Umwelthaftpflichtversicherung und Rettungskostenersatz
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Umwelthaftpflichtversicherung und Rettungskostenersatz
Schriften zum Umweltrecht, Vol. 84
(1998)
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Abstract
Die Versicherer haben in ihrem neuen Umwelthaftpflicht-Modell einen zeitlich sehr spät ansetzenden Versicherungsfall-Begriff gewählt, der auf die erste nachprüfbare Feststellung des Schadens abstellt. Nach herrschender Auffassung im Schrifttum soll der Versicherungsfall-Begriff des Modells auch maßgeblich für den Geltungsbereich der gesetzlichen Rettungskostenregelung nach den §§ 62, 63 VVG sein, da diese Vorschriften ihrem Wortlaut nach erst »beim Eintritt des Versicherungsfalls« anwendbar sind. Hauptanliegen der vorliegenden Arbeit ist es, diese Auffassung, die den Anwendungsbereich der §§ 62, 63 VVG auf den Ersatz von Aufwendungen zur Minderung bereits eingetretener und festgestellter Schäden beschränkt, kritisch zu überprüfen.Nachdem der Autor im ersten Teil der Arbeit einen Überblick über das Umwelthaftpflicht-Modell und seine für den Untersuchungsgegenstand bedeutsamen Kernpunkte gibt, widmet er sich im Hauptteil der Arbeit dem gesetzlichen Rettungskostenersatz. Dabei ergibt die Untersuchung, daß die oben erwähnte herrschende Auffassung zur Auslegung von § 62 VVG mit dem Gesetz nicht vereinbar ist. Vielmehr bedarf es in der Umwelthaftpflichtversicherung der Entwicklung eines eigenständigen Versicherungsfall-Begriffs für § 62 VVG aus der Ratio des Gesetzes. Auf der Grundlage eines so entwickelten Versicherungsfall-Begriffes werden sodann Voraussetzungen und der Umfang des gesetzlichen Anspruchs auf Rettungskostenersatz erörtert. Schwerpunkte bilden dabei die Verteilung des Prognoserisikos bei der Vornahme von Rettungsmaßnahmen sowie die Anrechnung von Vorteilen für nicht versicherte Interessen. Im dritten Teil wird die in Ziff. 5 des Umwelthaftpflicht-Modells aufgenommene Klausel über den Ersatz von Aufwendungen vor Eintritt des Versicherungsfalles dargestellt und untersucht.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 16 | ||
Einführung | 17 | ||
Erster Teil: Grundlagen | 19 | ||
A. Entwicklung und Konzeption der Umwelthaftpflichtversicherung | 19 | ||
I. Entwicklung der Versicherung betrieblicher Umwelthaftpflichtrisiken in der Bundesrepublik Deutschland | 19 | ||
II. Überblick über das neue Konzept für die Umwelthaftpflichtversicherung | 26 | ||
1. Das Umwelthaftpflicht-Modell | 26 | ||
a) Gegenstand der Versicherung (Ziff. 1) | 26 | ||
b) Umfang der Versicherung | 27 | ||
c) Vorsorgeversicherung/Erhöhungen und Erweiterungen | 28 | ||
d) Versicherungsfall | 29 | ||
e) Aufwendungen vor Eintritt des Versicherungsfalles | 30 | ||
f) Nicht versicherte Tatbestände | 31 | ||
g) Versicherungssummen/Maximierung/Serienschadenklausel/Selbstbehalt | 33 | ||
h) Nachhaftung | 34 | ||
