Schadensersatzansprüche von Konkurrenten zur Effektivierung der Beihilfenkontrolle?
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Schadensersatzansprüche von Konkurrenten zur Effektivierung der Beihilfenkontrolle?
Zum gemeinschaftsrechtlichen Staatshaftungsanspruch und wettbewerbsrechtlichen Schadensersatzanspruch im europäischen Beihilferecht
Schriften zum Europäischen Recht, Vol. 69
(2001)
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Abstract
Die Beihilfenkontrolle ist mittlerweile eines der zentralen Betätigungsfelder der Europäischen Gemeinschaft geworden. Die Mitgliedstaaten werden zunehmend in ihren Möglichkeiten der Strukturhilfe durch Gemeinschaftsrecht eingeschränkt - Recht, dem sie selbst zugestimmt haben. Dennoch läßt die Gemeinschaftstreue der Mitgliedstaaten oftmals zu wünschen übrig: Beihilfen werden zur Förderung der eigenen Industrie ohne Genehmigung der Kommission gewährt, Rückforderungsanordnungen der Kommission nicht umgesetzt.Stellen Schadensersatzansprüche von Konkurrenten gegen Staat und Beihilfeempfänger ein Mittel dar, die Mitgliedstaaten zur Einhaltung des Verfahrens nach Art. 88 EGV zu zwingen? Die Kölner Juristin Natascha Sasserath stellt die Rechtsprechung zur gemeinschaftsrechtlichen Staatshaftung gebündelt dar und überträgt sie auf das Beihilferecht. Am Beispiel des Beihilferechts weist sie nach, daß die Rechtsprechung des EuGH noch in zahlreichen Punkten konkretisierungsbedürftig ist. Für die Verbesserung der Beihilfenkontrolle zieht sie eine skeptische Bilanz: Rechtlich möglich, aber wegen des oftmals schwierigen Schadensnachweises praktisch kaum durchsetzbar. Wesentlich wirksamer erscheinen ihr Unterlassungsklagen wegen unlauteren Wettbewerbs, die sich direkt gegen den Beihilfeempfänger richten. Der Eintritt weiterer Schäden kann ohne Mitwirkung des Staates verhindert werden. Ein Muß für Beihilfenrechtler, das generell beim Staatshaftungsrecht neue Sichtweisen erschließt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 16 | ||
A. Einleitung | 19 | ||
B. Grundlagen | 24 | ||
I. Beihilfebegriff | 25 | ||
1. Staatliche Zurechnung | 26 | ||
2. Vorteilsgewährung | 26 | ||
3. Selektion | 28 | ||
4. Belastung des Staatshaushaltes | 28 | ||
II. Zentrale Beihilfenkontrolle durch die Kommission | 29 | ||
1. Abgrenzung Alt- und Neubeihilfe | 30 | ||
2. Präventive Beihilfenkontrolle | 32 | ||
a) Notifizierungspflicht (Art. 88 Abs. 3 S. 1 EGV) | 32 | ||
b) Vorprüfungsverfahren | 35 | ||
c) Hauptprüfungsverfahren (Art. 88 Abs. 2 EGV) | 36 | ||
3. Prüfung von unter Verstoß gegen Art. 88 Abs. 3 S. 3 EGV gewährten Beihilfen | 38 | ||
a) Verfahrensbeschleunigung durch das Boussac-Verfahren | 39 | ||
b) Rückforderungsanordnung gem. Art. 88 Abs. 2 EGV | 40 | ||
4. Fortlaufende Beihilfenkontrolle | 42 | ||
5. Die Stellung Dritter im zentralen Beihilfenkontrollverfahren | 43 | ||
III. Dezentrale Beihilfenkontrolle durch die nationalen Gerichte | 46 | ||
1. Unmittelbare Anwendbarkeit der Art. 87 f. EGV | 48 | ||
