Isolierte Festsetzungen in weiträumigen Textbebauungsplänen
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Isolierte Festsetzungen in weiträumigen Textbebauungsplänen
Ein Beitrag zum Einsatz fachlich beschränkter städtebaulicher Pläne
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 671
(1995)
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Abstract
Die städtebauliche Planung der Gemeinden vor allem durch den Erlaß von Bebauungsplänen nimmt seit langem eine zentrale Stellung im Recht der raumbezogenen Planung ein. Beleg dafür ist nicht zuletzt die mittlerweile nahezu unüberschaubare Fülle der Judikatur zum Stadtplanungsrecht. Auch Wissenschaft und Gesetzgebung widmen diesem rechtlich am besten durchgebildeten Zweig der Raumplanung - an der Schnittstelle zwischen Staat, Gemeinde und Bürger - traditionell besondere Aufmerksamkeit. Dabei ist zu beobachten, daß der Gesetzgeber die Instrumente des städtebaulichen Planungsrechts mehr und mehr inhaltlich erweitert und das der planenden Gemeinde zu Gebote stehende Planungsinstrumentarium kontinuierlich ausbaut. Besonders prägnant zeigt sich diese Entwicklung in der "Rüstung" des Bauleitplanungsrechts für den Einsatz auf dem Feld des (örtlichen) Umwelt- und Immissionsschutzes. Dies folgt der Erkenntnis, daß der Effizienz eines reagierenden "repressiven" Umwelt- und Immissionsschutzes durch den Einsatz ordnungsrechtlich geprägter Instrumentarien Grenzen gesetzt sind und dementsprechend ein wachsender Bedarf nach (prospektiv-) "agierendem" - planerischem - Umwelt- und Immissionsschutz besteht. Mit der Stärkung des Planungspotentials der Gemeinde verbindet sich allerdings als notwendige Konsequenz, daß auch das in der Konkurrenz zu anderen Planungsträgern und zu anderen Planungsinstrumenten begründete Konfliktpotential vermehrt wird.Daran knüpft die Untersuchung an. Sie behandelt eine Erscheinungsform planerischen Handelns der Gemeinden, die sich in besonders ausgeprägter Weise innerhalb dieses Konfliktpotentials bewegt: Es geht um die Beschränkung des von der Gemeinde als Satzung zu beschließenden Bebauungsplans auf einzelne planerische Elemente, im besonderen auf isolierte textliche Festsetzungen, wobei der Geltungsbereich des Plans regelmäßig - weiträumig - große Teile des Gemeindegebiets oder das Gemeindegebiet als Ganzes erfaßt. Aus der Sicht der gemeindlichen Planungspraxis bieten solche auf Einzelfragen "zugeschnittene" und sachlich-sektoral beschränkte (einfache) Bebauungspläne vielerlei Vorzüge. Ihr steht so ein Instrument zur Verfügung, das einfach zu handhaben ist, mit dem sie ohne allzu großen planerischen Aufwand (städtebauliche) Einzelprobleme lösen kann und das sie außerdem in die Lage versetzt, flexibel und schnell auf Veränderungen der tatsächlichen Planungsgrundlagen zu reagieren. Anwendungsbeispiele aus der gemeindlichen Planungspraxis finden sich etwa als einfache Textbebauungspläne, deren Inhalt sich darin erschöpft, bestimmte (unerwünschte) Arten baulicher Nutzungen oder baulicher Anlagen auszuschließen, oder die allein "Verwendungsverbote" für bestimmte Brennstoffe festsetzen und dabei weite Teile des Gemeindegebiets erfassen. Wo die Grenzen für den Einsatz dieser im Trend zur "planerischen Zurückhaltung" liegenden und deshalb zunehmend favorisierten (einfachen) Textbebauungspläne im einfachen Recht und im Verfassungsrecht verlaufen, soll die vorliegende Untersuchung klären.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 13 | ||
§ 1 Der Gegenstand der Untersuchung | 19 | ||
A. Weiträumiger Textbebauungsplan mit isolierten Festsetzungen ("Textbebauungsplan") | 19 | ||
B. Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes: Ausscheidung der Änderungs- und der Ergänzungstextbebauungspläne | 22 | ||
