 | ||
E. Zwischenergebnis | 223 | ||
Kapitel 14: Die Schranken der religiösen Freiheitsrechte | 224 | ||
A. Die Schranken der Religionsfreiheit | 224 | ||
I. Art. 140 GG i.V.m. Art. 136 Abs. 1 WRV als Gesetzesvorbehalt der Glaubens-, der Bekenntnis- und der Religionsausübungsfreiheit | 224 | ||
II. Der materielle Gehalt des Vorbehaltes in Art. 140 GG i.V.m. Art. 136 Abs. 1 WRV | 230 | ||
1. Art. 140 GG i.V.m. Art. 136 Abs. 1 WRV als Vorbehalt der allgemeinen Gesetze | 230 | ||
2. Der Begriff der allgemeinen Gesetze | 231 | ||
III. Das Spannungsverhältnis zwischen Grundrecht und einschränkendem Gesetz | 235 | ||
1. Die „Wechselwirkung“ von grundrechtlicher Freiheit und allgemeinem Gesetz | 235 | ||
2. Keine Interessenabwägung im Einzelfall bei der Bestimmung der Grundrechtsschranken | 237 | ||
3. Typisierende Güterabwägung statt Kasuistik | 241 | ||
IV. Einzelne auf den Gesetzesvorbehalt des Art. 140 GG i.V.m. Art. 136 Abs. 1 WRV gestützte Schranken | 250 | ||
V. Zwischenergebnis | 252 | ||
B. Die Schranken der Gewissensfreiheit | 253 | ||
I. Kein Vorbehalt der allgemeinen Gesetze | 253 | ||
II. Die Schranke entgegenstehenden Verfassungsrechts | 259 | ||
1. Gewissen und „schonender Ausgleich“ | 259 | ||
2. Das der Gewissensfreiheit entgegenstehende Verfassungsrecht | 261 | ||
a) Die Sicherung von Staat und Verfassung | 261 | ||
b) Kompetenzvorschriften | 263 | ||
c) Staatsaufgabenbestimmungen außerhalb der Kompetenzkataloge | 267 | ||
d) Kollidierende Grundrechte Dritter | 269 | ||
3. Zwischenergebnis | 275 | ||
C. Die Schranken des Selbstbestimmungsrechts der Religions- und der Weltanschauungsgemeinschaften | 276 | ||
I. Das für alle geltende Gesetz | 276 | ||
II. Die Notwendigkeit abstrakt-typologisch vorgeprägter Güterabwägung | 277 | ||
III. Einzelne Fälle abstrakt-typologischer Schrankenziehung | 280 | ||
Schlußbemerkung | 283 | ||
Zusammenfassende Thesen | 284 | ||
Literaturverzeichnis | 289 | ||
Sachverzeichnis | 347 |