Die Schule von New Haven
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Die Schule von New Haven
Darstellung und Kritik einer amerikanischen Völkerrechtslehre
Schriften zum Völkerrecht, Vol. 141
(2000)
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Abstract
Die Schule von New Haven zählt zu den bedeutendsten amerikanischen Völkerrechtslehren des 20. Jahrhunderts. Sie wurde von zwei Professoren der Yale Law School, Myres S. McDougal und Harold D. Lasswell, begründet und wird nach deren Tod von Michael W. Reisman fortgeführt. Sie zeichnet sich durch von der traditionellen Sicht des Völkerrechts abweichende Auffassungen über Definition, Aufgabe und Auslegung des Völkerrechts aus. Ihre Methodik und Terminologie sind rechtssoziologisch geprägt.Die Autorin stellt zunächst die führenden Repräsentanten der Schule von New Haven und die Reaktion der Völkerrechtswissenschaft auf ihre Thesen dar. Anschließend wird ein Überblick über die Lehren dieser Schule gegeben. Beispielsweise versteht die Schule von New Haven das Völkerrecht nicht als System von Normen, sondern als »process of authoritative and effective decisions«. Auch die für diese Schule kennzeichnenden Begriffe »policyorientation« und »value-orientation« sowie die von der Schule betonte Bedeutung des Kontexts werden dargestellt. Im zweiten Teil der Arbeit untersucht Sandra Voos, wie sich die Lehren dieser Schule bei der Anwendung auf konkrete Problemfälle auswirken; als Beispiele dienen dabei Aufsätze von McDougal und Reisman über die amerikanischen Wasserstoffbombentests 1954 im Pazifik, die Kuba-Blockade von 1962 und die Bombardierung Baghdads im Jahre 1993.Abschließend wendet sich die Autorin der Kritik der Lehren dieser Schule zu. Sie kommt zu dem Ergebnis, daß die Schule von New Haven die Bedeutung von Normen in einem Rechtssystem verkennt und insbesondere nicht klar zwischen der normativen Ebene des Sollens und der faktischen Ebene des Seins trennt. Die von dieser Schule befürwortete Orientierung von juristischen Entscheidungen an Werten und politischen Zielen birgt die Gefahr subjektiver Entscheidungen. Darüber hinaus wirken Terminologie und Methodik der Schule von New Haven unnötig kompliziert. Durch die Betonung der Bedeutung des Einzelfalls und der Weite des Entscheidungsspielraums kommt diese Lehre den Interessen einer Supermacht wie den Vereinigten Staaten entgegen. Sie läuft aber Gefahr, die Interessen der kleineren Staaten und das Ziel der Rechtssicherheit zu vernachlässigen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
Einleitung | 15 | ||
Teil A: Darstellung der Schule von New Haven | 17 | ||
Kapitel I: Einführung | 17 | ||
1. Die New Haven School als rechtstheoretische Schule | 17 | ||
2. Die führenden Repräsentanten der Schule von New Haven | 20 | ||
a) Myres S. McDougal | 20 | ||
aa) McDougals Biographie | 20 | ||
bb) McDougals Werke | 24 | ||
b) Harold D. Lasswell | 26 | ||
aa) Biographie und Werke | 26 | ||
bb) Lasswells Rolle in der New Haven School und sein Verhältnis zu McDougal | 27 | ||
c) W. Michael Reisman | 29 | ||
3. Die wichtigsten Schüler McDougals | 31 | ||
a) Lung-chu Chen | 31 | ||
b) Richard A. Falk | 31 | ||
c) Rosalyn Higgins | 33 | ||
4. Reaktion der Völkerrechtswissenschaft auf die New Haven School | 34 | ||
a) Aufnahme durch die amerikanische Völkerrechtslehre | 34 | ||
b) Aufnahme durch die europäische Völkerrechtslehre | 39 | ||
Kapitel II: Die Definition des Völkerrechts | 41 | ||
1. Die Definition des Völkerrechts als „process of decision“ | 41 | ||
a) Kritik an der traditionellen Völkerrechtsdefinition | 41 | ||
aa) Einleitung | 41 | ||
bb) Wiedergabe der Wirklichkeit | 42 | ||
cc) Nutzen der Definition bei der Erfüllung juristischer Aufgaben | 45 | ||
b) Neue Völkerrechtsdefinition der New Haven School | 50 | ||
aa) Das Völkerrecht als „process of decision“ | 50 | ||
bb) Erläuterungen zu „process“ | 51 | ||
cc) Erläuterungen zu „decision“ | 52 | ||
dd) Folgen dieser Definition | 52 | ||