C. Mögliche Inhalte der Textbebauungspläne in der Planungspraxis | 25 | ||
I. Katalogfestsetzungen des § 9 Abs. 1 BauGB | 25 | ||
II. Planerisches Feinsteuerungsinstrumentarium | 26 | ||
III. Landesrechtlich determinierte Festsetzungen | 27 | ||
§ 2 Der Textbebauungsplan im planungsrechtlichen Begriffssystem | 29 | ||
A. Bedeutung der begrifflichen Standortbestimmung | 29 | ||
B. Planungsrechtliche Begriffssysteme | 33 | ||
I. Begriff der Planung | 33 | ||
II. Raumbezogene Gesamt- und Fachplanung | 35 | ||
C. Standort der städtebaulichen Planung durch Textbebauungsplan | 40 | ||
I. Standortbestimmung nach der Form des Textbebauungsplans | 42 | ||
II. Standortbestimmung nach der materiellen Planungsaufgabe des Textbebauungsplans | 44 | ||
1. Sektorale Planungsaufgabe des Textbebauungsplans durch Abwägungsbeschränkung? | 44 | ||
2. Sektorale Planungsaufgabe des Textbebauungsplans durch Beschränkung der Planmotivation | 47 | ||
a) Zusammenhang zwischen Planmotivation, Planlegitimation und Planungsaufgabe | 47 | ||
b) Planungsaufgabe der Bebauungsplanung | 50 | ||
aa) Gesetzliche (heteronome) Planungsaufgaben | 50 | ||
bb) "Gewillkürte" (autonome) Planungsaufgaben des Textbebauungsplans | 55 | ||
§ 3 Textbebauungsplan und Mindestinhalt städtebaulicher Planungen | 61 | ||
A. Mindestinhalt und begrifflicher Standort des Textbebauungsplans | 61 | ||
B. Planungsaufgabe und Mindestfestsetzungsdichte | 64 | ||
C. Mindestinhalt und Planerfordernis | 70 | ||
D. Mindestinhalt und Abwägung | 73 | ||
E. Mindestinhalt und Bebauungsrecht | 78 | ||
§ 4 Textbebauungsplan und städtebauliche Planeimächtigung | 81 | ||
1. Unterabschnitt: Die städtebauliche Planermächtigung als Grundlage der Textbebauungspläne | 81 | ||
A. Verfassungsrechtliche Vorfragen | 81 | ||
I. Notwendigkeit der Planermächtigung | 81 | ||
II. Gesetzgebungskompetenzen und der Einsatz der städtebaulichen Planermächtigung zur Textbebauungsplanung | 84 | ||
III. Gemeindliches Selbstverwaltungsrecht und der Einsatz der städtebaulichen Planermächtigung zur Textbebauungsplanung | 91 | ||
1. Befugnisbegrenzende Komponente des Selbstverwaltungsrechts | 95 | ||
2. Befugniserweiternde Komponente des Selbstverwaltungsrechts | 99 | ||
Β. Fachplanung durch Textbebauungsplan auf der Grundlage der städtebaulichen Planermächtigung? | 102 | ||
2. Unterabschnitt: Das städtebauliche Planerfordernis des Textbebauungsplans nach § 1 Abs. 3 BauGB | 109 | ||
A. Das Planerfordernis als Komponente der städtebaulichen Planermächtigung | 109 | ||
B. Anwendung besonderer Erforderlichkeitsklauseln auf Textbebauungspläne? | 112 | ||
C. Erfordernis des weiträumigen Umgriffs der Textbebauungspläne | 118 | ||
D. Folgerungen für das Planerfordernis in der kommunalen Planungspraxis besonders bedeutsamer Textbebauungspläne | 121 | ||
I. Luftreinhalteplanung durch Textbebauungspläne | 122 | ||
1. Städtebaurechtliches Planerfordernis der Textbebauungspläne zur Luftreinhaltung | 122 | ||
2. Vorbeugender Umweltschutz durch Textbebauungspläne zur Luftreinhaltung | 125 | ||
3. Erfordernis der Luftreinhalteplanung durch Textbebauungsplan im Hinblick auf kommunale Konkurrenzinstrumentarien | 138 | ||
a) Luftreinhalteplanung durch Ortsbausatzung | 138 | ||
b) Anschluß- und Benutzungszwang für Fernwärme | 145 | ||
c) Verordnungsermächtigungen der Landesimmissionsschutzgesetze | 151 | ||
II. Maßnahmeplanungen (§ 9 Abs. 1 Nr. 24 BauGB) durch Textbebauungspläne | 153 | ||
III. Grünbestandsplanung (§ 9 Abs. 1 Nr. 25 BauGB) durch Textbebauungspläne | 157 | ||
1. Städtebaurechtliches Planerfordernis der Textbebauungspläne zum Grünbestandsschutz | 157 | ||
2. Erfordernis der Grünbestandsplanung durch Textbebauungsplan im Hinblick auf kommunale Konkurrenzinstrumentarien | 160 | ||