i) Versicherungsfälle im Ausland | 34 | ||
2. Die Umwelthaftpflicht-Basisversicherung | 35 | ||
3. Die Ausschlußklausel in § 4 Ziff. I 8 AHB | 35 | ||
B. Kernpunkte des Umwelthaftpflicht-Modells für die Versicherung von Rettungskosten | 37 | ||
I. Der Begriff des Schadens durch Umwelteinwirkung i.S.d. Ziff. 1 UmweltHB und § 4 Ziff. I 8 AHB | 37 | ||
1. Anwendbarkeit der Legaldefinition in § 3 Abs. 1 UmweltHG für das Versicherungsrecht | 37 | ||
2. Die inhaltlichen Anforderungen an den Begriff der Umwelteinwirkung | 39 | ||
a) Stoffe und Erscheinungen | 41 | ||
b) Ausbreitung in einem Umweltmedium | 43 | ||
aa) Allgemeines | 43 | ||
bb) Notwendigkeit einer Wechselwirkung zwischen Erscheinungen und Umweltmedium | 43 | ||
cc) Insbesondere: Brand- und Explosionsschäden | 47 | ||
dd) Bedeutung der Begriffe Boden, Luft und Wasser | 48 | ||
c) Weitere ungeschriebene Tatbestandsmerkmale | 49 | ||
aa) Physische Einwirkung | 49 | ||
bb) Tätigkeit oder Anlage des Versicherungsnehmers als Ausgangspunkt der Umwelteinwirkung | 55 | ||
d) Resümee | 56 | ||
II. Der Versicherungsfall-Begriff in der Umwelthaftpflichtversicherung nach Ziff. 4 UmweltHB | 58 | ||
1. Die Erforderlichkeit der genauen zeitlichen Bestimmung des Versicherungsfalles und die Aufgabe des Versicherungsfall-Begriffes | 58 | ||
2. Bedeutung der neuen Versicherungsfall-Definition für das Umwelthaftpflicht-Modell und die Gründe für die Wahl des Feststellungsprinzips | 59 | ||
3. Einzelheiten des neuen Versicherungsfall-Begriffes | 61 | ||
a) Das Merkmal der Schadensfeststellung | 61 | ||
b) Das Merkmal der Nachprüfbarkeit | 64 | ||
c) Das Merkmal der Erstmaligkeit | 68 | ||
d) Objektive Möglichkeit der Erhebung von Schadensersatzansprüchen | 70 | ||
4. Versicherungsfalleintritt bei unberechtigter Anspruchserhebung | 71 | ||
5. Der Versicherungsfall in der Nachhaftungsversicherung nach Ziff. 8 UmweltHB | 74 | ||
6. Bewertung des neuen Versicherungsfall-Begriffs in Hinblick auf seine Auswirkungen auf den Deckungsschutz | 74 | ||
a) Offene Sofortschäden | 75 | ||
b) (Verdeckte) Spätschäden | 76 | ||
c) Offene zeitlich gestreckte Schäden | 78 | ||
Zweiter Teil: Der gesetzliche Rettungskostenersatz in der Umwelthaftpflichtversicherung nach den §§ 62, 63 VVG | 82 | ||
A. Grundlegendes | 82 | ||
I. Bedeutung des Rettungskostenersatzes in der Umwelthaftpflichtversicherung | 82 | ||
II. Zusammenhang zwischen Rettungspflicht, Rettungskostenersatz und Versicherungsfall-Begriff | 83 | ||
B. Der zeitliche Anwendungsbereich der §§ 62, 63 VVG in der Umwelthaftpflichtversicherung | 85 | ||
I. Die maßgeblichen Rechtsgrundlagen der Rettungspflicht in der Umwelthaftpflichtversicherung | 86 | ||
II. Rechtspolitische Bedeutung des § 62 VVG | 86 | ||
III. Beginn der Rettungspflicht nach § 62 Abs. 1 VVG in der Umwelthaftpflichtversicherung | 88 | ||
1. Die Auffassung der herrschenden Meinung | 88 | ||
