Rundfunkfreiheit und Funkanlagenmonopol
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Rundfunkfreiheit und Funkanlagenmonopol
Eine Untersuchung der Fernmeldeordnung im Lichte der Rundfunkfreiheit (Art. 5 GG)
Schriften zu Kommunikationsfragen, Vol. 22
(1997)
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Abstract
Zu den die Rundfunklandschaft in Deutschland charakterisierenden Merkmalen gehört die Tatsache, daß die Rundfunkveranstalter teilweise ihre Sendeanlagen selbst betreiben, teilweise aber durch die Telekom AG (als Nachfolgerin der früheren Deutschen Bundespost bzw. Deutschen Bundespost Telekom) verbreiten, die entsprechende Anlagen errichtet und betreibt. Rundfunkveranstalter, die bisher aufgrund eines Funkanlagenmonopols der Telekom AG, welches auf dem Fernmeldeanlagengesetz aus dem Jahre 1928 beruht, die Funkleistungen der Post in Anspruch nehmen mußten, wollen diese selbst übernehmen. Diese Entwicklung gab Anlaß, das Funkanlagenmonopol auf seine Verfassungsmäßigkeit zu untersuchen. Sowohl aufgrund der normierten Aufgaben der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in den jeweiligen Rundfunkgesetzen als auch des Unternehmenszwecks der privaten Rundfunkunternehmen gehört das Verbreiten von Hörfunk- und Fernsehprogrammen zur Programmveranstaltung, welches das Entscheidungsrecht einschließt, für die fernmeldetechnische Verbreitung der Programme eigene Funkanlagen oder Funkanlagen Dritter zu benutzen. Trotz der Liberalisierung durch die Postreform II bleibt die Errichtung und der Betrieb von Funkanlagen auch nach dem heute geltenden Recht Gegenstand eines Monopols des Nachfolgeunternehmens der DBP Telekom. Das Grundgesetz selbst enthält keine spezielle verfassungskräftige Anordnung oder Billigung des Funkanlagenmonopols, sondern das Monopolrecht findet seine Grundlage vielmehr im einfachen deutschen Recht. Es ist deshalb an den Grundrechten zu messen. Prüfungsmaßstab sind die Grundrechtsgewährleistungen des Art. 5 Abs. 1 GG als Grundrechtspositionen der Rundfunkanstalten und Rundfunkunternehmen. Der durch das Monopol bewirkte Eingriff unterliegt daher dem Gebot der Verhältnismäßigkeit. Wendet man dieses Kriterium an, so ist nach Meinung des Autors das Fernmeldeanlagengesetz insofern verfassungswidrig, als hierin das Errichten und Betreiben von Funkanlagen Gegenstand eines Monopolrechts ist.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 12 | ||
A. Einführung | 17 | ||
I. Sachverhalt und Fragestellung | 17 | ||
1. Sachverhalt | 17 | ||
2. Fragestellung | 19 | ||
II. Historische Entwicklung der Rundfunkfernmeldetechnik | 19 | ||
B. Rundfunkordnung | 28 | ||
I. Überblick über die „duale Rundfunkordnung“ | 28 | ||
II. Öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten | 28 | ||
1. Gründung, Rechtsform, Organisation | 28 | ||
a) Gründung durch Gesetz | 28 | ||
b) Organisation: Anstalt des öffentlichen Rechts | 29 | ||
c) Organe der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten | 29 | ||
d) Staatliche Aufsicht über die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten | 30 | ||
2. Aufgaben | 31 | ||
