Konkurrenz und Auslegung
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Konkurrenz und Auslegung
Der deliktsrechtliche Gehalt vertragsrechtlicher Normen
Schriften zum Bürgerlichen Recht, Vol. 197
(1997)
Additional Information
Book Details
Pricing
Abstract
Wie verhalten sich konkurrierende Schadensersatzansprüche aus Vertrag und Delikt zueinander? Diese Frage wird erheblich, wenn aufgrund überwiegend im Vertragsrecht plazierter gesetzlicher Haftungsbeschränkungen ein Anspruch hinter dem anderen zurückzubleiben scheint, etwa in der Dauer der Verjährungsfrist, dem summenmäßigen Umfang oder dem vorausgesetzten Verschulden.Mit der vorliegenden Arbeit verfolgt der Autor den Ansatz, haftungsbeschränkende Normen durch Auslegung darauf zu befragen, ob sie auch für konkurrierende deliktische Ansprüche gelten sollen. Eine allgemeine, durch die Konkurrenz als solche begründete Beeinflussung des Deliktsrechts durch das Vertragsrecht wird abgelehnt. Die häufig behauptete generelle Ermächtigung der Wissenschaft zur eigenständigen Lösung der Konkurrenzproblematik durch die Verfasser des BOB beruht auf einem Mißverständnis. Ein Auftrag an die Wissenschaft besteht lediglich im Bereich divergierender Verschuldensmaßstäbe.Die Auslegungslösung wird auf die wesentlichen Haftungsbeschränkungen des BOB, HOB und des Transportrechts angewandt. Sie bestätigt z. B. für die kurzen Verjährungen bei Gebrauchsüberlassungen (§§ 558, 606 BGB) ihren allgemein anerkannten deliktsrechtlichen Gehalt, verneint einen solchen dagegen bei §§ 477, 638 BGB. Im Frachtrecht beziehen sich entgegen der Rechtsprechung des BGH nahezu sämtliche Haftungsbegrenzungen auch auf konkurrierende Deliktsansprüche. Schließlich ergibt sich, daß in nichtigen und beendeten Verträgen enthaltene deliktsergreifende Haftungsbeschränkungen noch Wirksamkeit haben können.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
A. Grundlegung | 11 | ||
I. Einführung | 11 | ||
1. Das Problem im Grundsatz | 11 | ||
2. Unterschiedliche Verjährungsfristen | 13 | ||
3. Rügeobliegenheiten | 14 | ||
4. Divergierende Verschuldensmaßstäbe | 14 | ||
5. Standpunkte in Rechtsprechung und Lehre | 15 | ||
II. Die Konkurrenzfragen als Auslegungsprobleme | 18 | ||
1. Die Auslegung einzelner haftungsbeschränkender Normen auf der Basis freier Anspruchskonkurrenz | 18 | ||
2. Keine einwirkende Anspruchskonkurrenz | 23 | ||
3. Keine Gesetzeskonkurrenz | 24 | ||
4. Vermeidung von Wechselwirkungen zwischen Konkurrenzlehre und vertraglicher sowie deliktischer Haftung | 25 | ||
5. Unschädlichkeit falscher Argumente für die freie Anspruchskonkurrenz | 29 | ||
6. Vorläufer und Entsprechungen der Auslegungslösung in Literatur und Rechtsprechung | 30 | ||
III. Die Gesetzgebungsgeschichte zeigt: Kein Auftrag an die Wissenschaft zur grundsätzlichen Gestaltung der Konkurrenzlehre | 33 | ||
1. Vorläufer des BGB | 36 | ||
2. Gebhards Teilentwurf eines Allgemeinen Teils | 37 | ||
3. Die Beratungen der Ersten Kommission | 38 | ||
IV. Bisherige Versuche zur Lösung der Konkurrenzprobleme | 44 | ||
1. Die Lehre von der „Anspruchsnormenkonkurrenz" | 44 | ||
a) Keine Gründe für die Anspruchsnormenkonkurrenz | 45 | ||
(1) Gleichlauf von materiellrechtlichem Anspruch und prozessualem Streitgegenstand? | 45 | ||
(2) Ausschluß beschränkter Abtretungen? | 46 | ||
(3) Einheitliche Erfüllung konkurrierender Ansprüche? | 47 | ||
b) Gründe gegen die Anspruchsnormenkonkurrenz | 49 | ||
(1) Auflösung der tradierten Haftungssysteme sinnvoll? | 49 | ||
(2) Einfachere Lösung der Sachprobleme dank der Anspruchsnormenkonkurrenz? | 50 | ||
(a) Nur eine Begriffsreform | 50 | ||
