Einflüsse des Diskriminierungsverbots und der Grundfreiheiten der EG auf das nationale Zivilprozessrecht
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Einflüsse des Diskriminierungsverbots und der Grundfreiheiten der EG auf das nationale Zivilprozessrecht
Schriften zum Prozessrecht, Vol. 166
(2002)
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Abstract
Kommt es auch ausserhalb von Übereinkommen, sekundärem Gemeinschaftsrecht und der Europäischen Menschenrechtskonvention zu Einflüssen des Gemeinschaftsrechts auf das nationale Zivilprozessrecht? Die Autorin untersucht die Einflüsse durch das Diskriminierungsverbot des Art. 12 EG und die Grundfreiheiten der EG.Kirsten Tönsfeuerborn stellt dar, dass es in den nationalen Zivilprozessordnungen Normen gibt, die Ausländer unmittelbar oder mittelbar gegenüber Inländern schlechter stellen. Im Falle der Eröffnung des Anwendungsbereichs des Vertrages, des Nichteingreifens besonderer Bestimmungen und fehlender Rechtfertigung, deren Voraussetzungen für das Zivilprozessrecht im Einzelnen untersucht werden, stehen diese Normen nicht mit Art. 12 Abs. 1 EG in Einklang. Dies gilt etwa für eine vom Kläger allein aufgrund seiner Ausländereigenschaft zu erbringende Prozesskostensicherheit bei einem Rechtsstreit, der aus einem grenzüberschreitenden Warengeschäft entsteht. Entsprechend der im Einzelnen dargestellten Rechtsprechung des EuGH werden weitere Normen insbesondere der deutschen ZPO daraufhin untersucht, ob sie im Anwendungsbereich des EG-Vertrages außer Acht zu lassen sind.Demgegenüber wird in Teil 2 herausgearbeitet, dass die Beschränkungsverbote der Grundfreiheiten grundsätzlich bei Unterschieden der nationalen Zivilprozessordungen nicht eingreifen. Für die Warenverkehrsfreiheit ergibt sich dies aus der Analyse der EuGH-Entscheidungen »Dassonville«, »Cassis de Dijon« und »Keck« und der Rechtsprechung des Gerichtshofs zu »allgemeinen Ordnungsvorschriften«. Es fehlt an der Behinderungseignung. Eine Partei kann sich also nicht etwa in einem Zivilprozess in einem anderen Mitgliedstaat aufgrund des Herkunftslandprinzips auf das Prozessrecht ihres Heimatstaates berufen, wenn dieses - etwa in seinen Beweisanforderungen - gegenüber dem Prozessrecht des Gerichtsstaates für sie günstiger ist. Eine Ausnahme bilden die Fälle zur Dienstleistungsfreiheit, in denen gerade die Vertretung im Prozess die Ausübung der Dienstleistungsfreiheit darstellt. In diesem Bereich können Beschränkungen, die sich daraus ergeben, dass ein Mitgliedstaat strengere Anforderungen an den Prozessvertreter stellt als andere Mitgliedstaaten, unter den Tatbestand der Dienstleistungsfreiheit subsumiert werden.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 3 | ||
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
Einleitung | 19 | ||
§ 1 Grundfälle | 19 | ||
§ 2 Problemstellung | 21 | ||
I. Die Ansicht Manfred Wolfs | 21 | ||
II. Der Ansatz Marcel Stormes | 21 | ||
III. Folge: Eingriff in das Prinzip der lex fori | 23 | ||
IV. Öffentliches Recht und Privatrecht | 23 | ||
V. Bedeutung des Zivilprozessrechts | 24 | ||
§ 3 Schnittstellen des Zivilprozessrechts mit dem Europarecht | 26 | ||
I. Übereinkommen | 26 | ||
1. Art. 293, 4. Spstr. EG | 26 | ||
a) EuGVÜ | 26 | ||
b) Insolvenzrecht | 28 | ||
2. Europäische Politische Zusammenarbeit | 28 | ||
3. Art. K des Maastrichter Vertrages | 29 | ||
