Politische Öffentlichkeit im spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Köln (1450-1550)
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Politische Öffentlichkeit im spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Köln (1450-1550)
Berliner Historische Studien, Vol. 29
(1998)
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Abstract
Der Autor geht am Beispiel Kölns der Frage nach, inwieweit sich der städtische Rat an der Wende zum 16. Jahrhundert von seinen gemeindlichen Wurzeln entfernt und zu einer auf Befehl und Gehorsam basierenden Obrigkeit gewandelt hatte. Zu diesem von der Forschung stark diskutierten Problem wählt Giel einen bislang weitgehend unbeachteten Zugang. Er fragt nach der den unterschiedlichen Interessengruppen in der Stadt jeweils zur Verfügung stehenden Möglichkeit zur Kommunikation und ihrem Anteil an dem Raum, in dem diese Kommunikation stattfand, der innerstädtischen Öffentlichkeit. Die Analyse dieser Öffentlichkeit läßt erkennen, daß sowohl der zur Ratswahl berechtigten Gemeinde auf den »Gaffeln« als auch der in den Zünften organisierten weiteren Einwohnerschaft Kölns bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts erhebliche Mitsprachemöglichkeiten verblieben. Auseinandersetzungen des Rates mit diesen Gruppen waren vielmehr von der Unfähigkeit der städtischen Führung zu planendem politischem Vorgehen und ihrer daher insgesamt reaktiven Handlungsweise geprägt. Trotz seiner sich bereits sehr viel früher herausbildenden sozialen Abschließung gelangte der Kölner Rat hinsichtlich seiner obrigkeitlichen Stellung somit erst unter den verschärften wirtschaftlichen und konfessionellen Bedingungen des ausgehenden 16. Jahrhunderts zu einer in Selbstverständnis und Handlungsweise von der Gemeinde gelösten neuen Qualität.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 11 | ||
Einleitung | 13 | ||
A. Rat und Stadtbevölkerung. Die Medien der politischen Führung | 42 | ||
I. Die Morgensprachen des Rates | 50 | ||
1. Die Morgensprache als Sonderform des Ratsbeschlusses | 54 | ||
2. Die Praxis der Morgensprachen | 59 | ||
3. Morgensprachen und Edikte. Das Zusammenspiel von mündlicher und schriftlicher Verkündung | 66 | ||
4. Die regelmäßige Verkündung der ‘allgemeinen Morgensprachen’ | 70 | ||
5. Die allgemeinen Morgensprachen anläßlich der Großen Kölner Gottestracht | 78 | ||
6. Morgensprachen als öffentliche Ratsbeschlüsse und Elemente städtischer Repräsentation | 85 | ||
II. Das Druckmedium im Dienst des Rates | 86 | ||
1. Die Handhabung des neuen Mediums. Markt-, Münz- und Akziseordnungen | 91 | ||
2. Der Druck in den auswärtigen Beziehungen der Stadt | 95 | ||
a) Der Rat als Verteiler. Die Kölner Edikte in der Hanseorganisation | 95 | ||
b) Der Druck im Dienst der städtischen Selbstdarstellung. Die Schießspiele von 1483 und 1502 | 101 | ||
c) Der Druck als Propagandamaßnahme. Das Ausschreiben 1482 | 106 | ||
d) Der Druck in der überregionalen Auseinandersetzung. Köln in der Fehde mit Schweikhard von Sickingen und der Zollstreit 1489/90 | 109 | ||
3. Die Edikte zu den Türkensteuern von 1532 und 1542 | 113 | ||
4. Die Unruhe von 1513 im Spiegel der Edikte | 122 | ||
a) Die Erhebung des Hundertsten Pfennigs | 125 | ||
b) Klageschriften gegen die ehemaligen Ratsherren | 127 | ||
c) Der Druck von Gesetzestexten | 132 | ||
d) Die Abstellung der Gemeindebeschwerden | 134 | ||
e) Rat und Gaffeln 1513. Das Gewicht der Druckschriften | 136 | ||
5. Der Druck als Öffentlichkeitsoption des Rates | 138 | ||
III. Die Ratsverlautbarungen auf den Gaffeln | 140 | ||
IV. Die öffentliche Kommunikation des Rates | 153 | ||
B. Die Gemeinde in den Ratswahlen | 155 | ||
I. Bürgerschaft, Gemeinde und Stadtbevölkerung | 155 | ||
II. Die Vierundvierziger als eigenständige Gemeindevertretung? | 163 | ||