2. Konsequenzen der herrschenden Meinung für den Umfang der Rettungspflicht | 89 | ||
3. Kritik der herrschenden Auffassung | 91 | ||
a) Die Einheitlichkeit des Versicherungsfall-Begriffs | 91 | ||
b) Vereinbarkeit des Versicherungsfall-Begriffs der Ziff. 4 UmweltHB mit § 62 Abs. 1 VVG | 97 | ||
aa) Wortlaut | 97 | ||
bb) Regelungszweck | 98 | ||
cc) Sonstige rechtspolitische Bedenken | 102 | ||
4. Lösungskonzepte für die durch die Umstellung auf das Feststellungsprinzip entstandenen Probleme bei der Anwendung von § 62 Abs. 1 VVG im Bereich der Umwelthaftpflichtversicherung | 104 | ||
a) Ausgleich der durch das Feststellungsprinzip bei den §§ 62 f. VVG entstehenden Defizite durch die eigenständige Regelung des Aufwendungsersatzes in Ziff. 5 UmweltHB | 105 | ||
b) Anwendung der Vorerstreckungstheorie in der Umwelthaftpflichtversicherung | 110 | ||
c) Vorverlagerung des Versicherungsfall-Zeitpunktes durch Entwicklung eines eigenständigen Versicherungsfall-Begriffs für § 62 VVG nach der Ratio des Gesetzes | 117 | ||
aa) Grundsätzliche Anforderungen an einen für § 62 VVG geeigneten Versicherungsfall-Begriff | 117 | ||
bb) Geeignetheit der für die Haftpflichtversicherung vertretenen Versicherungsfall-Definitionen | 119 | ||
cc) Modifikation der Ursachenereignistheorie | 123 | ||
5. Abbedingung und Abbedingbarkeit von § 62 VVG | 132 | ||
6. Ergebnis | 136 | ||
C. Überblick über Voraussetzungen und Umfang des Anspruchs auf Rettungskostenersatz nach § 63 VVG bei der Umwelthaftpflichtversicherung | 136 | ||
I. Die tatbestandlichen Voraussetzungen für einen Anspruch auf Rettungskostenersatz | 137 | ||
1. Bestehende Rettungspflicht | 137 | ||
a) Objektive Voraussetzungen für die Entstehung einer Rettungspflicht nach § 62 VVG | 137 | ||
b) Das Irrtums- und Prognoserisiko | 138 | ||
aa) Berücksichtigung von Fehlvorstellungen des Versicherungsnehmers | 139 | ||
bb) Grenzen der Berücksichtigung von Fehlvorstellungen | 143 | ||
2. Der Aufwendungsbegriff des § 63 VVG | 148 | ||
3. Zielrichtung der Aufwendungen | 154 | ||
4. Die Verhältnismäßigkeit der Aufwendungen | 157 | ||
a) Allgemeines | 157 | ||
b) Verhältnismäßigkeit und versichertes Interesse | 160 | ||
c) Verhältnismäßigkeit bei Entscheidungen mit Unsicherheiten | 161 | ||
d) Unverhältnismäßige Rettungsaufwendungen | 163 | ||
e) Bedeutung von Weisungen des Versicherers für die Verhältnismäßigkeit von Aufwendungen | 165 | ||
II. Umfang des Anspruchs auf Rettungskostenersatz | 168 | ||
1. Grundsätze | 168 | ||
a) Nicht weisungsgebundene Rettungshandlungen | 168 | ||
b) Weisungsgebundene Rettungshandlungen | 170 | ||
c) Partiell weisungsgebundenes Verhalten | 172 | ||
2. Eingeschränkter Rettungskostenersatz in speziellen Fällen | 173 | ||
a) Rettung versicherter und unversicherter Interessen | 173 | ||
aa) Ausscheidbare Kosten zur Rettung nichtversicherter Interessen | 174 | ||
bb) Aufwendungen zur einheitlichen Rettung versicherter und unversicherter Interessen | 175 | ||