a) Durchführungsverbot gem. Art. 88 Abs. 3 S. 3 EGV | 49 | ||
b) Beihilfeverbot gem. Art. 87 Abs. 1 EGV | 50 | ||
2. Rechtsschutzgewährungsauftrag des nationalen Richters gem. Art. 10 EGV | 51 | ||
3. Zuständigkeitsabgrenzung | 55 | ||
a) Befugnisse der Kommission | 56 | ||
b) Befugnisse der nationalen Gerichte | 58 | ||
c) Zusammenfassung | 61 | ||
C. Schadensersatzanspruch als notwendige Rechtsfolge der Verletzung der Art. 87 f. EGV? | 64 | ||
I. Effektivitätsbestrebungen und verbleibende Vollzugsdefizite im zentralen Beihilfenkontrollverfahren | 66 | ||
1. Verfahrenslänge | 66 | ||
a) Befugnis der Kommission zur Anordnung der vorläufigen Rückforderung | 67 | ||
aa) Bisherige Rechtslage | 69 | ||
bb) Klärung der Rechtslage durch Art. 11 Abs. 2 VfVO i. V.m. Art. 89 EGV | 70 | ||
b) Fazit | 73 | ||
2. Durchsetzung der Kommissionsentscheidung | 74 | ||
a) Widerstand des Mitgliedstaates | 74 | ||
aa) Effektivitätssteigerung durch die Rechtsprechung des EuGH | 75 | ||
bb) Verbleibende Vollzugsdefizite | 77 | ||
cc) Fazit | 78 | ||
b) Widerstand des Beihilfeempfängers | 78 | ||
aa) Die effet-utile-Rechtsprechung zum indirekten Vollzug des Gemeinschaftsrechts | 80 | ||
(1) Vertrauensschutz | 81 | ||
(2) Ausschlußfristen | 87 | ||
(3) Vorläufiger Rechtsschutz | 90 | ||
bb) Fazit | 92 | ||
3. Zusammenfassung | 92 | ||
II. Effektivität der negativen Konkurrentenklage vor nationalen Gerichten | 93 | ||
1. Das Konzept des EuGH | 94 | ||
2. Praktische Durchsetzungsprobleme auf nationaler Ebene | 95 | ||
a) Tatsächliche Hindernisse | 96 | ||
b) Rechtliche Hindernisse | 96 | ||
aa) Klagebefugnis / Feststellungsinteresse | 97 | ||
bb) Rückforderung von „nur“ formell rechtswidrigen Beihilfen | 99 | ||
cc) Auslegung des Beihilfebegriffs i. S. d. Art. 87 Abs. 1 EGV | 101 | ||
dd) Das Vorliegen „außergewöhnlicher Umstände“ | 105 | ||
(1) „Risikolose“ negative Konkurrentenklage? | 105 | ||
(2) Gemeinschaftsrechtliche Anforderungen an die Nachforschungspflicht des Beihilfeempfängers | 106 | ||
(a) Verhalten der Kommission | 107 | ||
(b) Weitere Vertrauensschutztatbestände | 109 | ||
(c) Ergebnis | 111 | ||
3. Fazit | 112 | ||
III. Notwendigkeit eines Schadensersatzanspruchs des Konkurrenten zur Gewährleistung umfassenden Rechtsschutzes | 113 | ||
D. Schadensersatzanspruch gegen den Mitgliedstaat | 115 | ||
I. Rechtsprechungsüberblick | 119 | ||
1. Sachverhalte | 120 | ||
a) Fehlende Richtlinienumsetzung (Francovich) | 120 | ||
b) Verstoß gegen primäres Gemeinschaftsrecht durch Unterlassen (Brasserie du Pêcheur) | 120 | ||
c) Verstoß gegen primäres Gemeinschaftsrecht durch aktives Handeln (Factortame III) | 121 | ||
d) Fehlerhafte Richtlinienumsetzung (British Telecommunications plc und Denkavit) | 122 | ||
e) Verstoß gegen primäres Gemeinschaftsrecht durch die Verwaltung (Hedley Lomas Ltd.) | 123 | ||
f) Fehlende Richtlinienumsetzung (Dillenkofer u.a.) | 123 | ||
2. Rechtsprechungsentwicklung | 123 | ||
3. Verallgemeinerungsfähige Grundsätze | 130 | ||
