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Gascard, J. (1993). Medea-Morphosen. Eine mytho-psychohistorische Untersuchung zur Rolle des Mann-Weiblichen im Kulturprozeß. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-47631-2
Gascard, Johannes R.. Medea-Morphosen: Eine mytho-psychohistorische Untersuchung zur Rolle des Mann-Weiblichen im Kulturprozeß. Duncker & Humblot, 1993. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-47631-2
Gascard, J (1993): Medea-Morphosen: Eine mytho-psychohistorische Untersuchung zur Rolle des Mann-Weiblichen im Kulturprozeß, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-47631-2

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Medea-Morphosen

Eine mytho-psychohistorische Untersuchung zur Rolle des Mann-Weiblichen im Kulturprozeß

Gascard, Johannes R.

Sozialökonomische Studientexte, Vol. 24

(1993)

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Abstract

Im Schlußbild von Euripides' "Medea" von 431 v. Chr. erscheint diese, nachdem sie die zukünftige Braut ihres Mannes Jason und ihre eigenen Kinder umgebracht hat, triumphierend mit den Kinderleichen auf einem Drachenwagen in der Luft, Jason ein schmähliches Ende unter den Trümmern seines einst glorreichen Schiffs und nunmehrigen Wracks Argo voraussagend.

Nachdem es um diese rachsüchtig-triumphierende Geliebten- und Kindermörderin lange Zeit eher still gewesen ist, erscheint die Gestalt der Medea in unserem Jahrhundert erneut gleichsam auf ihrem Drachenwagen in der Luft.

Eine derartige Epiphanie wird unweigerlich in der Literatur eher verspürt als von der Wissenschaft analysiert. Dementsprechend gibt es bisher zwar bereits eine beachtliche Anzahl von zeitgenössischen literarischen "Medeen"- zunächst nur von männlichen, neuerdings aber auch von weiblichen Autoren, jedoch noch keine tiefergehende wissenschaftliche Durchdringung des Phänomens.

Anliegen dieser Schrift ist es daher zu zeigen, daß und warum das Thema "Medea" heute tatsächlich wieder in der Luft liegt - das zeitgenössische literarische Erspüren insofern also durchaus auf der richtigen Fährte ist -, und nach den tieferen sozio-psychoanalytischen Gründen für diese erneute Relevanz der rachsüchtig-triumphierenden Medea-Gestalt zu fragen, sowie schließlich nach der voraussichtlichen Richtung, die ihr Drachenwagen wohl diesmal nehmen wird.

Als übergreifender methodologischer Ansatz bot sich dabei die Mytho-Psychohistorie an, die am roten Faden der Wandlungen des Medea-Mythos entlang, oder wie es hier heißen soll anband der "Medea-Morphosen", eine sozio- und individualpsychologische Aspekte verbindende, tiefenpsychologisch fundierte Analyse des kulturhistorischen Verlaufs der Geschlechterbeziehung in Antike und Abendland entstehen ließ.

