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Generationengerechtigkeit?
Normen und Praxis im Erb- und Ehegüterrecht 1500-1850
Editors: Brakensiek, Stefan | Stolleis, Michael | Wunder, Heide
Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte, Vol. 37
(2006)
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Abstract
Die aktuellen Debatten über "Generationengerechtigkeit" können vom Blick darauf, wie in den europäischen Gesellschaften vor der Industrialisierung Rechte und Pflichten zwischen den Generationen verteilt waren, profitieren. Das ältere Solidarsystem beruhte primär auf dem Gütertransfer innerhalb von Familie und Verwandtschaft, das heute weitgehend von der öffentlichen Diskussion um Generationengerechtigkeit ausgeschlossen ist. Die Frage nach Gerechtigkeit in der Verteilung von Rechten und Pflichten zwischen den Generationen stellte sich gleichwohl auch in der älteren "Erbengesellschaft".Der Transfer innerhalb von Familie und Verwandtschaft, das heute weitgehend von der öffentlichen Diskussion um Generationengerechtigkeit ausgeschlossen ist. Die Frage nach Gerechtigkeit in der Verteilung von Rechten und Pflichten zwischen den Generationen stellte sich gleichwohl auch in der älteren "Erbengesellschaft".Der Transfer von Vermögensbestandteilen zwischen den Generationen und zwischen den Geschlechtern gewann vor allem während der großen lebensgeschichtlichen Passagen zwingende Bedeutung - Eintritt in das Erwachsenenleben, Eheschließung, Versorgung im Falle von alters- oder krankheitsbedingter Erwerbslosigkeit, schließlich der Tod. Wie diese Transfers vonstatten gingen, wird in den Beiträgen dieses Bandes von Forscherinnen und Forschern aus den Disziplinen Geschichte, Rechtsgeschichte, europäische Ethnologie und Philosophie für verschiedene europäische Länder untersucht. Es zeigt sich, dass Erben oftmals rechtlichen Normen folgte, freilich in Abhängigkeit von kulturell und historisch höchst variablen Vorstellungen über Billigkeit und Gerechtigkeit in den Beziehungen zwischen Jung und Alt sowie zwischen Mann und Frau. Die interdisziplinäre und vergleichende Perspektive der hier versammelten Beiträge dient der Weiterentwicklung und Vertiefung von Fragestellungen und Methoden.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Zu diesem Band | V | ||
Inhalt | VII | ||
Stefan Brakensiek: Generationengerechtigkeit? Normen und Praxis im Erb- und Ehegüterrecht 1500-1850. Eine Einführung | 1 | ||
Emotionen und materielle Interessen im Erbprozess | 3 | ||
Die in Gerechtigkeitsvorstellungen angelegten Antinomien | 8 | ||
Die frühneuzeitliche Erbrechtspraxis als Untersuchungsgegenstand von Ethnologie, Rechtsund Sozialgeschichte | 10 | ||
Die Geltung rechtlicher Normen | 15 | ||
Der Zusammenhang zwischen Norm und Praxis und die Vorstellungen über den Charakter der frühneuzeitlichen Gesellschaften | 17 | ||
Die Vielfalt der Normen: Vorstellungen von Recht und Gerechtigkeit | 23 | ||
Michael Stolleis: Einleitende Bemerkungen zu den Beiträgen von Rüdiger Bittner, Thomas Duve und Roy Garré | 25 | ||
Rüdiger Bittner: Vorstellungen von Gerechtigkeit und von gerechtem Erben in der frühneuzeitlichen Philosophie und Theologie | 29 | ||
I. | 29 | ||
II. | 31 | ||
III. | 32 | ||
IV. | 34 | ||
V. | 35 | ||
VI. | 40 | ||
VII. | 42 | ||
Thomas Duve: Generationengerechtigkeit und Altersversorgung in der juristischen Literatur zur Rechtsstellung alter Menschen des 17. und frühen 18. Jahrhunderts | 45 | ||
I. Die privilegia senectutis als Teil des ius aetatis | 47 | ||
