Die Struktur der Grundfreiheiten des Europäischen Gemeinschaftsrechts
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Die Struktur der Grundfreiheiten des Europäischen Gemeinschaftsrechts
Schriften zum Europäischen Recht, Vol. 56
(1999)
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Abstract
Die Grundfreiheiten sind die bedeutsamsten subjektiv-öffentlichen Rechte des primären Gemeinschaftsrechts. Ihre Einzigartigkeit ergibt sich daraus, daß sie die Territorialität des Rechts, die ein wesentliches Hindernis für grenzüberschreitende Transaktionen darstellt, durch Gewährung transnationaler, justiziabler Individualrechte überwinden und dem einzelnen trotz der fortbestehenden Souveränität der in der Gemeinschaft zusammengeschlossenen Nationalstaaten den Zugang zu allen nationalen Teilmärkten ermöglichen.Diese Funktion rückt die Grundfreiheiten in ein kompliziertes Kräftefeld: Neben dem auf der Rechtfertigungsebene abzuhandelnden Zielkonflikt zwischen der gewährten Freiheit einerseits und dem Bedürfnis nach regulatorischer Gestaltung des Wirtschaftsprozesses andererseits müssen bei ihrer dogmatischen Strukturierung auch kompetentielle Spannungen berücksichtigt werden, und zwar bereits auf der Tatbestandsebene. Soweit die Grundfreiheiten Maßstab für mitgliedstaatliche Maßnahmen sind, verkürzen sie nämlich die mitgliedstaatliche Gestaltungsfreiheit gerade in denjenigen Bereichen, die den Mitgliedstaaten im Verhältnis zur Gemeinschaft kompetentiell zugeordnet sind. Jede Justierung des Prüfungsmaßstabes ist damit zugleich Austarierung der horizontalen und der vertikalen Gewaltenbalance.In der Untersuchung wird vorgeschlagen, die wenig konturierte, widerspruchsvolle und mit dem geschriebenen Vertragsrecht unabgestimmte $aCassis de Dijon-$zRechtsprechung des EuGH aufzugeben und die Grundfreiheiten auf ihre usprüngliche Funktion als materielle Diskriminierungsverbote zurückzuführen. Dies hebt ihre spezifisch transnationale Schutzfunktion hervor, vermeidet unkontrollierbare Beschneidungen der mitgliedstaatlichen Kompetenzen und bewahrt vor dem Mißverständnis, daß die Grundfreiheiten - als Ersatz für einen nicht vorhandenen politischen Willen der Mitgliedstaaten zur Rechtsangleichung - allgemeine subjektiv-rechtliche Deregulierungsansprüche enthalten.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 13 | ||
Erster Teil: Grundlagen und Grundfragen einer dogmatischen Strukturierung der Grundfreiheiten | 20 | ||
A. Die sechs Grundfreiheiten | 20 | ||
B. Die Grundfreiheiten als subjektiv-öffentliche Rechte | 23 | ||
I. Entwicklung | 23 | ||
II. Das subjektiv-öffentliche Recht in einem föderal gegliederten Gemeinwesen | 26 | ||
1. Vielfalt und Disparität | 26 | ||
2. Der Grundsatz der Inländerbehandlung: das Beispiel Art. 33 Abs. 1 GG | 28 | ||
3. Homogenisierung der Teilrechtsordnungen jenseits des Prinzips der Inländerbehandlung | 31 | ||
III. Grundfreiheiten und Rechtsangleichung | 34 | ||
IV. Zwischenbilanz | 37 | ||