a) EheEuGVÜ | 29 | ||
b) Zustellungsübereinkommen | 30 | ||
II. Sekundäres Gemeinschaftsrecht | 30 | ||
III. Europäische Menschenrechtskonvention | 31 | ||
IV. EG-Vertrag als Quelle des primären Gemeinschaftsrechts | 32 | ||
1. Diskriminierungsverbot | 33 | ||
2. Grundfreiheiten | 33 | ||
Erster Teil: Das allgemeine Diskriminierungsverbot des Art. 12 Abs. 1 EG | 34 | ||
Erstes Kapitel: Die Entscheidungen des EuGH | 35 | ||
§ 4 Mahnverfahren | 35 | ||
I. Mahnverfahren in ausländischer Währung | 35 | ||
II. Mahnverfahren mit Zustellung im Ausland | 37 | ||
§ 5 Prozesskostensicherheit für Ausländer | 38 | ||
§ 6 Auslandsvollstreckung als ausreichender Arrestgrund | 41 | ||
Zweites Kapitel: Der Tatbestand des Art. 12 Abs. 1 EG | 43 | ||
§ 7 Anwendungsbereich des Vertrages | 43 | ||
I. Keine Einwirkung des Gemeinschaftsrechts auf nationales Zivilprozessrecht? | 43 | ||
1. Keine Kompetenz zur Einwirkung auf das Zivilprozessrecht | 44 | ||
2. Kein genereller Ausschluss des Zivilprozessrechts aus dem Anwendungsbereich | 44 | ||
II. Absolute Kriterien | 45 | ||
III. Gemeinschaftsrechtliche Regelung des betroffenen Gebiets | 46 | ||
1. Anspruch auf Gleichbehandlung | 47 | ||
2. Beschränkung der Grundfreiheiten | 48 | ||
3. Konkreter Verfahrensgegenstand | 50 | ||
4. Beschaffenheit des Zusammenhangs | 50 | ||
a) Quantitative Einschränkung | 50 | ||
b) Auswirkungen auf die Ausübung der Grundfreiheiten | 51 | ||
IV. Kompetenzvorschriften | 52 | ||
1. Spezielle Kompetenznormen | 52 | ||
a) Art. 44 Abs. 2 lit. g EG | 52 | ||
b) Art. 61 lit. c i.V.m. Art. 65 EG | 53 | ||
2. Generalklauseln | 53 | ||
V. Komplementärrecht | 54 | ||
1. Einbeziehung des Komplementärrechts | 54 | ||
2. Keine Einbeziehung des Komplementärrechts | 55 | ||
VI. Ergebnis | 56 | ||
§ 8 Unbeschadet besonderer Bestimmungen | 57 | ||
I. Konkrete Betroffenheit mehrerer Grundfreiheiten | 58 | ||
II. Potenzielle Betroffenheit mehrerer Grundfreiheiten | 59 | ||
III. Allgemeiner oder spezifischer Bezug | 59 | ||
IV. Mittelbare oder unmittelbare Betroffenheit einer Grundfreiheit | 60 | ||
V. Stellungnahme | 61 | ||
§ 9 Diskriminierung aus Gründen der Staatsangehörigkeit | 62 | ||
I. Unmittelbare Diskriminierung | 63 | ||
II. Mittelbare Diskriminierung | 63 | ||
1. Beispiele aus der Rechtsprechung | 63 | ||
2. Grenze der Gleichstellung | 64 | ||
a) Besonderer grenzüberschreitender Bezug des Kriteriums | 65 | ||
b) Finalität | 65 | ||
c) Regelungsergebnis im Einzelfall | 66 | ||
III. Beschränkungen durch Unterschiede der Rechtsordnungen | 66 | ||
IV. Inländerdiskriminierungen | 67 | ||
§ 10 Rechtfertigung | 69 | ||
I. Unmittelbare Diskriminierungen | 70 | ||
1. Absolutes Diskriminierungsverbot | 70 | ||
2. Relatives Diskriminierungsverbot | 71 | ||
3. Anforderungen an den rechtfertigenden Grund | 72 | ||
4. Rechtfertigung im Fall des § 110 Abs. 1 S. 1 ZPO a.F. | 73 | ||
II. Mittelbare Diskriminierungen | 74 | ||
1. Rechtfertigung im Fall des § 688 Abs. 1 ZPO a.F. | 75 | ||
2. Rechtfertigung im Fall des § 917 Abs. 2 ZPO a.F. | 75 | ||
III. Ergebnis | 77 | ||
§ 11 Verhältnismäßigkeit | 78 | ||
§ 12 Rechtsfolge | 78 | ||
Drittes Kapitel: Weiteres prozessuales Fremdenrecht | 79 | ||
§ 13 Sicherheitsleistung gemäß § 108 ZPO i.V.m. § 239 BGB | 81 | ||
I. Anwendbarkeit des § 239 BGB auf § 108 ZPO | 81 | ||
II. Verstoß des § 239 BGB gegen das Diskriminierungsverbot | 82 | ||