b) Wertverbesserungen an eigenen Sachen durch die Vornahme von Rettungsmaßnahmen | 182 | ||
D. Resümee | 188 | ||
Dritter Teil: Aufwendungsersatz nach Ziff. 5 UmweltHB | 190 | ||
A. Grundlegendes | 190 | ||
I. Bedeutung von Ziff. 5 UmweltHB | 190 | ||
II. Verhältnis zwischen Ziff. 5 UmweltHB und § 63 VVG | 191 | ||
B. Grundlegende Voraussetzungen für den Aufwendungsersatz gemäß Ziff. 5.1 UmweltHB | 193 | ||
I. Störung des Betriebes oder behördliche Anordnung | 193 | ||
1. Betriebsstörung | 194 | ||
2. Behördliche Anordnung | 195 | ||
3. Feststellung während der Wirksamkeit der Versicherung | 195 | ||
II. Aufwendungsbegriff der Ziff. 5 UmweltHB | 197 | ||
III. Maßnahmen zur Abwendung oder Minderung eines sonst unvermeidbar eintretenden Schadens | 197 | ||
1. Das Merkmal der Unvermeidbarkeit des Schadens und die Verteilung des Irrtums- und Prognoserisikos | 197 | ||
2. Schadensbegriff der Ziff. 5.1 UmweltHB | 198 | ||
C. Regelungen über den Umfang des Aufwendungsersatzes in den Ziffern 5.3 und 5.4 UmweltHB | 203 | ||
I. Systematischer Zusammenhang zwischen den Ziff. 5.1, 5.3 und 5.4 UmweltHB | 203 | ||
II. Aufwendungsersatz gemäß Ziff. 5.3 UmweltHB | 205 | ||
1. Anforderungen an das Verhalten des Versicherungsnehmers nach Ziff. 5.3.1 UmweltHB | 206 | ||
a) Beweis-, Verschuldens- und Kausalitätsfragen bei Verletzung der Verhaltensanforderungen | 206 | ||
b) Die einzelnen Obliegenheiten der Ziff. 5.3.1 | 209 | ||
aa) Anzeigepflicht für festgestellte Betriebsstörungen und behördliche Anordnungen | 209 | ||
bb) Pflicht zur Begrenzung der Aufwendungen auf notwendige und geeignete Maßnahmen | 209 | ||
cc) Einlegung eines fristgemäßen Widerspruchs auf Verlangen des Versicherers | 211 | ||
2. Ersatz bei Abstimmung mit dem Versicherer nach Ziff. 5.3.2 UmweltHB | 211 | ||
III. Eingeschränkter Aufwendungsersatz nach Ziff. 5.4 UmweltHB | 212 | ||
D. Begrenzung der Ersatzleistung nach Ziff. 5.5 UmweltHB | 213 | ||
I. Sublimit und Jahresmaximierung (Ziff. 5.5 Abs. 1 UmweltHB) | 214 | ||
II. Selbstbehalt (Ziff. 5.5 Abs. 2 UmweltHB) | 215 | ||
III. Anrechnung des Aufwendungsersatzes auf die Versicherungssumme (Ziff. 5.5 Abs. 3 UmweltHB) | 216 | ||
E. Ausschluß von Eigenschäden | 216 | ||
I. Grundlagen | 216 | ||
II. Voraussetzungen für den grundsätzlichen Ausschluß von Eigenschäden nach Ziff. 5.6. Abs. 1 UmweltHB | 218 | ||
1. Sachen des Versicherungsnehmers und gleichgestellte Vermögensobjekte | 218 | ||
2. Zielrichtung der Aufwendungen | 219 | ||
III. Ausnahme: Beeinträchtigung nicht von einer Umwelteinwirkung betroffener Sachen des Versicherungsnehmers (Ziff. 5.6 Abs. 2 UmweltHB) | 220 | ||
1. Grundgedanke der Ausnahmeregelung | 220 | ||
2. Tatbestand | 221 | ||
3. Abzug eintretender Wertverbesserungen | 224 | ||
4. Verteilung von Darlegungs- und Beweislast | 224 | ||
F. Resümee | 225 | ||
Schlußbetrachtung | 226 | ||
Anhang | 228 | ||
Literaturverzeichnis | 245 |