II. Generationengerechtigkeit im Spiegel der privilegia senectutis | 55 | ||
III. Zusammenfassung | 60 | ||
Roy Garré: Familie und consuetudo in der frühneuzeitlichen italienischen Rechtsordnung | 63 | ||
I. Methodologische Prämisse | 63 | ||
II. Das Gewohnheitsrecht im Allgemeinen | 65 | ||
III. Das Gewohnheitsrecht in der Familie | 67 | ||
Erben und Vererben als Prozess: Formen der Altersversorgung und des Vermögenstransfers im Stadtbürgertum und im Adel | 77 | ||
Barbara Dölemeyer: Vermögenstransfer in bürgerlichen Familien: Frankfurt am Main im 18. und 19. Jahrhundert | 79 | ||
I. Rechtslage | 79 | ||
1. Privatrechtsgesetzgebung in Frankfurt seit dem 16. Jahrhundert bis zum BGB (mit Ausnahme der napoleonischen Zeit): eine traditionale und statische Ordnung | 79 | ||
2. Eherecht, besonders Ehegüterrecht und Erbrecht | 81 | ||
a) Gesetzlicher Güterstand | 82 | ||
b) Eheverträge | 83 | ||
c) Gesetzliche Erbfolge: Ehegattenerbrecht | 84 | ||
d) Gewillkürte Erbfolge | 85 | ||
3. Bürgerrecht und Nahrungsschütz | 86 | ||
4. Vergleich: Augsburg | 87 | ||
II. Fallkonstellationen in Handel und Gewerbe | 88 | ||
III. Rechtsfälle | 89 | ||
1. 18. Jahrhundert: Reichskammergericht | 90 | ||
a) Maria Margaretha von Bertram und Adam Friedrich Lauterbach | 90 | ||
b) Witwe Sophie Henriette Albertine Friderique von Adlerflycht, geb. von Werkamp und Baron Otto Berend von Stackelberg | 91 | ||
2. 19. Jahrhundert: Oberappellationsgericht der vier Freien Städte in Lübeck | 92 | ||
a) Margaretha Rapp, verwitwete Dauth, geborene Fliedner und Johann Conrad Fliedner gegen Cornelius Philipp Breckheimer und Consorten | 92 | ||
IV. Schluss | 93 | ||
Ulrike Hindersmann: Rechtsnorm und Rechtspraxis der Kunkellehen im Fürstentum Osnabrück | 95 | ||
Lehnsträgerinnen vom 12. Jahrhundert bis zur ersten Lehnrechtsordnung 1561 | 98 | ||
Lehnsträgerinnen vom 17. bis zum 19. Jahrhundert | 100 | ||
Konflikte um die Lehnsfolgen von Frauen | 105 | ||
Ergebnisse und Ausblick | 111 | ||
Axel Flügel: Die Vererbung adliger Lehngüter in Kursachsen im 18. Jahrhundert | 115 | ||
Erben und Vererben als Prozess: Erbpraxis und Generationengerechtigkeit in ländlichen Regionen Westfalens | 137 | ||
Volker Lünnemann: Der Preis des Erbens. Besitztransfer und Altersversorgung in Westfalen, 1820-1900 | 139 | ||
Einleitung | 139 | ||
Die Untersuchungsorte | 143 | ||
Die Wahl des Haupterben | 145 | ||
Die Regelung des Altenteils | 158 | ||
Fazit | 161 | ||
Christine Fertig und Georg Fertig: Bäuerliche Erbpraxis als Familienstrategie: Hofweitergabe im Westfalen des 18. und 19. Jahrhunderts | 163 | ||
I. Ländliche Erbpraxis als Forschungsproblem | 163 | ||
II. Formen von Besitztransfers in Westfalen | 171 | ||
1. Besitzübergabe durch die Elterngeneration | 173 | ||
2. Besitzübernahme und Lebenswege der jüngeren Generation | 175 | ||
III. Erbrecht oder bäuerliche Familienstrategien? | 182 | ||
Susanne Rouette: „Hofesbande\" – Bauernfamilien, Verwandtschaft und Besitz im münsterländischen Diestedde im 19. Jahrhundert | 189 | ||
Zur ökonomischen und rechtlichen Situation der Bauern in Diestedde | 192 | ||
Heiraten und Wiederheiraten in Diestedde | 199 | ||
Der Familienname als Zeichen für Kontinuitätsdenken | 211 | ||
Erben und Vererben als Prozess: Studien zu den Formen der Altersversorgung und zum Vermögensstransfer im Erbgang in Dörfern Böhmens und Österreichs | 217 | ||
Dana Stefanová: Ausgedinge und Besitztransfer: Gerechtigkeit zwischen den Generationen? Das Beispiel der Herrschaft Frýdlant in Nordböhmen, 1558–1750 | 219 | ||