(b) Eine besondere Schwachstelle: Die Verjährungsfristen | 51 | ||
2. Spezialität, Subsidiarität, drohender Leerlauf und andere Metanormen | 53 | ||
a) Aus logischen Gründen kein allgemeiner Vorrang der lex specialis | 56 | ||
b) Die Grundlage: Eine unbewiesene Prämisse | 57 | ||
c) Ohnehin keine Spezialität des Vertrags- zum Deliktsrecht | 60 | ||
d) Spezialität läßt sich bei Aufspaltung des Tatbestandes beliebig begründen | 61 | ||
3. Vorrang des gesetzlichen Vertragsrechts als Folge des Parteiwillens? | 62 | ||
4. Probleme des ausnahmslosen Vorrangs des Vertragsrechts | 67 | ||
a) Anwendbarkeit der §§ 842-847 BGB? | 67 | ||
b) Untergang von Deliktsansprüchen durch Abtretung? | 70 | ||
c) Praktische Vorteile? | 70 | ||
d) Vorbildfunktion des französischen Rechts? | 71 | ||
5. Lösung des Konkurrenzproblems durch offene Interessenbewertung? | 73 | ||
B. Konkurrenzen im BGB und beim Handelskauf | 78 | ||
I. Verjährung | 78 | ||
1. Gesetzgebungsgeschichte | 78 | ||
a) Dresdner Entwurf | 78 | ||
b) Das BGB | 78 | ||
(1) § 852 Abs. 3 BGB | 78 | ||
(2) § 558 BGB und seine Parallelnormen | 80 | ||
2. Einzelne Verjährungsnormen des BGB | 85 | ||
a) Die kurze Verjährung bei Gebrauchsüberlassungen statt § 852 BGB | 86 | ||
(1) Deliktsrechtlicher Gehalt der kurzen Fristen allgemein anerkannt | 86 | ||
(2) Bewußtsein vertragsbedingter Rechtsverkürzungen auf Grund tatsächlicher Anhaltspunkte | 87 | ||
b) Die Anwendung des § 852 Abs. 2 BGB auf § 558 BGB | 89 | ||
c) § 477 BGB statt § 852 BGB | 90 | ||
(1) Schäden außerhalb der Kaufsache | 92 | ||
(a) Positive Forderungsverletzungen, die zu Schäden an deliktisch geschützten Rechtspositionen führen | 92 | ||
i) Einordnung der PFV | 92 | ||
ii) Die Rechtsprechung, insbesondere die Jungprimelerde-Entscheidung | 93 | ||
iii) Abweichende Ansichten in der Literatur | 97 | ||
(b) Schadensersatz nach §§ 463 Satz 1, 480 Abs. 2 BGB und Delikt | 99 | ||
(2) Schäden an der Kaufsache selbst | 99 | ||
(a) Schäden infolge weiterfressender Mängel beim Kauf vom Produzenten | 99 | ||
(b) Schutzgesetze auf das Vertragsinteresse | 100 | ||
d) § 638 BGB statt § 852 BGB | 101 | ||
(1) Schäden außerhalb des Werkes | 101 | ||
(2) Schäden am Werk selbst | 103 | ||
(a) Herstellung des Werkes aus oder an Sachen des Bestellers | 103 | ||
(b) Herstellung des Werks aus Sachen des Unternehmers | 105 | ||
e) § 852 BGB statt §§ 477, 638 BGB | 106 | ||
(1) Mängel der Kaufsache oder des Werks selbst — Gewährleistung | 106 | ||
(2) Schäden außerhalb des Werks oder der Kaufsache — positive Forderungsverletzung | 107 | ||
3. Schuldrechtsreform, EG-Richtlinien und internationale Abkommen | 109 | ||
II. Die Rügeobliegenheit beim Handelskauf | 112 | ||
1. Positive Förderungsverletzungen | 112 | ||
2. Zusicherungshaftung | 117 | ||
3. Schäden infolge weiterfressender Mängel | 118 | ||
III. Das werkvertragliche Nachbesserungsrecht | 120 | ||
IV. Verschuldensmaßstäbe | 124 | ||
1. Gesetzgebungsgeschichte | 124 | ||
a) Vorläufer des BGB | 124 | ||
b) Die Teilentwürfe zum Obligationenrecht des BGB | 125 | ||
c) Die Beratungen der Ersten Kommission | 126 | ||
d) Die Beratungen der Zweiten Kommission | 128 | ||
2. Ausnahmslose Anwendung der gemilderten Verschuldensmaßstäbe auf Delikt in der Rechtsprechung? | 129 | ||
a) Belege dafür fast nur in obiter dicta | 129 | ||
b) Gründe für die geringe Erheblichkeit divergierender Verschuldensmaßstäbe | 130 | ||
3. Deliktsrechtlicher Gehalt der herabgesetzten Verschuldensmaßstäbe? | 131 | ||
a) § 521 BGB | 135 | ||
(1) Die Kartoffelpülpe-Entscheidung | 135 | ||
(a) § 521 BGB ist bei Verletzungen vertraglicher Nebenpflichten nicht einschlägig | 137 | ||