II. Anspruchsgrundlage | 131 | ||
1. Keine Bedenken gegen eine Haftung nach § 839 BGB i.V.m. Art. 34 GG | 133 | ||
2. Einwirkungsintensität auf das nationale Haftungsrecht | 135 | ||
III. Der gemeinschaftsrechtliche Staatshaftungsanspruch im Beihilferecht | 140 | ||
1. Gemeinschaftsrechtliche Voraussetzungen | 140 | ||
a) Verstoß gegen eine Norm, die den Schutz einzelner bezweckt | 140 | ||
aa) Problemaufriß | 141 | ||
bb) Ursachen der Auslegungsunsicherheiten | 144 | ||
(1) Fehlende Differenzierung zwischen Verstößen gegen Durchführungs- und Beihilfeverbot | 144 | ||
(2) Unklare Rechtslage zum subjektiven Recht im Gemeinschaftsrecht | 145 | ||
cc) Verstoß gegen das Durchführungsverbot gem. Art. 88 Abs. 3 S. 3 EGV | 149 | ||
(1) Dogmatischer Anknüpfungspunkt | 149 | ||
(2) Subjektiv-rechtliche Kriterien | 152 | ||
(3) Übertragung des Ansatzes der „funktionellen Versubjektivierung“ auf Art. 88 Abs. 3 S. 3 EGV | 155 | ||
(4) Zwischenergebnis | 156 | ||
(5) Schadensersatz bei rechtswidriger Gewährung vereinbarer Beihilfen? | 157 | ||
(a) Bisherige Rechtsprechung des EuGH zu Art. 88 Abs. 3 S. 3 EGV | 157 | ||
(b) Zuständigkeit des nationalen Richters nach positiver Kommissionsentscheidung | 158 | ||
(c) Schutzzweckzusammenhang | 161 | ||
(d) Ergebnis | 163 | ||
(6) Berechtigter Personenkreis | 164 | ||
dd) Verstoß gegen das Beihilfeverbot gem. Art. 87 Abs. 1 EGV | 166 | ||
ee) Zusammenfassung | 169 | ||
b) Hinreichend qualifizierter Verstoß | 169 | ||
aa) Das „Ermessen“ als Voraussetzung einer differenzierten Prüfung im Einzelfall | 174 | ||
bb) Haftungsmaßstab | 178 | ||
(1) Abhängiger Maßstab nach Art. 288 Abs. 2 EGV | 179 | ||
(2) Eigenständiger differenzierter Maßstab | 183 | ||
(3) Haftungsrechtliche Behandlung unbewußter Verstöße gegen Art. 88 Abs. 3 S. 3 EGV bei atypischen Beihilfen | 186 | ||
cc) Schlußfolgerungen für Rechtsschutz und Effektivität des gemeinschaftsrechtlichen Staatshaftungsanspruchs | 188 | ||
c) Unmittelbare Kausalität | 188 | ||
2. Ergänzende nationalrechtliche Voraussetzungen | 191 | ||
a) Schaden (§§ 249 ff., 842 ff. BGB) | 191 | ||
aa) Beweisanforderungen im nationalen Schadensersatzprozeß | 192 | ||
(1) Grundregel des § 286 ZPO | 193 | ||
(2) Beweiserleichterung nach § 252 S. 2 BGB | 194 | ||
(3) Beweiserleichterung nach § 287 Abs. 1 ZPO | 194 | ||
(4) Fazit | 195 | ||
bb) Schadensermittlung im Beihilferecht | 196 | ||
(1) Mittelbare Rechtsgutverletzung | 196 | ||
(2) Schadenseintritt | 197 | ||
(3) Schadenshöhe | 197 | ||
cc) Zusammenfassung | 198 | ||
b) Vorrang des Primärrechtschutzes (§ 839 Abs. 3 BGB) | 198 | ||
aa) Negative Konkurrentenklage | 201 | ||
bb) Informelle Beschwerde / Beteiligung im Hauptprüfungsverfahren | 203 | ||
cc) Klage auf Erfüllung der Rückforderungsanordnung | 204 | ||
(1) Gemeinschaftsrechtliche Anspruchsgrundlage | 205 | ||
(a) Unmittelbare Wirkung der Entscheidung | 205 | ||
(aa) Ablauf der Umsetzungsfrist | 206 | ||
(bb) Schutz des einzelnen | 207 | ||