C. Die Entwicklung vom Diskriminierungs-zum Beschränkungsverbot | 38 | ||
I. Problemstellung | 38 | ||
II. Rechtsprechungsübersicht | 40 | ||
1. Produktverkehrsfreiheiten | 40 | ||
a) Warenverkehrsfreiheit | 40 | ||
aa) Die Dassonville-Formel | 41 | ||
bb) Art. 28 EGV als Maßstab für unterschiedslos anwendbare Maßnahmen | 41 | ||
(1) Das Urteil Cassis de Dijon | 41 | ||
(2) Die Folgerechtsprechung | 44 | ||
(a) Die Aufweichung und Aufgabe des Diskriminierungserfordernisses als Voraussetzung für die Beeinträchtigung des Schutzbereiches | 44 | ||
(b) Die Einordnung der versteckten Diskriminierungen | 47 | ||
(3) Dogmatische Verortung der „zwingenden Erfordernisse" | 52 | ||
cc) Das Urteil Keck & Mithouard: Behutsame Wende in der Rechtsprechung | 53 | ||
(1) Modifikationen auf der Tatbestandsebene | 53 | ||
(2) Auswirkungen auf der Rechtfertigungsebene | 55 | ||
dd) Zusammenfassung | 55 | ||
b) Dienstleistungsfreiheit | 58 | ||
aa) Art. 49 EGV als Diskriminierungs- und Beschränkungsverbot? | 58 | ||
bb) Die Einordnung der versteckten Diskriminierungen | 62 | ||
2. Personenverkehrsfreiheiten | 64 | ||
a) Niederlassungsfreiheit | 64 | ||
b) Arbeitnehmerfreizügigkeit | 68 | ||
3. Zusammenfassung | 71 | ||
Zweiter Teil: Die Struktur der Grundfreiheiten | 74 | ||
A. Der Schutzbereich der Grundfreiheiten | 75 | ||
I. Sachlicher Schutzbereich | 76 | ||
II. Persönlicher Schutzbereich | 78 | ||
1. Natürliche Personen | 78 | ||
2. Personenmehrheiten | 80 | ||
III. Räumlicher Schutzbereich | 81 | ||
B. Die Beeinträchtigung des Schutzbereiches | 82 | ||
I. Hoheitliche Belastung | 83 | ||
II. Grenzüberschreitender Bezug | 84 | ||
1. Zur Notwendigkeit eines horizontalen Vergleichs | 85 | ||
a) Methodische Vorüberlegungen | 85 | ||
b) Die Grundfreiheiten im Kontext des EG-Vertrages | 90 | ||
aa) Kompetenzverteilungsregeln | 90 | ||
(1) Normative Grundlagen: Das Prinzip der begrenzten Ermächtigung der Gemeinschaft | 90 | ||
(a) Art. 5 Abs. 1 EGV | 90 | ||
(b) Art. 308 EGV und „implied powers" | 90 | ||
(c) Art. 94, 95 EGV | 91 | ||
(d) Art. 220 EGV | 94 | ||
(2) Zur „finalen Struktur" der Kompetenzverteilungsnormen | 95 | ||
(3) Zwischenbilanz: Kompetenzverteilung, Verfassungsverständnis und Auslegung der Grundfreiheiten | 99 | ||
bb) Kompetenzausübungsregeln | 106 | ||
(1) Das Subsidiaritätsprinzip (Art. 5 Abs. 2 EGV) | 106 | ||
(a) Inhalt und Funktion | 106 | ||
(b) Auslegungsvorgabe für die Grundfreiheiten | 107 | ||
(2) Die Erforderlichkeit gemeinschaftlichen Handelns (Art. 5 Abs. 3 EGV) | 112 | ||
cc) Abstimmung mit den kodifizierten Rechtfertigungsgründen | 114 | ||
c) Fazit: Die Grundfreiheiten als Gleichheitsrechte | 115 | ||
2. Gedankengang bei der Feststellung des grenzüberschreitenden Bezuges | 118 | ||
a) Vergleich zwischen inländischem und grenzüberschreitendem Sachverhalt | 118 | ||
b) Ungleichbehandlung | 120 | ||
aa) Der materielle Diskriminierungsbegriff | 120 | ||
(1) Dogmatische Einordnung der versteckten Diskriminierungen | 120 | ||