i) § 521 BGB bezieht sich historisch nur auf die Nichterfüllung | 137 | ||
ii) Die Sachmängelhaftung des Schenkers ist in § 524 BGB parallel zum Kaufrecht geregelt | 138 | ||
iii) Gleichlauf der später eingefügten Haftung für Schutzpflichtverletzungen bei Kauf und Schenkung | 139 | ||
iv) Weitere Gründe für ein enges Verständnis des § 521 BGB | 141 | ||
(b) Hilfsweise: § 521 BGB ist im Bereich vertraglicher Nebenpflichten nicht auf Delikt anwendbar | 142 | ||
(2) Andere Urteile | 145 | ||
b) §§ 523 f. BGB | 146 | ||
c) §§ 599 f. BGB | 147 | ||
d) § 690 BGB | 148 | ||
e) § 708 BGB | 149 | ||
f) §§ 1359, 1664 BGB | 151 | ||
g) Zusammenfassung | 151 | ||
C. Konkurrenzen im Frachtrecht und bei der Haftung des Gastwirts für eingebrachte Sachen | 153 | ||
I. Einführung | 154 | ||
1. Haftungshöchstgrenzen | 154 | ||
2. Verjährungsfristen | 154 | ||
3. Rügeobliegenheiten und ähnliches | 155 | ||
II. Frachtrecht | 156 | ||
1. Haftungshöchstgrenzen | 156 | ||
a) Die historische Entwicklung | 157 | ||
(1) Das ADHGB | 157 | ||
(a) Seefrachtrecht | 157 | ||
(b) Landfrachtrecht | 159 | ||
(c) Eisenbahnfrachtrecht | 160 | ||
(d) Die Literatur zum ADHGB | 162 | ||
(2) Die Entwicklung nach dem ADHGB | 163 | ||
(a) Das Binnenschiffahrtsgesetz | 163 | ||
(b) Das HGB | 164 | ||
b) Überwiegend Angleichung vertraglicher und deliktischer Ansprüche durch ausdrückliche Regelungen | 166 | ||
c) Im Restbereich rein vertragsrechtliches Verständnis der Haftungsgrenzen durch die Rechtsprechung | 167 | ||
d) Abkehr vom rein vertragsrechtlichen Verständnis der Haftungsgrenzen | 168 | ||
(1) Die Entstehung des ADHGB spricht gegen ein ausschließlich vertragsrechtliches Verständnis der Haftungsgrenzen | 169 | ||
(2) Versicherbarkeit und Kalkulierbarkeit | 170 | ||
(3) Möglichkeit der Wahl einer den Beförderungskosten entsprechenden Haftung | 172 | ||
(4) Anpassung an internationale Normen und Gleichstellung aller Frachtführer | 174 | ||
(5) Überflüssige und nicht überzeugende Argumente für ein rein vertragsrechtliches Verständnis der Haftungsgrenzen | 176 | ||
2. Obliegenheiten zur Erhöhung des Schadensersatzumfanges | 179 | ||
a) Obliegenheit zur Angabe eines höheren Wertes des gesamten Gutes | 179 | ||
b) Behandlung von Wertsachen | 180 | ||
(1) Deklaration | 180 | ||
(2) Hinterlegung | 182 | ||
3. Die kurzen Verjährungsfristen des HGB | 183 | ||
a) Die historische Entwicklung | 183 | ||
(1) Das ADHGB | 183 | ||
(2) Die Rechtsprechung zum ADHGB | 185 | ||
(3) Das HGB | 186 | ||
b) Heutige Rechtslage und Rechtsprechung | 187 | ||
c) Deliktsrechtlicher Gehalt der kurzen Verjährungsfristen? | 188 | ||
4. Die Rügeobliegenheit des Empfängers | 189 | ||
5. Gesamtbetrachtung des Frachtrechts | 193 | ||
III. Die Haftung des Gastwirts für eingebrachte Sachen | 195 | ||
1. Summenmäßige Haftungsbeschränkung, Freizeichnung und Rügeobliegenheit | 195 | ||
a) Die historische Entwicklung | 195 | ||
b) Keine Anwendung dieser Restriktionen auf Delikt | 197 | ||
2. Hinterlegung von Wertsachen | 199 | ||
D. Folgen unwirksamer und beendeter Verträge | 201 | ||
I. Keine Folgen bei positiver Förderungsverletzung | 201 | ||
II. Anwendbarkeit der Deliktshaftung bei Eigentumsverletzung im Rahmen nichtiger oder beendeter Verträge | 202 | ||
1. § 993 Abs. 1 BGB sollte nur für Eigenbesitzer gelten | 203 | ||
2. Die Anwendung des § 993 Abs. 1 BGB nur auf Eigenbesitzer ist interessengerecht und systematisch fundiert | 206 | ||
III. Lösung: Auslegung der Haftungsprivilegien und der Nichtigkeitsnormen | 208 | ||
Literatur-und Abkürzungsverzeichnis | 211 | ||
Gesetzesregister | 232 | ||
Entscheidungsregister | 236 | ||
Stichwortregister | 241 |