§ 14 Prozesskostenhilfe gemäß § 116 S. 1 Nr. 2 ZPO | 85 | ||
§ 15 Zustellungsrecht | 86 | ||
I. Fiktive Inlandszustellung gemäß §§ 174 Abs. 2, 175 Abs. 1 S. 3 ZPO | 86 | ||
1. Fingierter Zustellungszeitpunkt | 87 | ||
2. Hinweispflicht | 89 | ||
II. Die französische „remise au parquet“ | 90 | ||
III. Öffentliche Zustellung nach § 203 Abs. 2 ZPO | 91 | ||
§ 16 Beweiswürdigung gemäß § 286 ZPO | 92 | ||
§ 17 Echtheit ausländischer öffentlicher Urkunden gemäß § 438 ZPO | 94 | ||
§ 18 Erfassung ausländischer Urteile von § 917 Abs. 2 ZPO n.F. | 95 | ||
§ 19 Ergebnis zu Teil 1 | 95 | ||
Zweiter Teil: Unterschiede nationaler Zivilprozessrechte als Behinderung der Grundfreiheiten | 97 | ||
Erstes Kapitel: Allgemeines | 98 | ||
§ 20 Beschränkung der Untersuchung auf die Warenverkehrs- und die Dienstleistungsfreiheit | 98 | ||
§ 21 Spannungsverhältnis | 100 | ||
§ 22 Konsequenzen einer Einordnung des Zivilverfahrensrechts unter den Tatbestand der Grundfreiheiten | 101 | ||
I. Vorteile der Anwendbarkeit der Grundfreiheiten | 101 | ||
II. Nachteile der Einbeziehung des Zivilprozessrechts in die Grundfreiheitenkontrolle | 102 | ||
§ 23 Gerichtsstandvereinbarung | 103 | ||
§ 24 Subsidiaritätsprinzip | 105 | ||
Zweites Kapitel: Die Warenverkehrsfreiheit gemäß Art. 28 ff. EG | 106 | ||
§ 25 Die Dassonville-Formel des EuGH | 107 | ||
I. Mitgliedstaatliche Handelsregelung | 108 | ||
II. Handelsbehinderung | 109 | ||
1. Wirkungstechnik | 109 | ||
2. Negative Beeinflussung der Einfuhren | 111 | ||
a) Diskriminierungen | 111 | ||
b) Sonstige Beschränkungen | 112 | ||
aa) Keine Erfassung des Zivilprozessrechts | 113 | ||
bb) Einfluss des Zivilprozessrechts auf den Warenverkehr | 113 | ||
III. Eignung | 114 | ||
IV. Kein Spürbarkeitserfordernis | 115 | ||
V. Ergebnis | 116 | ||
§ 26 Die Cassis de Dijon-Rechtsprechung | 116 | ||
I. Unterschiedslos anwendbare Maßnahmen | 117 | ||
II. Herkunftslandprinzip | 117 | ||
1. Produktmodalitäten | 118 | ||
2. Ausdehnung auf andere Regelungen | 119 | ||
a) Regelungen mit protektionistischer Wirkung | 119 | ||
b) Regelungen ohne protektionistische Wirkung | 120 | ||
3. Zivilprozessrecht | 121 | ||
a) Keine protektionistische Wirkung | 121 | ||
b) Berücksichtigung der Nachfolgerechtsprechung | 122 | ||
c) Bedenken gegen die Anwendung des Herkunftslandprinzips auf das Zivilprozessrecht | 123 | ||
aa) Lex fori-Prinzip | 123 | ||
bb) Anwendung ausländischen Rechts anstelle bloßer Anerkennung | 124 | ||
cc) Kollision von Rechten des Klägers mit denen des Beklagten | 124 | ||
dd) Umgekehrte Diskriminierung | 125 | ||
(1) Grundsätzliche Einbeziehung von Inländern | 125 | ||
(2) Voraussetzung der Grenzüberschreitung | 126 | ||
(3) Ergebnis | 129 | ||
d) Ergebnis | 129 | ||
III. Zwingende Erfordernisse | 130 | ||
1. Einordnung des Merkmals | 130 | ||
2. Kohärenz als Schutzinteresse des Zivilverfahrensrechts | 131 | ||
IV. Ergebnis | 133 | ||
§ 27 Das Urteil Keck | 133 | ||
I. Produktbezogene Regelungen | 135 | ||
II. Verkaufsmodalitäten | 136 | ||
1. Unterschiedslose Anwendbarkeit | 137 | ||
2. Rechtlich und tatsächlich gleiche Betroffenheit | 137 | ||
3. Begriff der Verkaufsmodalität | 138 | ||
III. Konsequenz für das Zivilverfahrensrecht: Erst-recht-Schluss | 139 | ||
1. Quantitative Auswirkungen | 140 | ||
2. Finalität | 142 | ||
3. Spürbarkeit | 143 | ||