(2) Marktsegmentierung und Marktregulierung | 121 | ||
bb) Marktsegmentierende Maßnahmen | 127 | ||
(1) Produktverkehrsfreiheiten | 127 | ||
(2) Personenverkehrsfreiheiten | 129 | ||
cc) Marktregulierende Maßnahmen | 130 | ||
(1) Produktverkehrsfreiheiten | 130 | ||
(2) Personenverkehrsfreiheiten | 132 | ||
dd) Ein Grenzfall: Transnational konzipierte Vermarktungsstrategien (Euro-Marketing) | 134 | ||
c) Kausalität zwischen der Ungleichbehandlung und der Verwendung eines verbotenen Differenzierungskriteriums | 137 | ||
aa) Die verbotenen Differenzierungskriterien | 137 | ||
bb) Zur Abgrenzung interner von grenzüberschreitenden Sachverhalten | 140 | ||
(1) Die Grundfreiheiten als Begründungsverbote | 141 | ||
(2) Das Problem der Inländerdiskriminierung | 147 | ||
C. Rechtfertigung der Beeinträchtigung | 149 | ||
I. Einfuhrung | 149 | ||
II. Die Schranken der Grundfreiheiten | 151 | ||
1. Vorüberlegung: Das Verhältnis zur sekundärrechtlichen Harmonisierung | 151 | ||
2. Voraussetzungen der Rechtfertigungstatbestände | 152 | ||
a) Der Gesetzesvorbehalt | 152 | ||
b) Die Schranken der Grundfreiheiten als qualifizierte Gesetzesvorbehalte | 154 | ||
aa) Methodische Fragen | 154 | ||
bb) Einzelheiten zu den Schrankenanforderungen | 155 | ||
(1) Die „öffentliche Ordnung" als Auffangtatbestand | 156 | ||
(a) Der Begriff „öffentliche Ordnung" | 157 | ||
(b) Kompetenz zur Inhaltsbestimmung | 158 | ||
(c) Normative Vorgaben für die Bestimmung der vertragslegitimen Zwecke | 159 | ||
(2) Kollidierendes Vertragsrecht? | 162 | ||
(3) Fazit: Die einheitliche Verortung der Rechtfertigungsgründe | 162 | ||
III. Die Schranken-Schranken | 164 | ||
1. Die Bedeutung der Gemeinschaftsgrundrechte | 164 | ||
2. Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit | 168 | ||
a) Geeignetheit | 169 | ||
b) Erforderlichkeit | 170 | ||
c) Angemessenheit | 173 | ||
3. Art. 30, Satz 2 EGV | 174 | ||
D. Wirkungen eines Verstoßes gegen die Grundfreiheiten | 176 | ||
I. Grundfreiheitsverstöße durch die Gemeinschaft | 176 | ||
1. Der Vorrang des Primärrechts | 176 | ||
2. Die Haftung der Gemeinschaft fur Verstöße gegen die Grundfreiheiten | 178 | ||
II. Grundfreiheitsverstöße durch die Mitgliedstaaten | 178 | ||
1. Der Anwendungsvorrang des Gemeinschaftsrechts | 178 | ||
2. Die Haftung der Mitgliedstaaten fur Verstöße gegen die Grundfreiheiten | 180 | ||
E. Zusammenfassende Übersicht: Die Struktur der Grundfreiheiten | 182 | ||
Dritter Teil: Die Funktionen der Grundfreiheiten | 188 | ||
A. Die Grundfreiheiten als transnationale Teilhaberechte | 190 | ||
B. Die Grundfreiheiten als transnationale Schutzgewährrechte | 192 | ||
I. Die sog. Drittwirkung der Grundfreiheiten | 192 | ||
II. Die Alternative zur Drittwirkung: Das Recht auf hoheitliche Schutzgewähr | 195 | ||
C. Weitere Gehalte? | 200 | ||
Schlußbetrachtung | 202 | ||
Literaturverzeichnis | 207 | ||
Urteilsververzeichnis | 227 | ||
Sachwortverzeichnis | 229 |