- Vorwort: Medea-Faszination heute, S. 5-6

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Einleitung: Die Empörung der zeitgenössischen Frau 13
Erster Teil: Theorienübersicht 16
I. Relevante sozio-psychologische Theorien 16
1. Feminismus 16
2. Freud 17
3. Adler 20
4. Horney, Jones 21
5. Heutige psychoanalytische Theorien 23
6. Die Ergebnisse der foetalen Hormonforschung 29
7. Gesucht – eine sozio-psychodynamische Theorie des Geschlechterverhältnisses 32
8. Die psychohistorische Entwicklungstheorie Erich Neumanns 33
II. Die „Empörung der Medea“ als ein Hauptsymptom der Krise unseres Spätpatriarchats 37
1. Der Medea-Mythos als psychohistorischer Leitfaden der Untersuchung 38
Zweiter Teil: Medea-Morphosen in der Antike 43
A. Medea als die weibliche Wandlungsgestalt des antiken Kulturverlaufs 43
B. Die Medea des Euripides und ihr mytho-psychohistorischer Hintergrund 43
C. Etymologie des Wortstammes med 47
D. Die einzelnen Phasen der Medea-Morphosen 48
I. Medea als maternale Stadtgöttin Korinths 48
1. Die Transzendenz des Maternats durch den Mutter-Sohn 52
2. Die Transzendenz des Maternats durch die Mutter-Tochter 56
3. Der Demeter-Kore-Mythos 58
II. Medea als königliche Vater-Tochter in Korinth 61
1. Die kulturelle Fruchtbarkeit des Barbarischen 62
III. Medea als lunare Zauberin in der mykenischen Heldenzeit 64
1. Der Heldenmythos als Brücke zwischen Helden- und Ritterzeit 67
2. Die Fakten des Argonauten-Mythos 68
3. Ent-Fremdung Medeas nach Aia 70
4. Das Goldene Vließ als Symbol unabhängiger Männlichkeit 71
5. Der Drache als Symbol kämpferischer Weiblichkeit 74
6. Der Traum der Medea 79
IV. Medea als un-heimliche Hexe im Frühpatriarchat 84
1. Erfolgloser Empörungsversuch 87
V. Der Medea-Komplex im Hochpatriarchat 89
1. Die hochpatriarchale Frau als schweigende Kultur-Trägerin 90
2. Pindars Medea 92
3. Die hochpatriarchale Realität der Medea-Frau 93
4. Definition des Medea-Komplexes 96
5. Die Symptome des Medea-Komplexes 99
6. Verdeckte Racheübertragung auf die Kinder 102
VI. Die erfolgreiche Empörung der Medea im Spätpatriarchat 107
1. Die Selbst-Demontage des Hochpatriarchats 108
a) Das Entgegenkommen in der mittäglichen kulturellen Wendezeit 110
2. Die Emanzipation der griechischen Frau 115
3. Die Emanzipation der römischen Frau 120
a) Der II. Punische Krieg als Wende zum römischen Spätpatriarchat 124
b) Die Aufhebung der Lex Oppia 128
4. Verwirklichung des „Traums der Medea“ jetzt? 133
a) Unfruchtbare „Stockung“ 134
b) Vergebliche Restaurationsversuche der Guten Alten Zeit 137
VII. Medea als Bona Dea im Rahmen der „Zweiten Kindheit“ 143
1. Caesarismus als erneute Landeskindschaft 145
a) Brot und Spiele als Danaer-Geschenk 147
b) Die Philosophie des „ohne mich“ 150
c) Finales Amusement 152
2. Kindliche „religio“ zur Großen Mutter 154
a) Vom Wissen zum Glauben 157
b) Die Rückkehr der Göttinnen 163
c) Muttergöttin gegen Mutterlosigkeit 165
3. Bona Me-Dea 168
a) Ovids Medea als barbarisch-wirkmächtige Wandlungsgestalt 170
b) Erneuernde Wandlung in der mitternächtlichen kulturellen Wendezeit 173
c) Steigernde Wandlung der religio zum Christentum 175
d) Begeisterung der Medea-Frauen für das Christentum 178
e) Asketische Übermoral gegen emanzipatorische Unmoral 180
f) Vollendung und Aufhebung der Emanzipation 183
VIII. Zwischenbilanz 186
Dritter Teil: Medea-Morphosen im Abendland 188
A. Übereinstimmungen und Unterschiede 188
B. Die einzelnen Phasen der Medea-Morphosen 189
I. Die Medea-Frau im Anarchat 189
II. Die Medea-Frau im „Dark Age“ 192
1. Traum der Medea II 194