2. Definition des Völkerrechts als Zusammentreffen von „authority“ und „effective control“ | 55 | ||
a) Voraussetzungen für das Vorliegen von Völkerrecht | 55 | ||
aa) „Authoritative and controlling decisions“ | 55 | ||
bb) Erläuterungen zu „authority“ | 56 | ||
cc) Erläuterungen zu „effective control“ | 60 | ||
dd) Auseinanderfallen beider Komponenten | 61 | ||
ee) Gegenseitige Beeinflussung beider Komponenten | 62 | ||
ff) Zusammenfassung | 64 | ||
b) Das Verhältnis des Völkerrechts zu Macht und Politik | 64 | ||
aa) Kritik an den traditionellen Auffassungen zu diesem Verhältnis | 64 | ||
bb) Die Sicht der Schule von New Haven | 65 | ||
3. Rechtsnatur des Völkerrechts und Bindungswirkung | 67 | ||
a) Das Völkerrecht als wirkliches Recht | 67 | ||
b) Die Bindungswirkung völkerrechtlicher Normen | 68 | ||
4. Die Entstehung von Völkerrecht | 70 | ||
a) Kritik am traditionellen Konzept der Quellen des Völkerrechts | 70 | ||
b) Das Konzept der „prescription“ | 72 | ||
c) Das Modell von „claims and counterclaims“ | 74 | ||
5. Der Regelungsbereich des Völkerrechts | 79 | ||
a) Abgrenzung zu verwandten Rechtsgebieten und Disziplinen | 79 | ||
b) Die Völkerrechtssubjekte | 80 | ||
Kapitel III: Die Methodik der Schule von New Haven | 82 | ||
1. Einführung | 82 | ||
a) Funktionale Sicht des Völkerrechts und die Reform des Völkerrechts | 82 | ||
b) Die Reform der Völkerrechtswissenschaft | 87 | ||
2. Die „policy-orientation“ | 93 | ||
a) Erläuterungen zum Begriff der „policy“ | 93 | ||
b) Unvermeidlichkeit eines „policy choice“ | 95 | ||
c) Bedeutung von „policies“ | 97 | ||
3. Die „value-orientation“ | 98 | ||
a) Begriff der „values“ | 98 | ||
b) Notwendigkeit einer „clarification of values“ | 100 | ||
c) Funktion der „values“ | 101 | ||
d) Die von der New Haven School angestrebten Werte | 103 | ||
aa) Die acht Werte | 103 | ||
bb) „Human dignity“ | 106 | ||
cc) Demokratie | 107 | ||
dd) „Common interest“ | 108 | ||
ee) „Minimum world public order“ | 108 | ||
e) Begründung für die Wahl dieser Werte | 109 | ||
4. Die Wissenschaftlichkeit | 112 | ||
a) Empirische Forschung | 112 | ||
b) Interdisziplinarität | 113 | ||
5. Die Bedeutung des Kontexts | 114 | ||
6. Das „framework of inquiry“ | 116 | ||
a) Zweck und Charakteristika des „framework of inquiry“ | 116 | ||
b) Die Kategorien des „framework of inquiry“ | 119 | ||
7. Exkurs: Die Auslegung völkerrechtlicher Vereinbarungen | 121 | ||
a) Die Auslegungstheorie der New Haven School | 121 | ||
b) Die Auslegungsziele | 122 | ||
c) Die Bedeutung von Text und Kontext bei der Auslegung | 125 | ||
Teil B: Studien der New Haven School zu konkreten Problemfällen | 129 | ||
Kapitel I: Die amerikanischen Wasserstoffbombentests im Pazifik | 129 | ||
1. Einleitung | 129 | ||
a) Allgemeines | 129 | ||
b) Sachverhalt | 130 | ||
2. Argumentation von McDougal und Schlei | 133 | ||
a) Einleitung | 133 | ||
b) Zulässigkeit von Atombombentests | 134 | ||
c) Die Freiheit der Meere | 135 | ||
aa) Zulässigkeit von Beeinträchtigungen der Meeresfreiheit | 135 | ||
bb) Kein Verstoß gegen das Hoheitsverbot | 137 | ||
cc) Vergleichbare Fälle | 138 | ||
dd) Besonderes Gewicht von Sicherheitsinteressen | 139 | ||
ee) Prüfung der „reasonableness“ in diesem konkreten Fall | 140 | ||
d) Das Verschmutzungsverbot | 143 | ||
e) Kein Verstoß gegen die Charta und das Treuhandabkommen | 145 | ||
f) Das Schlußwort | 147 | ||
3. Kritik von McDougals Artikel | 148 | ||
a) Allgemeine Völkerrechtswidrigkeit von Atomwaffen | 148 | ||
b) Die Freiheit der Meere | 150 | ||
c) Das Verschmutzungs- und Schädigungsverbot | 163 | ||
d) Treuhandabkommen und Charta | 164 | ||
e) Ergebnis der Kritik | 166 | ||
Kapitel II: Die Kuba-Blockade | 170 | ||
1. Einleitung | 170 | ||
a) Einführung | 170 | ||
b) Sachverhalt | 171 | ||
2. McDougals Argumentation | 173 | ||
a) Das völkergewohnheitsrechtliche Selbstverteidigungsrecht | 173 | ||
b) Auslegung von Art. 51 der Charta | 176 | ||
c) Kontext der Kuba-Krise | 180 | ||
3. Kritik von McDougals Artikel | 183 | ||