III. Das aktive Ratswahlrecht | 167 | ||
1. Der Ausschluß von Bürgern mit niederen geistlichen Weihen | 169 | ||
IV. Das passive Ratswahlrecht | 172 | ||
1. Der Ausschluß von Rechtsbrechern | 172 | ||
a) Stadtflüchtige | 173 | ||
b) Deserteure | 175 | ||
c) Wucherer und Ehebrecher | 179 | ||
d) Appellanten gegen Ratsentscheidungen | 182 | ||
2. Die Disqualifikation ungenügend oder mehrfach eidlich Verbundener | 185 | ||
a) Die Bedeutung des eigenen Hausstands | 185 | ||
b) Räte und Diener auswärtiger Herren | 187 | ||
c) Die erzbischöflichen Salzmesser | 189 | ||
d) Die erzbischöflichen Fährunternehmer | 194 | ||
3. Die Suspendierung der Schöffen | 197 | ||
4. Der Ausschluß von Personen in städtischen Amtsfunktionen | 207 | ||
a) Beamte mit städtischer Kleidung | 207 | ||
b) Burggrafen | 211 | ||
c) Unterkäufer | 214 | ||
d) Kornmesser | 219 | ||
e) Die Münzerhausgenossen | 223 | ||
f) Pächter der städtischen Akzisen | 227 | ||
g) Viehschreiber | 229 | ||
h) Kommissionäre verderblicher Güter | 232 | ||
V. Der Wahlvorgang. Die Praxis der Vorauswahlen auf den Gaffeln | 235 | ||
VI. Das Ratswahlrecht als Mittel zur Sicherung der Funktionsfähigkeit der städtischen Gesellschaft | 240 | ||
C. Die Gewerbe und der Rat. Konfliktpotential und Wege der Konfliktlösung | 242 | ||
I. Versammlungspraxis, Fürbitten und Fahnen als Ausdruck gewerbebezogenen Gruppenbewußtseins | 244 | ||
II. Ein verfassungstheoretischer Schlagabtausch. Der Prozeß Wilhelm Treues vor dem Reichskammergericht | 253 | ||
1. Die Leinenweberzunft in der Stadt Köln | 256 | ||
2. Die Auseinandersetzung um die Ratsfähigkeit des Leinenamts bis zum Prozeß Treues. Der Fall Hermann Odenthal | 261 | ||
3. Das Reichskammergericht in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts | 264 | ||
4. Der Prozeß Wilhelm Treues (1534–1543) | 269 | ||
a) Der Prozeßverlauf | 269 | ||
b) Die Diskussion um die Prozeßinhalte | 274 | ||
aa) Das Verfassungsverständnis der Prozeßparteien | 274 | ||
α) Der Verbundbrief. Unwandelbares Recht oder kündbares Vertragswerk? | 275 | ||
β) Das Verständnis der städtischen Führung vom Vorgang der Ratswahl | 282 | ||
γ) Die Abgrenzung der städtischen Führung gegenüber den Vierundvierzigern | 284 | ||
δ) Unsicherheiten, Irrtümer und historisches Gedächtnis der Prozeßparteien | 286 | ||
bb) Wilhelm Treue, das Leinenamt und die Ziechenwebergaffel | 291 | ||
cc) Die Auseinandersetzung um die Ehrlichkeit des Leinengewerbes | 301 | ||
dd) Treue als Unruhestifter? Versuche städtischer Einflußnahme am Kammergericht | 316 | ||
c) Ein Nachspiel | 321 | ||
d) Der Prozeß Treues. Ansprüche des Rates und gewerblicher Selbstbehauptungswille | 322 | ||
III. Die Bemühungen des Barbieramtes um seine Ratsfähigkeit | 324 | ||
IV. Bäckergewerbe und Rat zwischen Funktionserfüllung und Interessenwahrnehmung | 334 | ||
1. Das Backamt als städtisches Gewerbe | 335 | ||
2. Der Import auswärtigen Brotes | 338 | ||
3. Das System des Brotbescheides als Dauerproblem der städtischen Lebensmittelpolitik | 343 | ||
4. Die Auseinandersetzung um die Brotakzise | 357 | ||
5. Gewerbeinteressen und Handlungsoptionen der städtischen Führung | 381 | ||
V. Zwischengewerbliche Konflikte und der Rat. Mechanismen der Konsensfindung | 382 | ||
1. Gewerbeinterne Lösungsmöglichkeiten | 385 | ||
2. Gewaltanwendung in Gewerbekonflikten | 389 | ||
3. Städtische Hilfestellung. Die Gewaltrichter | 402 | ||
4. Der Rat als Vermittler | 407 | ||
a) Konkurrierende Institutionen | 407 | ||
b) Schriftlichkeit als Grundlage der Konsensfindung. Die Rolle der Amtsbriefe | 414 | ||
c) Der Konflikt zwischen Schmiede- und Schwertfegerzunft | 423 | ||
VI. Gewerbe und Rat. Konflikte und Kooperation | 438 | ||
Schluß | 443 | ||
Literaturverzeichnis | 447 | ||
Register | 475 |