(cc) Inhaltlich unbedingt und hinreichend bestimmt | 207 | ||
(dd) Keine horizontale Drittwirkung | 209 | ||
(b) Zwischenergebnis | 209 | ||
(2) Nationalrechtliche Umsetzung | 209 | ||
dd) Zusammenfassung | 210 | ||
c) Verjährung (§ 852 BGB) | 210 | ||
d) Passivlegitimation | 211 | ||
aa) Haftung des Bundes | 211 | ||
bb) Haftung der Anstellungskörperschaft (Land bzw. Kommune) | 212 | ||
e) Subsidiarität (§ 839 Abs. 1 S. 2 BGB) | 212 | ||
IV. Die Effektivität des gemeinschaftsrechtlichen Staatshaftungsanspruchs im Beihilferecht | 214 | ||
1. Anwendungsprobleme | 215 | ||
2. Ausblick | 216 | ||
E. Schadensersatzanspruch gegen den Beihilfeempfänger | 219 | ||
I. SFEI: Keine Haftung nach Gemeinschaftsrecht | 222 | ||
1. Gemeinschaftsrechtliche Anspruchsgrundlage | 222 | ||
2. Horizontale Drittwirkung der Art. 87 f. EGV | 223 | ||
a) Art. 88 Abs. 3 S. 3 EGV | 224 | ||
b) Art. 88 Abs. 2, 87 Abs. 1 i.V.m. Art. 249 Abs. 4 EGV | 226 | ||
c) Ergebnis | 228 | ||
II. Nationalrechtliche Anspruchsgrundlage | 229 | ||
1. Anwendbarkeit des deutschen UWG | 230 | ||
a) Kollisionsrecht | 231 | ||
b) Fremdenrecht | 233 | ||
2. Wettbewerbshandlung i. S. d. § 1 UWG | 233 | ||
3. Sittenwidrigkeit | 234 | ||
a) Stellungnahmen in der deutschen und ausländischen Literatur | 235 | ||
b) Gang der Untersuchung | 238 | ||
c) Subventionen und unlauterer Wettbewerb | 239 | ||
aa) Beeinträchtigung des Leistungswettbewerbs durch jede Subventionierung | 240 | ||
bb) Rechtfertigung durch vorrangiges berechtigtes Allgemeininteresse | 242 | ||
(1) Nationaler Kontext | 242 | ||
(2) Europäischer Kontext | 244 | ||
(3) Zusammenfassung | 245 | ||
d) Preisunterbietung durch die öffentliche Hand | 246 | ||
aa) Rechtsprechung zur durch den zweckwidrigen Einsatz öffentlicher Mittel finanzierten Preisunterbietung | 248 | ||
bb) Unlauterkeitskriterien | 249 | ||
(1) Zweckentfremdung | 249 | ||
(2) Finanzierung der eigenen Konkurrenz | 250 | ||
(3) Nicht gerechtfertigte Beeinträchtigung des Leistungswettbewerbs | 250 | ||
(4) Abgabenhoheit | 251 | ||
cc) Zusammenfassung | 252 | ||
e) Durch gemeinschaftsrechtswidrige Beihilfen finanzierte Preisunterbietung privater Unternehmen | 252 | ||
aa) Unterschiedliche Rechtsform des unterbietenden Unternehmens | 252 | ||
bb) Keine zweckwidrige Nutzung der Beihilfe durch den Beihilfeempfänger | 253 | ||
cc) Eingeschränkte Prüfungsbefugnis des nationalen Richters | 254 | ||
dd) Zwischenergebnis | 257 | ||
ee) Berücksichtigung der Interessen des Beihilfeempfängers | 257 | ||
(1) Subjektive Sittenwidrigkeit | 258 | ||
(2) Eindeutige Fälle | 259 | ||
(3) Zweifelhafte Fälle | 260 | ||
f) Ergebnis | 262 | ||
4. Schadensersatzanspruch gem. § 1 UWG | 262 | ||
5. Effektivitätssteigerung der Beihilfenkontrolle und des Konkurrentenschutzes | 263 | ||
F. Rechtspolitische Wertung | 265 | ||
I. Verhinderung nicht Kompensation von Wettbewerbsnachteilen | 265 | ||
II. Kooperation nicht Konfrontation | 266 | ||
G. Thesen | 268 | ||
Literaturverzeichnis | 271 | ||
Sachwortverzeichnis | 290 |