a) Verstoß gegen Art. 2 Abs. 4 der Charta | 183 | ||
b) McDougals Argumentation zur Freiheit der Meere | 183 | ||
c) Rechtfertigung der Quarantäne als Selbstverteidigung | 184 | ||
aa) Das völkergewohnheitsrechtliche Selbstverteidigungsrecht | 184 | ||
bb) Auslegung von Art. 51 der Charta | 189 | ||
cc) Einordnung der Kuba-„Quarantäne“ als Selbstverteidigung | 195 | ||
d) Sonstige Rechtfertigungsgründe | 201 | ||
aa) Rechtfertigung durch den Rio-Vertrag und die OAS-Resolution | 201 | ||
bb) Sonstige Überlegungen | 203 | ||
e) McDougals Schlußwort | 204 | ||
Kapitel III: Die Bombardierung Baghdads | 205 | ||
1. Einleitung und Sachverhalt | 205 | ||
2. Reismans Argumentation | 207 | ||
a) Theoretische Grundlagen | 207 | ||
b) Abgrenzung von Selbstverteidigung und Repressalie | 210 | ||
c) Kriegsvölkerrecht | 214 | ||
d) Verbot der Ermordung fremder Staatsoberhäupter | 214 | ||
e) Botschaft an Nordkorea | 215 | ||
3. Kritik von Reismans Artikel | 215 | ||
a) Theoretische Grundlagen | 215 | ||
b) Die allgemeine Rechtmäßigkeit von „unilateral coercive action“ | 219 | ||
aa) Die Rechtmäßigkeit des „continuing claim“ der USA | 219 | ||
bb) Völkerrechtmäßigkeit bewaffneter Repressalien | 221 | ||
c) Rechtmäßigkeit der Bombardierung Baghdads | 226 | ||
d) Kriegsvölkerrecht | 228 | ||
e) Verbot der Ermordung fremder Staatsoberhäupter und Berücksichtigung von Nebenzielen | 229 | ||
f) Zusammenfassung | 230 | ||
Kapitel IV: Ergebnisse | 232 | ||
1. Charakteristika der untersuchten Artikel | 232 | ||
2. Zusammenfassung der Kritik | 237 | ||
Teil C: Kritik der Schule von New Haven | 241 | ||
Kapitel I: Kritik der Definition des Rechts als „process of decision“ | 241 | ||
1. Der Normskeptizismus der New Haven School | 241 | ||
a) Zur Natur von Normen | 241 | ||
b) Zur Rechtsanwendung | 246 | ||
aa) Prüfung der Geltung von Normen | 246 | ||
bb) Einfluß von außerrechtlichen Umständen des faktischen Kontexts | 247 | ||
cc) Gleichzeitige Anwendbarkeit entgegengesetzter Prinzipien | 251 | ||
c) Gesamtbewertung des Normskeptizismus der New Haven School | 253 | ||
2. Definition des Völkerrechts als Entscheidungen | 256 | ||
3. Definition des Völkerrechts als Prozeß | 259 | ||
a) Das Völkerrecht als sich ständig wandelndes Recht | 259 | ||
b) Das Modell von „claims and counterclaims“ | 261 | ||
c) Die Entstehung von Völkerrecht | 264 | ||
Kapitel II: Definition des Völkerrechts als Verbindung von „authority“ und „effective control“ | 265 | ||
1. Kritik dieser Definition | 265 | ||
2. Das „incidents“-Konzept | 270 | ||
3. Rechtsnatur des Völkerrechts und Bindungswirkung von Völkerrechtsnormen | 272 | ||
Kapitel III: „Policy-orientation“ und „value-orientation“ | 273 | ||
1. Die funktionale Sicht des Völkerrechts | 273 | ||
2. Die „policy-orientation“ | 276 | ||
a) Die Unvermeidlichkeit eines „policy choice“ | 276 | ||
b) „Policies“ als Orientierungshilfe und Rechtmäßigkeitsmaßstab | 277 | ||
c) Der Maßstab der „reasonableness“ | 282 | ||
3. Die „value-orientation“ | 284 | ||
a) Bei der Rechtsanwendung | 284 | ||
b) Die von der New Haven School angestrebten „goal values“ | 289 | ||
aa) Empirische Nachweisbarkeit der „goal values“ | 289 | ||
bb) Die Auslegung dieser „goal values“ durch die New Haven School | 292 | ||
Kapitel IV: Systematische Einordnung der Theorie der New Haven School | 296 | ||
1. Einordnung in das Spektrum rechtstheoretischer Schulen | 296 | ||
2. Prüfung der Einordnung als rechtssoziologische Theorie | 299 | ||
Kapitel V: Kritik der Methode der Schule von New Haven | 308 | ||
1. Die Terminologie der New Haven School | 308 | ||
2. Das „framework of inquiry“ | 311 | ||
a) Die Werteanalyse | 311 | ||
b) Die Phasenanalyse | 312 | ||
c) Die fünf intellektuellen Aufgaben der Völkerrechtsgelehrten | 313 | ||
d) Die sieben Entscheidungsfunktionen | 314 | ||
e) Gesamtbewertung des „framework of inquiry“ | 316 | ||
Kapitel VI: Thesenartige Zusammenfassung der Ergebnisse | 320 | ||
Literaturverzeichnis | 323 | ||
Stichwortverzeichnis | 343 |