Rechtspraxis in Böhmen | 221 | ||
Ausgedinge | 226 | ||
Getrennte Lebensbereiche | 235 | ||
Schluss | 239 | ||
Margareth Lanzinger: Generationengerechtigkeit mittels Vertrag. Besitz- und Vermögensregelungen zwischen Reziprozität und Unterordnung, Ausgleich und Begünstigung (zweite Hälfte 18. Jahrhundert) | 241 | ||
Verträge und Rechtskulturen | 242 | ||
Der lokale und regionale Kontext | 245 | ||
Zwischen den Generationen: Verträge mit Witwen | 247 | ||
Zwischen den Generationen: Verträge zwischen Eltern und einheiratenden Kindern | 252 | ||
Innerhalb einer Generation: Regelungen für weichende Geschwister | 257 | ||
Innerhalb einer Generation: Ausgleich und Begünstigung | 260 | ||
Schluss | 262 | ||
Gertrude Langer-Ostrawsky: Bäuerliche Testamente als Instrumente der Generationengerechtigkeit in der niederösterreichischen Stiftsherrschaft Göttweig (18./19. Jahrhundert) | 265 | ||
I. Rechtliche Grundlagen | 266 | ||
Besitzrecht | 267 | ||
Ehegüterrecht | 267 | ||
Erbrecht | 268 | ||
Erbpraktiken: Übernahme durch den überlebenden Elternteil | 270 | ||
Erbpraktiken: Besitztransfer an die nächste Generation | 271 | ||
II. „Sollen meine Kinder gleich gemacht werden\". Testamente als Instrumente der Verteilungsgerechtigkeit im Stift Göttweig | 271 | ||
Das Abfassen von Testamenten | 272 | ||
Zur Formelsprache der Testamente | 273 | ||
„Überzeugt, daß der Tod einen jeden Menschen gewiß ist, die Stunde desselben aber ungewiß ist. | 273 | ||
„ Um allen Streitigkeiten, die sich etwa nach meinem Tod ergeben könnten, vorzubeugen | 274 | ||
Die Erbeinsetzung | 274 | ||
Die materielle Seite der Testamente und letzten Willensbezeigungen | 274 | ||
Erben und soziales Netzwerk | 275 | ||
„Nach ihrem Verdienst und Verhalten\" – Gehorsam und Wohlverhalten | 275 | ||
Anerkennung als Ahne | 277 | ||
Patenschaft | 277 | ||
„Die letzte Treu | 277 | ||
„Da ich ein nahes Ende meines irdischen Lebens voraussehe\" - Ökonomie, Gerechtigkeit und Gefühle i n den Beziehungen zwischen den Generationen | 279 | ||
Testament | 279 | ||
Konflikte ums Erbe: Materielle Aspekte und Emotionen | 281 | ||
Ulrike Langbein: Vom Ideellen im Materiellen: Plädoyer für einen mikroskopischen Blick auf das Erbe | 283 | ||
Fremde Hochzeiten: Hinführung | 283 | ||
Den Dingen auf den Grund gehen: Thema und Anlage der Forschung | 284 | ||
„Bedeutungsgewebe\" oder „Beziehungswahn\"? Wege und Irrwege der Analyse | 286 | ||
Das Vermächtnis der Dinge: kulturelle Tradierung | 289 | ||
Die Sehnsucht nach Dauer: soziale Kontinuierung | 292 | ||
Die Macht der Dinge: normative Orientierung | 295 | ||
Ideelles und Materielles: Das Erbe als komplexe Kulturtechnik der Tradierung | 297 | ||
Andrea Häuser: Erben und Teilen – ein zweiter Blick auf Forschungsergebnisse einer Sachkulturforschung | 301 | ||
Das ,Erbe´ – ein Thema der kulturwissenschaftlichen Sachkulturforschung | 301 | ||
„Inventuren und Teilungen\" – schriftliches Substrat der Erbpraxis | 304 | ||
Die soziale Logik des Erbens und Vererbens | 306 | ||
Egalität und Konkurrenz | 309 | ||
Wandel der sozialen und kulturellen Reproduktion der Dorfgesellschaft | 310 | ||
Kultur der Versteigerungen – eine neue Form der Übernahme des Erbes | 312 | ||
Ein zweiter Blick | 314 | ||
Barbara Krug-Richter: „Als ein Knecht und Magd zu dienen\" – Konflikte um Gut und (Haus-)Herrschaft in der westfälischen Grund- und Gerichtsherrschaft Canstein um 1700 | 317 | ||
Generationenverträge | 322 | ||
Generationenkonflikte | 326 | ||
Autorenverzeichnis | 337 |