3. Insbesondere fernmeldetechnisches Verbreiten der Programme | 33 | ||
a) Fernmeldetechnische Verbreitung als Aufgabe der Rundfunkanstalten | 33 | ||
b) Gesetzliche Pflichtaufgabe | 33 | ||
c) Das Selbstbestimmungsrecht für einen rundfunkeigenen Betrieb | 34 | ||
d) Technische Gründe | 35 | ||
e) ARD-Verbund | 36 | ||
f) Wirtschaftlichkeit und Planungssicherheit sowie Selbständigkeit | 36 | ||
g) Kostengefahr und „Randnutzung“ | 37 | ||
h) Staatsfreiheit | 39 | ||
i) Zusammenfassung | 39 | ||
III. Private Rundfunkunternehmen | 40 | ||
1. Gründung, Rechtsform, Organisation | 40 | ||
a) Unterschiede zur öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt | 40 | ||
b) Zulassung | 40 | ||
c) Innenorganisation | 41 | ||
2. Aufgaben | 41 | ||
a) Allgemein | 41 | ||
b) Insbesondere: Verbreitung der Programme | 42 | ||
C. Fernmelderecht des Bundes | 44 | ||
I. Überblick über die Entwicklung | 44 | ||
1. Entwicklung bis 1989 | 44 | ||
2. Postreform I (1989) | 45 | ||
a) Ziel und Grundsatz der Reform | 45 | ||
b) Organisation und Funktionen der DBP | 47 | ||
c) Funktionen des BMPT | 47 | ||
3. Postreform II (1994) | 48 | ||
a) Gründe für eine weitere Reform | 48 | ||
b) Änderungen des Grundgesetzes | 49 | ||
aa) Notwendigkeit einer Grundgesetz-Änderung | 49 | ||
bb) Artikel 73 Nr. 7 GG | 49 | ||
cc) Artikel 87 Abs. 1 GG und Artikel 87f GG | 50 | ||
dd) Artikel 143b GG | 51 | ||
c) Die Privatisierung der DBP-Unternehmen | 52 | ||
aa) Bundesanstalt Post-Gesetz – BAPostG | 52 | ||
bb) Postumwandlungsgesetz – PostUmwG | 53 | ||
d) Die Organisation der Hoheitsaufgabe „Regulierung“ | 53 | ||
II. Fernmelderechtliche Funktionen des Bundes in bezug auf den Rundfunk | 54 | ||
1. Hoheitsaufgaben | 54 | ||
2. Errichtung und Betrieb von Rundfunkfernmeldeanlagen | 56 | ||
a) Grundsatz § 1 Abs. 1 FAG | 56 | ||
b) Verleihungsvorbehalt § 1 Abs. 2 FAG für Funkanlagen | 56 | ||
aa) § 1 Abs. 2 Satz 1 FAG | 56 | ||
bb) § 1 Abs. 2 Satz 2 FAG als Pauschalverleihung an die Nachfolgeunternehmen der DBP TELEKOM | 57 | ||
c) Einzelverleihung nach § 2 FAG | 59 | ||
aa) Grundsatz | 59 | ||
bb) Ermessen | 60 | ||
cc) Einzel- und Allgemeingenehmigung | 60 | ||
d) Frequenznutzung durch den Rundfunk | 61 | ||
III. Zusammenfassung: Bedeutung des reformierten Fernmelderechts für den Rundfunk | 62 | ||
D. Verfassungsrechtliche Prüfung | 65 | ||
I. Kollision zwischen den Freiheiten und Aufgaben der Rundfunkanstalten und -unternehmen einerseits sowie dem Funkanlagenmonopol andererseits | 65 | ||
1. Fragestellung | 65 | ||
2. Stellungnahme des Bundesverfassungsgerichts im Ersten Fernsehurteil | 66 | ||
3. Erster Blick auf Artikel 5 GG | 66 | ||
II. Grundrechtspositionen der Rundfunkanstalten und -unternehmen | 68 | ||
1. Freiheitsgewährleistungen nach Artikel 5 Abs. 1 Satz 1, 1. Hs. GG | 68 | ||
a) Wort, Schrift und Bild | 68 | ||
b) Meinung | 69 | ||
c) Äußern und verbreiten | 71 | ||
2. Freiheitsgewährleistungen nach Artikel 5 Abs. 1 Satz 1, 2. Hs. GG | 74 | ||
a) Informationsfreiheit und Fernmelderecht | 74 | ||
b) Allgemein zugängliche Quelle | 74 | ||
c) „Ungehindert“ | 76 | ||
3. Freiheitsgewährleistungen nach Artikel 5 Abs. 1 Satz 2 GG | 78 | ||