2. Die frühmittelalterliche Frau als Nonne, Grundbesitzerin und Herrscherin 197
3. „Weg vom Fenster“ ab dem Hochmittelalter 203
III. Die Medea-Frau im Frühpatriarchat 205
1. Der abendländische Drachenkampf-Mythos 206
a) Der St. Georgs-Mythos 210
b) Christliche Askese und Abwertung der Frau 212
c) Gotisch-scholastische Spaltung des Frauenbildes 213
d) Praktische Verschlechterung der Stellung der Frau 220
e) Faustische Scheinlösungen der gotischen Repression 222
2. Häretische Empörungsversuche 226
a) Hexen-Identifikationen 230
b) Prä-Naissance der Virago 232
3. Die Medea-Frau auf dem Scheiterhaufen 235
a) Die spätmittelalterliche Hexen-Theologie 236
b) Die Psychodynamik des Hexenwahns 239
c) Die Unzeitgemäßheit der Medea-Sagas 245
IV. Die Medea-Frau im neuzeitlichen Hochpatriarchat 246
1. Absoluter Patriarchalismus 248
a) Modernes Weltbild und Hexenjagd 251
b) Calvinistischer Puritanismus als Motor der neuzeitlichen Weltmaschine 253
c) Corneilles Medea 257
2. Der Medea-Komplex II 258
a) Rousseau als Ideologe der natürlichen Inferiorität der Frau 258
b) Die Ideal-Frau als Heimchen am Biedermeier-Herd 260
c) Die Symptome des Medea-Komplexes 263
d) Die Verhexung der Mutterbeziehung 266
e) Die Angst-Lust vor der „femme fatale“ 267
V. Empörung der Medea-Frau II und männliches Entgegenkommen im Spätpatriarchat 270
1. Die Wurzeln 270
a) Geist der Aufklärung und „Entgegenkommen“ 272
b) De Sade als sado-masochistischer Vorläufer des Entgegenkommens 274
c) Das Entgegenkommen bei Goethe und der Romantik 277
d) Grillparzers Medea 279
e) Bachofens „Mutterrecht“ 280
f) Das Entgegenkommen des Dandy gegenüber seiner „Nora“ 282
g) Der I. Weltkrieg als äußere Wende zum Spätpatriarchat 284
2. Befreiende Selbst-Demontage des Männlichen 285
a) Hysterische Wiederkehr des Verdrängten 286
b) Panische Angst vor einem „weiter so“ 287
c) Verweiblichung an allen Fronten 288
d) Die „vaterlose“ Gesellschaft 291
3. Gegenläufige Befreiung der klitoridalen Frau 294
a) Auf dem Weg zur mutterlosen Gesellschaft 294
b) Feministische Zukunftsentwürfe 297
Vierter Teil: Quo vadis? 303
I. Renaissance des Patriarchats oder gar eines Maternats? 304
II. Verwirklichung des „Traums der Medea“ heute? 306
1. Androgynie als spätzeitlich-unfruchtbare Devolution 309
III. Auf dem Weg zur „Zweiten Kindheit“ 314
1. Neo-Caesarismus 315
a) „Brot und Spiele“ heute 315
b) Visuelle Ent-Bildung 317
c) Lauter werdender Ruf nach dem „Über-Vater“ 321
d) Ein neuer Augustus als Betreiber der „Muttermaschine“? 324
2. Mutter-Göttin gegen Mutter-Maschine 326
a) Renaissance der „religio“ zum mutter-göttlichen Ursprung 327
b) Wiederum: Vom Wissen zum Glauben 329
c) Das Nicht-mehr-wissen-Wollen des „New Age“ 332
d) Der „Gaia“-Mythos 333
e) Von der mystischen Wissenschaft zur trans-wissenschaftlichen Mystik 335
3. Die Panik des „New Age“ 338
a) Abbitte gegenüber der Großen Göttin 340
b) Das spirituelle „Wickelkind“ der mutterlosen Gesellschaft 342
c) Das „Peter-Pan“-Syndrom 345
d) Peter-panische Ausfüllungsversuche 347
e) Mutter-religio als ultima irratio 351
f) Aus Spiel wird Ernst 355
g) New Age-Spiritualität als Old Age-Gnosis 356
h) Der spirituelle Todestrieb der „Zweiten Kindheit“ 358
4. Bona Me-Dea II 360
a) Robert v. Ranke-Graves Medea als „barbarische“ Wandlungsgestalt 360
b) Von der zerstörerischen Rache zur kulturumwandelnden Sterbehilfe 363
c) Umrisse einer kulturellen Wiedergeburt in mitternächtlicher Wendezeit 365
d) Allah ist groß? 366
Ausblick: „Traum der Medea“ nur ein Traum? 369
Ergebnis: Medea als allzeitige Kultur-Wandlungs-Gestalt 372
Bibliographie 375