4. Marktzugang | 145 | ||
5. Protektionistische Wirkung | 147 | ||
a) Produktmodalitäten | 148 | ||
b) Verkaufsmodalitäten | 149 | ||
c) Zivilprozessrecht | 149 | ||
IV. Bewertung des Rechtsprechungswandels | 150 | ||
1. Kritik am Protektionismuserfordernis | 150 | ||
2. Bekenntnis zum unvollkommenen Binnenmarkt | 151 | ||
V. Ergebnis | 152 | ||
§ 28 Regelungen neben Produkt- und Verkaufsmodalitäten: Allgemeine Ordnungsvorschriften | 153 | ||
I. Existenz einer weiteren Regelungsgruppe | 153 | ||
II. Rechtsprechung des EuGH | 154 | ||
1. Krantz | 154 | ||
2. CMC Motorradcenter | 156 | ||
3. Weitere Urteile | 157 | ||
4. ED Srl./Italo Fenocchio | 158 | ||
III. Voraussetzungen für die fehlende Eignung zur Handelsbehinderung | 160 | ||
1. Unterschiedslos geltende Regelung | 160 | ||
2. Keine Finalität zur Regelung des Warenverkehrs | 161 | ||
3. Auswirkungen zu ungewiss und zu mittelbar | 161 | ||
a) Ungewissheit | 162 | ||
b) Mittelbarkeit | 162 | ||
c) Relativität der Begriffe | 163 | ||
d) Dahinter stehende Erwägungen | 163 | ||
aa) Fehlende feststellbare Kausalität | 163 | ||
bb) Vorrang der Dienstleistungsfreiheit | 164 | ||
cc) Keine protektionistische Wirkung | 165 | ||
dd) Ergebnis | 167 | ||
4. Folge | 167 | ||
IV. Charakterisierung als allgemeine Ordnungsvorschriften | 168 | ||
V. Subsumtion des Zivilprozessrechts unter diese Rechtsprechung | 169 | ||
1. Kausalität | 169 | ||
2. Vorrang anderer Grundfreiheiten | 170 | ||
3. Protektionistische Wirkung | 170 | ||
VI. Ergebnis | 170 | ||
§ 29 Vereinbarkeit der Ansätze für Verkaufsmodalitäten und allgemeine Ordnungsvorschriften | 171 | ||
I. Gemeinsamkeiten beider Ansätze | 171 | ||
II. Unterschiedliche Behandlung von allgemeinen Ordnungsvorschriften und Verkaufsmodalitäten | 172 | ||
III. Prüfungsebene vor Unterscheidung zwischen Produkt- und Verkaufsmodalitäten? | 172 | ||
1. Argumente für den Vorab-Ausschluss allgemeiner Ordnungsvorschriften aus dem Bereich der Maßnahmen gleicher Wirkung | 172 | ||
2. Wirkungskriterium | 173 | ||
IV. Prüfung der einfuhrbehindernden Wirkung | 174 | ||
1. Prüfungskriterien | 174 | ||
2. Indizielle Bedeutung der Regelungskategorien | 175 | ||
§ 30 Ergebnis zur Warenverkehrsfreiheit | 175 | ||
Drittes Kapitel: Die Dienstleistungsfreiheit gemäß Art. 49, 50 EG | 177 | ||
§ 31 Begriff der Dienstleistung | 177 | ||
§ 32 Umfang des Verbotes | 177 | ||
I. Diskriminierungen | 177 | ||
II. Sonstige Beschränkungen | 178 | ||
1. Prüfungsmaßstab | 179 | ||
2. Kategorien von Beschränkungen | 180 | ||
a) Unternehmensbezogene Beschränkungen | 180 | ||
b) Produktbezogene Beschränkungen | 181 | ||
c) Verkaufsbezogene Beschränkungen | 181 | ||
d) Allgemeine Regelungen | 184 | ||
§ 33 Bedeutung der Dienstleistungsfreiheit für das Zivilprozessrecht | 185 | ||
I. Vertreter im Prozess als Dienstleistungserbringer | 185 | ||
1. Rechtsprechung des EuGH | 186 | ||
2. Einordnung als unternehmensbezogene Beschränkungen | 188 | ||
3. Prüfungsmaßstab | 189 | ||
4. Ergebnis | 190 | ||
II. Rechtsstreitigkeiten durch grenzüberschreitende Dienstleistungen | 190 | ||
1. Rechtsprechung des EuGH | 190 | ||
2. Einordnung und Prüfungsmaßstab | 191 | ||
§ 34 Ergebnis zur Dienstleistungsfreiheit | 192 | ||
Gesamtergebnis und Ausblick | 193 | ||
Literaturverzeichnis | 196 | ||
Register der Entscheidungen des EuGH | 212 | ||
Sachwortverzeichnis | 217 |