a) Entwicklung und Verhältnis von Individualrecht und institutioneller Garantie in Artikel 5 Abs. 1 Satz 2 GG | 78 | ||
aa) Objektiv-rechtliche Auslegung | 79 | ||
bb) Subjektiv-rechtliche Auslegung | 83 | ||
cc) Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 85 | ||
b) Gleiche Freiheitsrechte für Presse und Rundfunk? | 87 | ||
aa) Wesensgleichheit von Presse und Rundfunk? | 87 | ||
bb) Die „Sondersituation“ im Rundfunk | 88 | ||
4. Verhältnis zwischen Artikel 5 Abs. 1 Satz 1 und Satz 2 GG | 93 | ||
5. Grundrechtsträgerschaften | 94 | ||
a) Private Rundfunkunternehmen | 94 | ||
b) Öffentlich-rechtliche Anstalten | 95 | ||
aa) Wesensmäßige Anwendbarkeit | 95 | ||
bb) Literatur | 97 | ||
cc) Rechtsprechung | 97 | ||
dd) Ergebnis | 98 | ||
6. Resümee zu Artikel 5 Abs. 1 GG | 98 | ||
III. Die Schrankenbestimmung Artikel 5 Abs. 2 GG | 100 | ||
1. Die Vorschriften der allgemeinen Gesetze | 100 | ||
2. Die „allgemeinen Gesetze“ im Hinblick auf den Personenkreis | 101 | ||
3. Die „allgemeinen Gesetze“ im Hinblick auf den Schutzbereich | 102 | ||
4. Die „allgemeinen Gesetze“ im Hinblick auf den verfassungskonformen Zweck der Einschränkung mit Güterabwägung | 104 | ||
a) Verfassungskonformer Zweck | 104 | ||
b) Güterabwägung | 105 | ||
IV. Standort des Fernmeldewesens in der Verfassung | 107 | ||
1. Ausgangspunkt | 107 | ||
2. Artikel 73 Nr. 7 GG | 108 | ||
3. Artikel 87f GG | 110 | ||
4. Artikel 143b Abs. 2 Satz 1 GG | 112 | ||
a) Ausgangspunkt | 112 | ||
b) Wortbedeutung | 113 | ||
c) Stellung der Vorschrift in der Verfassung | 113 | ||
d) Verfassungsrechtliche Gewährleistung von Monopolen | 115 | ||
V. Abwägung zwischen den Verfassungspositionen des Rundfunks und des Fernmeldewesens | 118 | ||
1. Ausgangspunkt | 118 | ||
2. Argumente für ein Funkanlagenmonopol | 119 | ||
a) „Natürliches Monopol“ | 119 | ||
b) Flächendeckender Funkverkehr | 121 | ||
c) Störungsfreier Funkverkehr | 123 | ||
3. Argumente gegen ein Funkanlagenmonopol | 125 | ||
a) Technische Unabhängigkeit | 125 | ||
b) Einflußmöglichkeiten auf den Rundfunk | 126 | ||
c) Verfassungswidrige Zerlegung des Rundfunkwesens | 129 | ||
d) Länderkompetenz für den Rundfunk | 130 | ||
e) Auslandsbezüge | 131 | ||
aa) Internationale Fernmeldeverträge | 131 | ||
bb) Artikel 10 MRK | 132 | ||
4. Verhältnismäßigkeit im weiteren Sinne | 133 | ||
a) Grundsätze staatlicher Abwägungsprozesse | 133 | ||
b) Geeignetheit | 135 | ||
c) Erforderlichkeit | 135 | ||
aa) Störungsfreier Funk | 135 | ||
bb) Flächendeckender Funkverkehr | 137 | ||
d) Verhältnismäßigkeit im eigentlichen Sinne | 137 | ||
5. Verfassungswidrigkeit der § 1 Abs. 2 Satz 2, § 2 Abs. 1 Satz 1 FAG oder verfassungskonforme Auslegung? | 141 | ||
a) Die Möglichkeiten und Grenzen der verfassungskonformen Auslegung | 142 | ||
b) Anwendung auf § 1 Abs. 2 Satz 2, § 2 Abs. 1 Satz 1 FAG | 143 | ||
aa) Eingeschränkte Interpretation von § 1 Abs. 2 Satz 2 FAG | 143 | ||
bb) Ermessensausübung im Rahmen des § 2 Abs. 1 Satz 1 FAG | 143 | ||
6. Ergebnis | 145 | ||
E. Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse in Thesen | 146 | ||
Literaturverzeichnis | 151 |