IV. Städtebauliche Verkehrsplanungen durch Textbebauungspläne | 162 | ||
3. Unterabschnitt: Der Textbebauungsplan als "Plan" im Sinne des § 1 Abs. 1 BauGB | 167 | ||
A. Formaler Planbegriff und Textbebauungsplan | 168 | ||
B. Materieller Planbegriff und Textbebauungsplan: Das Gebot konkret-individueller Planaussagen | 169 | ||
C. Herleitung des Gebots konkret-individueller Planaussagen | 171 | ||
I. Das Gebot konkret-individueller Planaussagen und der Rechtscharakter des Bebauungsplans | 171 | ||
II. Das Gebot konkret-individueller Planaussagen und die Eigenart der Abwägungsentscheidung | 175 | ||
1. Nachvollziehende Abwägungsentscheidung | 176 | ||
2. Norm geberische Abwägungsentscheidung | 178 | ||
3. Planerisch-gestaltende Abwägungsentscheidung (nach § 1 Abs. 6 BauGB) | 180 | ||
a) Abwägungsentscheidung und Abwägungsvorgang | 180 | ||
b) Städtebauliche Planermächtigung als Finalprogramm | 182 | ||
c) Finalprogramm und Rechtsstaatsprinzip | 184 | ||
d) Anwendung des Art. 80 GG auf die städtebauliche Planermächtigung beim Erlaß von Textbebauungsplänen? | 188 | ||
D. Besonderheiten des Erlasses von Textbebauungsplänen: Legitimation des Übergangs von der konkret-individuellen Planaussage zur abstrakt-generellen Vorschrift | 191 | ||
I. Vergleich mit den Ermächtigungen zum Erlaß von Ortsbausatzungen | 193 | ||
1. Bauordnungsrechtliche Satzungsermächtigung als Planermächtigung? | 194 | ||
2. Bauordnungsrechtliche Satzungsermächtigung als allgemeine Normsetzungsermächtigung | 195 | ||
II. Eigenart der Festsetzungsinhalte als Legitimationskriterium? | 201 | ||
III. Legitimation der Textbebauungspläne durch Verknüpfung der Erfordernis- und der Plankomponente der städtebaulichen Planermächtigung | 206 | ||
E. Anwendung auf einzelne Festsetzungsarten – spezifische Vereinzelungsfähigkeit der Festsetzungen | 208 | ||
I. Katalogfestsetzungen des § 9 Abs. 1 BauGB | 209 | ||
II. Festsetzungen des planerischen Feinsteuerungsinstrumentariums | 212 | ||
1. Ausschlußtextbebauungspläne als unzulässige Negativplanung | 213 | ||
2. Sonstige Textbebauungspläne zur Feinsteuerung | 221 | ||
3. § 2a BauGBMaßnG | 222 | ||
F. Besonderheiten der Bebauungspläne mit isolierten zeichnerischen Festsetzungen | 226 | ||
§ 5 Textbebauungsplan und konkurrierende Kompetenzen staatlicher Instanzen | 230 | ||
A. Konkurrenzlagen zum Naturschutzrecht | 232 | ||
I. Naturschutzrechtliche Maßnahmeplanungen durch Textbebauungsplan | 232 | ||
II. Grünbestandsschutz durch Textbebauungsplan und naturschutzrechtlicher Flächenschutz | 236 | ||
B. Konkurrenzlagen zum Immissionsschutzrecht | 239 | ||
§ 6 Verfahrensfragen beim Erlaß von Textbebauungsplänen | 244 | ||
A. Baurechtliches Verfahrensrecht | 244 | ||
B. Gemeinderechtliches Verfahrensrecht | 247 | ||
I. Gemeinderechtliche Mitwirkungsverbote | 247 | ||
II. Mitwirkungsverbote und vorbereitender Bauleitplan | 251 | ||
III. Mitwirkungsverbote und Textbebauungsplan | 254 | ||
1. Restriktive Interpretation der kommunalrechtlichen Mitwirkungsverbote beim Erlaß weiträumiger Textbebauungspläne | 256 | ||
2. Räumliche Aufteilung weiträumiger Textbebauungspläne | 258 | ||
C. Formellrechtliches Gebot der Normenklarheit | 264 | ||
§ 7 Grundrechtsfragen | 268 | ||
A. Textbebauungsplan und Eigentumsschutz | 268 | ||
I. Standort des Textbebauungsplans in der Eigentumsdogmatik | 271 | ||
II. Folgerungen aus dem Eigentumsschutz fur Planlegitimation und Abwägung des Textbebauungsplans | 275 | ||
III. Faktische Eigentumsbeeinträchtigungen durch Textbebauungsplan | 281 | ||
B. Textbebauungsplan und Berufsfreiheit | 287 | ||
§ 8 Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse | 293 | ||
Literaturverzeichnis | 318 |